„Fußball ist mehr als 1:0.“ Das war und ist das Motto von Egidius Braun. Soziales Engagement ist für den heute 85-Jährigen viel mehr als Imagepflege - es ist für ihn eine Verpflichtung. Eine Verantwortung derer, denen es besser geht als anderen.
Einen Platz im Terminkalender des DFB-Ehrenpräsidenten hat deshalb auch das Benefiz-Länderspiel der deutschen Nationalmannschaft gegen Malta am Donnerstag (ab 18 Uhr, live in der ARD) im neuen Tivoli in Aachen. In seiner Heimatstadt.
Christoph Pauli, Sportchef der „Aachener Zeitung/Aachener Nachrichten“, porträtiert für DFB.de einen Mann, der nicht nur für den Fußball viel bewegt hat und immer noch bewirkt.
Legendärer Sitzplatz
Der Stuhl fehlt. Vieles hat Alemannia Aachen rübergetragen in den neuen Tivoli. Die uralte Stadionuhr wurde gerettet, ein paar Wellenbrecher, Pokale,
Wimpel. Nur der kleine Lehnstuhl hat es noch nicht geschafft. Dabei hat er eine gewisse Berühmtheit in den wilden Aachener Jahren erreicht.
Also, nicht direkt das Möbelstück ist berühmt geworden, aber sein „Besitzer“. Egidius Braun hat den Stuhl schon in den 60er-Jahren
benutzt, und sein Sitzort war legendär. Ein paar Zentimeter vom Spielertunnel entfernt, saß Egidius Braun über Jahrzehnte mit wechselnden Kollegen.
"Hatte direkten Kontakt zu den Spielern"
„Meinen ersten Platz auf dem Tivoli hatte ich als kleiner
Bub auf den Schultern meines Vaters. Später war mein
Stammplatz woanders, nachdem man mir das kleine
Stühlchen vor dem Würselener Wall angeboten hatte. An der Torauslinie, neben dem Spielertunnel, hatte ich direkten
Kontakt zu den Spielern. Generationen von ihnen sind
an mir vorbeigekommen und haben gegrüßt“, hat Egidius
Braun fröhlich erzählt. Er hatte seinen Ehrenplatz. Hinter
ihm feuerten die Fans die Spieler an, vor ihm schwitzten
die Profis. Egidius war dabei und fast mittendrin. Mehr
Basisnähe ist nicht möglich. Das lieb gewonnene Bild von
Braun am Spielfeldrand gehörte über Jahrzehnte zum alten
Tivoli wie die Konfetti-Parade.
[bild1]
„Fußball ist mehr als 1:0.“ Das war und ist das Motto von Egidius Braun. Soziales Engagement ist für den heute 85-Jährigen viel mehr als Imagepflege - es ist für ihn eine Verpflichtung. Eine Verantwortung derer, denen es besser geht als anderen.
Einen Platz im Terminkalender des DFB-Ehrenpräsidenten hat deshalb auch das Benefiz-Länderspiel der deutschen Nationalmannschaft gegen Malta am Donnerstag (ab 18 Uhr, live in der ARD) im neuen Tivoli in Aachen. In seiner Heimatstadt.
Christoph Pauli, Sportchef der „Aachener Zeitung/Aachener Nachrichten“, porträtiert für DFB.de einen Mann, der nicht nur für den Fußball viel bewegt hat und immer noch bewirkt.
Legendärer Sitzplatz
Der Stuhl fehlt. Vieles hat Alemannia Aachen rübergetragen in den neuen Tivoli. Die uralte Stadionuhr wurde gerettet, ein paar Wellenbrecher, Pokale,
Wimpel. Nur der kleine Lehnstuhl hat es noch nicht geschafft. Dabei hat er eine gewisse Berühmtheit in den wilden Aachener Jahren erreicht.
Also, nicht direkt das Möbelstück ist berühmt geworden, aber sein „Besitzer“. Egidius Braun hat den Stuhl schon in den 60er-Jahren
benutzt, und sein Sitzort war legendär. Ein paar Zentimeter vom Spielertunnel entfernt, saß Egidius Braun über Jahrzehnte mit wechselnden Kollegen.
"Hatte direkten Kontakt zu den Spielern"
„Meinen ersten Platz auf dem Tivoli hatte ich als kleiner
Bub auf den Schultern meines Vaters. Später war mein
Stammplatz woanders, nachdem man mir das kleine
Stühlchen vor dem Würselener Wall angeboten hatte. An der Torauslinie, neben dem Spielertunnel, hatte ich direkten
Kontakt zu den Spielern. Generationen von ihnen sind
an mir vorbeigekommen und haben gegrüßt“, hat Egidius
Braun fröhlich erzählt. Er hatte seinen Ehrenplatz. Hinter
ihm feuerten die Fans die Spieler an, vor ihm schwitzten
die Profis. Egidius war dabei und fast mittendrin. Mehr
Basisnähe ist nicht möglich. Das lieb gewonnene Bild von
Braun am Spielfeldrand gehörte über Jahrzehnte zum alten
Tivoli wie die Konfetti-Parade.
Am Donnerstag wird Braun im Mittelpunkt stehen. Die Partie gegen
Malta ist ein Benefiz-Länderspiel, unter anderem für seine
2001 gegründete Stiftung. Die Vergabe dieser Partie nach
Aachen ist eine Verbeugung vor dem DFB-Ehrenpräsidenten,
der am 27. Februar seinen 85. Geburtstag feierte. Normalerweise vergibt der DFB seine Länderspiele nur in
größere Stadien mit einer Kapazität von mindestens 40.000
Sitzplätzen. „Für Braun wird eine Ausnahme gemacht“,
sagt DFB-Generalsekretär Wolfgang Niersbach.
"Man muss doch helfen, wenn man kann"
Braun hat viel erreicht in seinem Leben, er hat einem der
mitgliederstärksten Verbände der Welt ein gutes Gewissen
mit tiefen Wurzeln eingepflanzt. Das soziale und gesellschaftspolitische
Engagement hat er als dritte Säule neben
dem Profi- und Amateurfußball verankert. Braun hat die
Mexiko-Hilfe bereits vor 24 Jahren gegründet. Nach dem
Ende des Warschauer Paktes ist die Unterstützung vor
allem auch auf Osteuropa ausgedehnt worden. Braun hat
seine Position immer bereitwillig und enthusiastisch für
die gute Sache genutzt. „Man muss doch helfen, wenn
man kann“, hat er gesagt.
Der Mann aus Breinig hat eine imposante Funktionärskarriere
hinter sich. Jahrelang Vorsitzender bei seinem SV Breinig,
Vorsitzender des Fußballkreises Aachen, Vorsitzender des
Fußball-Verbandes Mittelrhein, DFB-Schatzmeister, neun
Jahre DFB-Präsident. Stufe für Stufe hat er genommen.
Niemand muss glauben, dass die Verbände auf den engagierten
Herrn Braun nur gewartet haben.
Braun hat nie vergessen, wo er herkommt
Braun war bestens vernetzt. Der fröhliche Rheinländer
konnte auch energisch werden, wenn er seine Ziele gefährdet
sah. Aber er hat nie vergessen, wo er herkommt. Er
hatte nicht nur bei den Spielen am Tivoli die Basis hinter
sich. Er war ein zuverlässiger Fürsprecher für die Gruppen
ohne große Lobby.
Egidius Braun hat den Geburtstag zurückgezogen gefeiert,
es könnte gesundheitlich besser gehen, das Sprechen
fällt ihm nicht leicht. Der spezielle Länderspieltag wird
ihn viel Kraft und Energie kosten, die er immer noch ausreichend
besitzt. Nach seinem Geburtstag hat er vor ein
paar Tagen mit seiner Frau Marianne und seinem Freund
Prälat Arnold Poll zusammengesessen. Der langjährige
Leiter des Kindermissionswerks hatte seine Ideen vor vielen
Jahren Egidius Braun, den er bis dahin nicht persönlich
kannte, vorgestellt. Nach einer Stunde hat der DFB-Präsident
festgestellt: „Nutzen Sie unsere Popularität für
Ihre Sache.“ Die Männer verfolgen die gleichen Ziele.
Gerade haben sie die Geldgeschenke zum Geburtstag sinnvoll
verteilt. Man muss nur einen flüchtigen Blick in die
Liste werfen, um das Anliegen der Brauns (und natürlich
auch Polls) kennenzulernen: Bedacht wird beispielsweise
eine Friedensschule in Bosnien-Herzegowina, ein
Waisenhaus in Polen, ein Kinderprogramm in Mexiko, eine
Suppenküche in Moldawien, eine Behindertenwerkstatt
in Südafrika, ein Kinderhospital in Bethlehem, eine
Armenspeisung in Mosambik. Elf Projekte sind es geworden,
die Zahl ist nicht zufällig gewählt. Das Kindermissionswerk und die Poll-Stiftung „Kinder in die Mitte“
haben die Projekte ebenfalls unterstützt. „Wir machen
gerne gemeinsame Sache“, sagt der Prälat.
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Braun steht für soziale Verantwortung
Der DFB-Ehrenpräsident unternimmt keine weiten
Reisen mehr, seine Enkelin Lisa hat solche
Aufgaben inzwischen engagiert übernommen.
Die 20-Jährige lernt gerade weltweit viele Orte
kennen, an denen ihr Opa viel Gutes bewirkt
hat. Die Stimme von Egidius Braun ist kaum
noch zu hören, aber sein Wirken spricht für
ihn. Er ist das gute Gewissen. Er steht für
soziale Verantwortung. Und er hat viele
Menschen glücklich gemacht mit seinem
Tatendrang.
Auf seiner persönlichen Gästeliste für das
Länderspiel stehen zum Beispiel die Träger des Egidius-
Braun-Preises, die von den „Aachener Nachrichten“ in
den vergangenen Jahren bei einer Sportlergala regelmäßig ausgezeichnet wurden. Männer und Frauen, die das Ehrenamt leben. Auch Männ Moers hat eine handgeschriebene
Einladung Brauns erhalten. Er organisierte jahrelang
die Touren der Radsportgruppe Breinig-Köln-Breinig,
die seit 1996 einmal im Monat für die Stiftung radelt.
Hunderte Hobbysportler zahlen für den guten Zweck, längst
ist ein solider fünfstelliger Betrag für das mexikanische
Waisenhaus Casa de Cuna (Haus der Kleinen) in Querétaro
zusammengeradelt worden. Brauns Eifer hat viele
Menschen angesteckt.
Am Donnerstag schließt sich der Kreis ein bisschen. Braun
ist wieder am Tivoli, am neuen inzwischen. Er wird nicht
am Spielfeldrand sitzen, aber die Zuneigung der Basis wird
er spüren, weil er nie großen Wert auf Distanz gelegt hat.
Braun wird auf der Haupttribüne sitzen. Nach zuverlässigen
Recherchen steht der Egidius-Braun-Stuhl etwas achtlos
im kleinen Büro des Zeugwarts noch im alten Tivoli.
Er würde sich vermutlich auf ein Wiedersehen freuen.