BVB vs. HSV: Meisterkrönung, Schützenfest und Seelers Pokal-Gala

Borussia Dortmund empfängt am Sonntag (ab 15.30 Uhr, live auf Sky) am 30. Bundesliga-Spieltag den Hamburger SV. Die Partie hat in Dortmund eine spannende Vergangenheit mit erinnerungswürdigen Spielen. DFB.de wirft einen Blick auf die Historie dieses Duells.

Erstes Pflichtspiel: 24. Mai 1953, Meister-Endrunde: BVB vs. HSV 4:1

42.000 Zuschauer sahen das erste Pflichtspiel der Klubs auf "Roter Erde". Borussias Führung durch Hans Flügel (6.) glich Herbert Woitkowiak (48.) aus. Dann wurden die Westdeutschen immer stärker und zogen durch Treffer von Adi Preißler (54.), Edmund Kasperski (67.) und erneut Flügel (69.) auf 4:1 davon. Der HSV legte gegen die Spielwertung Protest ein, weil der Schiedsrichter vor dem Tor zum 2:1 Abseits pfiff, was Preißler ignorierte. Auf Intervention eines "Zivilisten" (Sport Magazin), der auf den Linienrichter eingeredet hatte, der nun kein Abseits mehr sah, nahm der Schiedsrichter seine Entscheidung zurück. Trotzdem hätte das Tor nicht zählen dürfen, wie auch das Fachblatt regelkundig ausführte: "Das einzig Richtige: Schiedsrichterball!" Der Protest des HSV wurde abgelehnt - Tatsachenentscheidung.

Bundesliga-Premiere: 5. Mai 1964: BVB vs. HSV 5:2

Am vorletzten Spieltag der Premieren-Saison ging es für beide um nichts mehr. So kamen an einem Dienstagabend nur 8000 Zuschauer ins Stadion Rote Erde, obwohl der amtierende Meister auf den Pokalsieger traf. Sie wurden immerhin nicht enttäuscht, der BVB dominierte die Partie klar und gewann eigentlich noch viel zu niedrig. Burghard Rylewicz (31.) und Lothar Emmerich (38.) trafen zur 2:0-Pausenführung. Franz Brungs kam nach 55 Minuten frei vor Torwart Horst Schnoor mühelos zum 3:0, dann entsandte HSV-Kapitän Uwe Seeler eine erste Protestnote gegen die drohende Pleite: Er verkürzte auf 1:3 (56.). Der Hauch von Spannung verflüchtigte sich nach Emmerichs zweitem Tor (64.). Das 5:1 durch Theodor Redder war das schönste Tor des Tages, es fiel aus rund 25 Metern. Das Schlusswort hatte "Uns Uwe", dessen 5:2 (86.) bereits sein 29. Saisontor war. Dabei war der DFB-Kapitän angeschlagen ins Spiel gegangen. Geschlagen gingen er und die Seinen nach 90 Minuten wieder herunter. Dass die Partie überhaupt stattfand, war übrigens zweifelhaft, weil der BVB am Vortag Trainer Hermann Eppenhoff wegen angeblich "abfälliger und diskriminierender Kritik" am Vorstand entlassen hatte. Daraufhin drohten die Spieler mit Streik, tatsächlich meldeten sich vier krank. Aber auch beim HSV fehlten drei Stammkräfte, weshalb Borussias Interimstrainer Heini Kwiatowski den Sieg relativierte: "Ich freue mich natürlich über diesen Sieg. Es muss allerdings berücksichtigt werden, dass das nicht der echte HSV war, der sich hier vorstellte."

Der höchste Heimsieg: 20. Mai 1967: BVB vs. HSV 7:0

Am 32. Spieltag 1966/1967 hatte der BVB noch minimale Titelchancen, dazu musste er vor allem den damals relevanten Torquotienten (Tore durch Gegentore) verbessern. Der HSV wiederum spielte eine schwache Saison und war auf Platz zwölf noch nicht ganz in Sicherheit. Nach dem Spiel war er es immer noch nicht und der BVB klammerte sich weiter an den Titel-Strohhalm. "Wir neigen nicht zur Überheblichkeit. Dennoch sind wir wieder soweit, dass die deutsche Meisterschaft 1967 nicht ohne Borussia Dortmund entschieden wird", sagte Trainer Heinz Murach im Überschwang der Gefühle nach einem in der Höhe nie erwarteten 7:0 (4:0). Die Tore verteilten sich auf die Doppelschützen Lothar Emmerich (18., 82.), Reinhold Wosab (42., 55.), Wolfgang Paul (33., Elfmeter/Elfmeter), Gerd Peehs (39.) und Gerhard Cyliax (85.). So meisterlich der BVB auch aufspielte, am Ende wurde er nur Dritter – und der an diesem Tag abstiegsreife HSV hielt als Vierzehnter die Klasse.



Borussia Dortmund empfängt am Sonntag (ab 15.30 Uhr, live auf Sky) am 30. Bundesliga-Spieltag den Hamburger SV. Die Partie hat in Dortmund eine spannende Vergangenheit mit erinnerungswürdigen Spielen. DFB.de wirft einen Blick auf die Historie dieses Duells.

Erstes Pflichtspiel: 24. Mai 1953, Meister-Endrunde: BVB vs. HSV 4:1

42.000 Zuschauer sahen das erste Pflichtspiel der Klubs auf "Roter Erde". Borussias Führung durch Hans Flügel (6.) glich Herbert Woitkowiak (48.) aus. Dann wurden die Westdeutschen immer stärker und zogen durch Treffer von Adi Preißler (54.), Edmund Kasperski (67.) und erneut Flügel (69.) auf 4:1 davon. Der HSV legte gegen die Spielwertung Protest ein, weil der Schiedsrichter vor dem Tor zum 2:1 Abseits pfiff, was Preißler ignorierte. Auf Intervention eines "Zivilisten" (Sport Magazin), der auf den Linienrichter eingeredet hatte, der nun kein Abseits mehr sah, nahm der Schiedsrichter seine Entscheidung zurück. Trotzdem hätte das Tor nicht zählen dürfen, wie auch das Fachblatt regelkundig ausführte: "Das einzig Richtige: Schiedsrichterball!" Der Protest des HSV wurde abgelehnt - Tatsachenentscheidung.

Bundesliga-Premiere: 5. Mai 1964: BVB vs. HSV 5:2

Am vorletzten Spieltag der Premieren-Saison ging es für beide um nichts mehr. So kamen an einem Dienstagabend nur 8000 Zuschauer ins Stadion Rote Erde, obwohl der amtierende Meister auf den Pokalsieger traf. Sie wurden immerhin nicht enttäuscht, der BVB dominierte die Partie klar und gewann eigentlich noch viel zu niedrig. Burghard Rylewicz (31.) und Lothar Emmerich (38.) trafen zur 2:0-Pausenführung. Franz Brungs kam nach 55 Minuten frei vor Torwart Horst Schnoor mühelos zum 3:0, dann entsandte HSV-Kapitän Uwe Seeler eine erste Protestnote gegen die drohende Pleite: Er verkürzte auf 1:3 (56.). Der Hauch von Spannung verflüchtigte sich nach Emmerichs zweitem Tor (64.). Das 5:1 durch Theodor Redder war das schönste Tor des Tages, es fiel aus rund 25 Metern. Das Schlusswort hatte "Uns Uwe", dessen 5:2 (86.) bereits sein 29. Saisontor war. Dabei war der DFB-Kapitän angeschlagen ins Spiel gegangen. Geschlagen gingen er und die Seinen nach 90 Minuten wieder herunter. Dass die Partie überhaupt stattfand, war übrigens zweifelhaft, weil der BVB am Vortag Trainer Hermann Eppenhoff wegen angeblich "abfälliger und diskriminierender Kritik" am Vorstand entlassen hatte. Daraufhin drohten die Spieler mit Streik, tatsächlich meldeten sich vier krank. Aber auch beim HSV fehlten drei Stammkräfte, weshalb Borussias Interimstrainer Heini Kwiatowski den Sieg relativierte: "Ich freue mich natürlich über diesen Sieg. Es muss allerdings berücksichtigt werden, dass das nicht der echte HSV war, der sich hier vorstellte."

Der höchste Heimsieg: 20. Mai 1967: BVB vs. HSV 7:0

Am 32. Spieltag 1966/1967 hatte der BVB noch minimale Titelchancen, dazu musste er vor allem den damals relevanten Torquotienten (Tore durch Gegentore) verbessern. Der HSV wiederum spielte eine schwache Saison und war auf Platz zwölf noch nicht ganz in Sicherheit. Nach dem Spiel war er es immer noch nicht und der BVB klammerte sich weiter an den Titel-Strohhalm. "Wir neigen nicht zur Überheblichkeit. Dennoch sind wir wieder soweit, dass die deutsche Meisterschaft 1967 nicht ohne Borussia Dortmund entschieden wird", sagte Trainer Heinz Murach im Überschwang der Gefühle nach einem in der Höhe nie erwarteten 7:0 (4:0). Die Tore verteilten sich auf die Doppelschützen Lothar Emmerich (18., 82.), Reinhold Wosab (42., 55.), Wolfgang Paul (33., Elfmeter/Elfmeter), Gerd Peehs (39.) und Gerhard Cyliax (85.). So meisterlich der BVB auch aufspielte, am Ende wurde er nur Dritter – und der an diesem Tag abstiegsreife HSV hielt als Vierzehnter die Klasse.

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Der höchste Auswärtssieg: 9. Februar 2013: BVB vs. HSV 1:4

Mit zwölf Punkten Rückstand auf die Bayern war der BVB schon vor dem Spiel kein echter Verfolger mehr, obwohl er Platz zwei einnahm. Es ging für die Klopp-Mannschaft gegen den HSV vorwiegend um Punkte für den Platz in der Champions League. Immerhin hatte sie die vier letzten Spiele alle gewonnen. Die Gäste hegten als Neunter noch Europa-League-Ambitionen. Alles sprach für einen Heimsieg. Und doch kam es ganz anders, obwohl der Start erwartungsgemäß verlief.

Mats Hummels hatte den Ball vor den Strafraum der Gäste geschlagen, Heiko Westermann und René Adler verließen sich aufeinander, während Robert Lewandowski tatsächlich zum Ball ging und das 1:0 erzielte (16.). Der Jubel hallte noch durchs Stadion, schon hatte Hamburg ausgeglichen. Über Marcell Jansen und Dennis Aogo wurde die BVB-Deckung aufgerissen, die Flanke verwandelte Artjom Rudnevs direkt (18.). Und der HSV setzte beim verblüfften Favoriten nach. Wirbelwind Heung-Min Son visierte den Pfosten an (21.), dann machte er es noch besser. Der Koreaner versetzte Hummels und schlenzte den Ball mit links über den linken Innenpfosten zum 2:1 ins BVB-Netz (26.). Es folgte der nächste Schock für Dortmund: Lewandowski sah nach einem Foulspiel die Rote Karte (31.). Nach einer Notbremse gegen Marco Reus flog auch Jeffrey Bruma vom Platz (59.). Beide Teams waren nun zu zehnt, doch nicht Dortmund drehte auf, sondern der HSV erhöhte umgehend auf 3:1. Erneut flog eine Flanke von links (van der Vaart) auf Rudnevs, der sich per Kopf durchsetzte (62.). Die Borussen erspielten sich viele Chancen, doch Adler oder die eigene Abschlussschwäche standen dem Meister im Weg. Hamburg setzte kurz vor dem Abpfiff noch ein Tor obendrauf. Über Jansen kam der Ball vors BVB-Tor, Son stand allein und traf zum zweiten Mal (89.). Hinterher waren sie beim BVB perplex. "Darüber wird zu sprechen sein", knurrte Kapitän Sebastian Kehl und Sportdirektor Michael Zorc analysierte: "Das, was uns stark macht, fehlte. Wir waren nicht zu 100 Prozent bereit, die richtigen Maßnahmen zu ergreifen." Der kicker titelte am Montag dramatisch: "Klopp in Not!"

Besondere Momente: Dolles Ding und Zebec-Drama

Als Schlusslicht kam der HSV am 23. Oktober 2004 ins Westfalenstadion, und er kam mit neuem Trainer. Der frühere Fanliebling Thomas Doll löste Klaus Toppmöller ab und sollte sich in neuer Rolle bewähren – und das gelang. Doll trug Trainingsanzug, "weil ich damit näher an den Jungs dran bin". Zum Entsetzen der 78.000 Zuschauer schoss Emile Mpenza die Gäste schon nach acht Minuten in Führung, die sie nicht mehr abgaben. Der nur selten als Torschütze in Erscheinung tretende David Jarolim sorgte in der 70. Minute für den 2:0-Endstand. Alle fünf Verwarnungen der Partie gingen an die Spieler des HSV, die Doll entsprechend "heiß" gemacht hatte. Unter anderem hatte er im Training die Dortmunder Stadionatmosphäre per Lautsprecher simulieren lassen. Der neue Besen fegte erst mal gut, Doll blieb für 122 Bundesligaspiele auf der Bank. Für HSV-Verhältnisse eine kleine Ewigkeit.

Der Anfang vom Ende einer anderen Ära ereignete sich bei dieser Paarung am 19. April 1980. Der schon länger alkoholkranke HSV-Trainer Branko Zebec saß vornübergebeugt und desorientiert auf der Gästebank und bot ein Bild des Jammers. Zur Halbzeit zog ihn Manager Günter Netzer in den Mannschaftsbus. Ohne Zebec allerdings verspielte sein Team noch eine 2:0-Führung, ein Doppelschlag von Wolfgang Frank rettete dem BVB ein 2:2 gegen den Meister. Obwohl Zebec' Alkoholkrankheit an diesem Tag öffentlich geworden war, blieb er noch ein halbes Jahr im Amt, ehe der Vorstand keinen anderen Ausweg mehr sah, als sich von ihm zu trennen.

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Das wichtigste Spiel: 17. Juni 1995: BVB vs. HSV 2:0

Im Rückblick spricht Ottmar Hitzfeld noch heute von seiner schönsten Meisterschaft, wenn er an den 17. Juni 1995 denkt. Denn es war seine erste in der Bundesliga – und auch für den BVB, dem letzten Meister vor deren Gründung. Nach 32 Jahren kam die Schale wieder an den Borsigplatz, und das mit Hilfe der Bayern. Die schlugen am letzten Spieltag Tabellenführer Werder Bremen, und so zog der BVB an den Hanseaten vorbei. Andreas Möller hatte mit einem Freistoßtor (9.) früh die Weichen gestellt, Lars Ricken auf 2:0 (28.) erhöht. Dabei blieb es, und alle BVB-Fans im mit 42.800 Zuschauern ausverkauften Stadion waren mit einem Ohr fortan in München, von wo um 17.15 Uhr gute Kunde kam. 3:1 für Bayern. Nach Abpfiff flossen bei Ottmar Hitzfeld Freudentränen, und Präsident Gerd Niebaum wurde pathetisch: "Das ist eine Deutsche Meisterschaft des Herzens!"

Das wichtigste Spiel außerhalb der Bundesliga: 14. August 1963, DFB-Pokalfinale in Hannover: BVB vs. HSV 0:3

Falls noch jemand zweifelte, wer Anfang der 60er-Jahre der beste deutsche Fußballer war, so hatte sich das mit Abpfiff des Pokalfinales erledigt. Eine Woche vor dem Start der Bundesliga setzte DFB-Kapitän Uwe Seeler Maßstäbe. Er allein schoss vor 68.000 Zuschauern im Neckarstadion alle Tore gegen den amtierenden Meister BVB, der natürlich als Favorit ins Finale gegangen war. Wobei man der Korrektheit halber sagen muss: Zwei der drei Tore köpfte er – das 1:0 (31.) und das 2:0 (33.). Nach diesem Doppelschlag war zwar noch viel Zeit, aber die Borussen waren so geschockt, dass die Partie frühzeitig entschieden schien. "Nur fünf Minuten nach der Pause geriet der HSV, als er in der Konzentration nachließ, in ernst Schwierigkeiten", schrieb das Sport Magazin. Immerhin konnte der am Ende chancenlose BVB auf das Fehlen von Timo Konietzka und Jürgen Schütz verweisen, während der HSV seinen Unverzichtbaren aufbieten durfte. Uwe Seelers drittes Tor nach schönem Alleingang (84.) setzte den Schlusspunkt, fertig war der erste Pokalsieg für den HSV überhaupt.

Serien und Fakten:

Heimbilanz: 22-14-12
- HSV seit vier Duellen ungeschlagen
- torreichstes Duell der Liga-Historie (345)
- BVB gewann fünf der vergangenen sieben Heim-Duelle
- erster HSV-Sieg in Dortmund im 12. Anlauf (1:3/21. April 1979)
- letztes Remis dort am 23. Oktober 2005 (1:1)
- noch kein 0:0 in Dortmund
- Hinspiel: 3:1 für HSV

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