Campo Bahia: Die roten Tage sind vorbei

Wenn die Zukunft entschieden wird, ist die Finsternis schon Gegenwart. Abends im Campo Bahia. Es wird schnell Nacht in Brasilien, früher als in Deutschland ist der Himmel schwarz. Um 21.30 Uhr huschen Schatten eilig den sandigen Weg entlang. Keiner will zu spät kommen, niemand mit Unpünktlichkeit unangenehm auffallen. Im Haus der Ärzte treffen sich nicht Bela B und Farin Urlaub, im Teamquartier findet ein Spitzengespräch der medizinischen Abteilung mit den Fitnesstrainern und Assistenztrainer Hansi Flick statt. Der Inhalt ist brisant, besprochen wird das Training der deutschen Nationalmannschaft. Dabei versorgen sich Flick und die Fitnesstrainer Benni Kugel und Shad Forsythe mit allen relevanten Informationen. Spieler für Spieler wird besprochen. Wer wurde behandelt, wie intensiv wurde er behandelt, gibt es Verletzte oder Spieler, die in irgendeiner Form beeinflusst sind?

Und zum Glück – relevante Vorfälle dieser Art sind im Campo Bahia bislang nicht aufgetreten. Die Fitnesstrainer können sich folglich bei der Festlegung des Warm-up-Programms weitgehend an dem orientieren, was bereits vor Monaten detailliert erarbeitet wurde.

Kugel und Forsythe sind 45 Minuten vor der Mannschaft da

12.15 Uhr auf dem Fußballplatz in Santo André, ein Blick in die Zukunft. Ruhe. Ein paar Sicherheitskräfte sind da, auch Rasenpapst Rainer Ernst, die Sonne brennt, das Gras wird gewässert. Jetzt kommt Leben ins Stillleben, die Fitnesstrainer entern das Szenario. Immer 45 Minuten vor der Mannschaft sind Kugel und Forsythe schon da. Sie beginnen mit dem Aufbau der Fitnesseinheit, mit der jedes Training eröffnet wird. Markierungen werden platziert, Leibchen gezählt, kleine Tore bereit gestellt, große Pläne im Kleinen umgesetzt.

Vor Monaten in Deutschland. Joachim Löw hat geladen. Hansi Flick ist da. Andi Köpke auch. Dazu Kugel und Forsythe. Brainstorming, Gedankenaustausch, Ideensammlung. Wann machen wir was? Wann wird wie welcher Reiz gesetzt? Welche Belastung ist zu welchem Zeitpunkt sinnvoll? Wie wollen wir spielen, wie müssen wir dafür trainieren? Jeder Tag der Vorbereitung wird besprochen, jede Einheit nach der Ankunft im Campo Bahia, alle Übungen vor und zwischen den hoffentlich sieben Spielen des DFB-Teams bei der WM 2014. Dabei wurde die Trainingsperiodisierung in drei Zyklen unterteilt: Makro, Meso, Miro. Mikro, Tippfehler. Orientiert an einer simplen Vorgabe: Leistungs- und Fitnesszustand müssen ihren Höhepunkt erreichen, wenn der Schiedsrichter die 90 Minuten eröffnet.

Heute steht die Ampel auf Gelb mit einem Schimmer ins Rötliche

Intensität und Dauer der Trainingseinheiten sind farblich gekennzeichnet. Rot, Gelb, Grün. Rot steht für, richtig, Vollgas, die höchste Intensität. Die roten Tage sind Geschichte. Im Trainingslager in Südtirol haben die Spieler noch ziemlich viel Rot gesehen, in Santo André sind die Farben brasilianisch: überwiegend Gelb und Grün. Heute steht die Ampel auf Gelb mit einem Schimmer ins Rötliche. Drei Tage vor dem ersten Spiel haben die Trainer die zweite Spieltagssimulation angesetzt. Trainiert wird um 13.00 Uhr für 90 Minuten.

Das Programm der Fitnesstrainer orientiert sich danach, welche Belastung im weiteren Verlauf des Trainings gefordert ist. Aufgabe von Benjamin Kugel, Shad Forsythe, Darcy Norman und Mark Verstegen ist es, die Spieler so vorzubereiten, wie es für den folgenden Teil sinnvoll ist. Beginnt der fußballerische Teil des Trainings mit taktischen Übungen, können die Fitnesstrainer das Warm-up für Korrektivübungen nutzen, zur Aktivieren der Gesäßmuskulatur, der Beine, des Rumpfs. Mitunter klingt dies erstaunlich nach F-Jugend, wenn Kugel hierfür die Anweisungen gibt. "Hopserlauf" ist ein Begriff, der in der Welt der Nationalmannschaft exotisch klingt und von Kugel mit Intention eingesetzt wird. Er ist der einzige Deutsche unter den Fitnesstrainern. Die Spieler hören viel Englisch, es heißt ständig "Bouncing. Skipping. Bounding", Kugels deutsche Kategorien sind ein scherzhaftbewusstes Gegenmittel. Wir sind ja immer noch bei der deutschen Nationalmannschaft!



[bild1]

Wenn die Zukunft entschieden wird, ist die Finsternis schon Gegenwart. Abends im Campo Bahia. Es wird schnell Nacht in Brasilien, früher als in Deutschland ist der Himmel schwarz. Um 21.30 Uhr huschen Schatten eilig den sandigen Weg entlang. Keiner will zu spät kommen, niemand mit Unpünktlichkeit unangenehm auffallen. Im Haus der Ärzte treffen sich nicht Bela B und Farin Urlaub, im Teamquartier findet ein Spitzengespräch der medizinischen Abteilung mit den Fitnesstrainern und Assistenztrainer Hansi Flick statt. Der Inhalt ist brisant, besprochen wird das Training der deutschen Nationalmannschaft. Dabei versorgen sich Flick und die Fitnesstrainer Benni Kugel und Shad Forsythe mit allen relevanten Informationen. Spieler für Spieler wird besprochen. Wer wurde behandelt, wie intensiv wurde er behandelt, gibt es Verletzte oder Spieler, die in irgendeiner Form beeinflusst sind?

Und zum Glück – relevante Vorfälle dieser Art sind im Campo Bahia bislang nicht aufgetreten. Die Fitnesstrainer können sich folglich bei der Festlegung des Warm-up-Programms weitgehend an dem orientieren, was bereits vor Monaten detailliert erarbeitet wurde.

Kugel und Forsythe sind 45 Minuten vor der Mannschaft da

12.15 Uhr auf dem Fußballplatz in Santo André, ein Blick in die Zukunft. Ruhe. Ein paar Sicherheitskräfte sind da, auch Rasenpapst Rainer Ernst, die Sonne brennt, das Gras wird gewässert. Jetzt kommt Leben ins Stillleben, die Fitnesstrainer entern das Szenario. Immer 45 Minuten vor der Mannschaft sind Kugel und Forsythe schon da. Sie beginnen mit dem Aufbau der Fitnesseinheit, mit der jedes Training eröffnet wird. Markierungen werden platziert, Leibchen gezählt, kleine Tore bereit gestellt, große Pläne im Kleinen umgesetzt.

Vor Monaten in Deutschland. Joachim Löw hat geladen. Hansi Flick ist da. Andi Köpke auch. Dazu Kugel und Forsythe. Brainstorming, Gedankenaustausch, Ideensammlung. Wann machen wir was? Wann wird wie welcher Reiz gesetzt? Welche Belastung ist zu welchem Zeitpunkt sinnvoll? Wie wollen wir spielen, wie müssen wir dafür trainieren? Jeder Tag der Vorbereitung wird besprochen, jede Einheit nach der Ankunft im Campo Bahia, alle Übungen vor und zwischen den hoffentlich sieben Spielen des DFB-Teams bei der WM 2014. Dabei wurde die Trainingsperiodisierung in drei Zyklen unterteilt: Makro, Meso, Miro. Mikro, Tippfehler. Orientiert an einer simplen Vorgabe: Leistungs- und Fitnesszustand müssen ihren Höhepunkt erreichen, wenn der Schiedsrichter die 90 Minuten eröffnet.

Heute steht die Ampel auf Gelb mit einem Schimmer ins Rötliche

Intensität und Dauer der Trainingseinheiten sind farblich gekennzeichnet. Rot, Gelb, Grün. Rot steht für, richtig, Vollgas, die höchste Intensität. Die roten Tage sind Geschichte. Im Trainingslager in Südtirol haben die Spieler noch ziemlich viel Rot gesehen, in Santo André sind die Farben brasilianisch: überwiegend Gelb und Grün. Heute steht die Ampel auf Gelb mit einem Schimmer ins Rötliche. Drei Tage vor dem ersten Spiel haben die Trainer die zweite Spieltagssimulation angesetzt. Trainiert wird um 13.00 Uhr für 90 Minuten.

[bild2]

Das Programm der Fitnesstrainer orientiert sich danach, welche Belastung im weiteren Verlauf des Trainings gefordert ist. Aufgabe von Benjamin Kugel, Shad Forsythe, Darcy Norman und Mark Verstegen ist es, die Spieler so vorzubereiten, wie es für den folgenden Teil sinnvoll ist. Beginnt der fußballerische Teil des Trainings mit taktischen Übungen, können die Fitnesstrainer das Warm-up für Korrektivübungen nutzen, zur Aktivieren der Gesäßmuskulatur, der Beine, des Rumpfs. Mitunter klingt dies erstaunlich nach F-Jugend, wenn Kugel hierfür die Anweisungen gibt. "Hopserlauf" ist ein Begriff, der in der Welt der Nationalmannschaft exotisch klingt und von Kugel mit Intention eingesetzt wird. Er ist der einzige Deutsche unter den Fitnesstrainern. Die Spieler hören viel Englisch, es heißt ständig "Bouncing. Skipping. Bounding", Kugels deutsche Kategorien sind ein scherzhaftbewusstes Gegenmittel. Wir sind ja immer noch bei der deutschen Nationalmannschaft!

Wichtig ist aufm Platz!

Auch im fußballerischen Teil des Warm-ups wird umgesetzt, was am Abend zuvor aus der langfristigen Planung besprochen wurde. Hansi Flick gibt die grobe Richtung vor. Kurze Pässe, lange Pässe, viele Kontakte. Bei den konkreten Spielformen schöpfen Kugel und Forsythe aus einem Fundus von etwa 150 Übungen. Viele entspringen dem kreativen Kopf Forsythes, einige sind intellektuell durchaus eine Herausforderung. Zwischen den Fitnesstrainer ist dieses Szenario ein laufender Witz.

Am Abend nach dem Meeting mit der medizinischen Abteilung: Forsythe und Kugel setzen sich noch einmal zusammen. Forsythe erklärt eine neue Übung. Er redet mit Händen und Füßen, zeigt von rechts nach links und von oben nach unten. Kugel bemüht sich zu folgen, gibt irgendwann auf und insistiert. Lass gut sein, zeigs mir morgen, in der Praxis, wenn wir Rasen unter den Füßen haben. Denn auch für die Fitnesstrainer gilt eine alte Fußballweisheit: wichtig ist aufm Platz!

Dann ist das Meeting vorüber, wieder schleichen dunkle Schatten die sandigen Wege im Campo Bahia entlang. Sie haben das Morgen besprochen und können sich in der Gegenwart mit gutem Gewissen schlafen legen. Die Zukunft kann kommen.