BVB-Talent Durm: Traumdebüt in der Königsklasse

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Die großen Schlagzeilen haben beim 3:0 von Borussia Dortmund gegen Olympique Marseille wieder einmal Robert Lewandowski und Marco Reus produziert. Nur drei Tage nach dem doppelten Doppelpack in der Bundesliga gegen Freiburg sorgten die beiden Offensivstars des BVB auch im zweiten Champions-League-Spiel fürs Zählbare. Zwingend erzählt werden muss aber auch die Geschichte eines Verteidigers, der neulich selber noch Stürmer war: die Geschichte von Erik Durm.

Das Kapitel "Champions-League-Debüt" hätte beinahe ganz anders geschrieben werden müssen. Schiedsrichter David Fernández Borbalán aus Spanien hätte auch auf Foul entscheiden können. Und in Konsequenz auf Elfmeter. Und auf Rot. Der erste Auftritt von Erik Durm in der Königsklasse hätte auch nach nur acht Minuten und einer engen Begegnung mit OM-Gegenspieler Saber Khalifa zum bitteren Abgang werden können. Ist er aber nicht.

Welch ein Glück. Für Erik Durm. Und für Borussia Dortmund. Denn so konnte der 21-Jährige seiner eigenen kleinen Erfolgsgeschichte die nächsten Absätze hinzufügen. In Wahrheit ist es ein Märchen. Wie aus 1001 Nacht.

Durm: "3:0 zu gewinnen - das ist überragend"

Erik Durm ist vom FSV Mainz 05 zum BVB gewechselt. In die U 23, in die 3. Liga. Vor gerade mal 15 Monaten war das. "Noch vor zweien hätten meine Familie und ich nicht gedacht, dass ich jetzt hier stehen und Interviews geben würde." Sagte Durm schon nach dem Punktspiel gegen Freiburg. Drei Tage später stand er erstmals auf dem Rasen, als die Champions-League-Hymne erklang. "Es war was ganz Besonderes", so Durm nach dem Spiel. Und: "3:0 zu gewinnen - das ist überragend."

Er hatte seinen Anteil daran. Nach dem Glück aus Minute acht tat er wieder das, was er am besten kann: Er spielte völlig unbeeindruckt seinen Stiefel runter. "Ob das Coolness ist, weiß ich gar nicht", sagt er. "Ich spiele einfach so, wie ich denke, dass es gut ist." Erik Durm, und das zeichnet ihn aus, macht keine verrückten Sachen. Er probiert nicht das Schwierige, wenn es auch einfach geht. Er spielt klar, zur Not auch zunächst den sicheren Rückpass. Wer will ihm das verübeln? Als das Spiel gegen Olympique Marseille angepfiffen wurde, hatte er die Erfahrung von exakt 194 Bundesligaminuten.

Seine Erfahrung als Außenverteidiger ist ziemlich genauso groß. Denn das Defensivpotenzial des gelernten Rechtsaußen, der offiziell noch immer als Nummer neun bei der U 23 geführt wird, wurde erst Ende der vergangenen Saison erkannt. Jürgen Klopp war es aufgefallen. Der Cheftrainer, der mit derlei Umschulungen schon bei Linksaußen Kevin Großkreutz beste Erfahrungen gemacht hatte, traf mit seiner Idee auf offene Ohren. "Als ich ihm diese Option vorgestellt hatte", so Klopp, "war Erik sofort Feuer und Flamme."

So backt sich der BVB neue Außenverteidiger

Der BVB sollte ein Patent anmelden auf das Rezept: "So backe ich mir einen Außenverteidiger". Vor Großkreutz hatte bereits der derzeit verletzte Lukasz Piszczek diese Umschulung erfolgreich bestanden. Im Falle von Erik Durm war Jürgen Klopp schon vor Saisonbeginn ins Schwärmen geraten: "Der Junge ist beidfüßig." Aber nicht einfach so, wie man das schreibt, wenn ein Fußballer das eine Bein eben nicht nur zum Stehen hat. "Er ist beidfüßig wie es zuletzt wahrscheinlich Andi Brehme war." Der Weltmeister von 1990 hat seine Karriere bekanntlich vor 15 Jahren beendet.

Der nächste Satz, den Klopp den Journalisten damals mit an die Hand gegeben hat, ist seit Dienstagabend überholt: "Erik wäre nicht hier bei uns, wenn wir ihm nicht auch sofort Bundesliga zutrauen würden." Man kann dem 21-Jährigen auch Champions League zutrauen.

Außergewöhnlich ist dabei die Selbstverständlichkeit, mit der Durm ans Werk geht. Selbst erst durch die Verletzung von Marcel Schmelzer (Muskelfaserriss im Oberschenkel) in die Mannschaft gespült, scheinen ihn auch Widrigkeiten kalt zu lassen. Gegen Marseille fehlten dem BVB mit Jürgen Klopp der Trainer, mit Sebastian Kehl der Kapitän, mit Roman Weidenfeller der Torwart und mit Ilkay Gündogan der Mittelfeldchef.

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Mit Übersicht und Ruhe

Erik Durm macht noch einige Fehler, aber auch schon vieles richtig. Und manchmal ist genau das wichtig. Wie vor dem 1:0 gegen Marseille. Andere hätten nach diesem Traumkonter über Nuri Sahin, Marco Reus und Henrich Mchitarjan aufs Tor gepflastert. Aus zehn Metern, frei vor dem Kasten. Erik Durm aber hat die Übersicht und die Ruhe, den Ball quer in die Mitte zu legen, wo Robert Lewandowski nur noch den Schlappen hinhalten muss. Das war groß.

So liest sich die Geschichte von Erik Durm, der mittlerweile auch schon dreimal für die deutsche U 21-Nationalmannschaft gespielt hat, derzeit wie ein modernes Märchen. Welch ein Glück. Für Erik Durm. Und für Borussia Dortmund.

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Die großen Schlagzeilen haben beim 3:0 von Borussia Dortmund gegen Olympique Marseille wieder einmal Robert Lewandowski und Marco Reus produziert. Nur drei Tage nach dem doppelten Doppelpack in der Bundesliga gegen Freiburg sorgten die beiden Offensivstars des BVB auch im zweiten Champions-League-Spiel fürs Zählbare. Zwingend erzählt werden muss aber auch die Geschichte eines Verteidigers, der neulich selber noch Stürmer war: die Geschichte von Erik Durm.

Das Kapitel "Champions-League-Debüt" hätte beinahe ganz anders geschrieben werden müssen. Schiedsrichter David Fernández Borbalán aus Spanien hätte auch auf Foul entscheiden können. Und in Konsequenz auf Elfmeter. Und auf Rot. Der erste Auftritt von Erik Durm in der Königsklasse hätte auch nach nur acht Minuten und einer engen Begegnung mit OM-Gegenspieler Saber Khalifa zum bitteren Abgang werden können. Ist er aber nicht.

Welch ein Glück. Für Erik Durm. Und für Borussia Dortmund. Denn so konnte der 21-Jährige seiner eigenen kleinen Erfolgsgeschichte die nächsten Absätze hinzufügen. In Wahrheit ist es ein Märchen. Wie aus 1001 Nacht.

Durm: "3:0 zu gewinnen - das ist überragend"

Erik Durm ist vom FSV Mainz 05 zum BVB gewechselt. In die U 23, in die 3. Liga. Vor gerade mal 15 Monaten war das. "Noch vor zweien hätten meine Familie und ich nicht gedacht, dass ich jetzt hier stehen und Interviews geben würde." Sagte Durm schon nach dem Punktspiel gegen Freiburg. Drei Tage später stand er erstmals auf dem Rasen, als die Champions-League-Hymne erklang. "Es war was ganz Besonderes", so Durm nach dem Spiel. Und: "3:0 zu gewinnen - das ist überragend."

Er hatte seinen Anteil daran. Nach dem Glück aus Minute acht tat er wieder das, was er am besten kann: Er spielte völlig unbeeindruckt seinen Stiefel runter. "Ob das Coolness ist, weiß ich gar nicht", sagt er. "Ich spiele einfach so, wie ich denke, dass es gut ist." Erik Durm, und das zeichnet ihn aus, macht keine verrückten Sachen. Er probiert nicht das Schwierige, wenn es auch einfach geht. Er spielt klar, zur Not auch zunächst den sicheren Rückpass. Wer will ihm das verübeln? Als das Spiel gegen Olympique Marseille angepfiffen wurde, hatte er die Erfahrung von exakt 194 Bundesligaminuten.

Seine Erfahrung als Außenverteidiger ist ziemlich genauso groß. Denn das Defensivpotenzial des gelernten Rechtsaußen, der offiziell noch immer als Nummer neun bei der U 23 geführt wird, wurde erst Ende der vergangenen Saison erkannt. Jürgen Klopp war es aufgefallen. Der Cheftrainer, der mit derlei Umschulungen schon bei Linksaußen Kevin Großkreutz beste Erfahrungen gemacht hatte, traf mit seiner Idee auf offene Ohren. "Als ich ihm diese Option vorgestellt hatte", so Klopp, "war Erik sofort Feuer und Flamme."

So backt sich der BVB neue Außenverteidiger

Der BVB sollte ein Patent anmelden auf das Rezept: "So backe ich mir einen Außenverteidiger". Vor Großkreutz hatte bereits der derzeit verletzte Lukasz Piszczek diese Umschulung erfolgreich bestanden. Im Falle von Erik Durm war Jürgen Klopp schon vor Saisonbeginn ins Schwärmen geraten: "Der Junge ist beidfüßig." Aber nicht einfach so, wie man das schreibt, wenn ein Fußballer das eine Bein eben nicht nur zum Stehen hat. "Er ist beidfüßig wie es zuletzt wahrscheinlich Andi Brehme war." Der Weltmeister von 1990 hat seine Karriere bekanntlich vor 15 Jahren beendet.

Der nächste Satz, den Klopp den Journalisten damals mit an die Hand gegeben hat, ist seit Dienstagabend überholt: "Erik wäre nicht hier bei uns, wenn wir ihm nicht auch sofort Bundesliga zutrauen würden." Man kann dem 21-Jährigen auch Champions League zutrauen.

Außergewöhnlich ist dabei die Selbstverständlichkeit, mit der Durm ans Werk geht. Selbst erst durch die Verletzung von Marcel Schmelzer (Muskelfaserriss im Oberschenkel) in die Mannschaft gespült, scheinen ihn auch Widrigkeiten kalt zu lassen. Gegen Marseille fehlten dem BVB mit Jürgen Klopp der Trainer, mit Sebastian Kehl der Kapitän, mit Roman Weidenfeller der Torwart und mit Ilkay Gündogan der Mittelfeldchef.

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Mit Übersicht und Ruhe

Erik Durm macht noch einige Fehler, aber auch schon vieles richtig. Und manchmal ist genau das wichtig. Wie vor dem 1:0 gegen Marseille. Andere hätten nach diesem Traumkonter über Nuri Sahin, Marco Reus und Henrich Mchitarjan aufs Tor gepflastert. Aus zehn Metern, frei vor dem Kasten. Erik Durm aber hat die Übersicht und die Ruhe, den Ball quer in die Mitte zu legen, wo Robert Lewandowski nur noch den Schlappen hinhalten muss. Das war groß.

So liest sich die Geschichte von Erik Durm, der mittlerweile auch schon dreimal für die deutsche U 21-Nationalmannschaft gespielt hat, derzeit wie ein modernes Märchen. Welch ein Glück. Für Erik Durm. Und für Borussia Dortmund.