Boris Becker auf der grünen Welle

Auf Rasen feierte Boris Becker seine größten Erfolge. Allerdings mit Schläger und kleiner Filzkugel. Ein begeisterter Fußballer ist aber auch aus ihm geworden. Und ein noch größerer Fan, der viel übrig hat für die Nachwuchsarbeit im deutschen Fußball.

Plötzlich ist Boris Becker nicht mehr nur der Geschäftsmann, der Repräsentant für Mercedes-Benz. Plötzlich ist Boris Becker wieder der Sportler, der Fußball-Fan. Den ganzen Tag hat er seinen feinen Anzug getragen, ein schwarzes Polohemd, schicke Schuhe, eine edle Uhr, seit er morgens um sechs Uhr in London ins Flugzeug gestiegen ist. Aber dann zieht er für ein Foto das deutsche Nationaltrikot über. Das schlichte grüne, das bei den Fans so beliebt ist. Es ist eine gewagte Kombination: Nadelstreifenhose, Fußballtrikot. Es ist eine Verwandlung. Aber Becker kann das tragen. Der 44-Jährige ist längst Geschäftsmann, da trägt man Krawatte. Aber für viele ist er immer noch der Boris aus Leimen, der mit 17 Jahren sensationell das Tennisturnier in Wimbledon gewonnen hat. Bum-Bum-Becker, T-Shirt, kurze Hose, Endspiel gegen Kevin Curren.

Es ist ein regnerischer Tag im Juni. Boris Becker ist nach Deutschland gekommen, nach Halle in Westfalen. Hier ist vor 20 Jahren ein riesiges Tennisstadion gebaut worden. Direkt um die Ecke ist ein Bauernhof. Der Bahnhof hat nur ein Gleis. Im Norden geht es nach Osnabrück, im Süden nach Bielefeld. Der Zug fährt im Schritttempo mitten durch eine kleine Siedlung. Aber einmal im Jahr herrscht in der Idylle Ausnahmezustand, wenn die Tennis-Elite für das wichtigste deutsche Turnier vorbeikommt. In diesem Jahr waren Rafael Nadal und Roger Federer dabei. Tommy Haas hat gewonnen. Auch Boris Becker hat vorbeigeschaut, als Ehrengast, als Zuschauer, als Fan – und das, obwohl zeitgleich die EM lief.

Die ersten Schritt, die ersten Worte, der erste Schläger

Becker hat früh mit Tennis begonnen. Die ersten Schritte, die ersten Worte, der erste Schläger. Da wäre es wenig verwunderlich, wenn er nach all den Jahren genug von der gelben Filzkugel hätte. Aber das Gegenteil ist der Fall. "Tennis ist meine Leidenschaft", sagt er: "Ich verfolge das alles ganz genau. Die Leistung der aktuellen Generation ist beeindruckend. Andy Murray, Roger Federer, Rafael Nadal, Novak Djokovic – das sind tolle Spieler und großartige Athleten." Für die BBC kommentiert er bei den wichtigen Turnieren, zuletzt in Wimbledon, seinem zweiten Wohnzimmer. Hier hat er seine größten Erfolge gefeiert. 49 Turniere hat er gewonnen, darunter sechs Grand-Slam-Titel. Er ist bis heute der jüngste Wimbledon-Sieger aller Zeiten. Zwölf Wochen war er die Nummer eins der Weltrangliste, Olympiasieger 1992 in Barcelona im Doppel mit Michael Stich – viel mehr geht nicht.

Aber Becker ist auch Fußball-Fan. Sein Herz schlägt für Deutschland, für den FC Bayern München. "Ich finde auch Borussia Dortmund, den FC Chelsea oder Real Madrid gut, aber es ist nicht so, dass ich die anderen Vereine nicht mag", sagt er. Wenn sie allerdings auf seinen Lieblingsklub treffen, dann darf es nur einen Gewinner geben, das ist doch klar. Deshalb war es eine schwierige Saison. Drei zweite Plätze sind eine beachtliche Leistung. Aber auch für den FC Bayern? "In München hat man zu Recht immer den Anspruch, Deutscher Meister zu werden. Und der DFB-Pokal sollte es möglichst auch sein", betont er: "In diesem Jahr wäre sogar der Champions-League-Titel durchaus möglich gewesen. Es ist bitter, dass sie das verspielt haben."

Becker ist Fan vom FC Bayern München

Becker war im Stadion. Er hat das Elfmeterdrama gegen den FC Chelsea live erlebt. Auf der Tribüne hat er gezittert, die Daumen gedrückt. Es hat nicht geholfen, am Ende war er enttäuscht: "Nachdem Robben den Elfer verschossen hatte, hatte ich ein ganz schlechtes Gefühl." Und Boris Becker hat so viel erlebt. Da wird aus einem Gefühl schnell mal Gewissheit. Wie der FC Bayern hat er wichtige Spiele gewonnen, aber manchmal hat er im entscheidenden Moment auch versagt. Er weiß, wie sich das anfühlt. Eine Niederlage, hinterher die Leere im Kopf. Die entscheidenden Frage: Warum? Becker hat mit seinen Freunden gelitten. Mit Bastian Schweinsteiger, mit Jérôme Boateng, mit Mario Gomez. Und dann hat er ihnen wieder die Daumen gedrückt. Bei der EURO. Seinen englischen Freunden aus London hat er fair gratuliert. Er kennt auch John Terry, Frank Lampard und Didier Drogba gut. Becker lebt nur wenige Schritte von der Stamford Bridge in Chelsea entfernt. Das verbindet.



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Auf Rasen feierte Boris Becker seine größten Erfolge. Allerdings mit Schläger und kleiner Filzkugel. Ein begeisterter Fußballer ist aber auch aus ihm geworden. Und ein noch größerer Fan, der viel übrig hat für die Nachwuchsarbeit im deutschen Fußball.

Plötzlich ist Boris Becker nicht mehr nur der Geschäftsmann, der Repräsentant für Mercedes-Benz. Plötzlich ist Boris Becker wieder der Sportler, der Fußball-Fan. Den ganzen Tag hat er seinen feinen Anzug getragen, ein schwarzes Polohemd, schicke Schuhe, eine edle Uhr, seit er morgens um sechs Uhr in London ins Flugzeug gestiegen ist. Aber dann zieht er für ein Foto das deutsche Nationaltrikot über. Das schlichte grüne, das bei den Fans so beliebt ist. Es ist eine gewagte Kombination: Nadelstreifenhose, Fußballtrikot. Es ist eine Verwandlung. Aber Becker kann das tragen. Der 44-Jährige ist längst Geschäftsmann, da trägt man Krawatte. Aber für viele ist er immer noch der Boris aus Leimen, der mit 17 Jahren sensationell das Tennisturnier in Wimbledon gewonnen hat. Bum-Bum-Becker, T-Shirt, kurze Hose, Endspiel gegen Kevin Curren.

Es ist ein regnerischer Tag im Juni. Boris Becker ist nach Deutschland gekommen, nach Halle in Westfalen. Hier ist vor 20 Jahren ein riesiges Tennisstadion gebaut worden. Direkt um die Ecke ist ein Bauernhof. Der Bahnhof hat nur ein Gleis. Im Norden geht es nach Osnabrück, im Süden nach Bielefeld. Der Zug fährt im Schritttempo mitten durch eine kleine Siedlung. Aber einmal im Jahr herrscht in der Idylle Ausnahmezustand, wenn die Tennis-Elite für das wichtigste deutsche Turnier vorbeikommt. In diesem Jahr waren Rafael Nadal und Roger Federer dabei. Tommy Haas hat gewonnen. Auch Boris Becker hat vorbeigeschaut, als Ehrengast, als Zuschauer, als Fan – und das, obwohl zeitgleich die EM lief.

Die ersten Schritt, die ersten Worte, der erste Schläger

Becker hat früh mit Tennis begonnen. Die ersten Schritte, die ersten Worte, der erste Schläger. Da wäre es wenig verwunderlich, wenn er nach all den Jahren genug von der gelben Filzkugel hätte. Aber das Gegenteil ist der Fall. "Tennis ist meine Leidenschaft", sagt er: "Ich verfolge das alles ganz genau. Die Leistung der aktuellen Generation ist beeindruckend. Andy Murray, Roger Federer, Rafael Nadal, Novak Djokovic – das sind tolle Spieler und großartige Athleten." Für die BBC kommentiert er bei den wichtigen Turnieren, zuletzt in Wimbledon, seinem zweiten Wohnzimmer. Hier hat er seine größten Erfolge gefeiert. 49 Turniere hat er gewonnen, darunter sechs Grand-Slam-Titel. Er ist bis heute der jüngste Wimbledon-Sieger aller Zeiten. Zwölf Wochen war er die Nummer eins der Weltrangliste, Olympiasieger 1992 in Barcelona im Doppel mit Michael Stich – viel mehr geht nicht.

Aber Becker ist auch Fußball-Fan. Sein Herz schlägt für Deutschland, für den FC Bayern München. "Ich finde auch Borussia Dortmund, den FC Chelsea oder Real Madrid gut, aber es ist nicht so, dass ich die anderen Vereine nicht mag", sagt er. Wenn sie allerdings auf seinen Lieblingsklub treffen, dann darf es nur einen Gewinner geben, das ist doch klar. Deshalb war es eine schwierige Saison. Drei zweite Plätze sind eine beachtliche Leistung. Aber auch für den FC Bayern? "In München hat man zu Recht immer den Anspruch, Deutscher Meister zu werden. Und der DFB-Pokal sollte es möglichst auch sein", betont er: "In diesem Jahr wäre sogar der Champions-League-Titel durchaus möglich gewesen. Es ist bitter, dass sie das verspielt haben."

Becker ist Fan vom FC Bayern München

Becker war im Stadion. Er hat das Elfmeterdrama gegen den FC Chelsea live erlebt. Auf der Tribüne hat er gezittert, die Daumen gedrückt. Es hat nicht geholfen, am Ende war er enttäuscht: "Nachdem Robben den Elfer verschossen hatte, hatte ich ein ganz schlechtes Gefühl." Und Boris Becker hat so viel erlebt. Da wird aus einem Gefühl schnell mal Gewissheit. Wie der FC Bayern hat er wichtige Spiele gewonnen, aber manchmal hat er im entscheidenden Moment auch versagt. Er weiß, wie sich das anfühlt. Eine Niederlage, hinterher die Leere im Kopf. Die entscheidenden Frage: Warum? Becker hat mit seinen Freunden gelitten. Mit Bastian Schweinsteiger, mit Jérôme Boateng, mit Mario Gomez. Und dann hat er ihnen wieder die Daumen gedrückt. Bei der EURO. Seinen englischen Freunden aus London hat er fair gratuliert. Er kennt auch John Terry, Frank Lampard und Didier Drogba gut. Becker lebt nur wenige Schritte von der Stamford Bridge in Chelsea entfernt. Das verbindet.

An diesem Nachmittag ist Becker der Star in Halle, trotz Federer, trotz Nadal, trotz Haas. Er muss viele Hände schütteln, er muss in unzählige Fotoapparate und Handykameras lächeln, er muss seinen Namen auf alles kritzeln, was die Fans ihm entgegenstrecken. Immer wieder. Er macht das geduldig, es ist nichts Neues für ihn. Boris Becker hat Fans auf der ganzen Welt. Er kann nicht auf die Straße gehen, ohne erkannt zu werden. Er ist Profi, durch und durch.

"Ich liebe Fußball, allerdings als Zuschauer und Fan"

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Auf einem Fernseher hinter ihm läuft ein Spiel der Europameisterschaft. Ob Becker auch Fußballprofi hätte werden können? In der Bundesliga? In der Nationalmannschaft? "Viele gute Tennisspieler sind ebenfalls gute Kicker. Ich denke, dass ich auch ganz gut Fußball spielen kann. Aber es war früh klar, dass es für mich als Profisportler nur Tennis geben konnte", sagt er: "Ich liebe Fußball, allerdings als Zuschauer und Fan. Im Tennis bin ich deutlich besser." 1980 hatte er als Zwölfjähriger das wichtigste Nachwuchsturnier der Welt in Brühl gewonnen. Weibliche Siegerin wurde im selben Jahr übrigens ein Mädchen namens Steffi Graf. Fünf Jahre später sorgte er mit dem Erfolg in Wimbledon für eine der größten sportlichen Sensationen aller Zeiten.

Früher hat Becker gerne und häufig Fußball gespielt, inzwischen geht das nicht mehr so gut. Nach über 20 Jahren Profisport machen die Knochen manchmal nicht mehr richtig mit. Auf dem Rasen sieht man ihn deshalb nur noch selten. Zuletzt war er im Mai bei einem Spiel zugunsten der Franz-Beckenbauer-Stiftung am Ball. Dass er einen Elfmeter verschossen hat, verrät er erst auf Nachfrage. Er will lieber über Jogi Löw sprechen, den Bundestrainer. "Er macht tolle Arbeit", sagt Becker.

Das kann man ihm durchaus glauben. Denn wenn Becker etwas nicht passt, dann sagt er das ebenfalls ganz deutlich. Zum Beispiel über die Entwicklung im deutschen Tennis ist er nicht sehr erfreut: "Die Nachwuchsarbeit wurde viel zu lange vernachlässigt." Der DFB sei ein gutes Vorbild: "Matthias Sammer, Jogi Löw und Jürgen Klinsmann haben bei ihrem Amtsantritt viele sinnvolle Reformen in die Wege geleitet und die Jugend extrem gut gefördert." Das habe sich schon angedeutet, als DFB-Junioren-Teams zwischen 2008 und 2009 drei EM-Titel gewannen.

"Ich habe nicht vergessen, wo ich herkomme"

Becker liegt der Nachwuchs am Herzen. Nicht ohne Grund engagiert er sich wie andere internationale Sportstars sehr intensiv für die Laureus Sport for Good Stiftung. Er will damit sozial benachteiligten Kindern und Jugendlichen ein besseres Leben ermöglichen. "Sport hat keine Hautfarbe, keine Religion. Sport verbindet. Ich habe nicht vergessen, wo ich herkomme", sagt Becker. In den vergangenen zwölf Jahren haben sie seit der Gründung mehr als 55 Millionen Euro gesammelt, mehr als 1,5 Millionen Kindern auf allen Kontinenten konnte damit geholfen werden. Er ist zu Recht stolz darauf. Vorteil Becker.

Er ist auch stolz darauf, an diesem Nachmittag das DFB-Trikot tragen zu dürfen. Es gefällt ihm so gut, dass er es direkt behalten möchte. Er wolle es in England zu den Spielen der deutschen Mannschaft anziehen, sozusagen um Flagge zu zeigen, sagt er. Und dann verabschiedet er sich noch höflich. Der nächste Termin wartet.