BVB-Nachwuchschef Ricken: "Erfolge als roter Karrierefaden"

Ricken: Wir wollen, dass die Spieler eine Siegermentalität, die Gier auf Erfolg, entwickeln. Sie müssen wissen, was zu tun ist, um einen Pokal zu gewinnen. Titel im Nachwuchsbereich sind zwar keine unbedingte Voraussetzung, um Bundesliga-Profi zu werden. Erfolge können sich allerdings auch wie ein roter Faden durch Karrieren ziehen.

DFB.de: Für den BVB hatte es in den vergangenen Jahren mit Titeln im U 17- und U 19-Bereich nicht geklappt. Gibt es dafür einen Grund?

Ricken: Auch wenn keine Titel da waren, gibt es Beispiele dafür, dass die Ausbildung trotzdem funktioniert hat. Mario Götze, Daniel Ginczek und Lasse Sobiech sind nur einige Spieler, die aus unserem Nachwuchs stammen und die in den letzten Jahren den Sprung geschafft haben. In der U 19 liegt der Fokus bei uns noch stärker auf der Entwicklung des Einzelnen. Daher werden Spieler schon früh in die U 23 hochgezogen, die in der 3. Liga an den Start geht. Dass die zweite Mannschaft in der höchstmöglichen Klasse spielt, ist sehr wichtig für uns. Ziehen wir aber die Leistungsträger aus der U 19 schon früh in die U 23 hoch, dann geht das auch schon mal auf Kosten des mannschaftlichen Erfolges.

DFB.de: Welche Bedeutung hatte die Wiedereinführung einer U 16?

Ricken: Der Sprung von der U 15 in die U 17 ist extrem groß. Besonders im körperlichen Bereich gibt es meist ein großes Gefälle, das die Bildung einer homogenen Gruppe verhindert. Daran wollten wir mit der Wiedereinführung der U 16 arbeiten, um gerade die jungen Spieler nicht zu überfordern. Wir achten trotzdem darauf, dass die Mannschaften eng zusammenarbeiten und es eine hohe Durchlässigkeit gibt.

DFB.de: Ab welchem Zeitpunkt der Saison wussten Sie, dass es die U 17 diesmal weit bringen kann?

Ricken: Wir hatten uns schon erhofft, gemeinsam mit Mannschaften wie Bayer 04 Leverkusen um Rang eins in der Bundesliga West mitspielen zu können. Es hat sich schon in der Hinrunde gezeigt, dass die Entwicklung stimmt.

DFB.de: Sie selbst waren bereits im Alter von 17 Jahren in den Profikader aufgerückt und haben sich bis in die Nationalmannschaft gespielt. Trauen Sie einem aktuellen U 17-Spieler eine ähnliche Karriere zu?



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Weltpokalsieger, Champions League-Gewinner, Deutscher Meister, A-Junioren-Meister, dazu U 16-Europameister: Die Titelsammlung von Lars Ricken, Nachwuchskoordinator von Borussia Dortmund, liest sich beeindruckend. Am Freitag (ab 18 Uhr) haben die U 17-Spieler "seines" BVB die Gelegenheit, ihren ersten großen nationalen Titel zu holen. Im Endspiel um die Deutsche B-Junioren-Meisterschaft treffen sie auf Gastgeber RB Leipzig.

Ex-Profi Ricken, von 1986 bis 2009 ausschließlich für Dortmund am Ball, wird vor Ort die Daumen drücken. Er kennt das Gefühl eines Endspielsieges im Nachwuchsbereich. In der Saison 1993/1994 - Ricken gehörte eigentlich schon zum Profikader - markierte der heute 37-Jährige beim 3:2 über Werder Bremen den Treffer zum zwischenzeitlichen 2:1 aus Dortmunder Sicht. "Ich weiß noch jedes Detail aus dieser Partie, die mir viel bedeutet", so der ehemalige Nationalspieler im Gespräch mit DFB.de.

Im DFB.de-Interview spricht Lars Ricken mit Thomas Ziehn über das bevorstehende Endspiel um die Deutsche B-Junioren-Meisterschaft, die entscheidenden Faktoren und die wichtigsten Voraussetzungen, um es in die Bundesliga zu schaffen.

DFB.de: Wie groß ist bei Ihnen die Vorfreude auf das Finale in Leipzig, Herr Ricken?

Lars Ricken: Man merkt das Kribbeln im gesamten Verein, zumal die Jugend-Mannschaften des BVB die vergangenen Endspiele um die Deutsche Meisterschaft nicht für sich entscheiden konnten. Auch Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke, Sportdirektor Michael Zorc sowie Schatzmeister Dr. Reinhold Lunow werden die Mannschaft nach Leipzig begleiten.

DFB.de: Wie beurteilen Sie die Chancen gegen den Meister der Bundesliga Nord/Nordost?

Ricken: Das ist schwer einzuschätzen. Hertha BSC war im Halbfinale ein sehr starker Gegner, der in der Meisterschaft RB Leipzig den Vortritt lassen musste. Außerdem haben die 'Roten Bullen' den Heimvorteil. Damit fällt der Reisestress weg. Für uns geht es darum, eine hervorragende Saison mit den Titeln in der West-Staffel und im Westfalenpokal zu krönen.

DFB.de: Was wird in Leipzig den Ausschlag geben?

Ricken: Die Mannschaft, die in der Lage ist, ihre Top-Leistung auf den Punkt abzurufen, wird das Endspiel für sich entschieden. Anders als im Halbfinale gibt es nur ein Spiel - und damit keine Chance mehr, noch etwas zu korrigieren.

DFB.de: Hätten Sie mit dem Finalgegner RB Leipzig gerechnet?

Ricken: Ohne Zweifel wächst in Leipzig ein Riese heran. Ralf Rangnick hat bereits in Stuttgart und Hoffenheim bewiesen, dass er auch den Nachwuchsbereich weiterentwickeln kann. Daher war es durchaus abzusehen, dass RB früher oder später um den Titel mitspielen würde.

DFB.de: Welche Rolle spielt die Nervosität bei einem Spiel in der Leipziger Arena vor einer großen Kulisse?

Ricken: Es ist von enormer Bedeutung, dass sich die Spieler maximal auf Fußball konzentrieren und das Drumherum so gut wie möglich ausblenden. Wir tun jetzt aber trotzdem nicht so, als wäre das Endspiel eine normale Bundesligapartie. Für die jungen Spieler gehören solche Begegnungen zu ihrem Lernprozess. Schließlich wollen alle irgendwann am besten vor 80.000 Zuschauern in der Bundesliga spielen.

DFB.de: Was bedeutet der Finaleinzug für den Dortmunder Nachwuchsbereich?

Ricken: Es ist eine Bestätigung unserer Arbeit. Das Erreichen des Endspiels zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Über allem steht bei uns trotzdem die individuelle Entwicklung der einzelnen Spieler.

DFB.de: Wie wichtig sind Titel und sportliche Erfolge für diese Entwicklung?

Ricken: Wir wollen, dass die Spieler eine Siegermentalität, die Gier auf Erfolg, entwickeln. Sie müssen wissen, was zu tun ist, um einen Pokal zu gewinnen. Titel im Nachwuchsbereich sind zwar keine unbedingte Voraussetzung, um Bundesliga-Profi zu werden. Erfolge können sich allerdings auch wie ein roter Faden durch Karrieren ziehen.

DFB.de: Für den BVB hatte es in den vergangenen Jahren mit Titeln im U 17- und U 19-Bereich nicht geklappt. Gibt es dafür einen Grund?

Ricken: Auch wenn keine Titel da waren, gibt es Beispiele dafür, dass die Ausbildung trotzdem funktioniert hat. Mario Götze, Daniel Ginczek und Lasse Sobiech sind nur einige Spieler, die aus unserem Nachwuchs stammen und die in den letzten Jahren den Sprung geschafft haben. In der U 19 liegt der Fokus bei uns noch stärker auf der Entwicklung des Einzelnen. Daher werden Spieler schon früh in die U 23 hochgezogen, die in der 3. Liga an den Start geht. Dass die zweite Mannschaft in der höchstmöglichen Klasse spielt, ist sehr wichtig für uns. Ziehen wir aber die Leistungsträger aus der U 19 schon früh in die U 23 hoch, dann geht das auch schon mal auf Kosten des mannschaftlichen Erfolges.

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DFB.de: Welche Bedeutung hatte die Wiedereinführung einer U 16?

Ricken: Der Sprung von der U 15 in die U 17 ist extrem groß. Besonders im körperlichen Bereich gibt es meist ein großes Gefälle, das die Bildung einer homogenen Gruppe verhindert. Daran wollten wir mit der Wiedereinführung der U 16 arbeiten, um gerade die jungen Spieler nicht zu überfordern. Wir achten trotzdem darauf, dass die Mannschaften eng zusammenarbeiten und es eine hohe Durchlässigkeit gibt.

DFB.de: Ab welchem Zeitpunkt der Saison wussten Sie, dass es die U 17 diesmal weit bringen kann?

Ricken: Wir hatten uns schon erhofft, gemeinsam mit Mannschaften wie Bayer 04 Leverkusen um Rang eins in der Bundesliga West mitspielen zu können. Es hat sich schon in der Hinrunde gezeigt, dass die Entwicklung stimmt.

DFB.de: Sie selbst waren bereits im Alter von 17 Jahren in den Profikader aufgerückt und haben sich bis in die Nationalmannschaft gespielt. Trauen Sie einem aktuellen U 17-Spieler eine ähnliche Karriere zu?

Ricken: Ja, es gibt einige Spieler, die diesen Weg gehen können. Entscheidend ist, dass sie die Bereitschaft haben, das anzunehmen, was der Verein ihnen anbietet. Das setzt ein hohes Maß an Eigenmotivation voraus, ohne die es nicht funktioniert.