Bobic: "Wir kommen für Null nach Rostock"

Große Geste des VfB Stuttgart: Ohne die übliche Antrittsgage bestreitet der Bundesligaklub am Sonntag (15.30 Uhr, DKB-Arena) ein kostenloses Benefizspiel bei Hansa Rostock. Den Traditionsklub von der Ostsee plagen finanzielle Sorgen – die jetzt durch den schwäbischen Schulterschluss gelindert werden sollen. DFB.de sprach mit Sportdirektor Fredi Bobic über Stuttgarts uneigennützige "Hilfe für die Hansa".

DFB.de: Herr Bobic, wie kamen Sie auf diese tollen Idee?

Fredi Bobic: Mein ehemaliger Kollege Stefan Beinlich hat mich angerufen und mit mir auch über die finanziellen Schwierigkeiten des FC Hansa gesprochen. Ich habe dann auf unseren Terminplan für den Juli geschaut und zugesagt. Wir kommen für Null nach Rostock, wir verzichten auf jegliche Antrittsgage.

DFB.de: 1992 schlugen die bereits abgestiegenen Rostocker Eintracht Frankfurt und ermöglichten damals den vierten Meistertitel des VfB. Auch ein Grund für diese Geste?

Bobic: (lacht) Auf alle Fälle. Nach zwanzig Jahren schließt sich der Kreis und wir sagen 'Dankeschön'. Es gehört sich einfach für einen Bundesligaklub, Konkurrenten in Not auch mal unter die Arme zu greifen.

DFB.de: Wie läuft der Kartenvorverkauf in Rostock?

Bobic: Ich hoffe, das kommt gut an, eine Woche vor dem Start von Hansa Rostock in die 3. Liga. Wir kommen mit der vollen Besetzung, ich gehe also davon aus, dass Serdar Tasci, Martin Harnik oder auch Vedad Ibisevic in Rostock eingesetzt werden können. Die Fans in Rostock können sich freuen.

DFB.de: 45 Tage vor dem Start in die neue Saison – wie ist die Stimmung in Stuttgart?

Bobic: Sehr positiv. Wir sind mitten in der Vorbereitung, das Training ist hart. Die Jungs müssen derzeit etwas leiden, das ist ganz normal. Ich beobachte jeden Tag im Training eine große Freude und einen großen Konkurrenzkampf, so soll es auch sein. Wir sind auf einem guten Weg, für Anfang Juli sind wir auf einem sehr guten Stand. Die vergangene Saison lief ebenso gut, in der Rückrunde waren wir die drittbeste Mannschaft und haben die zweitmeisten Tore geschossen. Die Belastung dieses Jahr mit den Spielen in der UEFA Europa League wird natürlich sehr hoch, doch darauf freuen wir uns.

DFB.de: Nürnberg-Heimkehrer Daniel Didavi hat sich einen Knorpelschaden zugezogen. Wann rechnen Sie frühestens mit ihm?

Bobic: Realistisch muss man mit vier bis sechs Monaten rechnen. In Kürze geht er nach Augsburg zur Nachuntersuchung des linken Knies, dann wird er sich ein paar Wochen mit Fahrradfahren und Stabilisationsübungen herantasten und vor allem wieder die Muskulatur aufbauen. Zur Rückrunde hoffen wir ihn spätestens wieder dabei zu haben, aber wir geben ihm natürlich die notwendige Zeit. David hat ein riesiges Potenzial, dass hat er ja auch in der vergangenen Rückrunde beim 1. FC Nürnberg gezeigt, auch deshalb haben wir ihn langfristig an uns gebunden.

DFB.de: Mit welchen Zielen geht der VfB in die Saison?

Bobic: Vergangene Saison haben wir nicht nur erfolgreichen, sondern teilweise auch begeisternden Fußball gespielt. Diesen Weg wollen wir weiter gehen, wobei es immer schwerer ist, offensiven Fußball zu spielen als sich nur hinten rein zu stellen. Wir wollen aus unseren Spielern noch mehr herausholen.

DFB.de: Ihr Trainer Bruno Labbadia hat im Kicker geklagt, dass die Mannschaft durch die Abgänge von Julian Schieber und Timo Gebhardt Qualität verloren habe.

Bobic: Natürlich beobachten wir, dass direkte Konkurrenten auf dem Transfermarkt sehr aktiv sind. Aber wir haben den Kern der Mannschaft gehalten und mit Tim Hoogland von Schalke und Tunay Torun aus Berlin zwei Spieler verpflichtet, die uns weiter bringen werden und unseren bestehenden Personalstamm sinnvoll ergänzen.

DFB.de: Cacau wurde von Joachim Löw kurz vor der Abreise nach Polen aus dem EM-Aufgebot gestrichen. Haben Sie danach mit ihm gesprochen?

Bobic: Klar Natürlich – das kam auch für mich überraschend. Ich hätte nicht gedacht, dass so etwas passieren würde. Er war natürlich enttäuscht. Aber jetzt, nach seinem Urlaub, ist er mit großem Eifer und Ehrgeiz beim Training. Cacau hat Lust auf die neue Saison.

DFB.de: Sie selbst haben auch mal wieder Fußball gespielt und es lief richtig gut.

Bobic: Fantastisch war’s. Zwanzig Jahre nach dem EM-Endspiel Deutschland gegen Dänemark haben wir vergangenes Wochenende vor 7000 Zuschauern in Kopenhagen Revanche genommen. Nach dem Finalsieg über Deutschland bei der EM 1992 haben diesmal wir gewonnen. Bei den Dänen standen neun Spieler vom Endspielteam 1992 auf dem Platz, bei uns vier, nämlich Stefan Reuter, Thomas Helmer, Thomas Doll und Karlheinz Riedle. Ich durfte als Spieler der EM-Mannschaft von 1996 mitspielen.

DFB.de: Und haben das 1:0 geschossen.

Bobic: War eine schöne Flanke von Stefan Reuter. Ich konnte mich im Rücken meines Gegenspielers absetzen, dann musste ich erst mal Peter Schmeichel überwinden, aber das ist mir gelungen. Es herrschte eine tolle Atmosphäre in einem alten, tradtionellen Stadion, das hat richtig Spaß gemacht. Das Schönste aber war, dass die Dänen nach unserem 2:0-Sieg richtig angefressen waren. Nachher beim Essen und Trinken waren sie um einiges stärker als wir. (lacht)

DFB.de: Genauso wie damals?

Bobic: Ja, genau, nur auf dem Platz konnten sie es dieses Mal nicht mehr umsetzen.

Das meinen DFB.de-User:

"Ein ganz großer Fußballspieler und noch dazu ein sympathischer Mensch...und Dänemark ist eben ein cooles Land. " (Andreas Meister)

[th]

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Große Geste des VfB Stuttgart: Ohne die übliche Antrittsgage bestreitet der Bundesligaklub am Sonntag (15.30 Uhr, DKB-Arena) ein kostenloses Benefizspiel bei Hansa Rostock. Den Traditionsklub von der Ostsee plagen finanzielle Sorgen – die jetzt durch den schwäbischen Schulterschluss gelindert werden sollen. DFB.de sprach mit Sportdirektor Fredi Bobic über Stuttgarts uneigennützige "Hilfe für die Hansa".

DFB.de: Herr Bobic, wie kamen Sie auf diese tollen Idee?

Fredi Bobic: Mein ehemaliger Kollege Stefan Beinlich hat mich angerufen und mit mir auch über die finanziellen Schwierigkeiten des FC Hansa gesprochen. Ich habe dann auf unseren Terminplan für den Juli geschaut und zugesagt. Wir kommen für Null nach Rostock, wir verzichten auf jegliche Antrittsgage.

DFB.de: 1992 schlugen die bereits abgestiegenen Rostocker Eintracht Frankfurt und ermöglichten damals den vierten Meistertitel des VfB. Auch ein Grund für diese Geste?

Bobic: (lacht) Auf alle Fälle. Nach zwanzig Jahren schließt sich der Kreis und wir sagen 'Dankeschön'. Es gehört sich einfach für einen Bundesligaklub, Konkurrenten in Not auch mal unter die Arme zu greifen.

DFB.de: Wie läuft der Kartenvorverkauf in Rostock?

Bobic: Ich hoffe, das kommt gut an, eine Woche vor dem Start von Hansa Rostock in die 3. Liga. Wir kommen mit der vollen Besetzung, ich gehe also davon aus, dass Serdar Tasci, Martin Harnik oder auch Vedad Ibisevic in Rostock eingesetzt werden können. Die Fans in Rostock können sich freuen.

DFB.de: 45 Tage vor dem Start in die neue Saison – wie ist die Stimmung in Stuttgart?

Bobic: Sehr positiv. Wir sind mitten in der Vorbereitung, das Training ist hart. Die Jungs müssen derzeit etwas leiden, das ist ganz normal. Ich beobachte jeden Tag im Training eine große Freude und einen großen Konkurrenzkampf, so soll es auch sein. Wir sind auf einem guten Weg, für Anfang Juli sind wir auf einem sehr guten Stand. Die vergangene Saison lief ebenso gut, in der Rückrunde waren wir die drittbeste Mannschaft und haben die zweitmeisten Tore geschossen. Die Belastung dieses Jahr mit den Spielen in der UEFA Europa League wird natürlich sehr hoch, doch darauf freuen wir uns.

DFB.de: Nürnberg-Heimkehrer Daniel Didavi hat sich einen Knorpelschaden zugezogen. Wann rechnen Sie frühestens mit ihm?

Bobic: Realistisch muss man mit vier bis sechs Monaten rechnen. In Kürze geht er nach Augsburg zur Nachuntersuchung des linken Knies, dann wird er sich ein paar Wochen mit Fahrradfahren und Stabilisationsübungen herantasten und vor allem wieder die Muskulatur aufbauen. Zur Rückrunde hoffen wir ihn spätestens wieder dabei zu haben, aber wir geben ihm natürlich die notwendige Zeit. David hat ein riesiges Potenzial, dass hat er ja auch in der vergangenen Rückrunde beim 1. FC Nürnberg gezeigt, auch deshalb haben wir ihn langfristig an uns gebunden.

DFB.de: Mit welchen Zielen geht der VfB in die Saison?

Bobic: Vergangene Saison haben wir nicht nur erfolgreichen, sondern teilweise auch begeisternden Fußball gespielt. Diesen Weg wollen wir weiter gehen, wobei es immer schwerer ist, offensiven Fußball zu spielen als sich nur hinten rein zu stellen. Wir wollen aus unseren Spielern noch mehr herausholen.

DFB.de: Ihr Trainer Bruno Labbadia hat im Kicker geklagt, dass die Mannschaft durch die Abgänge von Julian Schieber und Timo Gebhardt Qualität verloren habe.

Bobic: Natürlich beobachten wir, dass direkte Konkurrenten auf dem Transfermarkt sehr aktiv sind. Aber wir haben den Kern der Mannschaft gehalten und mit Tim Hoogland von Schalke und Tunay Torun aus Berlin zwei Spieler verpflichtet, die uns weiter bringen werden und unseren bestehenden Personalstamm sinnvoll ergänzen.

DFB.de: Cacau wurde von Joachim Löw kurz vor der Abreise nach Polen aus dem EM-Aufgebot gestrichen. Haben Sie danach mit ihm gesprochen?

Bobic: Klar Natürlich – das kam auch für mich überraschend. Ich hätte nicht gedacht, dass so etwas passieren würde. Er war natürlich enttäuscht. Aber jetzt, nach seinem Urlaub, ist er mit großem Eifer und Ehrgeiz beim Training. Cacau hat Lust auf die neue Saison.

DFB.de: Sie selbst haben auch mal wieder Fußball gespielt und es lief richtig gut.

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Bobic: Fantastisch war’s. Zwanzig Jahre nach dem EM-Endspiel Deutschland gegen Dänemark haben wir vergangenes Wochenende vor 7000 Zuschauern in Kopenhagen Revanche genommen. Nach dem Finalsieg über Deutschland bei der EM 1992 haben diesmal wir gewonnen. Bei den Dänen standen neun Spieler vom Endspielteam 1992 auf dem Platz, bei uns vier, nämlich Stefan Reuter, Thomas Helmer, Thomas Doll und Karlheinz Riedle. Ich durfte als Spieler der EM-Mannschaft von 1996 mitspielen.

DFB.de: Und haben das 1:0 geschossen.

Bobic: War eine schöne Flanke von Stefan Reuter. Ich konnte mich im Rücken meines Gegenspielers absetzen, dann musste ich erst mal Peter Schmeichel überwinden, aber das ist mir gelungen. Es herrschte eine tolle Atmosphäre in einem alten, tradtionellen Stadion, das hat richtig Spaß gemacht. Das Schönste aber war, dass die Dänen nach unserem 2:0-Sieg richtig angefressen waren. Nachher beim Essen und Trinken waren sie um einiges stärker als wir. (lacht)

DFB.de: Genauso wie damals?

Bobic: Ja, genau, nur auf dem Platz konnten sie es dieses Mal nicht mehr umsetzen.

Das meinen DFB.de-User:

"Ein ganz großer Fußballspieler und noch dazu ein sympathischer Mensch...und Dänemark ist eben ein cooles Land. " (Andreas Meister)