Cardoso und Co.: Früher Bundesliga, heute Regionalliga

Die Vorfreude ist da, klar. Immerhin ist Derby in Hamburg. HSV gegen St. Pauli. Voll wird die Imtech-Arena heute (ab 17 Uhr) trotzdem nicht. Wenn 2000 Zuschauer kommen, wären die Verantwortlichen zufrieden. Schließlich geht es hier nicht um Bundesliga, sondern um die Regionalliga Nord. Die zweiten Mannschaften der beiden Profiklubs treffen aufeinander.

Rodolfo Esteban Cardoso spürt es dennoch, dieses gewisse Kribbeln - wie immer vor einem Spiel. Die gähnende Leere im Stadion wird ihm nichts ausmachen. Er ist weitaus kleinere Kulissen gewohnt. Vor sechs Jahren hat er noch die D-Junioren des HSV trainiert, danach die B-Junioren und die U 19. "Ich kenne sehr viele Sportplätze, ich habe als Trainer ganz kleine Brötchen gebacken", sagt Cardoso sachlich, ohne jegliches Bedauern und ohne Zerknirschtheit.

Cardoso: 220 Bundesligaspiele, 47 Tore

Dabei kennt der 43-Jährige die schillernde Seite des Fußballs sehr gut. 220 Bundesligaspiele hat er als Profi bestritten, 47 Tore geschossen. Mit dem HSV spielte er in der Champions League, mit Werder Bremen im UEFA-Cup.

Auch als Trainer hat der Argentinier schon in der Bundesliga gearbeitet, für zwei Spiele in der Vorrunde der laufenden Saison, als die Hamburger sich von Michael Oenning getrennt und Thorsten Fink noch nicht verpflichtet hatten. Da er bisher keine Fußball-Lehrer-Lizenz hat, kam Cardoso nur als Übergangslösung in Frage. Er machte seine Sache gut und kehrte anschließend klaglos ins zweite Glied zurück.

Pacult in Leipzig, Ismael in Hannover

Trainer mit Bundesliga-Vergangenheit sind in der Regionalliga Nord keine Seltenheit. Bei sieben Klubs haben Männer an der Seitenlinie das Sagen, die erstklassig gespielt oder gecoacht haben - oder wie Cardoso beides. Der Österreicher Peter Pacult ist so ein Fall. Er stürmte einst für den TSV 1860 München, wurde dort später Co-Trainer unter Werner Lorant und Cheftrainer. Heute kümmert er sich um RB Leipzig.

Der Franzose Valerien Ismael, früher für Hannover 96 und Bayern München am Ball, leitet Hannovers zweite Mannschaft an. Auch Vasilie Miriuta hat bei Energie Cottbus den Wandel vom Spieler zum U 23-Verantwortlichen vollzogen. Karsten Heine (Hertha BSC II) absolvierte 286 Partien in der DDR-Oberliga, unter anderem für Union Berlin und Stahl Brandenburg, und sprang später bei der Hertha kurzzeitig als Interimstrainer in der Bundesliga ein.



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Die Vorfreude ist da, klar. Immerhin ist Derby in Hamburg. HSV gegen St. Pauli. Voll wird die Imtech-Arena heute (ab 17 Uhr) trotzdem nicht. Wenn 2000 Zuschauer kommen, wären die Verantwortlichen zufrieden. Schließlich geht es hier nicht um Bundesliga, sondern um die Regionalliga Nord. Die zweiten Mannschaften der beiden Profiklubs treffen aufeinander.

Rodolfo Esteban Cardoso spürt es dennoch, dieses gewisse Kribbeln - wie immer vor einem Spiel. Die gähnende Leere im Stadion wird ihm nichts ausmachen. Er ist weitaus kleinere Kulissen gewohnt. Vor sechs Jahren hat er noch die D-Junioren des HSV trainiert, danach die B-Junioren und die U 19. "Ich kenne sehr viele Sportplätze, ich habe als Trainer ganz kleine Brötchen gebacken", sagt Cardoso sachlich, ohne jegliches Bedauern und ohne Zerknirschtheit.

Cardoso: 220 Bundesligaspiele, 47 Tore

Dabei kennt der 43-Jährige die schillernde Seite des Fußballs sehr gut. 220 Bundesligaspiele hat er als Profi bestritten, 47 Tore geschossen. Mit dem HSV spielte er in der Champions League, mit Werder Bremen im UEFA-Cup.

Auch als Trainer hat der Argentinier schon in der Bundesliga gearbeitet, für zwei Spiele in der Vorrunde der laufenden Saison, als die Hamburger sich von Michael Oenning getrennt und Thorsten Fink noch nicht verpflichtet hatten. Da er bisher keine Fußball-Lehrer-Lizenz hat, kam Cardoso nur als Übergangslösung in Frage. Er machte seine Sache gut und kehrte anschließend klaglos ins zweite Glied zurück.

Pacult in Leipzig, Ismael in Hannover

Trainer mit Bundesliga-Vergangenheit sind in der Regionalliga Nord keine Seltenheit. Bei sieben Klubs haben Männer an der Seitenlinie das Sagen, die erstklassig gespielt oder gecoacht haben - oder wie Cardoso beides. Der Österreicher Peter Pacult ist so ein Fall. Er stürmte einst für den TSV 1860 München, wurde dort später Co-Trainer unter Werner Lorant und Cheftrainer. Heute kümmert er sich um RB Leipzig.

Der Franzose Valerien Ismael, früher für Hannover 96 und Bayern München am Ball, leitet Hannovers zweite Mannschaft an. Auch Vasilie Miriuta hat bei Energie Cottbus den Wandel vom Spieler zum U 23-Verantwortlichen vollzogen. Karsten Heine (Hertha BSC II) absolvierte 286 Partien in der DDR-Oberliga, unter anderem für Union Berlin und Stahl Brandenburg, und sprang später bei der Hertha kurzzeitig als Interimstrainer in der Bundesliga ein.

Breitenreiter: Einst Köstners Zögling, nun Kollege

Andre Breitenreiter vom TSV Havelse trug in den 90er-Jahren das Trikot des HSV, VfL Wolfsburg und der SpVgg Unterhaching, nahm außerdem 1993 an der U 20-WM teil. In Unterhaching war Breitenreiter Schützling von Lorenz-Günther Köstner. Heute sind sie Kollegen.

Köstner ist der erfahrenste Trainer in der Regionalliga Nord. Fast 25 Jahre hat er als Coach auf dem Buckel. 109-mal saß er in der Bundesliga auf der Bank, 277-mal in der 2. Bundesliga. Köstner führte Unterhaching von der Regionalliga bis in die Bundesliga. Weitere markante Stationen waren der 1. FC Köln und Karlsruher SC.

Im Winter 2008/2009 holte ihn Felix Magath nach Wolfsburg. Köstners Aufgabe: die Talente aus der zweiten Mannschaft an den Profifußball heranführen und an hohe Belastungen gewöhnen.

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"Trainer mit Leib und Seele"

Ein halbes Jahr später war Magath weg, Köstner blieb. Mittlerweile arbeiten beide wieder zusammen. Dass er in Wolfsburg gerade seine vierte Saison erlebt, überrascht Köstner selbst. Bereut hat er den Schritt in die Regionalliga nicht. "Ich bin einfach Trainer mit Leib und Seele", sagt der 60-Jährige. "Es gibt nichts Schöneres, als in diesem Job zu arbeiten."

In seiner zweiten Saison schnupperte Köstner noch einmal am großen Fußball. Der VfL hatte gerade Magaths Nachfolger Armin Veh beurlaubt, Köstner sprang für 15 Spiele in die Bresche und zog ins Viertelfinale der Europa League ein. Am Rundenende räumte er den Posten absprachegemäß wieder. "Ich war selbst gespannt, wie ich damit umgehe", erzählt er. Er tat es wie gewohnt: sachlich, professionell.

Köstner gibt zu, dass er die Bundesliga vermisst, die vollen Stadien, die Aufmerksamkeit, das Adrenalin. "Natürlich tue ich das, da muss ich ehrlich zu mir selbst sein", sagt er. "Aber das ist kein Grund, in der Regionalliga nicht seriös zu arbeiten und glaubwürdig aufzutreten. Ich sage nicht, dafür fühle ich mich zu schade."

"Natürlich ist die Bundesliga ein Ziel"

Köstner befindet sich auf der Zielgeraden seiner Trainerkarriere. Kollegen wie Ismael, Breitenreiter und Cardoso stehen eher am Anfang. Sie geben nicht nur Erfahrungen aus ihrer Zeit als Spieler weiter, sie sammeln selbst wichtige Erfahrungen. Der Blick zurück hilft dabei nur bedingt. Den Vorteil, eine große Vergangenheit zu haben und dadurch bei den Spielern mehr Gehör zu finden, sieht Cardoso schnell aufgebraucht: "Als Trainer darf ich nicht mit Geschichten von früher anfangen, das interessiert die Jungs heute nicht mehr. Da muss man eine andere Ansprache finden."

Und der Wunsch nach mehr, nach der Rückkehr auf die große Bühne? Cardoso überlegt kurz. "Natürlich ist die Bundesliga ein Ziel", sagt er, "aber das Wichtigste ist, dass der Job Spaß macht." Ganz unten angefangen und sich aus dem Jugendbereich nach oben gearbeitet zu haben, bezeichnet der Argentinier für sich persönlich als "richtigen Weg". Traumschlösser mag er nicht bauen: "Ich bin schon als Spieler immer mit den Füßen auf dem Boden geblieben."

Darum kann es heute auch ruhig das kleine Derby sein. Hamburger SV II gegen FC St. Pauli II. Mit dem Trainer als Star - ein gewohntes Bild in der Regionalliga Nord.