Brych: "Langsam kommt das Kribbeln"

DFB.de: Was bedeutet Ihnen Ihre zweite WM-Nominierung nach 2014?

Brych: Die Nominierung bedeutet mir natürlich viel. Es ist die Bestätigung dafür, dass wir als Schiedsrichter-Team, meine beiden Assistenten Mark Borsch und Stefan Lupp gemeinsam mit mir, über vier Jahre unser Niveau gehalten und eine ordentliche Leistung abgeliefert haben. Insofern bedeutet mir die diesjährige Nominierung fast noch ein bisschen mehr als die vor vier Jahren. Rückblickend war es für mich in meiner Laufbahn einfacher, ein gewisses Niveau zu erreichen als dieses dann über einen längeren Zeitraum zu bestätigen. Die vergangenen Leistungen sind also noch ein Stück weit höher einzuschätzen.

DFB.de: Kann man die beiden Nominierungen miteinander vergleichen? Welche Parallelen, welche Unterschiede sehen Sie?

Brych: Vor vier Jahren in Brasilien waren wir noch lange nicht so erfahren und waren sozusagen "Rookies", sodass wir uns ein bisschen hintenanstellen mussten, wenn es um die Spielansetzungen ging. Dieses Mal ist es etwas anders. Ich denke, dass wir ganz ordentliche Partien bekommen und die Chance haben werden, uns auch für weitere Aufgaben zu beweisen.

DFB.de: Sie bekommen erst unmittelbar vor den WM-Spielen Bescheid, wann und wo Sie eingesetzt werden. Wie halten Sie die Spannung bei einem solch großen Turnier?

Brych: Das stimmt schon, man muss die Spannung hochhalten und Methoden finden, um die Zeit zu überbrücken. Allerdings sind die meisten Tage mit Trainings- und Analyseeinheiten ziemlich vollgepackt. Eine wichtige Komponente während eines solchen Turniers sind meine beiden Assistenten Mark Borsch und Stefan Lupp. Wir drei verstehen uns sehr gut, was für so eine lange Zeit, in der man viel zusammen ist, natürlich besonders wichtig ist. Mark und Stefan werden mir sicher helfen. Wir haben Erfahrung und wissen, was auf uns zukommt.

DFB.de: Konnten Sie die WM-Nominierung schon genießen oder setzt ein solches Gefühl bei Ihnen erst nach einem erfolgreichen Turnier-Ablauf ein?

Brych: Ich konnte es noch nicht richtig genießen, weil ich noch gar keine Zeit hatte, mich damit richtig auseinanderzusetzen. Die Saison war wirklich anstrengend mit vielen Spielen und WM-Seminaren. Wir mussten immer hellwach sein und es gab viel zu tun. Nachdem der Druck der Saison jetzt aber langsam abfällt, kommt die Vorfreude auf die WM gekoppelt mit der detaillierten Vorbereitung auf das Turnier.

DFB.de: Sie haben Ihre Assistenten Mark Borsch und Stefan Lupp bereits angesprochen. Wie wichtig sind beide für die Leistung von Dr. Felix Brych?

Brych: Die beiden sind elementar wichtig für unsere gemeinsame Leistung. Wir sind seit sechs Jahren ein festes Team. Wir haben viele tolle und aufregende Sachen zusammen erlebt und gemeinsam auch Niederlagen bewältigt, die zum Sport dazugehören. Die beiden Jungs sind für mich deutlich mehr als nur Assistenten, die Abseits anzeigen. Über die Jahre hinweg haben wir uns angefreundet und stehen eigentlich täglich in Kontakt.

DFB.de: Was zeichnet beide auf und neben dem Platz aus?

Brych: Mark Borsch ist der aktivste von uns dreien und jemand, der puscht und motiviert. Stefan Lupp ist eher der ruhigere und ausgleichende Typ. Wir drei ergänzen uns gut, geben uns gegenseitig Stabilität und können uns zu 100 Prozent aufeinander verlassen. Auf dem Platz haben beide in den letzten Jahren nahezu keine Fehler gemacht. Das ist natürlich das Wichtigste!

DFB.de: Neben Ihren Assistenten reisen auch Bastian Dankert und Felix Zwayer als Video-Assistenten mit nach Russland. Wie sehen Sie den Einsatz des Video-Assistenten bei der Weltmeisterschaft? Haben Sie ein gutes Gefühl?

Brych: Mittlerweile schon, denn auch ich musste mich erst an das neue System gewöhnen. Ich habe mich darauf eingelassen und komme mit Video-Assistenten gut zurecht. Am letzten Bundesliga-Spieltag in Hamburg hat mir das technische Hilfsmittel sehr geholfen. Dadurch, dass Bastian Dankert und Felix Zwayer nominiert worden sind, ist das deutsche Team noch etwas größer. Wir können uns gemeinsam austauschen und diskutieren. Und wenn wir als Schiedsrichter-Team auf dem Platz von einem deutschen Video-Assistenten unterstützt werden, kann das nur von Vorteil sein.

DFB.de: In Brasilien durften Sie 2014 zwei WM-Begegnungen leiten, 2016 bei der Europameisterschaft in Frankreich waren es drei Spiele. Mit welchem Ziel oder Wunsch gehen Sie die anstehende Weltmeisterschaft an?

Brych: Als Schiedsrichter kann man keine großen Ziele aussprechen, da unsere Einsätze von vielen Dingen abhängen, die wir selbst nicht beeinflussen können. Natürlich würden wir gerne die K.o.-Phase erreichen. Wichtig ist, dass wir die Spiele, die wir bekommen, gut pfeifen und mit einem guten Gefühl nach Hause fahren.

DFB.de: Fiebern Sie eigentlich mit der Mannschaft von Jogi Löw mit und drücken die Daumen? Ins WM-Finale kann bekanntlich nur ein deutsches Team einziehen.

Brych: Wir drücken der Mannschaft auf jeden Fall die Daumen und würden uns freuen, wenn sie uns auch die Daumen drücken.

[ar]


Die Teilnahme an einer Weltmeisterschaft ist nicht nur für Nationalspieler etwas ganz Besonderes, auch für Schiedsrichter stellt der Einsatz bei einem solch großen Turnier ein außergewöhnliches Karriere-Highlight dar. Vom Fußball-Weltverband wurde FIFA-Schiedsrichter Dr. Felix Brych (München) gemeinsam mit seinen Assistenten Mark Borsch (Mönchengladbach) und Stefan Lupp (Zossen) für die anstehende WM-Endrunde (14. Juni bis 15. Juli) nominiert. Für das Gespann ist es eine besondere Ehre, denn es ist nach 2014 bereits die zweite WM-Berücksichtigung. Darüber hinaus verstärken Bastian Dankert und Felix Zwayer das deutsche Schiedsrichter-Team, beide reisen als Video-Assistenten mit nach Russland.

Im ausführlichen DFB.de-Interview mit Redakteur Arthur Ril spricht der 42 Jahre alte Jurist kurz vor der Abreise über die erneute Nominierung, seine WM-Form und über seine zwei Assistenten, zu denen er mittlerweile eine freundschaftliche Beziehung aufgebaut hat.

DFB.de: Herr Brych, Sie fliegen heute mit Ihrem Team nach Moskau, um sich final auf die Weltmeisterschaft in Russland vorzubereiten. Wie sahen Ihre letzten Tage vor der WM-Abreise aus?

Dr. Felix Brych: Ich habe vor der Abreise noch ein paar Tage Urlaub gemacht und mich in den freien Tagen mit meinem Trainingsprogramm individuell vorbereitet. Nach einem solch dicht gedrängten Terminkalender mit Bundesliga- und Champions League-Einsätzen war es absolut wichtig, den Kopf vor dem Turnier nochmal freizubekommen. Meine WM-Koffer habe ich dann kurz vor der Abreise gepackt.

DFB.de: Was durfte nicht vergessen werden? Was musste unbedingt mit?

Brych: Vor allem die Sachen, die individuell auf mich abgestimmt sind und die ich für die Spiele brauche, zum Beispiel mein Headset und anderes Equipment. Ansonsten sind wir mit unserer Schiedsrichter-Uniform und Trainingskleidung gut eingedeckt. Wichtig sind auch meine eigenen Fußballschuhe.

DFB.de: Mussten vor Ihrer Abreise noch bestimmte Vorbereitungen getroffen werden?

Brych: Wir haben von der FIFA ein Trainingsprogramm bekommen, das wir vor der Anreise absolviert haben. Darüber hinaus gehe ich regelmäßig zum Physiotherapeuten, was im Laufe der letzten Jahre bedingt durch mein Alter mehr geworden ist.

DFB.de: Oder anders gefragt: Sind Sie schon in WM-Form?

Brych: Körperlich geht es mir nach der Saison gut. Es ist gerade eine gute Phase, da ich nach dem Saisonabschluss in Hamburg kurz durchschnaufen und auf eine gute Spielzeit zurückblicken konnte. Das hat mir innere Ruhe gegeben. Jetzt kurz vor der WM kommt aber langsam das Kribbeln. Ich schaue mir die Kader der Mannschaften an und merke dabei, dass die Vorfreude auf die Weltmeisterschaft steigt.

DFB.de: Wie sieht die Zeit dann bis zum WM-Start am 14. Juni aus? Wo genau sind die Schiedsrichter-Teams untergebracht?

Brych: Wir wohnen in Moskau und werden vor Ort sicher einige Pressetermine haben. Auch administrative Pflichten, wie die Anprobe unserer Uniform, die Kontrolle der "Goal-line Technology" und des "VAR"-Systems stehen auf dem Programm. Dazu kommen noch regelmäßige Trainingseinheiten und Seminare, die uns alle dann endgültig auf den selben Leistungsstand bringen.

DFB.de: Wie fällt Ihr persönliches Fazit nach der Saison 2017/2018 aus?

Brych: Der Start war ein bisschen holprig und ich hatte mich gleich zu Saisonbeginn verletzt. In der Hinrunde hatte ich immer mal wieder leichte körperliche Beschwerden und habe nicht richtig Zugriff auf die Spiele gefunden. Dazu kam mit dem Video-Assistenten noch eine Neuerung, an die ich mich gewöhnen musste. Aber in der Rückrunde war ich dann auch körperlich wieder voll da. Wir hatten vier K.o.-Spiele in der Champions League, was ungewöhnlich ist, und einige herausfordernde Bundesliga-Einsätze. Insgesamt bin ich mit der Saison zufrieden.

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DFB.de: Was bedeutet Ihnen Ihre zweite WM-Nominierung nach 2014?

Brych: Die Nominierung bedeutet mir natürlich viel. Es ist die Bestätigung dafür, dass wir als Schiedsrichter-Team, meine beiden Assistenten Mark Borsch und Stefan Lupp gemeinsam mit mir, über vier Jahre unser Niveau gehalten und eine ordentliche Leistung abgeliefert haben. Insofern bedeutet mir die diesjährige Nominierung fast noch ein bisschen mehr als die vor vier Jahren. Rückblickend war es für mich in meiner Laufbahn einfacher, ein gewisses Niveau zu erreichen als dieses dann über einen längeren Zeitraum zu bestätigen. Die vergangenen Leistungen sind also noch ein Stück weit höher einzuschätzen.

DFB.de: Kann man die beiden Nominierungen miteinander vergleichen? Welche Parallelen, welche Unterschiede sehen Sie?

Brych: Vor vier Jahren in Brasilien waren wir noch lange nicht so erfahren und waren sozusagen "Rookies", sodass wir uns ein bisschen hintenanstellen mussten, wenn es um die Spielansetzungen ging. Dieses Mal ist es etwas anders. Ich denke, dass wir ganz ordentliche Partien bekommen und die Chance haben werden, uns auch für weitere Aufgaben zu beweisen.

DFB.de: Sie bekommen erst unmittelbar vor den WM-Spielen Bescheid, wann und wo Sie eingesetzt werden. Wie halten Sie die Spannung bei einem solch großen Turnier?

Brych: Das stimmt schon, man muss die Spannung hochhalten und Methoden finden, um die Zeit zu überbrücken. Allerdings sind die meisten Tage mit Trainings- und Analyseeinheiten ziemlich vollgepackt. Eine wichtige Komponente während eines solchen Turniers sind meine beiden Assistenten Mark Borsch und Stefan Lupp. Wir drei verstehen uns sehr gut, was für so eine lange Zeit, in der man viel zusammen ist, natürlich besonders wichtig ist. Mark und Stefan werden mir sicher helfen. Wir haben Erfahrung und wissen, was auf uns zukommt.

DFB.de: Konnten Sie die WM-Nominierung schon genießen oder setzt ein solches Gefühl bei Ihnen erst nach einem erfolgreichen Turnier-Ablauf ein?

Brych: Ich konnte es noch nicht richtig genießen, weil ich noch gar keine Zeit hatte, mich damit richtig auseinanderzusetzen. Die Saison war wirklich anstrengend mit vielen Spielen und WM-Seminaren. Wir mussten immer hellwach sein und es gab viel zu tun. Nachdem der Druck der Saison jetzt aber langsam abfällt, kommt die Vorfreude auf die WM gekoppelt mit der detaillierten Vorbereitung auf das Turnier.

DFB.de: Sie haben Ihre Assistenten Mark Borsch und Stefan Lupp bereits angesprochen. Wie wichtig sind beide für die Leistung von Dr. Felix Brych?

Brych: Die beiden sind elementar wichtig für unsere gemeinsame Leistung. Wir sind seit sechs Jahren ein festes Team. Wir haben viele tolle und aufregende Sachen zusammen erlebt und gemeinsam auch Niederlagen bewältigt, die zum Sport dazugehören. Die beiden Jungs sind für mich deutlich mehr als nur Assistenten, die Abseits anzeigen. Über die Jahre hinweg haben wir uns angefreundet und stehen eigentlich täglich in Kontakt.

DFB.de: Was zeichnet beide auf und neben dem Platz aus?

Brych: Mark Borsch ist der aktivste von uns dreien und jemand, der puscht und motiviert. Stefan Lupp ist eher der ruhigere und ausgleichende Typ. Wir drei ergänzen uns gut, geben uns gegenseitig Stabilität und können uns zu 100 Prozent aufeinander verlassen. Auf dem Platz haben beide in den letzten Jahren nahezu keine Fehler gemacht. Das ist natürlich das Wichtigste!

DFB.de: Neben Ihren Assistenten reisen auch Bastian Dankert und Felix Zwayer als Video-Assistenten mit nach Russland. Wie sehen Sie den Einsatz des Video-Assistenten bei der Weltmeisterschaft? Haben Sie ein gutes Gefühl?

Brych: Mittlerweile schon, denn auch ich musste mich erst an das neue System gewöhnen. Ich habe mich darauf eingelassen und komme mit Video-Assistenten gut zurecht. Am letzten Bundesliga-Spieltag in Hamburg hat mir das technische Hilfsmittel sehr geholfen. Dadurch, dass Bastian Dankert und Felix Zwayer nominiert worden sind, ist das deutsche Team noch etwas größer. Wir können uns gemeinsam austauschen und diskutieren. Und wenn wir als Schiedsrichter-Team auf dem Platz von einem deutschen Video-Assistenten unterstützt werden, kann das nur von Vorteil sein.

DFB.de: In Brasilien durften Sie 2014 zwei WM-Begegnungen leiten, 2016 bei der Europameisterschaft in Frankreich waren es drei Spiele. Mit welchem Ziel oder Wunsch gehen Sie die anstehende Weltmeisterschaft an?

Brych: Als Schiedsrichter kann man keine großen Ziele aussprechen, da unsere Einsätze von vielen Dingen abhängen, die wir selbst nicht beeinflussen können. Natürlich würden wir gerne die K.o.-Phase erreichen. Wichtig ist, dass wir die Spiele, die wir bekommen, gut pfeifen und mit einem guten Gefühl nach Hause fahren.

DFB.de: Fiebern Sie eigentlich mit der Mannschaft von Jogi Löw mit und drücken die Daumen? Ins WM-Finale kann bekanntlich nur ein deutsches Team einziehen.

Brych: Wir drücken der Mannschaft auf jeden Fall die Daumen und würden uns freuen, wenn sie uns auch die Daumen drücken.