Calhanoglu: "Der Pokalsieg ist immer das Ziel"

DFB.de: Auch Rafael van der Vaart ist ein starker Freistoßschütze. Wird spontan entschieden, wer schießen darf?

Calhanoglu: Wir entscheiden das jedenfalls nicht wie Bayern München per Schnick-Schnack-Schnuck. Meistens stimmen wir uns per Augenzeichen ab. Stehen wir beide hinter dem Ball, wollen wir den gegnerischen Torhüter natürlich ein wenig irritieren.

DFB.de: Der HSV ist in dieser Saison schwer einzuschätzen. Gute und schlechte Spiele wechseln sich ab. Wo ist das Team einzuordnen?

Calhanoglu: Wir haben zuletzt mehrere gute Spiele gemacht. Auch bei den Niederlagen gegen Leverkusen und Gladbach waren wir nicht schlecht. Die Statistik sprach für uns, wir hatten mehr Ballbesitz. Oft bestrafen wir uns leider selber mit kleinen Fehlern.

DFB.de: Warum passieren diese Fehler?

Calhanoglu: Wir wollen möglichst viel in Ballbesitz bleiben. Wir haben allerdings eine junge Mannschaft. Es ist ganz normal, dass uns dabei noch Fehler passieren.

DFB.de: Was hat sich durch den Trainerwechsel von Thorsten Fink auf Bert van Marwijk verändert?

Calhanoglu: Jeder Trainer hat seine eigene Philosophie. Herr van Marwijk möchte mehr durch die Mitte spielen, Herr Fink lieber über die Außenseiten. Vom Charakter finde ich beide Trainer gut. Auch Thorsten Fink habe ich viel zu verdanken. Ich bin ihm dankbar dafür, dass er mir viele Chancen gegeben hat.



Hakan Calhanoglu hat in der Bundesliga voll eingeschlagen. Bereits im Sommer 2012 wurde der Mittelfeldspieler vom Hamburger SV verpflichtet, durfte aber per Ausleihe noch eine Saison beim Karlsruher SC in der 3. Liga bleiben. Nach geglücktem Wiederaufstieg ging es zur laufenden Spielzeit in den hohen Norden, wo er längst ein fester Bestandteil des offensiven Mittelfeldes ist. Ob nun auf der linken Seite oder zentral als Ersatz für den verletzten Rafael van der Vaart - der türkische Nationalspieler ist variabel einsetzbar.

Im exklusiven DFB.de-Interview mit Mitarbeiter Oliver Jensen spricht Hakan Calhanoglu über das DFB-Pokalachtelfinale heute (ab 19 Uhr, live bei Sky) gegen den 1. FC Köln, das Geheimnis seiner starken Freistöße und sein großes Vorbild.

DFB.de: Herr Calhanoglu, wie stark schätzen Sie den 1. FC Köln ein?

Hakan Calhanoglu: Ich weiß aus Erfahrung, dass Zweitligamannschaften defensiv sehr gut stehen und taktisch diszipliniert spielen. Ich habe schließlich selber in der 2. Bundesliga gespielt. Es wird ein ganz schweres Spiel. Köln ist in einer guten Phase und spielt um den Aufstieg.

DFB.de: Köln ist auch im Sturm stark besetzt. Rechnen Sie mit einem offensiven Gast?

Calhanoglu: Ganz bestimmt. Wir wissen, dass besonders Patrick Helmes ein starker und torgefährlicher Stürmer ist. Uns ist klar, dass es keine einfache Aufgabe wird. Auch das letzte Pokalspiel gegen Greuther Fürth war nicht einfach. Wir haben das Spiel zwar gewonnen, hatten aber gewisse Schwierigkeiten.

DFB.de: Welche Stärken muss der HSV einbringen, um auch gegen Köln zu gewinnen?

Calhanoglu: Wir sind offensiv sehr gut aufgestellt. Ob nun Tolgay Arslan, Ivo Ilicevic, Rafael van der Vaart, Maximilian Beister oder Pierre-Michel Lasogga - viele bei uns können Tore schießen. Wir als Bundesligist sollten zudem taktisch geschulter sein. Dafür steht bei Zweitligisten oft der Kampf im Vordergrund.

DFB.de: Geht es also darum, sich nicht auf das kampfbetonte Spiel einzulassen und die spielerische Überlegenheit auszuspielen?

Calhanoglu: Ganz genau. Wir müssen unser Ding durchziehen und einfach klar im Kopf bleiben.

DFB.de: Das Stadion dürfte nahezu ausverkauft sein.

Calhanoglu: Das überrascht mich nicht. Ich weiß, dass unsere Fans immer hinter uns stehen und 90 Minuten laut sind. Wir alle wissen, dass man viel im DFB-Pokal erreichen kann.

DFB.de: Der letzte Titelgewinn des Hamburger SV war der DFB-Pokalsieg 1987. Die Fans träumen davon, dass die Durststrecke irgendwann endet. Bietet der DFB-Pokal am ehesten die Chance dazu?

Calhanoglu: Ein Pokalsieg ist immer das Ziel, wenn man antritt. Möglicherweise ist deshalb das Interesse der Hamburger Zuschauer an diesem Wettbewerb so groß. Aber der Pokal ist nicht unser einziges Ziel. Wir wollen uns irgendwann auch wieder für Europa qualifizieren.

DFB.de: Vergangene Saison spielten Sie noch in der 3. Liga beim Karlsruher SC. Trotzdem haben Sie sich beim HSV gleich einen Stammplatz erspielt. Anpassungsschwierigkeiten scheint es nicht zu geben.

Calhanoglu: Die Unterschiede zwischen den ersten drei Ligen sind schon sehr groß. In der 3. Liga hatte man wenig Luft. Kaum hatte ich den Ball, schon stand mir ein Gegenspieler auf dem Fuß. In der Bundesliga stehen die Mannschaften taktisch gut. Man hat einerseits mehr Räume, andererseits wird jeder kleine Fehler mit einem Gegentreffer bestraft. Die Qualität ist einfach viel höher.

DFB.de: Auf Grund der Verletzung von Rafael van der Vaart spielen Sie vorübergehend als Zehner. Das könnte auch gegen Köln so sein, sollte van der Vaart weiterhin ausfallen. Aber die Zehn ist nicht Ihre Lieblingsposition, oder?

Calhanoglu: Ich habe in Karlsruhe immer außen gespielt. Wir hatten zwei Sechser in unserer Formation, also konnte ich nur rechts oder links spielen. Ich habe mich daran gewöhnt. Natürlich kann ich auch die Zehnerposition spielen. Aber es ist nicht einfach, einen Spieler wie Rafael zu ersetzen. Er ist ein großer Fußballer.

DFB.de: Wie groß war der Druck, als Sie beim Heimsieg gegen Hannover erstmals in seine Rolle schlüpften?

Calhanoglu: Sehr groß. Alle Augen waren auf mich gerichtet. Aber irgendwie mag ich das. Ich stand auch beim Karlsruher SC unter Druck, weil wir nach dem Abstieg in die 3. Liga unbedingt wieder aufsteigen mussten. Drucksituationen sind also nicht neu für mich.

DFB.de: Zu Ihren Stärken zählen herausragende Freistöße. Wo haben Sie die gelernt?

Calhanoglu: Das habe ich meinem Vater zu verdanken. Früher haben wir häufig auf einem Käfigplatz trainiert. Ich sollte nicht das Tor, sondern den Pfosten oder die Latte treffen. Dadurch habe ich die Präzision gelernt. Außerdem sah ich mir auf Video sehr viele Freistöße von Juninho an. Irgendwann hatte ich es drauf. Ich weiß, dass ich eine gute Schusstechnik habe und das im Spiel helfen kann.

DFB.de: Machen Sie die Übung Ihres Vaters heute noch?

Calhanoglu: Ja, das habe ich beibehalten. Sowohl in Karlsruhe als auch hier in Hamburg.

DFB.de: Auch Rafael van der Vaart ist ein starker Freistoßschütze. Wird spontan entschieden, wer schießen darf?

Calhanoglu: Wir entscheiden das jedenfalls nicht wie Bayern München per Schnick-Schnack-Schnuck. Meistens stimmen wir uns per Augenzeichen ab. Stehen wir beide hinter dem Ball, wollen wir den gegnerischen Torhüter natürlich ein wenig irritieren.

DFB.de: Der HSV ist in dieser Saison schwer einzuschätzen. Gute und schlechte Spiele wechseln sich ab. Wo ist das Team einzuordnen?

Calhanoglu: Wir haben zuletzt mehrere gute Spiele gemacht. Auch bei den Niederlagen gegen Leverkusen und Gladbach waren wir nicht schlecht. Die Statistik sprach für uns, wir hatten mehr Ballbesitz. Oft bestrafen wir uns leider selber mit kleinen Fehlern.

DFB.de: Warum passieren diese Fehler?

Calhanoglu: Wir wollen möglichst viel in Ballbesitz bleiben. Wir haben allerdings eine junge Mannschaft. Es ist ganz normal, dass uns dabei noch Fehler passieren.

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DFB.de: Was hat sich durch den Trainerwechsel von Thorsten Fink auf Bert van Marwijk verändert?

Calhanoglu: Jeder Trainer hat seine eigene Philosophie. Herr van Marwijk möchte mehr durch die Mitte spielen, Herr Fink lieber über die Außenseiten. Vom Charakter finde ich beide Trainer gut. Auch Thorsten Fink habe ich viel zu verdanken. Ich bin ihm dankbar dafür, dass er mir viele Chancen gegeben hat.

DFB.de: Letzte Frage: Junge Fußballer haben häufig ein Vorbild. Wie ist das bei Ihnen?

Calhanoglu: Andres Iniesta ist immer mein Vorbild gewesen. Er ist klein und körperlich nicht sonderlich robust. Aber er hat große Fähigkeiten. Er kommt immer an seinen Gegenspielern vorbei, spielt die Pässe genau auf den Punkt, hat eine tolle Technik. Ich wäre gerne so gut wie er. Außerdem bewundere ich Andrea Pirlo.