BVB-Kapitän Hummels: "Wir wollten mit dem Kopf durch die Wand"

Mats Hummels musste nach dem 0:1 von Borussia Dortmund gegen den FC Augsburg, der bereits elften Niederlage im 19. Bundesligaspiel, gemeinsam mit Roman Weidenfeller an den Zaun zur Südtribüne. Dort, wo die beiden Weltmeister noch vor knapp drei Jahren als Zaunkönige die Deutsche Meisterschaft gefeiert hatten, galt es nun, die aufgebrachten BVB-Fans zu beruhigen.

Die Stimmung im größten Stadion Deutschlands war nach dem Abpfiff gekippt. "Wir woll'n euch kämpfen sehen", schallte es nun zehntausendfach von den Rängen. Torwart Weidenfeller als dienstältester Borusse auf dem Rasen und der 26 Jahre alte Kapitän Hummels stellten sich - erst den Fans, dann den Medien. DFB.de hat die Aussagen von Mats Hummels aufgezeichnet.

DFB.de: Herr Hummels, die Reaktionen der Fans waren drastisch. Haben Sie Verständnis dafür?

Mats Hummels: Ja, absolut. Das hat hier, glaube ich, jeder von uns. Wir haben zwar nicht leblos, aber eben auch nicht gut gespielt. Wir schießen stets weniger Tore als der Gegner. Wir sind nach 19 Spieltagen Tabellenletzter. Da wäre es eine Frechheit, wenn hier irgendein Spieler sauer wäre ob dieser Reaktion unserer Fans.

DFB.de: Wie erklären Sie sich das Ergebnis und vor allem sein Zustandekommen? Sie haben ja sogar eine knappe halbe Stunde in Überzahl gespielt.

Hummels: Nach der Roten Karte wollten wir mit dem Kopf durch die Wand. Das war schlecht. Denn wenn wir mal kombiniert haben, sind wir viel besser durchgekommen als in den Situationen, in denen wir es auf Teufel komm raus im Eins-gegen-Eins versucht haben. Daraus resultierten viele, viele Ballverluste - und daraus Freistöße für den Gegner, die wiederum viel Zeit kosten. Da müssen wir uns wesentlich klüger anstellen.

DFB.de: Wie gehen Sie jetzt mit dieser zunehmend heikler werdenden Situation um? Vor der Winterpause hieß es: Wir brauchen mal eine komplette Vorbereitung. In der Vorbereitung hieß es dann: Nach zwei, drei Spielen wissen wir, wohin die Reise geht. Nach zwei Spielen haben Sie nun einen Punkt und sind Letzter.

Hummels: Unsere Situation hat sich natürlich nicht verbessert. Wir hatten uns mehr erhofft, vor allem nach dem Punktgewinn in Leverkusen, der angesichts unserer Situation absolut in Ordnung war. Wir hätten gegen Augsburg einen guten Schritt nach vorne machen können - haben es aber nicht getan. Freiburg am Samstag (ab 15.30 Uhr, live bei Sky) wird jetzt das nächste hammerharte Spiel. Man kann davon ausgehen, dass es ähnlich umkämpft sein wird wie die ersten beiden Partien. Wir müssen dort endlich mal die Effektivität auf unsere Seite ziehen. Ich habe in unserem Stadionmagazin gelesen, dass wir vor dem Augsburg-Spiel 270 zu 140 Torchancen in dieser Saison hatten - und wir sind Letzter! Das ist - ja, ich weiß gar nicht, was das ist, in welche Kategorie man das packen kann. Das dürfte es noch nie gegeben haben und wird es wohl auch nie wieder geben.

DFB.de: Woher nehmen Sie nun im laufenden Betrieb die Kraft, um aus dem Schlamassel herauszukommen?

Hummels: Unmittelbar nach dem Spiel ist das hart, und das wird auch den Donnerstag über noch anhalten. Aber am Freitag werden wir trainieren, nach Freiburg fliegen und dann dort erneut alles geben und es da vielleicht auch noch mehr danach aussehen lassen. Natürlich habe ich die Hoffnung, dass wir nun dort einen Dreier holen und uns so langsam mal in eine bessere Position bringen.

DFB.de: Die Spiele werden ja nicht mehr.

Hummels: So ist es.

DFB.de: Heißt: Der Druck steigt weiter, immer weiter?

Hummels: Na, den haben wir jetzt wirklich schon seit dem siebten, achten Spieltag. Wir hatten damals noch andere Ziele, da hatten wir den Druck zu gewinnen, um schnell wieder oben reinzukommen. Jetzt haben wir den Druck, überhaupt wieder unten rauszukommen. Aber Druck gibt's immer, nur die daran geknüpften Ziele sind unterschiedlich.

DFB.de: Wie kriegt man den Kopf wieder frei?

Hummels: Natürlich ist die Situation aktuell schlechter und somit schwieriger als jede andere, die wir hier in Dortmund mitgemacht haben. Aber durch jede Sportlerkarriere ziehen sich Höhen und Tiefen hindurch. Es gibt fast niemanden, der immer ganz oben war, bei dem immer alles lief. Jeder hat so Phasen, also kann auch jeder damit klarkommen - auch wenn es natürlich nicht einfach ist.

DFB.de: Was muss man konkret tun?

Hummels: Man muss ehrlich gesagt nichts anderes machen als bisher. Ich glaube nicht, dass hier irgendjemand die Spiele auf die leichte Schulter genommen hat. Wir müssen kämpfen und defensiv stabil stehen - was wir gegen Augsburg eigentlich einen Großteil des Spiels gemacht haben. Bis auf die Situation beim 0:1, bei der dann auch noch viel, viel Zufall für Augsburg mitreingespielt hat. Beim Fußball stellt sich jedes Mal die Frage der Effektivität, weil es eben nicht wie beim Basketball 100:100 ausgeht, sondern oftmals 1:0. Das ist die Kunst, die uns in dieser Saison in der Bundesliga noch überhaupt nicht gelungen ist.

DFB.de: Herr Hummels, wie begegnen Sie der nun aufkommenden Trainerdiskussion?

Hummels: Es ist mir, ehrlich gesagt, völlig egal, was da draußen diskutiert wird. Ich denke nicht, dass das der richtige Schritt für uns wäre. Und deshalb ist es für keinen in unserer Mannschaft ein Thema.

[nh]

Mats Hummels musste nach dem 0:1 von Borussia Dortmund gegen den FC Augsburg, der bereits elften Niederlage im 19. Bundesligaspiel, gemeinsam mit Roman Weidenfeller an den Zaun zur Südtribüne. Dort, wo die beiden Weltmeister noch vor knapp drei Jahren als Zaunkönige die Deutsche Meisterschaft gefeiert hatten, galt es nun, die aufgebrachten BVB-Fans zu beruhigen.

Die Stimmung im größten Stadion Deutschlands war nach dem Abpfiff gekippt. "Wir woll'n euch kämpfen sehen", schallte es nun zehntausendfach von den Rängen. Torwart Weidenfeller als dienstältester Borusse auf dem Rasen und der 26 Jahre alte Kapitän Hummels stellten sich - erst den Fans, dann den Medien. DFB.de hat die Aussagen von Mats Hummels aufgezeichnet.

DFB.de: Herr Hummels, die Reaktionen der Fans waren drastisch. Haben Sie Verständnis dafür?

Mats Hummels: Ja, absolut. Das hat hier, glaube ich, jeder von uns. Wir haben zwar nicht leblos, aber eben auch nicht gut gespielt. Wir schießen stets weniger Tore als der Gegner. Wir sind nach 19 Spieltagen Tabellenletzter. Da wäre es eine Frechheit, wenn hier irgendein Spieler sauer wäre ob dieser Reaktion unserer Fans.

DFB.de: Wie erklären Sie sich das Ergebnis und vor allem sein Zustandekommen? Sie haben ja sogar eine knappe halbe Stunde in Überzahl gespielt.

Hummels: Nach der Roten Karte wollten wir mit dem Kopf durch die Wand. Das war schlecht. Denn wenn wir mal kombiniert haben, sind wir viel besser durchgekommen als in den Situationen, in denen wir es auf Teufel komm raus im Eins-gegen-Eins versucht haben. Daraus resultierten viele, viele Ballverluste - und daraus Freistöße für den Gegner, die wiederum viel Zeit kosten. Da müssen wir uns wesentlich klüger anstellen.

DFB.de: Wie gehen Sie jetzt mit dieser zunehmend heikler werdenden Situation um? Vor der Winterpause hieß es: Wir brauchen mal eine komplette Vorbereitung. In der Vorbereitung hieß es dann: Nach zwei, drei Spielen wissen wir, wohin die Reise geht. Nach zwei Spielen haben Sie nun einen Punkt und sind Letzter.

Hummels: Unsere Situation hat sich natürlich nicht verbessert. Wir hatten uns mehr erhofft, vor allem nach dem Punktgewinn in Leverkusen, der angesichts unserer Situation absolut in Ordnung war. Wir hätten gegen Augsburg einen guten Schritt nach vorne machen können - haben es aber nicht getan. Freiburg am Samstag (ab 15.30 Uhr, live bei Sky) wird jetzt das nächste hammerharte Spiel. Man kann davon ausgehen, dass es ähnlich umkämpft sein wird wie die ersten beiden Partien. Wir müssen dort endlich mal die Effektivität auf unsere Seite ziehen. Ich habe in unserem Stadionmagazin gelesen, dass wir vor dem Augsburg-Spiel 270 zu 140 Torchancen in dieser Saison hatten - und wir sind Letzter! Das ist - ja, ich weiß gar nicht, was das ist, in welche Kategorie man das packen kann. Das dürfte es noch nie gegeben haben und wird es wohl auch nie wieder geben.

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DFB.de: Woher nehmen Sie nun im laufenden Betrieb die Kraft, um aus dem Schlamassel herauszukommen?

Hummels: Unmittelbar nach dem Spiel ist das hart, und das wird auch den Donnerstag über noch anhalten. Aber am Freitag werden wir trainieren, nach Freiburg fliegen und dann dort erneut alles geben und es da vielleicht auch noch mehr danach aussehen lassen. Natürlich habe ich die Hoffnung, dass wir nun dort einen Dreier holen und uns so langsam mal in eine bessere Position bringen.

DFB.de: Die Spiele werden ja nicht mehr.

Hummels: So ist es.

DFB.de: Heißt: Der Druck steigt weiter, immer weiter?

Hummels: Na, den haben wir jetzt wirklich schon seit dem siebten, achten Spieltag. Wir hatten damals noch andere Ziele, da hatten wir den Druck zu gewinnen, um schnell wieder oben reinzukommen. Jetzt haben wir den Druck, überhaupt wieder unten rauszukommen. Aber Druck gibt's immer, nur die daran geknüpften Ziele sind unterschiedlich.

DFB.de: Wie kriegt man den Kopf wieder frei?

Hummels: Natürlich ist die Situation aktuell schlechter und somit schwieriger als jede andere, die wir hier in Dortmund mitgemacht haben. Aber durch jede Sportlerkarriere ziehen sich Höhen und Tiefen hindurch. Es gibt fast niemanden, der immer ganz oben war, bei dem immer alles lief. Jeder hat so Phasen, also kann auch jeder damit klarkommen - auch wenn es natürlich nicht einfach ist.

DFB.de: Was muss man konkret tun?

Hummels: Man muss ehrlich gesagt nichts anderes machen als bisher. Ich glaube nicht, dass hier irgendjemand die Spiele auf die leichte Schulter genommen hat. Wir müssen kämpfen und defensiv stabil stehen - was wir gegen Augsburg eigentlich einen Großteil des Spiels gemacht haben. Bis auf die Situation beim 0:1, bei der dann auch noch viel, viel Zufall für Augsburg mitreingespielt hat. Beim Fußball stellt sich jedes Mal die Frage der Effektivität, weil es eben nicht wie beim Basketball 100:100 ausgeht, sondern oftmals 1:0. Das ist die Kunst, die uns in dieser Saison in der Bundesliga noch überhaupt nicht gelungen ist.

DFB.de: Herr Hummels, wie begegnen Sie der nun aufkommenden Trainerdiskussion?

Hummels: Es ist mir, ehrlich gesagt, völlig egal, was da draußen diskutiert wird. Ich denke nicht, dass das der richtige Schritt für uns wäre. Und deshalb ist es für keinen in unserer Mannschaft ein Thema.