Bremer Bruns: "Hoffen auf ein ganz großes Ding"

DFB.de: Sehen Sie sich in solchen Situationen als "Leitwolf" besonders gefordert, um den jungen Spielern die Nervosität zu nehmen?

Bruns: Wer schon jetzt groß nervös ist, sollte sich in der Relegation erst recht warm anziehen. Im Ernst: Unsere Jungs sind sehr ehrgeizig, doch im Training herrscht auch die nötige Lockerheit. Daher muss ich da gar nicht groß eingreifen. Außerdem liegt der große Druck bei den Wolfsburgern, die den Aufstieg in die 3. Liga zum Ziel erklärt haben. Wir fühlen uns in der Rolle des Jägers wohl.

DFB.de: Lassen Sie sich zur Halbzeit oder während der Partie über den Spielstand des Konkurrenten informieren?

Bruns: Zum jetzigen Zeitpunkt eine gute Frage, so etwas kann man am Spieltag manchmal gar nicht so genau steuern. Der eine oder andere Zuschauer wird während der Partie bestimmt auf sein Handy schauen und dann bekommen wir es automatisch wohl auch mit. Mir persönlich wäre es aber lieber, erst einmal nichts aus Wolfsburg zu wissen.

DFB.de: Können Sie sich an eine vergleichbare Situation aus Ihrer langjährigen Profi-Karriere erinnern?

Bruns (überlegt): Mit dem SC Freiburg haben wir öfter bis zum Schluss um den Klassenverbleib gezittert. Auch als ich mit dem FC St. Pauli in der Saison 2006/2007 in die 2. Bundesliga aufgestiegen bin, war es fast bis zum letzten Spieltag spannend. Jetzt stehen die Vorzeichen aber ganz anders. Ich denke, die Wolfsburger hatten eher nicht damit gerechnet, am letzten Spieltag noch nicht am Ziel zu sein.

DFB.de: Nach Abschluss der Hinserie sah es eher nicht nach einem möglichen Finale am letzten Spieltag mit Bremer Beteiligung aus, oder?

Bruns: Das stimmt schon. Nach einem recht großen personellen Umbruch im vergangenen Sommer und mit einem fast komplett neuen Trainerteam fehlte uns zunächst ganz klar die Konstanz. Die Saison fing mit der 0:1-Auftaktniederlage beim SV Meppen schon schlecht an. Doch dann haben wir Schritt für Schritt die Unsicherheiten abgestellt. Die Brust wurde immer breiter, doch jeder ist auf dem Teppich geblieben.



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Das "Aufstiegswunder" des künftigen Zweitligisten SV Darmstadt 98 (4:2 nach Verlängerung bei Arminia Bielefeld) ist fast deutschlandweit in aller Munde und auch den erfolgreichen Überlebenskampf des Bundesliga-Dinos Hamburger SV in der Relegation gegen die SpVgg Greuther Fürth hat Florian Bruns (34) als langjähriger Profi des FC St. Pauli ganz genau verfolgt. Nun steuert der Kapitän des Nord-Regionalligisten SV Werder Bremen II ebenfalls auf ein möglicherweise dramatisches Finale um Alles oder Nichts zu.

Während in allen anderen vier Regionalliga-Staffeln der Meister bereits feststeht, wird der Titel im Norden erst am letzten Spieltag im Fernduell zwischen dem Spitzenreiter VfL Wolfsburg II (71 Punkte/vor eigenem Publikum gegen den Hamburger SV II) und Bruns‘ Bremern (70 Zähler/gegen Eintracht Norderstedt) entschieden.

In den vergangenen Wochen und Monaten hefteten sich der erfahrene Mittelfeldspieler, der 73 Erst- und 212 Zweitligapartien auf seinem Konto hat, und die Werder-Reserve hartnäckig an die Fersen der "Wölfe". Am Samstag (ab 14 Uhr) will der 34-Jährige mit seiner Mannschaft nun erstmals die Tabellenführung übernehmen und damit auf den letzten Drücker noch das Ticket zur Aufstiegsrelegation lösen.

Im aktuellen DFB.de-Interview spricht Florian Bruns, der aktuell nebenbei seine Bachelor-Arbeit für ein BWL-Studium schreibt, mit dem Journalisten Dominik Sander über die Ausgangslage vor dem Saisonfinale, den Reiz von Endspielen und die möglichen Chancen des Nordmeisters in der Relegation gegen die SG Sonnenhof Großaspach.

DFB.de: Die Meisterschaft in der Regionalliga Nord wird erst am Samstag im Fernduell zwischen dem Spitzenreiter VfL Wolfsburg II und der U 23 des SV Werder Bremen entschieden. Mögen Sie solche Endspiele, Herr Bruns?

Florian Bruns: Grundsätzlich bin ich ein Fan von aufregenden Situationen. Ein Herzschlagfinale, wie ich es beim dramatischen 4:2 des SV Darmstadt 98 bei Arminia Bielefeld im Relegationsrückspiel am Montag gesehen habe, muss ich aber - ehrlich gesagt - nicht unbedingt auf dem Platz erleben. In unserem Fall liegt es zwar nicht mehr komplett in unserer Hand, aber wir hoffen am Samstag auf ein ganz großes Ding.

DFB.de: Die "Wölfe" gehen mit einem Punkt Vorsprung in ihre Partie gegen den Hamburger SV II, während Bremen gegen den Aufsteiger Eintracht Norderstedt gefordert ist. Wie bewerten Sie die Konstellation?

Bruns: Wer hätte gedacht, dass Werder dem HSV mal die Daumen drückt (lächelt). Eine solche Konstellation am letzten Spieltag macht den Reiz dieses Sports aus. Für uns ist es aber eigentlich nicht viel anders als schon in den vergangenen Wochen. Wir mussten immer gewinnen, um die Chance zu wahren. Auch am Samstag geht es für uns darum, zu Hause unsere Pflicht zu erfüllen und dann mit einem Auge nach Wolfsburg zu schielen. Norderstedt ist für mich die Überraschungsmannschaft der Liga und im Vergleich zum HSV II sogar die etwas schwierigere Aufgabe.

DFB.de: Sehen Sie sich in solchen Situationen als "Leitwolf" besonders gefordert, um den jungen Spielern die Nervosität zu nehmen?

Bruns: Wer schon jetzt groß nervös ist, sollte sich in der Relegation erst recht warm anziehen. Im Ernst: Unsere Jungs sind sehr ehrgeizig, doch im Training herrscht auch die nötige Lockerheit. Daher muss ich da gar nicht groß eingreifen. Außerdem liegt der große Druck bei den Wolfsburgern, die den Aufstieg in die 3. Liga zum Ziel erklärt haben. Wir fühlen uns in der Rolle des Jägers wohl.

DFB.de: Lassen Sie sich zur Halbzeit oder während der Partie über den Spielstand des Konkurrenten informieren?

Bruns: Zum jetzigen Zeitpunkt eine gute Frage, so etwas kann man am Spieltag manchmal gar nicht so genau steuern. Der eine oder andere Zuschauer wird während der Partie bestimmt auf sein Handy schauen und dann bekommen wir es automatisch wohl auch mit. Mir persönlich wäre es aber lieber, erst einmal nichts aus Wolfsburg zu wissen.

DFB.de: Können Sie sich an eine vergleichbare Situation aus Ihrer langjährigen Profi-Karriere erinnern?

Bruns (überlegt): Mit dem SC Freiburg haben wir öfter bis zum Schluss um den Klassenverbleib gezittert. Auch als ich mit dem FC St. Pauli in der Saison 2006/2007 in die 2. Bundesliga aufgestiegen bin, war es fast bis zum letzten Spieltag spannend. Jetzt stehen die Vorzeichen aber ganz anders. Ich denke, die Wolfsburger hatten eher nicht damit gerechnet, am letzten Spieltag noch nicht am Ziel zu sein.

DFB.de: Nach Abschluss der Hinserie sah es eher nicht nach einem möglichen Finale am letzten Spieltag mit Bremer Beteiligung aus, oder?

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Bruns: Das stimmt schon. Nach einem recht großen personellen Umbruch im vergangenen Sommer und mit einem fast komplett neuen Trainerteam fehlte uns zunächst ganz klar die Konstanz. Die Saison fing mit der 0:1-Auftaktniederlage beim SV Meppen schon schlecht an. Doch dann haben wir Schritt für Schritt die Unsicherheiten abgestellt. Die Brust wurde immer breiter, doch jeder ist auf dem Teppich geblieben.

DFB.de: Es folgte eine starke Restrunde mit einem Schnitt von 2,5 Punkten pro Spiel. Wird am Samstag eine große Enttäuschung einsetzen, wenn es mit der Relegations-Teilnahme nicht klappen sollte?

Bruns: Klar, dafür sind wir alle zu sehr Sportler. Wenn uns am Ende wirklich nur ein Punkt fehlen sollte, dann haben wir diesen in der Hinrunde liegen gelassen und werden uns darüber ärgern. Trotzdem kann uns in der Restrunde niemand einen Vorwurf machen. Über acht, neun Wochen hat sich die Mannschaft oben herangekämpft und nicht locker gelassen.

DFB.de: Mit der SG Sonnenhof Großaspach aus der Regionalliga Südwest steht der mögliche Gegner in der Aufstiegsrunde bereits fest. Wie beurteilen Sie die Chancen für den Nordmeister?

Bruns: Da ich bisher keinen genauen Einblick von der SGS-Mannschaft habe, fällt ein Urteil darüber schwer. In der vergangenen Saison hat zwar mit Holstein Kiel der Nordmeister den Südwest-Vertreter Hessen Kassel besiegt. Doch ich sehe die Duelle gegen Großaspach als 50:50-Spiel für Wolfsburg oder für uns. Relegation bedeutet so oder so Spannung.

DFB.de: Hängen Ihre persönlichen Zukunftsplanungen von einem möglichen Aufstieg in die 3. Liga ab?

Bruns: Nein, das ist überhaupt kein Thema. Ich besitze noch einen Vertrag bis 2016 und möchte - falls es jetzt nicht klappen sollte - im nächsten Jahr mit Werder die 3. Liga angreifen. Wenn Wolfsburg II aufsteigen sollte, hätten wir mit dem VfB Oldenburg oder dem SV Meppen ungefähr die gleiche Konkurrenz wie in dieser Saison.