Bierhoffs WM-Blog: "Ein Fest des Fußballs"

Der Countdown läuft für die Weltmeisterschaft in Brasilien - und damit auch für die deutsche WM-Mission. Sportlich und organisatorisch. Genau an der Schnittstelle wirkt Oliver Bierhoff, der Manager der Nationalmannschaft. Jede Woche berichtet der 45-Jährige darüber, exklusiv für die User von DFB.de. Bierhoffs WM-Blog - heute über den FA-Cup, das DFB-Pokalfinale zwischen Dortmund und Bayern, das Länderspiel gegen Polen und die Ziele bei der WM in Brasilien.

Liebe Fans der Nationalmannschaft,

Pokalwettbewerbe gibt es in allen großen Fußball-Nationen. Aus meiner Zeit als Profi kenne ich den Pokal natürlich aus Deutschland, aber auch in Österreich, Frankreich und Italien habe ich Pokalspiele erlebt. Ich will nicht sagen, dass der Pokal dort keine Bedeutung hat, aber mit dem DFB-Pokal ist sein Stellenwert in diesen Ländern nicht vergleichbar. Auch die Copa del Rey in Spanien fällt im Vergleich ein wenig ab, dafür ist die Wichtigkeit der Primera Division zu groß. An die Strahlkraft des DFB-Pokals reicht für mich nur der FA-Cup in England heran. Dieser Wettbewerb hat eine lange Tradition und mit dem Wembley-Stadion in London eine Heimat, die im Fußball immer etwas Spezielles sein wird. Mit Per Mertesacker, Mesut Özil und Lukas Podolski haben heute drei Spieler aus dem Kader der deutschen Nationalmannschaft die Chance, den FA-Cup zu gewinnen und Arsenal zu erlösen. Arsenal spielt gegen Hull City, Arsenal ist Favorit - und meine Daumen sind gedrückt. Seit neun Jahren warten die "Gunners" auf einen Titel, ich würde mich sehr für Per, Lukas und Mesut freuen, wenn sie diese Serie beenden können.

Die Rollen in England sind klar verteilt - in Deutschland lässt sich nur schwer ein Favorit ausmachen. Das Endspiel um den DFB-Pokal ist das größte Spiel des deutschen Fußballs. Der Pokalwettbewerb ist neben der Nationalmannschaft das Aushängeschild des DFB. Die Konstellation David gegen Goliath macht den Pokal einzigartig, von der ersten Runde an bietet der Pokal einen packenden Wettbewerb, der eine ganz eigene Faszination mit sich bringt. In jeder Runde ist Spannung garantiert, immer wieder gibt es Überraschungen, immer wieder sind Pokalspiele für kleine Vereine große Höhepunkte, von denen sie lange zehren.

So war es auch in dieser Saison, auch wenn sich am Ende die beiden Favoriten durchgesetzt haben. Bayern gegen Dortmund - der Wettbewerb DFB-Pokal bekommt damit das Finale, das er verdient. Die Paarung Bayern gegen Dortmund steht für die größtmögliche Qualität im deutschen Fußball, nicht umsonst können heute zwölf Spieler aus dem Kader der Nationalmannschaft auf dem Rasen des Berliner Olympiastadions vorspielen. Die Duelle zwischen FCB und BVB haben sich in den vergangenen Jahren zu den Klassikern des deutschen Fußballs entwickelt, der Vergleich der beiden besten deutschen Mannschaft entfaltet eine Aura, die weit über die Grenzen Deutschlands hinauswirkt. Die ganze Welt will dabei sein, die ganze Welt schaut zu. Mehr als 800 Medienvertreter sind akkreditiert, das Spiel wird in 189 Länder überragen. Das Endspiel 2013 zwischen Bayern und Stuttgart haben alleine in Deutschland 13.550.000 Menschen verfolgt – ich wage die Prognose, dass diese Zahl aus dem Vorjahr heute überboten wird.

Zu den 74.907 Zuschauen im Berliner Olympiastadion wird die komplette Sportliche Leitung der Nationalmannschaft gehören. In jedem Jahr freuen wir uns auf das Endspiel in Berlin, auch für mich ist das Pokalfinale jedes Mal aufs Neue ein Highlight. Es ist einfach toll, die Atmosphäre in der Hauptstadt zu erleben, in ganz Berlin herrscht am Finaltag ein Kribbeln, das es sonst so nirgends gibt. Und dann der Abend! Der Rahmen im Olympiastadion ist sehr festlich, der DFB und der Berliner Fußball-Verband kreiieren eine ganz spezielle Atmosphäre, es ist fast unmöglich, sich ihrer Wirkung zu entziehen.

Schon aufgrund meiner Funktion bin ich zu Neutralität verpflichtet, aber ganz ehrlich: Meine Sympathien sind für beide Mannschaften gleich groß. Ich wünsche mir und bin fast sicher, dass wir ein hochklassiges Finale erleben werden, ein Fest des Fußballs. Aufgrund des Saisonverlaufs sehe ich den Druck eher auf Seiten der Bayern, wobei niemand bei der Bewertung der Spielzeit vergessen darf, mit welch überragendem Fußball das Team von Pep Guardiola die Menschen fast die gesamte Spielzeit lang verwöhnt hat. Es war nicht selbstverständlich, dass der kleine Umbruch in München so großartig bewältigt werden kann. Neuer Trainer, neue Spieler - diese Herausforderung haben sie mit der frühesten Meisterschaft aller Zeiten überzeugend gemeistert. Auch der BVB hat nicht enttäuscht. Das Team musste mit Mario Götze den Weggang eines Schlüsselspielers und danach viele Verletzungen verkraften. Platz zwei in der Bundesliga und das Viertelfinale der Champions League sind eine Bilanz, mit der man sich wahrlich nicht verstecken muss. In Berlin haben sie nun die Chance, aus einer guten eine sehr gute Saison zu machen.

Wie gesagt: Ich bin völlig neutral, wer den Pokal gewinnt, ist mir egal. Aber einen Wunsch habe ich: Dass alle Spieler fit sind, wenn wir uns am kommenden Mittwoch in Südtirol treffen und mit dem Trainingslager in die unmittelbare WM-Vorbereitung starten.



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Der Countdown läuft für die Weltmeisterschaft in Brasilien - und damit auch für die deutsche WM-Mission. Sportlich und organisatorisch. Genau an der Schnittstelle wirkt Oliver Bierhoff, der Manager der Nationalmannschaft. Jede Woche berichtet der 45-Jährige darüber, exklusiv für die User von DFB.de. Bierhoffs WM-Blog - heute über den FA-Cup, das DFB-Pokalfinale zwischen Dortmund und Bayern, das Länderspiel gegen Polen und die Ziele bei der WM in Brasilien.

Liebe Fans der Nationalmannschaft,

Pokalwettbewerbe gibt es in allen großen Fußball-Nationen. Aus meiner Zeit als Profi kenne ich den Pokal natürlich aus Deutschland, aber auch in Österreich, Frankreich und Italien habe ich Pokalspiele erlebt. Ich will nicht sagen, dass der Pokal dort keine Bedeutung hat, aber mit dem DFB-Pokal ist sein Stellenwert in diesen Ländern nicht vergleichbar. Auch die Copa del Rey in Spanien fällt im Vergleich ein wenig ab, dafür ist die Wichtigkeit der Primera Division zu groß. An die Strahlkraft des DFB-Pokals reicht für mich nur der FA-Cup in England heran. Dieser Wettbewerb hat eine lange Tradition und mit dem Wembley-Stadion in London eine Heimat, die im Fußball immer etwas Spezielles sein wird. Mit Per Mertesacker, Mesut Özil und Lukas Podolski haben heute drei Spieler aus dem Kader der deutschen Nationalmannschaft die Chance, den FA-Cup zu gewinnen und Arsenal zu erlösen. Arsenal spielt gegen Hull City, Arsenal ist Favorit - und meine Daumen sind gedrückt. Seit neun Jahren warten die "Gunners" auf einen Titel, ich würde mich sehr für Per, Lukas und Mesut freuen, wenn sie diese Serie beenden können.

Die Rollen in England sind klar verteilt - in Deutschland lässt sich nur schwer ein Favorit ausmachen. Das Endspiel um den DFB-Pokal ist das größte Spiel des deutschen Fußballs. Der Pokalwettbewerb ist neben der Nationalmannschaft das Aushängeschild des DFB. Die Konstellation David gegen Goliath macht den Pokal einzigartig, von der ersten Runde an bietet der Pokal einen packenden Wettbewerb, der eine ganz eigene Faszination mit sich bringt. In jeder Runde ist Spannung garantiert, immer wieder gibt es Überraschungen, immer wieder sind Pokalspiele für kleine Vereine große Höhepunkte, von denen sie lange zehren.

So war es auch in dieser Saison, auch wenn sich am Ende die beiden Favoriten durchgesetzt haben. Bayern gegen Dortmund - der Wettbewerb DFB-Pokal bekommt damit das Finale, das er verdient. Die Paarung Bayern gegen Dortmund steht für die größtmögliche Qualität im deutschen Fußball, nicht umsonst können heute zwölf Spieler aus dem Kader der Nationalmannschaft auf dem Rasen des Berliner Olympiastadions vorspielen. Die Duelle zwischen FCB und BVB haben sich in den vergangenen Jahren zu den Klassikern des deutschen Fußballs entwickelt, der Vergleich der beiden besten deutschen Mannschaft entfaltet eine Aura, die weit über die Grenzen Deutschlands hinauswirkt. Die ganze Welt will dabei sein, die ganze Welt schaut zu. Mehr als 800 Medienvertreter sind akkreditiert, das Spiel wird in 189 Länder überragen. Das Endspiel 2013 zwischen Bayern und Stuttgart haben alleine in Deutschland 13.550.000 Menschen verfolgt – ich wage die Prognose, dass diese Zahl aus dem Vorjahr heute überboten wird.

Zu den 74.907 Zuschauen im Berliner Olympiastadion wird die komplette Sportliche Leitung der Nationalmannschaft gehören. In jedem Jahr freuen wir uns auf das Endspiel in Berlin, auch für mich ist das Pokalfinale jedes Mal aufs Neue ein Highlight. Es ist einfach toll, die Atmosphäre in der Hauptstadt zu erleben, in ganz Berlin herrscht am Finaltag ein Kribbeln, das es sonst so nirgends gibt. Und dann der Abend! Der Rahmen im Olympiastadion ist sehr festlich, der DFB und der Berliner Fußball-Verband kreiieren eine ganz spezielle Atmosphäre, es ist fast unmöglich, sich ihrer Wirkung zu entziehen.

Schon aufgrund meiner Funktion bin ich zu Neutralität verpflichtet, aber ganz ehrlich: Meine Sympathien sind für beide Mannschaften gleich groß. Ich wünsche mir und bin fast sicher, dass wir ein hochklassiges Finale erleben werden, ein Fest des Fußballs. Aufgrund des Saisonverlaufs sehe ich den Druck eher auf Seiten der Bayern, wobei niemand bei der Bewertung der Spielzeit vergessen darf, mit welch überragendem Fußball das Team von Pep Guardiola die Menschen fast die gesamte Spielzeit lang verwöhnt hat. Es war nicht selbstverständlich, dass der kleine Umbruch in München so großartig bewältigt werden kann. Neuer Trainer, neue Spieler - diese Herausforderung haben sie mit der frühesten Meisterschaft aller Zeiten überzeugend gemeistert. Auch der BVB hat nicht enttäuscht. Das Team musste mit Mario Götze den Weggang eines Schlüsselspielers und danach viele Verletzungen verkraften. Platz zwei in der Bundesliga und das Viertelfinale der Champions League sind eine Bilanz, mit der man sich wahrlich nicht verstecken muss. In Berlin haben sie nun die Chance, aus einer guten eine sehr gute Saison zu machen.

Wie gesagt: Ich bin völlig neutral, wer den Pokal gewinnt, ist mir egal. Aber einen Wunsch habe ich: Dass alle Spieler fit sind, wenn wir uns am kommenden Mittwoch in Südtirol treffen und mit dem Trainingslager in die unmittelbare WM-Vorbereitung starten.

Mit dabei sein wird Christoph Kramer. Er hat davon profitiert, dass wir am Dienstag beim Länderspiel in Hamburg gegen Polen umgesetzt haben, was immer und überall gefordert wird: der Jugend eine Chance. In Abwesenheit der am Pokalfinale beteiligten Nationalspieler haben wir auf den Nachwuchs gesetzt. Mir hat gefallen, wie sich die Spieler präsentiert, wie sie ihre Chance erkannt und wahrgenommen haben. Überhaupt war ich mit vielen Dingen beim Spiel gegen Polen zufrieden. 40.000 Zuschauer sind gekommen, die Resonanz war gut. Für mich ist dies ein Beleg, wie eng die Bindung der Deutschen an die Nationalmannschaft ist, wie groß die Nähe zwischen Fans und Spielern. Und die Mannschaft hat die Fans nicht enttäuscht. Die Spieler haben viel investiert, sie haben alles gegeben. Niemand konnte angesichts der Umstände erwarten, dass alle Automatismen greifen, niemand davon ausgehen, dass ein spielerisches Glanzstück geboten wird. Mein Eindruck war, dass die meisten dies verstanden haben, und darüber habe ich mich gefreut.

Natürlich ist klar, dass wir in Brasilien anders auftreten müssen, dass die Qualität höher sein muss. Es ist aber genauso klar, dass dies genau so sein wird. Dafür werden Trainer und Mannschaft in Südtirol hart arbeiten, dafür werden alle viel investieren – das kann ich allen Fans versprechen!

Herzlichst
Oliver Bierhoff