BVB gegen Juve: Riedle, Ricken und der Triumph von München

Es ist mal wieder soweit - nach fast 18 Jahre. Heute (ab 20.45 Uhr, live auf Sky) gastiert Borussia Dortmund im Achtelfinalhinspiel der Champions League beim Italienischen Meister Juventus Turin. Nicht nur für Fans des BVB ein Europapokal-Klassiker.

Mit Juve verbinden die Dortmunder Fans schöne Erinnerungen. Der große Tag von München, die Tore von Karl-Heinz Riedle und der legendäre Lupfer des gerade erst eingewechselten Lars Ricken - 1997 in München, als der BVB die Champions League gewann. Es war schon das siebte Europapokaltreffen der Rivalen, seitdem aber ist keines mehr hinzukommen. Der Historiker und Autor Udo Muras erinnert für DFB.de an eine ziemlich intensive Beziehung zweier Klubs, die sich in den Neunzigern kaum aus dem Weg gehen konnten.

1993: Duell mit Möller und Kohler

Es begann gleich mit einem Finale. Am 5. Mai 1993 empfing die Borussia die Italiener zum Hinspiel um den UEFA-Pokal. Bei den Gästen liefen mit Andreas Möller ein ehemaliger sowie mit Jürgen Kohler und Julio Cesar zwei kommende BVB-Spieler auf. Das Westfalenstadion war ausverkauft, was nach damaligen Verhältnissen und Bestimmungen bedeutete: "nur" 37.000 Zuschauer. Sie jubelten schon nach zwei Minuten, als Michael Rummenigge den Pass von Knut Reinhardt eindrückte.

Doch die um vier Stammkräfte dezimierte BVB-Elf, bei der Vertragsamateur Uwe Grauer Libero spielen musste, gab schon bald das Heft aus der Hand. Dino Baggio (27.) auf Vorlage von Möller und Roberto Baggio (30.) drehten den Spieß binnen drei Minuten um. Nach der Pause traf wieder ein Baggio: Erneut auf Vorarbeit von Andreas Möller vollstreckte Roberto Baggio zum 1:3-Endstand (74.). "Juve war zweifellos der stärkste Gegner aller bisheriger UEFA-Cup-Konkurrenten der Dortmunder", schrieb der Kicker, und Tribünengast Franz Beckenbauer relativierte: "In dieser Aufstellung war einfach nicht mehr drin."

1993: Juve gewinnt UEFA-Cup-Finale

Vor dem Rückspiel gab Michael Rummenigge die Parole Schadensbegrenzung aus: "Wir wollen in Turin noch mal gut aussehen und uns vor allem nicht abschlachten lassen." Juve-Trainer Giovanni Trapattoni warnte: "Wir haben das Hinspiel 3:1 gewonnen, aber das ist kein Freifahrtschein." Aber seine Sorgen waren schon nach fünf Minuten verflogen, als die Baggio-Show weiterging: Dino traf zum 1:0. Derselbe Spieler erhöhte kurz vor der Pause auf 2:0, und die 62.000 Zuschauer feierten schon den UEFA-Pokal-Sieg. Dann sorgte Andreas Möller für den Endstand von 3:0 (63.).

Die Borussen nahmen diese Niederlage am 19. Mai 1993 gelassen. Trainer Ottmar Hitzfeld meinte: "Auch wenn wir bis zum Schluss an den Sieg geglaubt haben - mehr war nicht drin. Juventus kam für uns zum falschen Zeitpunkt." Präsident Gerd Niebaum lobte auf dem Bankett die "phantastische Europacupsaison", und auch die 30.000 Anhänger auf dem Dortmunder Friedensplatz feierten stolz den zweiten Platz. Und das Gute an zweiten Plätzen ist: Es bleibt noch Luft nach oben.

1995: Wieder jubelt Juve - im UEFA-Cup-Halbfinale

Im Jahr 1995 sah man sich wieder - in zwei Wettbewerben und vier Spielen. Im April bahnte sich im UEFA-Cup schon eine geglückte Revanche an, denn Borussia brachte aus dem Halbfinalhinspiel vor rund 80.000 Zuschauern in Turin ein beachtliches 2:2 mit. Rückkehrer Andreas Möller und Julio Cesar trugen nun schon Schwarz-Gelb, nur Jürgen Kohler war noch ein "Italiener". Und der deutsche Weltmeister gab die Spaßbremse in diesem hochklassigen Spiel. Zweimal war Borussia in Führung gegangen, durch Stefan Reuter (8.) und Andreas Möller (71.), zweimal glich Juventus aus. Roberto Baggio nutzte einen Foulelfmeter (27.), und in Minute 88 wurde Verteidiger Kohler zum Torjäger.

Trotz des vorteilhaften Ergebnisses schimpften die Borussen nach Abpfiff und legten offiziell Protest gegen die Verwarnungen von Möller und Matthias Sammer ein, die ebenso wie Karl-Heinz Riedle fürs Rückspiel gesperrt waren. Ottmar Hitzfeld schimpfte: "Ich habe das dumpfe Gefühl, dass wir verschaukelt worden sind. Wir haben Gelbe Karten kassiert, die sonst nirgendwo gegeben werden." Libero Sammer sprach schlicht von "einem Skandal".

Die Proteste gegen die Tatsachenentscheidungen wurden natürlich abgelehnt, und im Rückspiel war Borussias B-Elf (sechs Ausfälle) überfordert. Zur Pause stand es bereits wie nach 90 Minuten - 1:2. Porrini hatte das 0:1 besorgt (7.), Julio Cesar per Freistoß (10.) noch ausgeglichen. Aber dann traf wieder Roberto Baggio, sein Freistoß (31.) bedeutete die Entscheidung. Ein Dortmunder Reporter sagte zu Juve-Trainer Marcello Lippi: "Beim nächsten Mal seid ihr reif". Etwas eloquenter klang die Drohung von BVB-Manager Michael Meier: "Im Leben sieht man sich zweimal, im Fußball jedoch trifft man sich dreimal."

1995: Sieg und Niederlage in der Königsklasse

Das sollte keine fünf Monaten dauern. Nun war Borussia Meister, Juve auch, und man traf sich erstmals in der Champions League, in Gruppe C. Und doch schien alles beim Alten zu sein, auch im dritten Anlauf gewannen die Italiener im mit 35.800 Zuschauern ausverkauften Westfalenstadion. Wie 1993 war der BVB mit dem ersten Angriff in Führung gegangen, durch Möllers Schuss aus 18 Metern - und wieder drehte Juventus noch vor der Pause das Spiel. Padovano (11.) und Alessandro del Piero (36.) sorgten für das 1:2, Antonio Conte (68.) für die Entscheidung. Nun spielte auch Jürgen Kohler bei Borussia, aber irgendwie war er gedanklich noch Turiner, zwei Gegentore gingen mit auf seine Kappe.

Juventus schien sich zum Fluch zu entwickeln für den BVB, der nun seit fünf Spielen auf einen Sieg wartete. Dann aber kam das Rückspiel am 22. November 1995. Es hatte für den BVB Endspielcharakter. Während Juve schon weiter war, brauchte Dortmund im Fernduell mit den Glasgow Rangers mindestens einen Punkt. Es wurden dann sogar drei. Michael Zorc (30.) und Lars Ricken (65.) schossen eine 2:0-Führung heraus, Alessandro del Pieros Freistoßtor (90.) kam zu spät. "Wir sind weiter, das ist sensationell", frohlockte BVB-Mittelfeldmotor Steffen Freund.

Champions-League-Finale 1997: Riedle trifft doppelt

Und doch war es nichts gegen die Ereignisse des 28. Mai 1997. Im Finale der Champions League sahen sich die Rivalen im Münchner Olympiastadion wieder. Vom ersten Finale im Mai 1993 hatten "überlebt": Stefan Klos, Stefan Reuter, Stephane Chapuisat und Michael Zorc auf Borussen-Seite, dazu Trainer Ottmar Hitzfeld. Bei Juve war nur Torwart Angelo Peruzzi noch dabei. Andreas Möller und Jürgen Kohler hatten die Seiten gewechselt - und so standen sie wieder auf der des Siegers.

Wieder ging Borussia in Führung, nun aber gab sie sie nicht mehr her: Karl-Heinz Riedle erlebte eine Sternstunde seiner Karriere und schenkte Juve binnen fünf Minuten zwei Treffer ein (29., 34.), das zweite per Kopf nach einer Möller-Ecke. Turin um die kommenden französischen Weltmeister Didier Deschamps und Zinedine Zidane zog noch einmal an, Zidane traf den Pfosten (42.). Nach 56 Minuten lenkte Keeper Klos einen Ball von Christian Vieri an die Latte. Der Anschlusstreffer lag in der Luft, und als er fiel, wunderte es keinen mehr: Alessandro del Piero fand sogar noch die Zeit, Alen Boksic' Vorlage per Hacke einzudrücken (64.).

1997: "Joker" Ricken macht sich unsterblich

Ottmar Hitzfeld wechselte nun seine Stürmer ein, zunächst Heiko Herrlich, dann Lars Ricken. Von Herrlich war nachher nicht mehr die Rede, denn der 20-jährige Ricken stahl allen die Show. Mit einem einzigen Schuss. In 14 Sekunden zur Unsterblichkeit - Lars Ricken wurde zum Inbegriff des Jokers, der sticht. Möllers Vorlage schlenzte er einfach ins Tor, mit dem ersten Ballkontakt. "Unglaublich, dass man in dem Alter schon so abgezockt sein kann", staunte sein Trainer Ottmar Hitzfeld und mit ihm die ganze Fußballwelt. Es war ein Tor mit Auge und Vorgeschichte. Ricken: "Ich habe von der Bank aus beobachtet, dass der Peruzzi immer zu weit vor seinem Kasten stand. Aber ich konnte ja nichts machen. Endlich durfte ich rein. Dass ich dann tatsächlich so ein Tor mache, davon konnte ich einfach nur träumen."

Er träumt nicht alleine. "Jetzt kommt gleich Lars Ricken, der Mann für die entscheidenden Tore - und der macht dann das 3:1, wir hoffen es jedenfalls", bewies Radiokommentator Manfred Breuckmann (WDR) seine geradezu prophetische Begabung. Und Marcel Reif seine poetische, als er ins RTL-Mikrofon rief: "Die Brüder Grimm drehen sich im Grabe um. Das sind Märchen, die gibt's nicht."

Das Gros unter den 58.000 Zuschauern im Olympiastadion und Millionen an den Bildschirmen feierten. Der Kohlenpott wurde zur Partymeile, zumal Schalke 04 eine Woche zuvor den UEFA-Pokal gewonnen hatte. Das letzte Kapitel mit Juventus war ohne Frage das schönste für Borussia Dortmund. Und doch wird es nach 18 Jahren Zeit für ein neues.

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Es ist mal wieder soweit - nach fast 18 Jahre. Heute (ab 20.45 Uhr, live auf Sky) gastiert Borussia Dortmund im Achtelfinalhinspiel der Champions League beim Italienischen Meister Juventus Turin. Nicht nur für Fans des BVB ein Europapokal-Klassiker.

Mit Juve verbinden die Dortmunder Fans schöne Erinnerungen. Der große Tag von München, die Tore von Karl-Heinz Riedle und der legendäre Lupfer des gerade erst eingewechselten Lars Ricken - 1997 in München, als der BVB die Champions League gewann. Es war schon das siebte Europapokaltreffen der Rivalen, seitdem aber ist keines mehr hinzukommen. Der Historiker und Autor Udo Muras erinnert für DFB.de an eine ziemlich intensive Beziehung zweier Klubs, die sich in den Neunzigern kaum aus dem Weg gehen konnten.

1993: Duell mit Möller und Kohler

Es begann gleich mit einem Finale. Am 5. Mai 1993 empfing die Borussia die Italiener zum Hinspiel um den UEFA-Pokal. Bei den Gästen liefen mit Andreas Möller ein ehemaliger sowie mit Jürgen Kohler und Julio Cesar zwei kommende BVB-Spieler auf. Das Westfalenstadion war ausverkauft, was nach damaligen Verhältnissen und Bestimmungen bedeutete: "nur" 37.000 Zuschauer. Sie jubelten schon nach zwei Minuten, als Michael Rummenigge den Pass von Knut Reinhardt eindrückte.

Doch die um vier Stammkräfte dezimierte BVB-Elf, bei der Vertragsamateur Uwe Grauer Libero spielen musste, gab schon bald das Heft aus der Hand. Dino Baggio (27.) auf Vorlage von Möller und Roberto Baggio (30.) drehten den Spieß binnen drei Minuten um. Nach der Pause traf wieder ein Baggio: Erneut auf Vorarbeit von Andreas Möller vollstreckte Roberto Baggio zum 1:3-Endstand (74.). "Juve war zweifellos der stärkste Gegner aller bisheriger UEFA-Cup-Konkurrenten der Dortmunder", schrieb der Kicker, und Tribünengast Franz Beckenbauer relativierte: "In dieser Aufstellung war einfach nicht mehr drin."

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1993: Juve gewinnt UEFA-Cup-Finale

Vor dem Rückspiel gab Michael Rummenigge die Parole Schadensbegrenzung aus: "Wir wollen in Turin noch mal gut aussehen und uns vor allem nicht abschlachten lassen." Juve-Trainer Giovanni Trapattoni warnte: "Wir haben das Hinspiel 3:1 gewonnen, aber das ist kein Freifahrtschein." Aber seine Sorgen waren schon nach fünf Minuten verflogen, als die Baggio-Show weiterging: Dino traf zum 1:0. Derselbe Spieler erhöhte kurz vor der Pause auf 2:0, und die 62.000 Zuschauer feierten schon den UEFA-Pokal-Sieg. Dann sorgte Andreas Möller für den Endstand von 3:0 (63.).

Die Borussen nahmen diese Niederlage am 19. Mai 1993 gelassen. Trainer Ottmar Hitzfeld meinte: "Auch wenn wir bis zum Schluss an den Sieg geglaubt haben - mehr war nicht drin. Juventus kam für uns zum falschen Zeitpunkt." Präsident Gerd Niebaum lobte auf dem Bankett die "phantastische Europacupsaison", und auch die 30.000 Anhänger auf dem Dortmunder Friedensplatz feierten stolz den zweiten Platz. Und das Gute an zweiten Plätzen ist: Es bleibt noch Luft nach oben.

1995: Wieder jubelt Juve - im UEFA-Cup-Halbfinale

Im Jahr 1995 sah man sich wieder - in zwei Wettbewerben und vier Spielen. Im April bahnte sich im UEFA-Cup schon eine geglückte Revanche an, denn Borussia brachte aus dem Halbfinalhinspiel vor rund 80.000 Zuschauern in Turin ein beachtliches 2:2 mit. Rückkehrer Andreas Möller und Julio Cesar trugen nun schon Schwarz-Gelb, nur Jürgen Kohler war noch ein "Italiener". Und der deutsche Weltmeister gab die Spaßbremse in diesem hochklassigen Spiel. Zweimal war Borussia in Führung gegangen, durch Stefan Reuter (8.) und Andreas Möller (71.), zweimal glich Juventus aus. Roberto Baggio nutzte einen Foulelfmeter (27.), und in Minute 88 wurde Verteidiger Kohler zum Torjäger.

Trotz des vorteilhaften Ergebnisses schimpften die Borussen nach Abpfiff und legten offiziell Protest gegen die Verwarnungen von Möller und Matthias Sammer ein, die ebenso wie Karl-Heinz Riedle fürs Rückspiel gesperrt waren. Ottmar Hitzfeld schimpfte: "Ich habe das dumpfe Gefühl, dass wir verschaukelt worden sind. Wir haben Gelbe Karten kassiert, die sonst nirgendwo gegeben werden." Libero Sammer sprach schlicht von "einem Skandal".

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Die Proteste gegen die Tatsachenentscheidungen wurden natürlich abgelehnt, und im Rückspiel war Borussias B-Elf (sechs Ausfälle) überfordert. Zur Pause stand es bereits wie nach 90 Minuten - 1:2. Porrini hatte das 0:1 besorgt (7.), Julio Cesar per Freistoß (10.) noch ausgeglichen. Aber dann traf wieder Roberto Baggio, sein Freistoß (31.) bedeutete die Entscheidung. Ein Dortmunder Reporter sagte zu Juve-Trainer Marcello Lippi: "Beim nächsten Mal seid ihr reif". Etwas eloquenter klang die Drohung von BVB-Manager Michael Meier: "Im Leben sieht man sich zweimal, im Fußball jedoch trifft man sich dreimal."

1995: Sieg und Niederlage in der Königsklasse

Das sollte keine fünf Monaten dauern. Nun war Borussia Meister, Juve auch, und man traf sich erstmals in der Champions League, in Gruppe C. Und doch schien alles beim Alten zu sein, auch im dritten Anlauf gewannen die Italiener im mit 35.800 Zuschauern ausverkauften Westfalenstadion. Wie 1993 war der BVB mit dem ersten Angriff in Führung gegangen, durch Möllers Schuss aus 18 Metern - und wieder drehte Juventus noch vor der Pause das Spiel. Padovano (11.) und Alessandro del Piero (36.) sorgten für das 1:2, Antonio Conte (68.) für die Entscheidung. Nun spielte auch Jürgen Kohler bei Borussia, aber irgendwie war er gedanklich noch Turiner, zwei Gegentore gingen mit auf seine Kappe.

Juventus schien sich zum Fluch zu entwickeln für den BVB, der nun seit fünf Spielen auf einen Sieg wartete. Dann aber kam das Rückspiel am 22. November 1995. Es hatte für den BVB Endspielcharakter. Während Juve schon weiter war, brauchte Dortmund im Fernduell mit den Glasgow Rangers mindestens einen Punkt. Es wurden dann sogar drei. Michael Zorc (30.) und Lars Ricken (65.) schossen eine 2:0-Führung heraus, Alessandro del Pieros Freistoßtor (90.) kam zu spät. "Wir sind weiter, das ist sensationell", frohlockte BVB-Mittelfeldmotor Steffen Freund.

Champions-League-Finale 1997: Riedle trifft doppelt

Und doch war es nichts gegen die Ereignisse des 28. Mai 1997. Im Finale der Champions League sahen sich die Rivalen im Münchner Olympiastadion wieder. Vom ersten Finale im Mai 1993 hatten "überlebt": Stefan Klos, Stefan Reuter, Stephane Chapuisat und Michael Zorc auf Borussen-Seite, dazu Trainer Ottmar Hitzfeld. Bei Juve war nur Torwart Angelo Peruzzi noch dabei. Andreas Möller und Jürgen Kohler hatten die Seiten gewechselt - und so standen sie wieder auf der des Siegers.

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Wieder ging Borussia in Führung, nun aber gab sie sie nicht mehr her: Karl-Heinz Riedle erlebte eine Sternstunde seiner Karriere und schenkte Juve binnen fünf Minuten zwei Treffer ein (29., 34.), das zweite per Kopf nach einer Möller-Ecke. Turin um die kommenden französischen Weltmeister Didier Deschamps und Zinedine Zidane zog noch einmal an, Zidane traf den Pfosten (42.). Nach 56 Minuten lenkte Keeper Klos einen Ball von Christian Vieri an die Latte. Der Anschlusstreffer lag in der Luft, und als er fiel, wunderte es keinen mehr: Alessandro del Piero fand sogar noch die Zeit, Alen Boksic' Vorlage per Hacke einzudrücken (64.).

1997: "Joker" Ricken macht sich unsterblich

Ottmar Hitzfeld wechselte nun seine Stürmer ein, zunächst Heiko Herrlich, dann Lars Ricken. Von Herrlich war nachher nicht mehr die Rede, denn der 20-jährige Ricken stahl allen die Show. Mit einem einzigen Schuss. In 14 Sekunden zur Unsterblichkeit - Lars Ricken wurde zum Inbegriff des Jokers, der sticht. Möllers Vorlage schlenzte er einfach ins Tor, mit dem ersten Ballkontakt. "Unglaublich, dass man in dem Alter schon so abgezockt sein kann", staunte sein Trainer Ottmar Hitzfeld und mit ihm die ganze Fußballwelt. Es war ein Tor mit Auge und Vorgeschichte. Ricken: "Ich habe von der Bank aus beobachtet, dass der Peruzzi immer zu weit vor seinem Kasten stand. Aber ich konnte ja nichts machen. Endlich durfte ich rein. Dass ich dann tatsächlich so ein Tor mache, davon konnte ich einfach nur träumen."

Er träumt nicht alleine. "Jetzt kommt gleich Lars Ricken, der Mann für die entscheidenden Tore - und der macht dann das 3:1, wir hoffen es jedenfalls", bewies Radiokommentator Manfred Breuckmann (WDR) seine geradezu prophetische Begabung. Und Marcel Reif seine poetische, als er ins RTL-Mikrofon rief: "Die Brüder Grimm drehen sich im Grabe um. Das sind Märchen, die gibt's nicht."

Das Gros unter den 58.000 Zuschauern im Olympiastadion und Millionen an den Bildschirmen feierten. Der Kohlenpott wurde zur Partymeile, zumal Schalke 04 eine Woche zuvor den UEFA-Pokal gewonnen hatte. Das letzte Kapitel mit Juventus war ohne Frage das schönste für Borussia Dortmund. Und doch wird es nach 18 Jahren Zeit für ein neues.