Birgit Prinz: "Die Gelegenheit, Danke zu sagen"

"Bye-bye, Birgit" heißt es am 27. März. Mit einem Abschiedsspiel ehrt der Deutsche Fußball-Bund (DFB) seine Rekordnationalspielerin Birgit Prinz. Im Volksbank-Stadion in Frankfurt treffen dann ab 18 Uhr (live bei Eurosport) die deutsche Frauen-Nationalmannschaft und der 1. FFC Frankfurt aufeinander. Die 34-Jährige tritt ab als erfolgreichste Nationalspielerin in der Geschichte des DFB.

Zweimal wurde sie Welt-, fünfmal Europameisterin, dreimal gewann sie die Bronzemedaille bei den Olympischen Spielen. Dreimal wurde Birgit Prinz zur Weltfußballerin des Jahres gewählt, achtmal bestimmten sie die deutschen Sportjournalisten zur Fußballerin des Jahres. Zahlreiche Titel auf Vereinsebene und persönliche Auszeichnungen kommen hinzu. DFB.de verneigt sich vor einer großen Sportlerin mit einer täglichen Serie vor dem Abschiedsspiel.

Im deutschen Frauenfußball gibt es keinen größeren Namen. Birgit Prinz steht für viele Erfolge und die Entwicklung ihres Sports. Nicht nur hierzulande, sondern über die Grenzen Deutschlands hinaus. Eine Reputation, mit der die Nummer 9 der deutschen Frauen-Nationalmannschaft jedoch nie kokettiert hat. Selbst nach dem Ende ihrer Laufbahn. Die Legende bleibt Teamplayer - auch im DFB.de-Interview mit Redakteur Niels Barnhofer.

DFB.de: Birgit Prinz, gibt es derzeit Momente, in denen Sie überlegen, was aus Ihnen geworden wäre, wenn Sie keinen Fußball gespielt hätten?

Birgit Prinz: Eigentlich nicht, ich bin grundsätzlich niemand der in Dimensionen von "Hätte", "Wenn" und "Aber" denkt. Ich bin sehr zufrieden darüber, wie es gelaufen ist und würde wahrscheinlich, wenn ich noch einmal entscheiden dürfte, einen ähnlichen Weg wieder gehen.

DFB.de:Wie ist denn das Leben fast ohne Fußball?

Prinz: Im Moment sehr gut! Ich denke, ich habe einen guten Übergang in ein anderes Leben für mich gefunden. Ich habe zunächst einmal einen langen Urlaub gemacht. Ich war zwei Monate unterwegs. Erst in Neuseeland, dann in Indien. Derzeit hospitiere ich bei 1899 Hoffenheim. Außerdem merke ich einfach, dass die Zeit des Leistungssports für mich vorbei ist.

DFB.de: Dennoch trainieren Sie noch.

Prinz: Ja, ich trainiere noch dreimal in der Woche bei der TSG Hoffenheim und gehen zudem ein- bis zweimal in der Woche laufen. Weil ich immer noch großen Spaß daran habe, mich zu bewegen und Fußball zu spielen. Aber dieses Pensum ist ja weit weg von dem, was man mittlerweile als Leistungssportlerin absolvieren muss. Acht oder neun Einheiten in der Wochen sind ja mittlerweile normal. Von daher sehe ich das auch als guten und gesunden Weg abzutrainieren.

DFB.de: Fit genug werden Sie also sein. Aber was bedeutet es ihnen, dieses Abschiedsspiel vom DFB geschenkt zu bekommen?

Prinz: Ich freue mich auf dieses Spiel und die anschließende Feier. Vor allen Dingen weil ich dadurch noch einmal viele Weggefährtinnen und –gefährten treffen kann. Zudem ist das eine gute Gelegenheit dem Publikum nach einer so langen Karriere in einem schönen Rahmen noch einmal "Auf Wiedersehen" und "Danke" sagen zu können.

DFB.de: Welche Emotionen werden mit diesem Spiel verbunden sein?

Prinz: Och, das wird sich zeigen. Ich denke aber, dass es ein gute Mischung aus "Abschiedstrauer" und guten beziehungsweise fröhlichen Emotionen sein wird.

DFB.de: Was glauben Sie, welche Erinnerungen werden dadurch in Ihnen wach gerufen?

Prinz: Ich lass mich überraschen. Ich weiß es nicht, ich hatte ja noch nie ein Abschiedsspiel. (lacht)

DFB.de: An welche Spiele denken Sie besonders gerne zurück?

Prinz: Es gibt viele Spiele, an die ich mich gerne erinnere. Natürlich gehören die Endspiele bei den Weltmeisterschaften 2003 und 2007 dazu. Aber aus rein sportlicher Sicht denke ich sehr gerne an das WM-Halbfinale 2003 gegen die USA zurück. Wir waren ein tolles Team, und es hat einfach alles gepasst! Aber auch sonst, auch viele ganz normale Spiel haben viel Spaß gemacht und gute Erinnerungen hinterlassen. Einfach dann, wenn es gut und rund gelaufen ist, die Mannschaft funktioniert und man nur in diesem Moment gelebt hat.

DFB.de: Gibt es irgendetwas in Ihrer Karriere, das Sie revidieren wollten, wenn Sie es könnten?

Prinz: Eigentlich nichts. Zumindest nichts Maßgebliches. Vielleicht ein paar Kleinigkeiten, die ich nun, vor dem Hintergrund einer größeren Erfahrung anders betrachte.

DFB.de: Was bedeuten Ihnen die vielen Titel, die Sie gewonnen haben?

Prinz: Für mich waren sie immer Anerkennung für gute erbrachte Leistungen. Aber sie haben mir nie so viel Erfüllung gegeben wie gute Spiele. Sie waren nur die Folge dessen. Trotzdem kann mir diese Titel natürlich niemand nehmen und ich kann sie als Ankerpunkte für viele schöne Erinnerungen im Gedächtnis behalten.

DFB.de: Gibt es einen Treffer an den Sie sich gerne erinnern?

Prinz: Da gibt es keinen bestimmten. Tore sind immer schön. Einer der wichtigsten Treffer war auf jeden Fall das 1:0 im WM-Finale 2007 gegen Brasilien in Schanghai. Allerdings war das ein Gurken-Tor.

DFB.de: Welche/r Trainer/in war die/der wichtigste in Ihrer Karriere?

Prinz: Ich möchte ungern jemanden hervorheben. Insgesamt denke ich, dass ich das Glück hatte, die richtigen Trainer zur richtigen Zeit gehabt zu haben und dass diese mir viel Vertrauen entgegen gebracht haben. So war es für mich möglich, mit genügend Selbstvertrauen auch schwierige Dinge anzugehen. Weiterhin war es für meine Entwicklung sehr wichtig, dass diese in ihrer Art, sowohl menschlich als auch in ihren sportlichen Ansätzen sehr unterschiedlich waren und ich so viele Facetten des Fußballs kennen gelernt habe.

DFB.de: Zu welchen Spielerinnen haben Sie aufgeschaut?

Prinz: Richtig aufgeschaut, in dem Sinne, dass ich ein Idol gehabt hätte, habe ich eigentlich nie. Natürlich hatte ich am Anfang Respekt vor den älteren und erfahrenen Spielerinnen gehabt, doch habe ich mich immer schnell in deren Kreis aufgenommen gefühlt.

DFB.de: Welche Mitspielerinnen waren wichtig für Sie?

Prinz: Auch hier könnte und müsste ich einige aufzählen. Natürlich gehören gerade die Spielerinnen dazu, mit denen ich meine gesamte Karriere verbracht habe. Zum Beispiel Ariane Hingst, die Jahre lang meine Zimmerkollegin bei der Nationalmannschaft war. Oder Kerstin Stegemann, mit der ich schon in der U 16-Nationalmannschaft gespielt hatte. Oder Kerstin Garefrekes war sehr lange eine Wegbegleiterin sowohl im Verein als auch in der Nationalmannschaft. Diese Namen sind natürlich bekannt und noch in bester Erinnerung, aber ich möchte hier stellvertretend noch zwei weitere Spielerinnen nennen. Im Verein war Dani Stumpf sehr wichtig für mich, sie hat mich immer mit zum Training und zum Spiel mitgenommen – das war mehr als nur eine Fahrgemeinschaft, wir haben auf den Fahrten viele Gespräche geführt, so dass da ein großes Vertrauensverhältnis gewachsen ist. Außerdem war Patricia Brocker in der Nationalmannschaft anfangs eine wichtige Bezugsperson für mich. Obwohl sie sehr häufig für mich ausgewechselt wurde, wuchs daraus kein Konkurrenzverhältnis, im Gegenteil, sie unterstützte mich trotzdem, was ich menschlich als eine große Stärke betrachte.

DFB.de: Wem wären Sie auf dem Fußballplatz am liebsten nie begegnet?

Prinz: Eigentlich habe ich keine derart negative Erfahrung auf dem Spielfeld gemacht, dass eine starke Aversion gegen eine einzige Spielerin daraus entstanden ist.

DFB.de: Sie haben fast 20 Jahre auf höchstem internationalen Niveau gespielt – wie war das möglich?

Prinz: Ich hatte immer viel Freude am Trainieren und am Spielen, so dass es mir nie schwer fiel mich fürs Training zu motivieren. Dazu kam ein großer Wille und ein hohes Verantwortungsbewusstsein, sich auch in schweren Situationen durchbeißen zu können. Zusätzlich denke ich, war meine gute Antizipationsgabe auf dem Spielfeld immer eine große Hilfe, sportlich erfolgreich zu sein.

DFB.de: Was war Ihre schwerste Verletzung, längste Verletzungszeit – warum sind sie von großen Verletzungen verschont geblieben?

Prinz: Das stimmt, zum Glück bin ich wirklich von ganz schweren Verletzungen verschont geblieben. Ich habe mir häufiger Bänder im Fuß gerissen oder auch mal die Rippe gebrochen. Aber sonst ist das sehr glimpflich abgelaufen. Aber ein Rezept dafür kann ich nicht wirklich geben. Ich hatte immer eine gute Fitness. Ich wusste schon früh, was ich tun konnte und musste, hatte ein gutes Gefühl dafür, wie ich meinen Körper belasten konnte. Und auch das nötige Glück.

DFB.de: Sie haben den Frauenfußball mitgeprägt, wie schätzen Sie seine Entwicklung in den vergangenen Jahren ein?

Prinz: Der Frauenfußball ist erwachsener geworden. Da hat sich über die Zeit meiner Laufbahn ganz schön etwas entwickelt. Immer mehr Mädchen spielen Fußball. Die Ausbildung ist besser und umfangreicher geworden. Die Qualität der Spielerinnen ist gestiegen. Immer mehr Zuschauer kommen zu den Begegnungen. Neue Wettbewerbe wie zum Beispiel die Champions League wurden geschaffen. Man findet in jedem Bereich etwas, da ist rundherum Fortschritt zu verzeichnen.

DFB.de: Wie geht es beruflich bei Ihnen weiter?

Prinz: Da bin ich noch nicht festgelegt. Ich habe mir ein paar Optionen geschaffen. Ich habe ja mein Studium in Psychologie abgeschlossen. Derzeit würde ich sagen, dass ich im Bereich Sport-Psychologie bleiben möchte. Außerdem bin ich in einer Management-Beratung tätig. Am liebsten wäre es mir, nicht nur auf einen Job festgelegt zu sein, sondern eine Art Baukasten-System zu haben, in dem ich verschiedene Projekte begleite.

DFB.de: Werden Sie dem Frauenfußball verbunden bleiben?

Prinz: Wie gesagt, ich bin noch in der Findungsphase. Aber ich hätte natürlich nichts dagegen, dem Frauenfußball erhalten zu bleiben. Ich komme aus dem Frauenfußball und kenne mich in diesem Bereich einigermaßen aus, insofern bin ich ihm natürlich verbunden. Auch bei der TSG Hoffenheim arbeite ich ja im Rahmen meiner Hospitation auch in deren Frauen-Abteilung.

Das meinen DFB.de-User:

"Liebe Birgit. Danke für alle schönen Spiele, ihr Frauen habt es drauf. Glg Jürgen" (Jürgen Henn, Stollberg)

"Danke Birgit, für die schöne Zeit mit dir. Bleib so wie du bist. Besuch uns bald wieder. Hab dich ganz dolle lieb. Dein großer Fan, Jessye Wilson" (Jessye Wilson, Fulda)

"Danke für die vielen tollen Spiele!! Alles Gute für die weiteren Wege!!!" (Karin Bornschlegl, Frankfurt)

"Vielen Dank, Birgit! Und an den DFB: Macht Birgit Prinz ganz schnell zur Ehrenspielführerin!" (Hans Wiepert)

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"Bye-bye, Birgit" heißt es am 27. März. Mit einem Abschiedsspiel ehrt der Deutsche Fußball-Bund (DFB) seine Rekordnationalspielerin Birgit Prinz. Im Volksbank-Stadion in Frankfurt treffen dann ab 18 Uhr (live bei Eurosport) die deutsche Frauen-Nationalmannschaft und der 1. FFC Frankfurt aufeinander. Die 34-Jährige tritt ab als erfolgreichste Nationalspielerin in der Geschichte des DFB.

Zweimal wurde sie Welt-, fünfmal Europameisterin, dreimal gewann sie die Bronzemedaille bei den Olympischen Spielen. Dreimal wurde Birgit Prinz zur Weltfußballerin des Jahres gewählt, achtmal bestimmten sie die deutschen Sportjournalisten zur Fußballerin des Jahres. Zahlreiche Titel auf Vereinsebene und persönliche Auszeichnungen kommen hinzu. DFB.de verneigt sich vor einer großen Sportlerin mit einer täglichen Serie vor dem Abschiedsspiel.

Im deutschen Frauenfußball gibt es keinen größeren Namen. Birgit Prinz steht für viele Erfolge und die Entwicklung ihres Sports. Nicht nur hierzulande, sondern über die Grenzen Deutschlands hinaus. Eine Reputation, mit der die Nummer 9 der deutschen Frauen-Nationalmannschaft jedoch nie kokettiert hat. Selbst nach dem Ende ihrer Laufbahn. Die Legende bleibt Teamplayer - auch im DFB.de-Interview mit Redakteur Niels Barnhofer.

DFB.de: Birgit Prinz, gibt es derzeit Momente, in denen Sie überlegen, was aus Ihnen geworden wäre, wenn Sie keinen Fußball gespielt hätten?

Birgit Prinz: Eigentlich nicht, ich bin grundsätzlich niemand der in Dimensionen von "Hätte", "Wenn" und "Aber" denkt. Ich bin sehr zufrieden darüber, wie es gelaufen ist und würde wahrscheinlich, wenn ich noch einmal entscheiden dürfte, einen ähnlichen Weg wieder gehen.

DFB.de:Wie ist denn das Leben fast ohne Fußball?

Prinz: Im Moment sehr gut! Ich denke, ich habe einen guten Übergang in ein anderes Leben für mich gefunden. Ich habe zunächst einmal einen langen Urlaub gemacht. Ich war zwei Monate unterwegs. Erst in Neuseeland, dann in Indien. Derzeit hospitiere ich bei 1899 Hoffenheim. Außerdem merke ich einfach, dass die Zeit des Leistungssports für mich vorbei ist.

DFB.de: Dennoch trainieren Sie noch.

Prinz: Ja, ich trainiere noch dreimal in der Woche bei der TSG Hoffenheim und gehen zudem ein- bis zweimal in der Woche laufen. Weil ich immer noch großen Spaß daran habe, mich zu bewegen und Fußball zu spielen. Aber dieses Pensum ist ja weit weg von dem, was man mittlerweile als Leistungssportlerin absolvieren muss. Acht oder neun Einheiten in der Wochen sind ja mittlerweile normal. Von daher sehe ich das auch als guten und gesunden Weg abzutrainieren.

DFB.de: Fit genug werden Sie also sein. Aber was bedeutet es ihnen, dieses Abschiedsspiel vom DFB geschenkt zu bekommen?

Prinz: Ich freue mich auf dieses Spiel und die anschließende Feier. Vor allen Dingen weil ich dadurch noch einmal viele Weggefährtinnen und –gefährten treffen kann. Zudem ist das eine gute Gelegenheit dem Publikum nach einer so langen Karriere in einem schönen Rahmen noch einmal "Auf Wiedersehen" und "Danke" sagen zu können.

DFB.de: Welche Emotionen werden mit diesem Spiel verbunden sein?

Prinz: Och, das wird sich zeigen. Ich denke aber, dass es ein gute Mischung aus "Abschiedstrauer" und guten beziehungsweise fröhlichen Emotionen sein wird.

DFB.de: Was glauben Sie, welche Erinnerungen werden dadurch in Ihnen wach gerufen?

Prinz: Ich lass mich überraschen. Ich weiß es nicht, ich hatte ja noch nie ein Abschiedsspiel. (lacht)

DFB.de: An welche Spiele denken Sie besonders gerne zurück?

Prinz: Es gibt viele Spiele, an die ich mich gerne erinnere. Natürlich gehören die Endspiele bei den Weltmeisterschaften 2003 und 2007 dazu. Aber aus rein sportlicher Sicht denke ich sehr gerne an das WM-Halbfinale 2003 gegen die USA zurück. Wir waren ein tolles Team, und es hat einfach alles gepasst! Aber auch sonst, auch viele ganz normale Spiel haben viel Spaß gemacht und gute Erinnerungen hinterlassen. Einfach dann, wenn es gut und rund gelaufen ist, die Mannschaft funktioniert und man nur in diesem Moment gelebt hat.

DFB.de: Gibt es irgendetwas in Ihrer Karriere, das Sie revidieren wollten, wenn Sie es könnten?

Prinz: Eigentlich nichts. Zumindest nichts Maßgebliches. Vielleicht ein paar Kleinigkeiten, die ich nun, vor dem Hintergrund einer größeren Erfahrung anders betrachte.

DFB.de: Was bedeuten Ihnen die vielen Titel, die Sie gewonnen haben?

Prinz: Für mich waren sie immer Anerkennung für gute erbrachte Leistungen. Aber sie haben mir nie so viel Erfüllung gegeben wie gute Spiele. Sie waren nur die Folge dessen. Trotzdem kann mir diese Titel natürlich niemand nehmen und ich kann sie als Ankerpunkte für viele schöne Erinnerungen im Gedächtnis behalten.

DFB.de: Gibt es einen Treffer an den Sie sich gerne erinnern?

Prinz: Da gibt es keinen bestimmten. Tore sind immer schön. Einer der wichtigsten Treffer war auf jeden Fall das 1:0 im WM-Finale 2007 gegen Brasilien in Schanghai. Allerdings war das ein Gurken-Tor.

DFB.de: Welche/r Trainer/in war die/der wichtigste in Ihrer Karriere?

Prinz: Ich möchte ungern jemanden hervorheben. Insgesamt denke ich, dass ich das Glück hatte, die richtigen Trainer zur richtigen Zeit gehabt zu haben und dass diese mir viel Vertrauen entgegen gebracht haben. So war es für mich möglich, mit genügend Selbstvertrauen auch schwierige Dinge anzugehen. Weiterhin war es für meine Entwicklung sehr wichtig, dass diese in ihrer Art, sowohl menschlich als auch in ihren sportlichen Ansätzen sehr unterschiedlich waren und ich so viele Facetten des Fußballs kennen gelernt habe.

DFB.de: Zu welchen Spielerinnen haben Sie aufgeschaut?

Prinz: Richtig aufgeschaut, in dem Sinne, dass ich ein Idol gehabt hätte, habe ich eigentlich nie. Natürlich hatte ich am Anfang Respekt vor den älteren und erfahrenen Spielerinnen gehabt, doch habe ich mich immer schnell in deren Kreis aufgenommen gefühlt.

DFB.de: Welche Mitspielerinnen waren wichtig für Sie?

Prinz: Auch hier könnte und müsste ich einige aufzählen. Natürlich gehören gerade die Spielerinnen dazu, mit denen ich meine gesamte Karriere verbracht habe. Zum Beispiel Ariane Hingst, die Jahre lang meine Zimmerkollegin bei der Nationalmannschaft war. Oder Kerstin Stegemann, mit der ich schon in der U 16-Nationalmannschaft gespielt hatte. Oder Kerstin Garefrekes war sehr lange eine Wegbegleiterin sowohl im Verein als auch in der Nationalmannschaft. Diese Namen sind natürlich bekannt und noch in bester Erinnerung, aber ich möchte hier stellvertretend noch zwei weitere Spielerinnen nennen. Im Verein war Dani Stumpf sehr wichtig für mich, sie hat mich immer mit zum Training und zum Spiel mitgenommen – das war mehr als nur eine Fahrgemeinschaft, wir haben auf den Fahrten viele Gespräche geführt, so dass da ein großes Vertrauensverhältnis gewachsen ist. Außerdem war Patricia Brocker in der Nationalmannschaft anfangs eine wichtige Bezugsperson für mich. Obwohl sie sehr häufig für mich ausgewechselt wurde, wuchs daraus kein Konkurrenzverhältnis, im Gegenteil, sie unterstützte mich trotzdem, was ich menschlich als eine große Stärke betrachte.

DFB.de: Wem wären Sie auf dem Fußballplatz am liebsten nie begegnet?

Prinz: Eigentlich habe ich keine derart negative Erfahrung auf dem Spielfeld gemacht, dass eine starke Aversion gegen eine einzige Spielerin daraus entstanden ist.

DFB.de: Sie haben fast 20 Jahre auf höchstem internationalen Niveau gespielt – wie war das möglich?

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Prinz: Ich hatte immer viel Freude am Trainieren und am Spielen, so dass es mir nie schwer fiel mich fürs Training zu motivieren. Dazu kam ein großer Wille und ein hohes Verantwortungsbewusstsein, sich auch in schweren Situationen durchbeißen zu können. Zusätzlich denke ich, war meine gute Antizipationsgabe auf dem Spielfeld immer eine große Hilfe, sportlich erfolgreich zu sein.

DFB.de: Was war Ihre schwerste Verletzung, längste Verletzungszeit – warum sind sie von großen Verletzungen verschont geblieben?

Prinz: Das stimmt, zum Glück bin ich wirklich von ganz schweren Verletzungen verschont geblieben. Ich habe mir häufiger Bänder im Fuß gerissen oder auch mal die Rippe gebrochen. Aber sonst ist das sehr glimpflich abgelaufen. Aber ein Rezept dafür kann ich nicht wirklich geben. Ich hatte immer eine gute Fitness. Ich wusste schon früh, was ich tun konnte und musste, hatte ein gutes Gefühl dafür, wie ich meinen Körper belasten konnte. Und auch das nötige Glück.

DFB.de: Sie haben den Frauenfußball mitgeprägt, wie schätzen Sie seine Entwicklung in den vergangenen Jahren ein?

Prinz: Der Frauenfußball ist erwachsener geworden. Da hat sich über die Zeit meiner Laufbahn ganz schön etwas entwickelt. Immer mehr Mädchen spielen Fußball. Die Ausbildung ist besser und umfangreicher geworden. Die Qualität der Spielerinnen ist gestiegen. Immer mehr Zuschauer kommen zu den Begegnungen. Neue Wettbewerbe wie zum Beispiel die Champions League wurden geschaffen. Man findet in jedem Bereich etwas, da ist rundherum Fortschritt zu verzeichnen.

DFB.de: Wie geht es beruflich bei Ihnen weiter?

Prinz: Da bin ich noch nicht festgelegt. Ich habe mir ein paar Optionen geschaffen. Ich habe ja mein Studium in Psychologie abgeschlossen. Derzeit würde ich sagen, dass ich im Bereich Sport-Psychologie bleiben möchte. Außerdem bin ich in einer Management-Beratung tätig. Am liebsten wäre es mir, nicht nur auf einen Job festgelegt zu sein, sondern eine Art Baukasten-System zu haben, in dem ich verschiedene Projekte begleite.

DFB.de: Werden Sie dem Frauenfußball verbunden bleiben?

Prinz: Wie gesagt, ich bin noch in der Findungsphase. Aber ich hätte natürlich nichts dagegen, dem Frauenfußball erhalten zu bleiben. Ich komme aus dem Frauenfußball und kenne mich in diesem Bereich einigermaßen aus, insofern bin ich ihm natürlich verbunden. Auch bei der TSG Hoffenheim arbeite ich ja im Rahmen meiner Hospitation auch in deren Frauen-Abteilung.

Das meinen DFB.de-User:

"Liebe Birgit. Danke für alle schönen Spiele, ihr Frauen habt es drauf. Glg Jürgen" (Jürgen Henn, Stollberg)

"Danke Birgit, für die schöne Zeit mit dir. Bleib so wie du bist. Besuch uns bald wieder. Hab dich ganz dolle lieb. Dein großer Fan, Jessye Wilson" (Jessye Wilson, Fulda)

"Danke für die vielen tollen Spiele!! Alles Gute für die weiteren Wege!!!" (Karin Bornschlegl, Frankfurt)

"Vielen Dank, Birgit! Und an den DFB: Macht Birgit Prinz ganz schnell zur Ehrenspielführerin!" (Hans Wiepert)