Boateng: "Man muss den Kopf einschalten"

Jerome Boateng steht vor seinem 30. Länderspiel, am Mittwoch (ab 20.45 Uhr, live im ZDF) will der 24 Jahre alte Abwehrspieler in Kaiserslautern gegen Paraguay sein kleines Jubiläum feiern. Im DFB.de-Interview mit Redakteur Steffen Lüdeke spricht der Defensivspezialist von Triplesieger FC Bayern München über die Erfolge der vergangenen Spielzeit, den Hype um FCB-Trainer Pep Guardiola und sein besonderes Verhältnis zu Bundestrainer Joachim Löw.

DFB.de: Herr Boateng, oft wird gesagt, dass den Bayern-Spielern durch den Triplegewinn eine Last von den Schultern gefallen sei. Laufen Sie seit den Finals von Wembley und Berlin leichter durchs Leben?

Jerome Boateng: Das nicht, aber es kommt schon noch vor, dass ich mich dabei erwische, wie ich innerlich lache und denke: "Geil, wir haben das wirklich gewonnen? Das ist ja Wahnsinn!" Aber ich weiß auch, dass wir uns von vergangenen Erfolgen nichts kaufen können, deswegen versuche ich immer, diesen Gedanken nach hinten zu schieben. Wir haben eine neue Saison und neue Ziele, darauf konzentriere ich mich.

DFB.de: War das Champions-League-Finale hier noch Thema? Gab es mal einen Spruch in Richtung der Dortmunder?

Boateng: Gar nicht. Die Dortmunder Spieler haben das umgekehrt ja auch nicht gemacht, als sie zweimal in Folge die Meisterschaft geholt haben. Wir sind hier bei der Nationalmannschaft, da spielt die Vereinszugehörigkeit keine große Rolle. Wenn wir in der Bundesliga oder in anderen Wettbewerben aufeinandertreffen, will jeder gewinnen, dann ist viel Brisanz im Spiel, dann geht es auch ordentlich zur Sache. Aber das ist hier beim DFB sofort vergessen, ich verstehe mich mit allen Dortmundern richtig gut, das sind super Jungs.

DFB.de: In München wird viel über die Systemumstellung gesprochen. Wie viel Neues müssen Sie unter Pep Guardiola lernen?

Boateng: Man muss den Kopf einschalten. Auch für die Defensivspieler hat sich ein bisschen was geändert, wir haben jetzt andere Vorgaben. Ich finde aber, dass wir dabei auf einem guten Weg sind. Es ist zwar noch nicht perfekt, aber das kann es nach sechs Wochen auch noch gar nicht sein.

DFB.de: Bei der Nationalmannschaft sind gravierende Änderungen nicht zu erwarten. Tut es ihnen gut, dass sie hier beim öffnenden Pass ins Mittelfeld genau wissen, wen Sie wie anspielen müssen?

Boateng: Auch bei Bayern weiß ich, wer vor mir spielt, wie er laufen muss und wie er meinen Pass erwartet. Aber klar ist auch, dass wir bei der Nationalmannschaft sehr eingespielt sind, die Lauf- und Passwege genau kennen und die Automatismen generell sehr gut funktionieren.

DFB.de: Wie empfinden Sie den Hype um Pep Guardiola? Tut es vielleicht sogar ganz gut, weil sich dadurch weniger auf die Spieler fokussiert?

Boateng: Ich finde schon, ja. Er lädt sehr viel Last auf sich und schützt uns damit. Er hat uns ganz früh klar gemacht, dass er voll hinter uns steht, dass er uns schützen wird, wo immer er kann. Ich erlebe ihn als sehr kommunikativ, er legt großen Wert darauf, uns seine Philosophie genau zu erklären. Unter ihm macht das Training sehr viel Spaß, er sprüht vor Tatendrang, und mit seiner Begeisterung steckt er alle an.

DFB.de: In der Bundesliga prophezeien viele einen Zweikampf Bayern gegen Dortmund. In der Tabelle ganz oben steht allerdings Hertha BSC, ihr ehemaliger Verein…

Boateng: Das stimmt. (lacht) Aber es ist ja erst ein Spieltag absolviert, da darf man nicht zu viel hineininterpretieren. Ich habe ja nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass ich noch immer viel Sympathie für Hertha habe, deswegen würde ich mich freuen, wenn der Klub tatsächlich oben mitspielen würde. Aber da würde ich vorsichtig sein. Ich bin ja Berliner - und als Berliner ist man immer geneigt, eine große Klappe zu haben. Also langsam: Man sollte nach einem Spieltag nicht zu hohe Erwartungen haben. Aber ich drücke ihnen die Daumen, dass sie eine gute Saison spielen.

DFB.de: So wie Sie mit Bayern im vergangenen Jahr. Dafür wurden Sie vom Bundestrainer zuletzt ausdrücklich gelobt.

Boateng: Ehrlich?

DFB.de: Im kicker hat Joachim Löw gesagt: "Ich habe ihn im letzten halben Jahr so gut gesehen wie selten zuvor." Wie sehr freut Sie so eine Aussage?

Boateng: Es ist toll, das zu hören, natürlich freut mich diese Einschätzung. Überhaupt habe ich dem Bundestrainer sehr viel zu verdanken. Er hat mich schon früh zur Nationalmannschaft geholt und immer mitgenommen, obwohl ich noch sehr jung war. Er hat mir früh das Gefühl gegeben, dass ich ein fester Bestandteil des Teams bin, für meine Entwicklung war dieses Vertrauen sehr wertvoll. Der Bundestrainer und Hansi Flick waren immer sehr offen zu mir und haben mir gesagt, was sie von mir erwarten und woran ich noch arbeiten soll. Umso schöner ist es, jetzt bestätigt zu bekommen, dass ich die Vorgaben umgesetzt und noch einmal einen Schritt nach vorne gemacht habe.

DFB.de: Am Mittwoch spielen Sie mit der Nationalmannschaft in Kaiserslautern gegen Paraguay. Wie wichtig ist das erste Spiel mit der Nationalmannschaft?

Boateng: Die WM-Saison beginnt, da ist jedes Spiel von Bedeutung. Für uns ist es wichtig, dass wir uns einspielen, dass wir noch einmal die Möglichkeit eines Testspiels haben, bevor im September möglicherweise entscheidende Spiele in der WM-Qualifikation anstehen.

DFB.de: Sie spielen gegen Paraguay und Roque Santa Cruz, mit ihm haben Sie bei der ManCity zusammen gespielt. Wie haben Sie ihn damals erlebt?

Boateng: Er ist ein super Typ, sehr lustig, sehr positiv, immer gut gelaunt. Und er ist ein toller Stürmer mit überragenden Fähigkeiten.

DFB.de: Viel gespielt hat er damals aber nicht.

Boateng: Das stimmt. Aber erstens war er damals häufig verletzt, und zweitens hatte er unfassbare Konkurrenz. Carlos Tevez, Mario Balotelli, Edin Dzeko - da kann man als Stürmer schon mal auf der Bank sitzen.

DFB.de: Was erwarten Sie generell vom Spiel gegen Paraguay?

Boateng: Mannschaften aus Südamerika haben generell offensiv viele technisch starke Spieler. Und hinten sind sie sehr robust. Ich hoffe, dass wir uns vor den tollen Fans am Betzenberg mit einem guten Spiel Schwung holen und mit Rückenwind in die neue Spielzeit gehen.

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Jerome Boateng steht vor seinem 30. Länderspiel, am Mittwoch (ab 20.45 Uhr, live im ZDF) will der 24 Jahre alte Abwehrspieler in Kaiserslautern gegen Paraguay sein kleines Jubiläum feiern. Im DFB.de-Interview mit Redakteur Steffen Lüdeke spricht der Defensivspezialist von Triplesieger FC Bayern München über die Erfolge der vergangenen Spielzeit, den Hype um FCB-Trainer Pep Guardiola und sein besonderes Verhältnis zu Bundestrainer Joachim Löw.

DFB.de: Herr Boateng, oft wird gesagt, dass den Bayern-Spielern durch den Triplegewinn eine Last von den Schultern gefallen sei. Laufen Sie seit den Finals von Wembley und Berlin leichter durchs Leben?

Jerome Boateng: Das nicht, aber es kommt schon noch vor, dass ich mich dabei erwische, wie ich innerlich lache und denke: "Geil, wir haben das wirklich gewonnen? Das ist ja Wahnsinn!" Aber ich weiß auch, dass wir uns von vergangenen Erfolgen nichts kaufen können, deswegen versuche ich immer, diesen Gedanken nach hinten zu schieben. Wir haben eine neue Saison und neue Ziele, darauf konzentriere ich mich.

DFB.de: War das Champions-League-Finale hier noch Thema? Gab es mal einen Spruch in Richtung der Dortmunder?

Boateng: Gar nicht. Die Dortmunder Spieler haben das umgekehrt ja auch nicht gemacht, als sie zweimal in Folge die Meisterschaft geholt haben. Wir sind hier bei der Nationalmannschaft, da spielt die Vereinszugehörigkeit keine große Rolle. Wenn wir in der Bundesliga oder in anderen Wettbewerben aufeinandertreffen, will jeder gewinnen, dann ist viel Brisanz im Spiel, dann geht es auch ordentlich zur Sache. Aber das ist hier beim DFB sofort vergessen, ich verstehe mich mit allen Dortmundern richtig gut, das sind super Jungs.

DFB.de: In München wird viel über die Systemumstellung gesprochen. Wie viel Neues müssen Sie unter Pep Guardiola lernen?

Boateng: Man muss den Kopf einschalten. Auch für die Defensivspieler hat sich ein bisschen was geändert, wir haben jetzt andere Vorgaben. Ich finde aber, dass wir dabei auf einem guten Weg sind. Es ist zwar noch nicht perfekt, aber das kann es nach sechs Wochen auch noch gar nicht sein.

DFB.de: Bei der Nationalmannschaft sind gravierende Änderungen nicht zu erwarten. Tut es ihnen gut, dass sie hier beim öffnenden Pass ins Mittelfeld genau wissen, wen Sie wie anspielen müssen?

Boateng: Auch bei Bayern weiß ich, wer vor mir spielt, wie er laufen muss und wie er meinen Pass erwartet. Aber klar ist auch, dass wir bei der Nationalmannschaft sehr eingespielt sind, die Lauf- und Passwege genau kennen und die Automatismen generell sehr gut funktionieren.

DFB.de: Wie empfinden Sie den Hype um Pep Guardiola? Tut es vielleicht sogar ganz gut, weil sich dadurch weniger auf die Spieler fokussiert?

Boateng: Ich finde schon, ja. Er lädt sehr viel Last auf sich und schützt uns damit. Er hat uns ganz früh klar gemacht, dass er voll hinter uns steht, dass er uns schützen wird, wo immer er kann. Ich erlebe ihn als sehr kommunikativ, er legt großen Wert darauf, uns seine Philosophie genau zu erklären. Unter ihm macht das Training sehr viel Spaß, er sprüht vor Tatendrang, und mit seiner Begeisterung steckt er alle an.

DFB.de: In der Bundesliga prophezeien viele einen Zweikampf Bayern gegen Dortmund. In der Tabelle ganz oben steht allerdings Hertha BSC, ihr ehemaliger Verein…

Boateng: Das stimmt. (lacht) Aber es ist ja erst ein Spieltag absolviert, da darf man nicht zu viel hineininterpretieren. Ich habe ja nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass ich noch immer viel Sympathie für Hertha habe, deswegen würde ich mich freuen, wenn der Klub tatsächlich oben mitspielen würde. Aber da würde ich vorsichtig sein. Ich bin ja Berliner - und als Berliner ist man immer geneigt, eine große Klappe zu haben. Also langsam: Man sollte nach einem Spieltag nicht zu hohe Erwartungen haben. Aber ich drücke ihnen die Daumen, dass sie eine gute Saison spielen.

DFB.de: So wie Sie mit Bayern im vergangenen Jahr. Dafür wurden Sie vom Bundestrainer zuletzt ausdrücklich gelobt.

Boateng: Ehrlich?

DFB.de: Im kicker hat Joachim Löw gesagt: "Ich habe ihn im letzten halben Jahr so gut gesehen wie selten zuvor." Wie sehr freut Sie so eine Aussage?

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Boateng: Es ist toll, das zu hören, natürlich freut mich diese Einschätzung. Überhaupt habe ich dem Bundestrainer sehr viel zu verdanken. Er hat mich schon früh zur Nationalmannschaft geholt und immer mitgenommen, obwohl ich noch sehr jung war. Er hat mir früh das Gefühl gegeben, dass ich ein fester Bestandteil des Teams bin, für meine Entwicklung war dieses Vertrauen sehr wertvoll. Der Bundestrainer und Hansi Flick waren immer sehr offen zu mir und haben mir gesagt, was sie von mir erwarten und woran ich noch arbeiten soll. Umso schöner ist es, jetzt bestätigt zu bekommen, dass ich die Vorgaben umgesetzt und noch einmal einen Schritt nach vorne gemacht habe.

DFB.de: Am Mittwoch spielen Sie mit der Nationalmannschaft in Kaiserslautern gegen Paraguay. Wie wichtig ist das erste Spiel mit der Nationalmannschaft?

Boateng: Die WM-Saison beginnt, da ist jedes Spiel von Bedeutung. Für uns ist es wichtig, dass wir uns einspielen, dass wir noch einmal die Möglichkeit eines Testspiels haben, bevor im September möglicherweise entscheidende Spiele in der WM-Qualifikation anstehen.

DFB.de: Sie spielen gegen Paraguay und Roque Santa Cruz, mit ihm haben Sie bei der ManCity zusammen gespielt. Wie haben Sie ihn damals erlebt?

Boateng: Er ist ein super Typ, sehr lustig, sehr positiv, immer gut gelaunt. Und er ist ein toller Stürmer mit überragenden Fähigkeiten.

DFB.de: Viel gespielt hat er damals aber nicht.

Boateng: Das stimmt. Aber erstens war er damals häufig verletzt, und zweitens hatte er unfassbare Konkurrenz. Carlos Tevez, Mario Balotelli, Edin Dzeko - da kann man als Stürmer schon mal auf der Bank sitzen.

DFB.de: Was erwarten Sie generell vom Spiel gegen Paraguay?

Boateng: Mannschaften aus Südamerika haben generell offensiv viele technisch starke Spieler. Und hinten sind sie sehr robust. Ich hoffe, dass wir uns vor den tollen Fans am Betzenberg mit einem guten Spiel Schwung holen und mit Rückenwind in die neue Spielzeit gehen.