Burghausen-Torhüter Loboué: "Im nächsten Leben lieber Stürmer"

Die 3. Liga ist voll von besonderen Spielern. DFB.de stellt die "Gesichter der 3. Liga" in seiner Serie vor. Heute: Burghausens Torhüter Stephan Loboué, der mit dem SV Wacker trotz schwieriger Voraussetzungen den Klassenverbleib perfekt machen will.

Stephan Loboué, Torhüter des Drittligisten SV Wacker Burghausen, musste in seiner mittlerweile schon 14 Jahre andauernden Profi-Karriere so manche Steine aus dem Weg räumen. In dieser Saison liegt jedoch ein massiver Brocken vor dem 32 Jahre alten 1,94 Meter-Hünen und seinen Mannschaftskollegen. Denn nach 14 Spieltagen stehen für die Bayern lediglich neun Punkte zu Buche - acht davon holten sie erst in den vergangenen fünf Partien. Der Rückstand auf einen Nichtabstiegsplatz beträgt sechs Zähler. "Aber hier steckt niemand auf", stellt Louboué im Gespräch mit DFB.de klar. "Wir glauben alle fest daran, dass wir es packen."

Erst seit Saisonbeginn steht Loboué, der einer deutschen Mutter und eines ivorischen Vaters hat, beim SV Wacker zwischen den Pfosten. Auf Anhieb wurde der erfahrene Schlussmann zum Kapitän ernannt. Den Start des Drittliga-Gründungsmitglieds hatte sich der gebürtige Pforzheimer jedoch ganz anderes vorgestellt. Aus den ersten acht Begegnungen holten die Bayern gerade einmal einen Zähler. Trainer Georgi Donkov wurde beurlaubt, Uwe Wolf (zuvor Hessen Kassel) übernahm.

Nach schweren Niederlagen wieder aufgerichtet

Das erste Spiel unter Wolfs Regie ging noch verloren (1:4 gegen den VfL Osnabrück), doch dann lief es plötzlich. Die Serie von acht Punkten aus vier Begegnungen wurde erst durch das jüngste 1:3 bei Borussia Dortmund II beendet. "Die Aggressivität war nicht genügend vorhanden und auch die Spannung fehlte", analysiert Loboué. "Das darf uns in unserer Situation nicht passieren."

Trotz der Niederlage ist der Glaube an den Klassenverbleib nicht nur bei Loboué wieder ein großes Stück gewachsen: "Uwe Wolf hat uns nach schweren Niederlagen wieder aufgerichtet. Eigentlich waren wir schon tot, doch der Trainer hat die richtigen Hebel betätigt und uns wieder in die Spur bekommen."

Besondere Position innerhalb der Mannschaft

Den Spaß an seiner Arbeit hatte Stephan Loboué auch nach einer zwischenzeitlichen Serie von fünf Niederlagen nie verloren. "Ich stehe immer noch jeden Tag gerne auf und gehe mit Freude zum Training. Fußballprofi ist ein Traumberuf und ich bin froh um jeden Tag, an dem ich ihn ausüben kann", sagt der Torwart.

Dass er eine besondere Position innerhalb der Mannschaft einnimmt, darüber ist sich der Schlussmann stets bewusst. "Der Torhüter ist der letzte Spieler, der einen Treffer verhindern kann. Er entscheidet damit häufig über Sieg oder Niederlage", so der Deutsch-Ivorer. "Deshalb muss ich immer zu 100 Prozent konzentriert sein, selbst bei den vermeintlich einfachsten Aufgaben wie Rückpässen. Spielt ein Stürmer einen Fehlpass, hat das meist keine gravierenden Auswirkungen. Unterläuft mir aber ein Fehler, ist der Ball meistens drin. Im nächsten Leben möchte ich daher lieber Stürmer werden", lacht Loboué.

Ruhe vor dem Spiel, lautstark auf dem Platz

Vor jeder Partie sucht Loboué für ein paar Minuten die Ruhe. "Ich gehe dann im Kopf Situationen durch, die im Spiel auf mich zukommen können. Das hilft mir", meint der professionelle Tore-Verhinderer.

Auf dem Platz ist es dann aber mit der Ruhe schnell vorbei. Lautstark gibt Loboué seinen Vorderleuten Kommandos. "Ich brauche das. Das ist mein Spiel", so "Lobo". "Zum einen übernehme ich gerne - unabhängig von der Kapitänsbinde - Verantwortung. Außerdem bleibe ich so ständig auf der Höhe des Geschehens und damit konzentriert."

Vier Einsätze für die ivorische Nationalmannschaft

Begonnen hatte die Karriere von Stephan Loboué einst beim VfR Pforzheim. Bei den Stuttgarter Kickers entschied er sich für eine Profi-Laufbahn, die ihn über den VfL Wolfsburg II, die SpVgg Greuther Fürth, den SC Paderborn und Rot-Weiß Oberhausen sogar bis nach Südafrika zu den Lamontville Golden Arrows (Durban) führte. Über Eintracht Trier kam er schließlich nach Burghausen.

In der Jugend war Loboué unter dem damaligen U 18-Nationaltrainer Uli Stielike sogar für die deutsche Nachwuchsnationalmannschaft am Ball. Später entschied er sich aber dafür, für die Auswahl der Elfenbeinküste aufzulaufen. Insgesamt viermal trug er das Trikot der ivorischen Nationalmannschaft, nahm unter anderem an der Afrika-Meisterschaft 2008 teil. "Aktuell ist es mit der Nationalmannschaft schwierig", sagt Loboué. "Die Konkurrenz ist groß und in der 3. Liga stehe ich nun einmal nicht so sehr im Fokus."

Prägende Zeit in Südafrika

Bei seinen Stationen musste Loboué, der nach seiner Laufbahn am liebsten als Torwart-Trainer arbeiten möchte, häufig mit anderen Torhütern um den Platz zwischen den Pfosten kämpfen. "Darauf bin ich, wenn ich auf meine bisherige Laufbahn zurückblicke, besonders stolz", so der Torwart-Hüne. "Ich hatte häufig mit Widerständen zu kämpfen und musste Steine aus dem Weg räumen. Das habe ich meistens geschafft und das hat mich auch als Mensch weitergebracht."

Recht prägend war auch seine Zeit in Südafrika. "Ich habe dort viel über meine Wurzeln gelernt", sagt Loboué, der auch den Gang in die Townships nicht scheute. "Ich bin ein Typ, der die Gefahr manchmal ganz bewusst sucht. Gefährlich war es in den Townships aber nicht." Nur vor dem Meer hatte Loboué großen Respekt. "Ich bin immer in Ufernähe geblieben. Einem weißen Hai wollte ich nämlich nicht unbedingt begegnen."

Unter einem Dach mit Turhan und Kulabas

In seinem Wohnort Burgkirchen, einem Steinwurf von Burghausen entfernt, begegnet Loboué nicht nur auf dem Platz seinen Mannschaftskollegen. Gemeinsam mit seiner Freundin Amal, einer in Belgien aufgewachsenen Marokkanerin, wohnt der Schlussmann in der ehemaligen Wohnung von Felix Luz, den Loboué aus seiner Oberhausener Zeit kennt und der aktuell für den Ligakonkurrenten SV Elversberg aktiv ist. Im Haus wohnen auch die beiden Wacker-Spieler Olcay Turhan und Ahmet Kulabas.

Gemeinsam wird das Trio am Samstag zum Stadion fahren, wo ab 14 Uhr das Heimspiel gegen den SV Darmstadt auf dem Programm steht. Die "Lilien" sind eine der Überraschungsmannschaften und belegen hinter dem Spitzenreiter 1. FC Heidenheim Rang zwei. "Vielleicht kommt der Gegner zur rechten Zeit", hofft Loboué. "In Dortmund hatten wir einen Schuss vor dem Bug bekommen. Gegen Darmstadt erwarten nur wenige, dass wir etwas holen. Umso größer ist die Chance für uns, mit einem überraschenden Erfolg für Auftrieb zu sorgen. Entscheidend ist, dass wir nie den Glauben verlieren und jeder für den anderen kämpft. Dann werden wir unser Ziel auch erreichen."

[mspw]

Die 3. Liga ist voll von besonderen Spielern. DFB.de stellt die "Gesichter der 3. Liga" in seiner Serie vor. Heute: Burghausens Torhüter Stephan Loboué, der mit dem SV Wacker trotz schwieriger Voraussetzungen den Klassenverbleib perfekt machen will.

Stephan Loboué, Torhüter des Drittligisten SV Wacker Burghausen, musste in seiner mittlerweile schon 14 Jahre andauernden Profi-Karriere so manche Steine aus dem Weg räumen. In dieser Saison liegt jedoch ein massiver Brocken vor dem 32 Jahre alten 1,94 Meter-Hünen und seinen Mannschaftskollegen. Denn nach 14 Spieltagen stehen für die Bayern lediglich neun Punkte zu Buche - acht davon holten sie erst in den vergangenen fünf Partien. Der Rückstand auf einen Nichtabstiegsplatz beträgt sechs Zähler. "Aber hier steckt niemand auf", stellt Louboué im Gespräch mit DFB.de klar. "Wir glauben alle fest daran, dass wir es packen."

Erst seit Saisonbeginn steht Loboué, der einer deutschen Mutter und eines ivorischen Vaters hat, beim SV Wacker zwischen den Pfosten. Auf Anhieb wurde der erfahrene Schlussmann zum Kapitän ernannt. Den Start des Drittliga-Gründungsmitglieds hatte sich der gebürtige Pforzheimer jedoch ganz anderes vorgestellt. Aus den ersten acht Begegnungen holten die Bayern gerade einmal einen Zähler. Trainer Georgi Donkov wurde beurlaubt, Uwe Wolf (zuvor Hessen Kassel) übernahm.

Nach schweren Niederlagen wieder aufgerichtet

Das erste Spiel unter Wolfs Regie ging noch verloren (1:4 gegen den VfL Osnabrück), doch dann lief es plötzlich. Die Serie von acht Punkten aus vier Begegnungen wurde erst durch das jüngste 1:3 bei Borussia Dortmund II beendet. "Die Aggressivität war nicht genügend vorhanden und auch die Spannung fehlte", analysiert Loboué. "Das darf uns in unserer Situation nicht passieren."

Trotz der Niederlage ist der Glaube an den Klassenverbleib nicht nur bei Loboué wieder ein großes Stück gewachsen: "Uwe Wolf hat uns nach schweren Niederlagen wieder aufgerichtet. Eigentlich waren wir schon tot, doch der Trainer hat die richtigen Hebel betätigt und uns wieder in die Spur bekommen."

Besondere Position innerhalb der Mannschaft

Den Spaß an seiner Arbeit hatte Stephan Loboué auch nach einer zwischenzeitlichen Serie von fünf Niederlagen nie verloren. "Ich stehe immer noch jeden Tag gerne auf und gehe mit Freude zum Training. Fußballprofi ist ein Traumberuf und ich bin froh um jeden Tag, an dem ich ihn ausüben kann", sagt der Torwart.

Dass er eine besondere Position innerhalb der Mannschaft einnimmt, darüber ist sich der Schlussmann stets bewusst. "Der Torhüter ist der letzte Spieler, der einen Treffer verhindern kann. Er entscheidet damit häufig über Sieg oder Niederlage", so der Deutsch-Ivorer. "Deshalb muss ich immer zu 100 Prozent konzentriert sein, selbst bei den vermeintlich einfachsten Aufgaben wie Rückpässen. Spielt ein Stürmer einen Fehlpass, hat das meist keine gravierenden Auswirkungen. Unterläuft mir aber ein Fehler, ist der Ball meistens drin. Im nächsten Leben möchte ich daher lieber Stürmer werden", lacht Loboué.

Ruhe vor dem Spiel, lautstark auf dem Platz

Vor jeder Partie sucht Loboué für ein paar Minuten die Ruhe. "Ich gehe dann im Kopf Situationen durch, die im Spiel auf mich zukommen können. Das hilft mir", meint der professionelle Tore-Verhinderer.

Auf dem Platz ist es dann aber mit der Ruhe schnell vorbei. Lautstark gibt Loboué seinen Vorderleuten Kommandos. "Ich brauche das. Das ist mein Spiel", so "Lobo". "Zum einen übernehme ich gerne - unabhängig von der Kapitänsbinde - Verantwortung. Außerdem bleibe ich so ständig auf der Höhe des Geschehens und damit konzentriert."

Vier Einsätze für die ivorische Nationalmannschaft

Begonnen hatte die Karriere von Stephan Loboué einst beim VfR Pforzheim. Bei den Stuttgarter Kickers entschied er sich für eine Profi-Laufbahn, die ihn über den VfL Wolfsburg II, die SpVgg Greuther Fürth, den SC Paderborn und Rot-Weiß Oberhausen sogar bis nach Südafrika zu den Lamontville Golden Arrows (Durban) führte. Über Eintracht Trier kam er schließlich nach Burghausen.

In der Jugend war Loboué unter dem damaligen U 18-Nationaltrainer Uli Stielike sogar für die deutsche Nachwuchsnationalmannschaft am Ball. Später entschied er sich aber dafür, für die Auswahl der Elfenbeinküste aufzulaufen. Insgesamt viermal trug er das Trikot der ivorischen Nationalmannschaft, nahm unter anderem an der Afrika-Meisterschaft 2008 teil. "Aktuell ist es mit der Nationalmannschaft schwierig", sagt Loboué. "Die Konkurrenz ist groß und in der 3. Liga stehe ich nun einmal nicht so sehr im Fokus."

Prägende Zeit in Südafrika

Bei seinen Stationen musste Loboué, der nach seiner Laufbahn am liebsten als Torwart-Trainer arbeiten möchte, häufig mit anderen Torhütern um den Platz zwischen den Pfosten kämpfen. "Darauf bin ich, wenn ich auf meine bisherige Laufbahn zurückblicke, besonders stolz", so der Torwart-Hüne. "Ich hatte häufig mit Widerständen zu kämpfen und musste Steine aus dem Weg räumen. Das habe ich meistens geschafft und das hat mich auch als Mensch weitergebracht."

Recht prägend war auch seine Zeit in Südafrika. "Ich habe dort viel über meine Wurzeln gelernt", sagt Loboué, der auch den Gang in die Townships nicht scheute. "Ich bin ein Typ, der die Gefahr manchmal ganz bewusst sucht. Gefährlich war es in den Townships aber nicht." Nur vor dem Meer hatte Loboué großen Respekt. "Ich bin immer in Ufernähe geblieben. Einem weißen Hai wollte ich nämlich nicht unbedingt begegnen."

Unter einem Dach mit Turhan und Kulabas

In seinem Wohnort Burgkirchen, einem Steinwurf von Burghausen entfernt, begegnet Loboué nicht nur auf dem Platz seinen Mannschaftskollegen. Gemeinsam mit seiner Freundin Amal, einer in Belgien aufgewachsenen Marokkanerin, wohnt der Schlussmann in der ehemaligen Wohnung von Felix Luz, den Loboué aus seiner Oberhausener Zeit kennt und der aktuell für den Ligakonkurrenten SV Elversberg aktiv ist. Im Haus wohnen auch die beiden Wacker-Spieler Olcay Turhan und Ahmet Kulabas.

Gemeinsam wird das Trio am Samstag zum Stadion fahren, wo ab 14 Uhr das Heimspiel gegen den SV Darmstadt auf dem Programm steht. Die "Lilien" sind eine der Überraschungsmannschaften und belegen hinter dem Spitzenreiter 1. FC Heidenheim Rang zwei. "Vielleicht kommt der Gegner zur rechten Zeit", hofft Loboué. "In Dortmund hatten wir einen Schuss vor dem Bug bekommen. Gegen Darmstadt erwarten nur wenige, dass wir etwas holen. Umso größer ist die Chance für uns, mit einem überraschenden Erfolg für Auftrieb zu sorgen. Entscheidend ist, dass wir nie den Glauben verlieren und jeder für den anderen kämpft. Dann werden wir unser Ziel auch erreichen."