Bremens Co Rolff: "In 90 Minuten gibt es keine Freundschaft"

DFB.de: Werder Bremen ist mit vier Unentschieden in die Rückrunde gestartet. Ist das nicht zu wenig für die eigenen Ansprüche?

Rolff: Doch, sicher. Ich hatte mit deutlich mehr gerechnet. Wir haben gegen Mannschaften gespielt, die muss man schlagen, wenn man oben dabei sein will. Das ist also unter dem Strich sicher zu wenig.

DFB.de: Einige sehen diese Saison in Bremen als Übergangsjahr nach der vergangenen Spielzeit, die im Zeichen des Abstiegskampfes stand. Sind Sie gleicher Meinung?

Rolff: Nein, nein. Wir wollen schon unsere Ziele erreichen. Wenn wir den fünften Rang erreichen können, hätten wir unter den Voraussetzungen sicher eine gute Serie gespielt. Aber wir schauen schon nach vorne, auf die nächsten zwei bis drei Jahre. Wir wollen eine Mannschaft aufbauen, die dauerhaft oben dabei sein kann und nicht eine, die im Zickzack-Kurs durch die Bundesliga steuert.

DFB.de: Wird deshalb der Kader derzeit auch so verjüngt?

Rolff: Es stimmt, dass wir viele Jungprofis unter Vertrag genommen haben. Aber man muss den Jungs Zeit geben. Die Spieler müssen jetzt beweisen, dass sie das Niveau auch über einen längeren Zeitraum halten können. Der eine oder andere hat das schon ganz gut gemacht. Wir müssen jedoch aufpassen, dass wir sie behutsam aufbauen.

DFB.de: Sie sind jetzt bereits das achte Jahr Co-Trainer bei Werder Bremen unter Thomas Schaaf. Würde Sie auch mal wieder ein Chefposten reizen?

Rolff: Die acht Jahre hier waren toll. Aber wenn sich mal die Möglichkeit ergeben würde, irgendwo eine Cheftrainerposition zu übernehmen, dann wäre das sicher auch reizvoll.

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Wolfgang Rolff trifft wieder auf seine Vergangenheit. Als Co-Trainer des SV Werder Bremen reist der 52-Jährige zum Bundesliga-Duell beim Hamburger SV (Samstag, ab 15.30 Uhr, live bei Sky). Also zu jenem Klub, mit dem er als Spieler seine größten Erfolge gefeiert hat. Darunter zweifellos das 1:0 im Endspiel des Europapokals der Landesmeister gegen Juventus Turin. Das war 1983.

Im DFB.de-Interview mit Sven Winterschladen spricht der 37-malige deutsche Nationalspieler über seine Erinnerungen an die Nacht von Athen und über sein persönliches Duell mit Michel Platini. Aber vor allem verrät der frühere defensive Mittelfeldspieler, wie wichtig das Nordderby für den SV Werder ist und welche Pläne er persönlich verfolgt.

DFB.de: Herr Rolff, welche Erinnerungen haben Sie an den 25. Mai 1983?

Wolfgang Rolff: Naja, das war ein großer Tag. Ich war Teil der Mannschaft des Hamburger SV, die durch ein 1:0 gegen Juventus Turin den Europapokal der Landesmeister gewonnen hat, die heutige Champions League. Ich kann mich natürlich noch an fast alles ganz genau erinnern. Die Italiener waren haushoher Favorit, sie hatten vorher sogar schon die Feier gebucht. Aber die hatten die Rechnung ohne uns gemacht.

DFB.de: Der Gegner galt als eines der besten Teams der Welt. Wie haben sie Juventus dennoch besiegen können?

Rolff: Wir hatten auch ein gutes Team und an diesem Tag haben wir eine hervorragende, mannschaftlich geschlossene Leistung gezeigt, vor allem in der Defensive. Dazu das Traumtor von Felix Magath schon in der Anfangsphase. Leider wird bei diesem Thema oft vergessen, dass wir noch einen weiteren Treffer erzielt haben. Aber mein Tor wurde wegen einer falschen Abseitsentscheidung nicht gegeben. Das ärgert mich heute noch, dann wäre es sogar 2:0 ausgegangen. Aber egal. Ich denke, der Sieg war verdient.

DFB.de: Günter-Peter Ploog hat das Spiel damals für das ZDF kommentiert. Er hat vorher die Frage gestellt, wer wohl Michel Platini ausschalten muss. Was können Sie heute antworten?

Rolff: Ich hatte diese Aufgabe. Ernst Happel hat gesagt, dass ich gegen Platini spielen soll. Ich habe alles gegeben. Und ich denke, wir haben wenig gegnerische Chancen zugelassen. Aber das ging nur dank der guten Zusammenarbeit mit Jürgen Groh, meinem Partner im defensiven Mittelfeld.

DFB.de: War das vielleicht das beste Spiel Ihrer Karriere?

Rolff: Das war sicherlich schon sehr gut. Aber es hat nur funktioniert, weil wir auf dem Platz untereinander hervorragend zusammen gearbeitet haben, alleine kann man es nicht schaffen. Ich nennen Ihnen ein Beispiel: Wenn sich einer mal nach vorne eingeschaltet hat, wie ich bei meinem Abseitstor, hat direkt jemand anders die Verantwortung in der Defensive übernommen. Das war schon außergewöhnlich, dieser riesige Zusammenhalt.

DFB.de: Gibt es noch Kontakt zu den Weggefährten aus jener Zeit?

Rolff: Ja, sicher. So etwas verbindet. Es bestehen noch Verbindungen beispielsweise zu Manfred Kaltz, Ditmar Jakobs, Uli Stein, Thomas von Heesen oder Bernd Wehmeyer.

DFB.de: War die Zeit beim HSV also vielleicht die beste und schönste Ihrer Karriere?

Rolff: Das ist schwer zu sagen. Ich denke, dass ich bei all meinen Stationen immer meine Leistung gebracht habe. Mit Leverkusen haben wir den UEFA-Cup gewonnen. Mit Karlsruhe haben wir dort das Halbfinale erreicht – mit einer Mannschaft, der man das überhaupt nicht zugetraut hat. Auch das sind tolle Erinnerungen. Aber natürlich war die Zeit beim HSV mit den großen Erfolgen schon besonders für mich. Allerdings darf man in dieser Aufzählung nicht die Spiele in der DFB-Auswahl vergessen. Einsätze für die Nationalmannschaft bleiben unvergesslich, besonders die Teilnahme an den drei großen Turnieren – die Europameisterschaften in Frankreich und Deutschland sowie die Weltmeisterschaft in Mexiko.

DFB.de: Am Samstag treten Sie mit Werder Bremen in der Bundesliga beim Hamburger SV an. Ist das wegen Ihrer Vergangenheit ein besonderes Duell für Sie?

Rolff: Nein, dafür ist das Spiel für uns zu wichtig. In den 90 Minuten gibt es keine Freundschaft, so ist das Profigeschäft. Wir brauchen die drei Punkte, um den Europa-League-Platz zu verteidigen. Der HSV will sicherlich die Punkte holen, um den Anschluss ans obere Tabellendrittel herzustellen.

DFB.de: Werder Bremen ist mit vier Unentschieden in die Rückrunde gestartet. Ist das nicht zu wenig für die eigenen Ansprüche?

Rolff: Doch, sicher. Ich hatte mit deutlich mehr gerechnet. Wir haben gegen Mannschaften gespielt, die muss man schlagen, wenn man oben dabei sein will. Das ist also unter dem Strich sicher zu wenig.

DFB.de: Einige sehen diese Saison in Bremen als Übergangsjahr nach der vergangenen Spielzeit, die im Zeichen des Abstiegskampfes stand. Sind Sie gleicher Meinung?

Rolff: Nein, nein. Wir wollen schon unsere Ziele erreichen. Wenn wir den fünften Rang erreichen können, hätten wir unter den Voraussetzungen sicher eine gute Serie gespielt. Aber wir schauen schon nach vorne, auf die nächsten zwei bis drei Jahre. Wir wollen eine Mannschaft aufbauen, die dauerhaft oben dabei sein kann und nicht eine, die im Zickzack-Kurs durch die Bundesliga steuert.

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DFB.de: Wird deshalb der Kader derzeit auch so verjüngt?

Rolff: Es stimmt, dass wir viele Jungprofis unter Vertrag genommen haben. Aber man muss den Jungs Zeit geben. Die Spieler müssen jetzt beweisen, dass sie das Niveau auch über einen längeren Zeitraum halten können. Der eine oder andere hat das schon ganz gut gemacht. Wir müssen jedoch aufpassen, dass wir sie behutsam aufbauen.

DFB.de: Sie sind jetzt bereits das achte Jahr Co-Trainer bei Werder Bremen unter Thomas Schaaf. Würde Sie auch mal wieder ein Chefposten reizen?

Rolff: Die acht Jahre hier waren toll. Aber wenn sich mal die Möglichkeit ergeben würde, irgendwo eine Cheftrainerposition zu übernehmen, dann wäre das sicher auch reizvoll.