Bundestrainer Löw: "Andere Nationen schlafen auch nicht"

Der deutsche Start ins WM-Jahr ist mit dem 1:0 gegen Chile zwar geglückt, Joachim Löw bekam während der 90 Minute aber einiges zu sehen, was es noch zu verbessern gilt. Der Bundestrainer äußert sich im Interview über den ersten Test vor der Weltmeisterschaft, den Leistungsstand von Mesut Özil und Bastian Schweinsteiger.

Frage: Joachim Löw, wie fällt nach dem eher glücklichen 1:0 gegen Chile Ihr Fazit aus?

Joachim Löw: Es war genau der Gegner, den wir vor dieser WM gebraucht haben. Chile war extrem stark und lauffreudig, technisch und taktisch sehr gut. Sie haben uns alles abverlangt. Es war für uns ein glücklicher Sieg, weil die Chilenen einige sehr gute Möglichkeiten hatten.

Frage: Wo lagen die Probleme?

Löw: In der ersten Halbzeit hatten wir einen besseren Zugriff, in der zweiten Hälfte hatten wir viele Ballverluste im Spiel nach vorne. Wir sind immer wieder hängengeblieben. Die Räume waren immens groß. Wir sind nicht so richtig ins Spiel reingekommen. Wir mussten einen unheimlich großen Aufwand betreiben.

Frage: Sind sie froh, dass nach Ihrem Weckruf von Montag nun auch die Öffentlichkeit gesehen hat, dass die WM kein Selbstgänger wird?

Löw: Ich wollte nur sagen, dass einige Spieler ihr Leistungsniveau verbessern müssen, weil sie verletzt waren und wenig gespielt haben. Dass in Brasilien andere Temperaturen herrschen und wir zu anderen Zeiten spielen, ist auch klar. Das sind keine Ausreden. Wir dürfen nicht glauben, dass die Chilenen oder andere südamerikanische Mannschaften bei diesen Bedingungen verhaltener spielen. Man hat gesehen, dass wir in der Lage sein müssen, uns zu verbessern. Die Spieler, die das betrifft, sind informiert. Es wird wichtig sein, dass sie die Situation nach diesem Spiel erkennen und richtig einschätzen: Ich muss noch ein bisschen was drauflegen.

Frage: Wie sehen Sie den Stand bei Mesut Özil?

Löw: In England wird immer mit einer gleich hohen Intensität gespielt. Daran muss man sich gewöhnen. Ich muss für Mesut nicht eine Rolle suchen. Ich weiß auf welchen Positionen er spielen kann und was er kann. Ich habe hundertprozentiges Vertrauen in ihn. Er wird seine Form finden.

Frage: Und Bastian Schweinsteiger?

Löw: Er nimmt aufgrund seiner Klasse und Erfahrung viel Einfluss auf unser Spiel. Wenn er in der Lage ist, 90 Minuten zu marschieren, mit seiner Ballsicherheit und taktischen Raffinesse, ist er sehr wertvoll für uns. Viele Spieler gehen in die Richtung, wenn sie sehen, Bastian ist stark. Man hat aber gesehen, dass er lange Zeit verletzt war. Ihm wird es sehr guttun, wenn er noch mehr Spiele macht. Dann bin ich sicher, dass wir einen sehr guten Schweinsteiger sehen werden.

Frage: Warum hat Ihr Team so viele Chancen zugelassen?

Löw: Das ist einfach zu erklären: Die Räume waren sehr groß, weil wir mit fünf, sechs Spielern in der Seitwärtsbewegung waren und nicht zum Abschluss kamen. Was uns gegen Italien und England ausgezeichnet hat, ein extrem sicheres Passspiel, hat uns diesmal gefehlt. Wir hatten zu viele Ballverluste.

Frage: Hat es Sie überrascht, dass die Chilenen so ein Tempo gehen?

Löw: Das hat mich nicht überrascht. Sie haben zuletzt Weltmeister Spanien fast 90 Minuten unter Druck gesetzt. Auch die hatten Probleme rauszukommen, weil die Chilenen ein Superpressing gespielt haben. Für einige Spieler war es wichtig, das zu erleben und zu sehen, wenn man weit kommen will.

Frage: Sie hatten im Vorfeld über Theorie und Realität gesprochen. Sieht die Realität so aus, dass es eben nicht nur die Europäer plus Brasilien und Argentinien gibt, sondern auch andere Teams, die den Favoriten das Leben schwer machen können?

Löw: Chile wird nicht zu Unrecht von einigen Experten als Geheimfavorit gehandelt - das haben sie bestätigt. Ich sehe viele internationale Spiele. Mir muss niemand sagen, dass es vielleicht nur in Deutschland die besten Fußballer der Welt gibt. Wir haben zwar sehr gute Fußballer, wenn alle fit sind. Aber man hat das Gefühl, dass Deutschland von tollen Fußballern überschwemmt ist. Andere Nationen schlafen auch nicht, gerade die Südamerikaner. Brasilien, Argentinien, Chile oder auch Kolumbien spielen einen Klassefußball auf ganz hohem Niveau. Es ist vielleicht ganz gut, dass einige gesehen haben, dass es auch in anderen Nationen hervorragende Fußballer gibt.

Aufgezeichnet in der Pressekonferenz

Das meinen DFB.de-User:

"Wir haben ein aufregendes Spiel gesehen. Das Ergebnis ist ein positiver Start in das WM-Jahr. Es macht immer Spaß, die Mannschaft von Herrn Löw zu sehen, wir haben es sehr genossen. Wir wünschen euch viel Glück in Brasilien. Hoffentlich zahlt sich die harte Arbeit am Ende an der Copacabana aus. Vielen Dank auch an den DFB für die Hilfe und Informationen zu Tickets, Stadion etc. Sie waren sehr freundlich, wir wissen das sehr zu schätzen. Wir hatten sehr gute Plätze und haben die Atmosphäre genossen. Ohne Sie hätten wir nicht so eine tolle Zeit in Deutschland gehabt. Vielen Vielen dank und Alles Gute." (Rob & Jeanet, Sandra & Ron, Edith, Luuk & Miranda. Leeuwarden und Drachten, Niederlande)

[sid]

Der deutsche Start ins WM-Jahr ist mit dem 1:0 gegen Chile zwar geglückt, Joachim Löw bekam während der 90 Minute aber einiges zu sehen, was es noch zu verbessern gilt. Der Bundestrainer äußert sich im Interview über den ersten Test vor der Weltmeisterschaft, den Leistungsstand von Mesut Özil und Bastian Schweinsteiger.

Frage: Joachim Löw, wie fällt nach dem eher glücklichen 1:0 gegen Chile Ihr Fazit aus?

Joachim Löw: Es war genau der Gegner, den wir vor dieser WM gebraucht haben. Chile war extrem stark und lauffreudig, technisch und taktisch sehr gut. Sie haben uns alles abverlangt. Es war für uns ein glücklicher Sieg, weil die Chilenen einige sehr gute Möglichkeiten hatten.

Frage: Wo lagen die Probleme?

Löw: In der ersten Halbzeit hatten wir einen besseren Zugriff, in der zweiten Hälfte hatten wir viele Ballverluste im Spiel nach vorne. Wir sind immer wieder hängengeblieben. Die Räume waren immens groß. Wir sind nicht so richtig ins Spiel reingekommen. Wir mussten einen unheimlich großen Aufwand betreiben.

Frage: Sind sie froh, dass nach Ihrem Weckruf von Montag nun auch die Öffentlichkeit gesehen hat, dass die WM kein Selbstgänger wird?

Löw: Ich wollte nur sagen, dass einige Spieler ihr Leistungsniveau verbessern müssen, weil sie verletzt waren und wenig gespielt haben. Dass in Brasilien andere Temperaturen herrschen und wir zu anderen Zeiten spielen, ist auch klar. Das sind keine Ausreden. Wir dürfen nicht glauben, dass die Chilenen oder andere südamerikanische Mannschaften bei diesen Bedingungen verhaltener spielen. Man hat gesehen, dass wir in der Lage sein müssen, uns zu verbessern. Die Spieler, die das betrifft, sind informiert. Es wird wichtig sein, dass sie die Situation nach diesem Spiel erkennen und richtig einschätzen: Ich muss noch ein bisschen was drauflegen.

Frage: Wie sehen Sie den Stand bei Mesut Özil?

Löw: In England wird immer mit einer gleich hohen Intensität gespielt. Daran muss man sich gewöhnen. Ich muss für Mesut nicht eine Rolle suchen. Ich weiß auf welchen Positionen er spielen kann und was er kann. Ich habe hundertprozentiges Vertrauen in ihn. Er wird seine Form finden.

Frage: Und Bastian Schweinsteiger?

Löw: Er nimmt aufgrund seiner Klasse und Erfahrung viel Einfluss auf unser Spiel. Wenn er in der Lage ist, 90 Minuten zu marschieren, mit seiner Ballsicherheit und taktischen Raffinesse, ist er sehr wertvoll für uns. Viele Spieler gehen in die Richtung, wenn sie sehen, Bastian ist stark. Man hat aber gesehen, dass er lange Zeit verletzt war. Ihm wird es sehr guttun, wenn er noch mehr Spiele macht. Dann bin ich sicher, dass wir einen sehr guten Schweinsteiger sehen werden.

Frage: Warum hat Ihr Team so viele Chancen zugelassen?

Löw: Das ist einfach zu erklären: Die Räume waren sehr groß, weil wir mit fünf, sechs Spielern in der Seitwärtsbewegung waren und nicht zum Abschluss kamen. Was uns gegen Italien und England ausgezeichnet hat, ein extrem sicheres Passspiel, hat uns diesmal gefehlt. Wir hatten zu viele Ballverluste.

Frage: Hat es Sie überrascht, dass die Chilenen so ein Tempo gehen?

Löw: Das hat mich nicht überrascht. Sie haben zuletzt Weltmeister Spanien fast 90 Minuten unter Druck gesetzt. Auch die hatten Probleme rauszukommen, weil die Chilenen ein Superpressing gespielt haben. Für einige Spieler war es wichtig, das zu erleben und zu sehen, wenn man weit kommen will.

Frage: Sie hatten im Vorfeld über Theorie und Realität gesprochen. Sieht die Realität so aus, dass es eben nicht nur die Europäer plus Brasilien und Argentinien gibt, sondern auch andere Teams, die den Favoriten das Leben schwer machen können?

Löw: Chile wird nicht zu Unrecht von einigen Experten als Geheimfavorit gehandelt - das haben sie bestätigt. Ich sehe viele internationale Spiele. Mir muss niemand sagen, dass es vielleicht nur in Deutschland die besten Fußballer der Welt gibt. Wir haben zwar sehr gute Fußballer, wenn alle fit sind. Aber man hat das Gefühl, dass Deutschland von tollen Fußballern überschwemmt ist. Andere Nationen schlafen auch nicht, gerade die Südamerikaner. Brasilien, Argentinien, Chile oder auch Kolumbien spielen einen Klassefußball auf ganz hohem Niveau. Es ist vielleicht ganz gut, dass einige gesehen haben, dass es auch in anderen Nationen hervorragende Fußballer gibt.

Aufgezeichnet in der Pressekonferenz

Das meinen DFB.de-User:

"Wir haben ein aufregendes Spiel gesehen. Das Ergebnis ist ein positiver Start in das WM-Jahr. Es macht immer Spaß, die Mannschaft von Herrn Löw zu sehen, wir haben es sehr genossen. Wir wünschen euch viel Glück in Brasilien. Hoffentlich zahlt sich die harte Arbeit am Ende an der Copacabana aus. Vielen Dank auch an den DFB für die Hilfe und Informationen zu Tickets, Stadion etc. Sie waren sehr freundlich, wir wissen das sehr zu schätzen. Wir hatten sehr gute Plätze und haben die Atmosphäre genossen. Ohne Sie hätten wir nicht so eine tolle Zeit in Deutschland gehabt. Vielen Vielen dank und Alles Gute." (Rob & Jeanet, Sandra & Ron, Edith, Luuk & Miranda. Leeuwarden und Drachten, Niederlande)