Bierhoff: "Italien geht gern als Außenseiter ins Turnier"

Mit seinem Golden Goal am 30. Juni 1996 zum deutschen 2:1 im EM-Finale gegen Tschechien schrieb er Fußballgeschichte, seit 2004 ist Oliver Bierhoff Teammanager der Nationalmannschaft. Und deutscher Rekordspieler in Italien. Im DFB.de-Gespräch der Woche mit Redakteur Steffen Lüdeke redet der 45-Jährige über das Wesen des italienischen Fußballs, seine aktive Zeit in der Serie A - und er erzählt, warum er einst nicht wie sein Vater Torhüter wurde.

DFB.de: Herr Bierhoff, als Italien 1982 und 2006 Weltmeister wurde, war der italienische Fußball durch Skandale angeschlagen. Zum engsten Favoritenkreis gehörte die Mannschaft jeweils nicht. Sie kennen das Land und die Italiener gut - haben Sie eine Erklärung, welcher Aspekt ausschlaggebend für die Titel war?

Oliver Bierhoff: Ich glaube, dass genau dies einer der Schlüssel für die Erfolge war. Es gefällt ihnen, wenn sie mit einer Außenseiterrolle ins Turnier gehen. Wenn die Umstände schwierig sind, wachsen Mannschaften zusammen. Vielleicht gilt dies in besonderem Maße für Italiener. Ohnehin halte ich sie für eine Turniermannschaft. Sie folgen der Linie des Trainers fast bedingungslos, es entsteht eine Art Wagenburgenmentalität. Andere Aspekte kommen hinzu. Italiener sind, was viele gar nicht glauben, sehr diszipliniert, sehr professionell, sehr strukturiert. Gute Eigenschaften für Turniere.

DFB.de: Eigenschaften die nicht dem Bild entsprechen, das in Vorurteilen häufig vom Wesen der Italiener gezeichnet wird.

Bierhoff: Zu meiner Zeit in Italien habe ich oft gesagt, dass die italienische Arbeitsweise im Fußball sehr viel disziplinierter ist als in Deutschland. Die Spieler waren bereit, drei Stunden lang auf dem Platz zu stehen und Taktik zu studieren. Es war üblich, dass die Mannschaften bei ihren Trainingslagern hermetisch abgeriegelt waren. Es gab wenig Ablenkung - nur Fußball. Die Italiener sind locker, frei und lebensfroh - und trotzdem bei der Arbeit sehr diszipliniert. Bei all meinen Stationen habe ich dies so erlebt. Beim AC Mailand gab es Handyverbot in der Kabine, eine klare Kleiderordnung, die Zeiten wurden strikt eingehalten, zum Training kam niemand zu spät. Es ist wie mit vielen Vorurteilen: Wenn man hinter die Kulissen blickt, erlebt man die Dinge anders.

DFB.de: Ein paar Klischees wurden aber erfüllt. Als bei Udine ein Kassenwart für die Mannschaftskasse gesucht wurde, fiel die Wahl auf den Deutschen.

Bierhoff: Das stimmt. Wobei dies weniger mit meiner Herkunft als mit meiner Charakter zu tun hat. Ich habe das einfach intus, dieses Strukturierte. Da ich sehr geordnet und ordentlich bin, wussten alle, dass gut Buch geführt wird und die Bilanzen immer stimmen. Aber natürlich wurde damals auch mit dem Klischee gespielt, und ich wurde dafür auf den Arm genommen, dass ich der ernste, seriöse Deutsche bin.

DFB.de: Udine war Ihre zweite Station in Italien. Los ging es in Ascoli. Wie gut erinnern Sie sich noch an Ihre ersten Tage dort?

Bierhoff: Ziemlich gut, die ersten Tage sind immer sehr intensiv. Ich habe ziemlich schnell gemerkt, dass die Organisation im Verein komplett anders war als alles, was ich aus Deutschland kannte. Mir war eine Wohnung zugesagt worden, auch ein Auto. Als ich dort ankam, habe ich weder das eine noch das andere vorgefunden. Das sind nur zwei Beispiele. Überrascht war ich auch, dass ein Verein, der in der ersten Liga spielt, keinen eigenen Trainingsplatz hat. Das waren aber Widrigkeiten, mit denen ich gut leben konnte. Überhaupt war es für mein Einleben in Italien ein Vorteil, dass Ascoli eine kleine Stadt ist. Ich habe dort schnell Anschluss gefunden. Es ist ja eine Stärke der Italiener, dass sie sehr gesellig und gastfreundlich sind. Sie sind immer entgegenkommend und investieren viel Mühe, damit sich Gäste wohl fühlen und schnell integriert werden.

DFB.de: Waren Sie eigentlich enttäuscht, dass Sie "nur" in Ascoli gelandet waren? Schließlich wurden Sie aus Salzburg von Inter Mailand verpflichtet.

Bierhoff: Nein, so war es abgesprochen. Damals war es ein ganz üblicher Vorgang, dass Spieler zu kleineren Vereinen verliehen wurden. Und ich fand das gut. Erstaunlich war nur, was Inter Mailand später für einen cleveren Vertrag gemacht hat. Sie hatten mich für eine Million Mark gekauft und mir einen Drei-Jahres-Vertrag gegeben. Dann haben sie 50 Prozent meiner Transferrechte verkauft - für eine Million. In Summe hatten sie also einen Spieler kostenlos bekommen, dafür 50 Prozent an seinen Transferrechten mit der Möglichkeit, ihn zu jederzeit zum eigenen Verein zu holen.

DFB.de: Vor Ihnen hatten schon viele andere deutsche Fußballer den Weg nach Italien gefunden. Haben Sie vor Ihrem Wechsel mit weiteren "Deutsch-Italienern" gesprochen?

Bierhoff: Richtig viel Kontakt hatte ich eigentlich nur zu Thomas Häßler. Wir kannten uns aus der Bundeswehr-Nationalmannschaft, mit der wir Vizeweltmeister geworden waren. Aber ich musste nicht lange nachdenken, als das Angebot kam. Italien war damals einfach das Paradies für Fußballer, das absolute Topland. Die besten Spieler haben dort gespielt, jeder wollte hin. Ich weiß noch, dass ich in meinem ersten Spiel für Ascoli gleich gegen den AC Milan mit Ruud Gullit, Marco van Basten und Frank Rijkaard gespielt habe. Wer damals ein Angebot aus Italien bekommen hatte, hatte kaum eine andere Möglichkeit, als es anzunehmen.

DFB.de: Der erste Deutsche in der Serie A war Karl-Heinz Schnellinger. Er spielte in Italien, als Sie noch ein Kind waren. Stimmt die Vermutung, dass Sie zu ihm einen besonderen Bezug hatten?

Bierhoff: Schon, ein bisschen zumindest. Mein Vater ist mit ihm groß geworden, beide haben gemeinsam in der Jugend-Nationalmannschaft gespielt. Ich erinnere mich noch gut, dass ich meinen Vater immer gefragt habe, warum die Karriere von Karl-Heinz Schnellinger nach oben ging und seine eigene nicht.

DFB.de: Und was er gesagt?

Bierhoff: Er hat es auf sein Studium geschoben. (lacht) Die Karriere von Schnellinger war für mich immer interessant. Ich weiß noch, dass ich als kleines Kind im Italien-Urlaub schon auf dem Arm von Karl-Heinz Schnellinger und Gianni Rivera war, eben weil mein Vater Schnellinger kannte. Da ich damals richtig weiß-blonde Haare hatte, wurde viel geflachst, im Scherz wurde unterstellt, dass ich das uneheliche Kind von Karl-Heinz Schnellinger bin.

DFB.de: Ihr Vater war Torwart. Warum sind Sie nicht in seine Fußstapfen getreten?

Bierhoff: Ich hatte von kleinauf Spaß daran, Tore zu erzielen. Außerdem hat mir mein Vater den Job des Torhüters immer vermiest. Ganz am Anfang bin ich bei einigen Spielen im Verein gerne ins Tor gegangen. Aber mein Vater hat immer gesagt, dass ich mich bewegen soll, dass ich laufen soll. Er hat gesagt, dass man als Torhüter die meiste Zeit herumsteht und wartet. Ich war dann zunächst Mittelfeldspieler, bin aber ziemlich schnell in den Sturm gekommen, weil ich die ganze Zeit Tore geschossen habe.

DFB.de: Sie waren in Ascoli der einzige Deutsche und völlig auf sich alleine gestellt. Nur wenige Spieler haben Englisch gesprochen.

Bierhoff: Eigentlich gab es keinen Mitspieler, der Englisch gesprochen hat. Neben mir gab es nur einen weiteren Ausländer: Pedro Troglio, einen Argentinier, der 1990 im WM-Finale gegen Deutschland gespielt hatte. Auch er konnte aber kein Englisch. Für mich war das ein großer Vorteil. So war ich gezwungen, die Sprache zu lernen, so schnell es geht. Hilfreich war dabei, dass ich in der Schule Latein gehabt hatte. Es hat also nicht lange gedauert, bis ich mich einigermaßen verständigen konnte. Und dann ist über die Sprache der Kontakt mit den Mitspielern immer besser geworden. Eigentlich habe ich mich von Beginn an wohl gefühlt.

DFB.de: Es gab aber auch schwierige Zeiten. Sie haben damals sogar Morddrohungen erhalten. Gab es Phasen, in denen Sie überlegt haben, Italien den Rücken zu kehren?

Bierhoff: In meiner Zeit in Ascoli gab es zwei Punkte, an denen ich kurz davor war zu sagen: "So, jetzt reicht es." Ziemlich am Anfang war das so, gleich nach ein paar Monaten. Im November wollte mich der Verein wegschicken, Ascoli wollte den Vertrag fristlos kündigen. Ich saß dann allein in Italien, ohne Berater, und musste mir in meinem gebrochenen Italienisch überlegen, wie es weitergehen sollte. Ich habe dann entschieden, dass es das noch nicht gewesen sein kann, und gesagt: "Nein, ich bleibe."

DFB.de: Und der zweite Punkt?

Bierhoff: War in meinem dritten Jahr in Ascoli. Zwei Jahre lang war ich Publikumsliebling, war Torschützenkönig. Dann wurde es schwierig. Der Präsident des Vereins war gestorben, der Erfolg blieb aus. Und die Stimmung schlug um. Dann gab es diese Morddrohungen und ein paar Erlebnisse, die ich lieber nicht gehabt hätte.

DFB.de: Zum Beispiel?

Bierhoff: Es wurde konkret. Ich wurde auf der Straße angehalten von Gestalten, die man nicht unbedingt treffen will.

DFB.de: Wie haben Sie die Situation gelöst?

Bierhoff: Ich bin ins Auto gesprungen, habe Gas gegeben, mir eine Riesenbeule ins Auto gefahren und bin abgehauen. Ein Spaß war das nicht. Ich habe das Auto dann irgendwo abgestellt und mich von Bekannten auf der Rückbank in die Garage nach Hause fahren lassen. Die Fanszene wurde damals in Italien immer politischer. Und ich war nicht der einzige, dem solche Sachen widerfahren sind. In meinem ersten Jahr dort wurde unserm Trainer eine Briefbombe vors Haus geschmissen. Ascoli war nicht der einzige Verein mit solchen Beispielen, in gewissen Gegenden war es in Italien damals üblich, dass es ein bisschen ruppiger zugeht. Es gab damals eine Phase, in der ich Angst um meine Sicherheit hatte und mir die Frage gestellt habe, ob es sinnvoll ist, in Italien zu bleiben.

DFB.de: Warum sind Sie geblieben?

Bierhoff: Eine große Hilfe waren die Mitspieler, zu vielen hatte ich eine sehr enge Verbindung. Fast die gesamte Mannschaft hat damals in Wohnungen eines großen Hauses gewohnt, das dem Präsidenten gehörte. Ich habe mich viel mit den Spielern unterhalten. Sie haben zwar von ähnlichen Erlebnissen berichtet, aber irgendwie habe ich aus diesen Gesprächen das Vertrauen geschöpft, dass eine gewisse Grenze nicht überschritten wird.

DFB.de: Sie sind also geblieben - eine gute Entscheidung. In Ascoli und später in Udine haben Sie so gut gespielt, dass die großen Vereine angeklopft haben. Wie war das genau, als Juve ein Angebot machte, Berlusconi seinen Privatflieger schickte und Sie zum AC Mailand lockte?

Bierhoff: Es gab einige Überlegungen Richtung Turin. Es gab gute Gespräche, aber es wurde nie konkret. Juve hat sich immer ein Türchen offen gelassen, sie wollten noch ein bisschen pokern. Irgendwann hat sich dann der AC Mailand gemeldet. Sie haben mich gefragt, ob ich bei Juve schon unterschrieben hätte. Als ich verneinte, haben sie mich gefragt, ob ich verhandlungsbereit sein. Noch am selben Tag haben sie mir einen Flieger nach Udine geschickt und mich nach dem Training nach Mailand geflogen. Wir haben drei Stunden geredet, danach war klar, dass ich zum AC Mailand wechseln würde. Dabei hat das Geld nicht die entscheidende Rolle gespielt. Sie wollten mich unbedingt, sie hatten ein klares Bild von dem, was sie von mir erwarteten und was sie sportlich erreichen wollten. Das hat mich überzeugt.

DFB.de: Als Sie 1998 zum AC Mailand wechselten, war Christian Ziege schon da. Wie gut tat es Ihnen, wieder einen deutschen Teamkollegen zu haben?

Bierhoff: Wir haben dort eine kleine deutsche Gemeinschaft gebildet. Jens Lehmann kam später ja auch noch dazu - wenn er auch nicht lange geblieben ist. Wir haben viel gemeinsam unternommen, waren nicht nur während des Trainings zusammen. Mit Christian bin ich dann auch immer zusammen zu den Treffpunkten der Nationalmannschaft gefahren, wenn wieder ein Länderspiel anstand.

DFB.de: Von Ihnen gibt es die Äußerung, dass Sie sehr zufrieden mit Ihrer Karriere sind, aber eine Sache im Rückblick gerne anders gemacht hätten: länger für einen Topverein spielen. Sind Sie zu spät zum AC Mailand gewechselt oder zu früh wieder weg?

Bierhoff: Ich bin 2001 von Mailand weggegangen, weil Fatih Terim dort Trainer wurde und ich mit ihm überhaupt nicht klar kam. Ich Nachhinein hätte ich dies vielleicht aushalten sollen, auch wenn es möglicherweise ein paar Monate Bank oder Tribüne bedeutet hätte. Das Risiko war mir zu groß. Es war die Saison vor der WM 2002, da wollte ich im Verein unbedingt spielen.

DFB.de: Sie sind nach Monaco gewechselt, nach einer Saison in Frankreich aber noch einmal zurück in die Serie A zu Chievo Verona. Warum?

Bierhoff: Nach der WM 2002 habe ich überlegt, ob ich meine Karriere ganz beende. Ich wollte immer einen klaren Schlussstrich ziehen und meine Laufbahn nicht in Katar oder den USA ausklingen lassen. Ich wollte noch einmal etwas machen, wo ich auf hohem Niveau angreifen kann. Durch meine guten Beziehungen nach Italien hat sich dann die Möglichkeit bei Chievo ergeben. In Verona hatte ich kein supertolles Jahr, aber einen für mich persönlich sehr guten Abschluss mit drei Toren in meinem allerletzten Spiel - gegen Juventus Turin. Für mich war dies ein rundes Ende. In meinem ersten Spiel als Lizenzspieler habe ich zwei Tore geschossen, gegen den VfB Stuttgart mit Jürgen Klinsmann, und in meinem letzten Spiel als Profi habe ich dreimal getroffen.

DFB.de: Was bleibt Ihnen neben den sportlichen Erfolgen aus Ihrer Zeit in Italien? Wie hat sich der Mensch Oliver Bierhoff durch die Zeit in Italien verändert?

Bierhoff: Die Erfahrung im Ausland ist sehr prägend. Ich kann allen jungen Menschen nur raten, die Chancen zu ergreifen, sollte sie sich bieten. Italien ist natürlich auch ein Land, in dem es sich aushalten lässt. Das gute Essen, die Lebensfreude der Menschen, die Liebe zur Mode. Mitgenommen habe ich auch die Flexibilität der Italiener. Wenn wir in Deutschland noch planen und organisieren, sind die Italiener schon dreimal losgelaufen. Zweimal in die falsche Richtung, aber auch mit dem dritten Versuch sind sie schneller als die Deutschen, die immer noch überlegen, welcher Weg der richtige ist.

DFB.de: Haben Sie in Italien bleibenden Freundschaften gewonnen?

Bierhoff: Ja. Mein Anwalt ist Italiener, er ist inzwischen einer meiner besten Freunde. Auch zu ehemaligen Mitspielern habe ich noch Kontakt. Über die Jahre wird es ein bisschen weniger, aber wir tauschen uns noch aus und freuen uns, wenn wir uns bei verschiedenen Gelegenheiten über den Weg laufen.

DFB.de: Neben England ist Italien die Nation, gegen die Deutschland im Fußball am häufigsten verloren hat. Liegt das nur an der Qualität der italienischen Spieler und Mannschaften? Oder gibt es darüber hinaus Umstände, die Italien zum Angstgegner der Deutschen machen?

Bierhoff: Als Spieler habe ich erlebt, dass es Mannschaften oder Torhüter gibt, gegen die man eigentlich immer Erfolg hatte. Umgekehrt auch. Dass Italien für Deutschland per se ein Angstgegner ist, möchte ich weder behaupten noch glauben. Aber klar ist auch, dass es Zeit wird, gegen Italien mal wieder bei einem großen Turnier zu gewinnen.

DFB.de: Dann wäre ein Sieg im Spiel am Freitag vor allem psychologisch wichtig - auch im Hinblick auf ein mögliches Aufeinandertreffen bei der WM in Brasilien?

Bierhoff: Die Bedeutung eines Freundschaftsspiels sollte man nicht überbewerten. Natürlich wollen wir die Partie gewinnen, aber ich glaube nicht, dass der Sieger der Partie in Mailand einen Vorteil für die WM ziehen könnte. Die Situation bei einem Turnier ist so speziell, Rückschlüsse aus Testspielen sind nicht möglich.

DFB.de: Sie haben vorhin gesagt, dass ein Schlüssel für die WM-Triumphe Italiens bei den Turnieren 1982 und 2006 die Außenseiterrolle war. Müsste sich der Manager der deutschen Nationalmannschaft dann nicht wünschen, dass das eigene Team im Vorfeld der WM möglichst erfolglos spielt...?

Bierhoff: Nein, natürlich nicht. Aus der Nummer, dass wir bei der WM zu den Favoriten gehören, kommen wir nicht mehr raus. (lacht)

DFB.de: Mit den Spielen gegen Italien und England wird das Länderspieljahr 2013 beschlossen. Wie zufrieden sind Sie mit der Entwicklung der DFB-Auswahl in diesem Jahr?

Bierhoff: Wir haben eine souveräne Qualifikation gespielt. Wir haben es geschafft, auf einige Widrigkeiten zu reagieren. Wenn viele Spieler verletzt waren - gerade im Sturm -, konnten wir das auffangen. Wir haben für viele Aufgaben Lösungen gefunden, an unseren Schwächen gearbeitet und begeisternden und erfolgreichen Fußball gespielt. Es gibt wirklich nicht viel zu meckern - insgesamt bin ich sehr zufrieden.

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Mit seinem Golden Goal am 30. Juni 1996 zum deutschen 2:1 im EM-Finale gegen Tschechien schrieb er Fußballgeschichte, seit 2004 ist Oliver Bierhoff Teammanager der Nationalmannschaft. Und deutscher Rekordspieler in Italien. Im DFB.de-Gespräch der Woche mit Redakteur Steffen Lüdeke redet der 45-Jährige über das Wesen des italienischen Fußballs, seine aktive Zeit in der Serie A - und er erzählt, warum er einst nicht wie sein Vater Torhüter wurde.

DFB.de: Herr Bierhoff, als Italien 1982 und 2006 Weltmeister wurde, war der italienische Fußball durch Skandale angeschlagen. Zum engsten Favoritenkreis gehörte die Mannschaft jeweils nicht. Sie kennen das Land und die Italiener gut - haben Sie eine Erklärung, welcher Aspekt ausschlaggebend für die Titel war?

Oliver Bierhoff: Ich glaube, dass genau dies einer der Schlüssel für die Erfolge war. Es gefällt ihnen, wenn sie mit einer Außenseiterrolle ins Turnier gehen. Wenn die Umstände schwierig sind, wachsen Mannschaften zusammen. Vielleicht gilt dies in besonderem Maße für Italiener. Ohnehin halte ich sie für eine Turniermannschaft. Sie folgen der Linie des Trainers fast bedingungslos, es entsteht eine Art Wagenburgenmentalität. Andere Aspekte kommen hinzu. Italiener sind, was viele gar nicht glauben, sehr diszipliniert, sehr professionell, sehr strukturiert. Gute Eigenschaften für Turniere.

DFB.de: Eigenschaften die nicht dem Bild entsprechen, das in Vorurteilen häufig vom Wesen der Italiener gezeichnet wird.

Bierhoff: Zu meiner Zeit in Italien habe ich oft gesagt, dass die italienische Arbeitsweise im Fußball sehr viel disziplinierter ist als in Deutschland. Die Spieler waren bereit, drei Stunden lang auf dem Platz zu stehen und Taktik zu studieren. Es war üblich, dass die Mannschaften bei ihren Trainingslagern hermetisch abgeriegelt waren. Es gab wenig Ablenkung - nur Fußball. Die Italiener sind locker, frei und lebensfroh - und trotzdem bei der Arbeit sehr diszipliniert. Bei all meinen Stationen habe ich dies so erlebt. Beim AC Mailand gab es Handyverbot in der Kabine, eine klare Kleiderordnung, die Zeiten wurden strikt eingehalten, zum Training kam niemand zu spät. Es ist wie mit vielen Vorurteilen: Wenn man hinter die Kulissen blickt, erlebt man die Dinge anders.

DFB.de: Ein paar Klischees wurden aber erfüllt. Als bei Udine ein Kassenwart für die Mannschaftskasse gesucht wurde, fiel die Wahl auf den Deutschen.

Bierhoff: Das stimmt. Wobei dies weniger mit meiner Herkunft als mit meiner Charakter zu tun hat. Ich habe das einfach intus, dieses Strukturierte. Da ich sehr geordnet und ordentlich bin, wussten alle, dass gut Buch geführt wird und die Bilanzen immer stimmen. Aber natürlich wurde damals auch mit dem Klischee gespielt, und ich wurde dafür auf den Arm genommen, dass ich der ernste, seriöse Deutsche bin.

DFB.de: Udine war Ihre zweite Station in Italien. Los ging es in Ascoli. Wie gut erinnern Sie sich noch an Ihre ersten Tage dort?

Bierhoff: Ziemlich gut, die ersten Tage sind immer sehr intensiv. Ich habe ziemlich schnell gemerkt, dass die Organisation im Verein komplett anders war als alles, was ich aus Deutschland kannte. Mir war eine Wohnung zugesagt worden, auch ein Auto. Als ich dort ankam, habe ich weder das eine noch das andere vorgefunden. Das sind nur zwei Beispiele. Überrascht war ich auch, dass ein Verein, der in der ersten Liga spielt, keinen eigenen Trainingsplatz hat. Das waren aber Widrigkeiten, mit denen ich gut leben konnte. Überhaupt war es für mein Einleben in Italien ein Vorteil, dass Ascoli eine kleine Stadt ist. Ich habe dort schnell Anschluss gefunden. Es ist ja eine Stärke der Italiener, dass sie sehr gesellig und gastfreundlich sind. Sie sind immer entgegenkommend und investieren viel Mühe, damit sich Gäste wohl fühlen und schnell integriert werden.

DFB.de: Waren Sie eigentlich enttäuscht, dass Sie "nur" in Ascoli gelandet waren? Schließlich wurden Sie aus Salzburg von Inter Mailand verpflichtet.

Bierhoff: Nein, so war es abgesprochen. Damals war es ein ganz üblicher Vorgang, dass Spieler zu kleineren Vereinen verliehen wurden. Und ich fand das gut. Erstaunlich war nur, was Inter Mailand später für einen cleveren Vertrag gemacht hat. Sie hatten mich für eine Million Mark gekauft und mir einen Drei-Jahres-Vertrag gegeben. Dann haben sie 50 Prozent meiner Transferrechte verkauft - für eine Million. In Summe hatten sie also einen Spieler kostenlos bekommen, dafür 50 Prozent an seinen Transferrechten mit der Möglichkeit, ihn zu jederzeit zum eigenen Verein zu holen.

DFB.de: Vor Ihnen hatten schon viele andere deutsche Fußballer den Weg nach Italien gefunden. Haben Sie vor Ihrem Wechsel mit weiteren "Deutsch-Italienern" gesprochen?

Bierhoff: Richtig viel Kontakt hatte ich eigentlich nur zu Thomas Häßler. Wir kannten uns aus der Bundeswehr-Nationalmannschaft, mit der wir Vizeweltmeister geworden waren. Aber ich musste nicht lange nachdenken, als das Angebot kam. Italien war damals einfach das Paradies für Fußballer, das absolute Topland. Die besten Spieler haben dort gespielt, jeder wollte hin. Ich weiß noch, dass ich in meinem ersten Spiel für Ascoli gleich gegen den AC Milan mit Ruud Gullit, Marco van Basten und Frank Rijkaard gespielt habe. Wer damals ein Angebot aus Italien bekommen hatte, hatte kaum eine andere Möglichkeit, als es anzunehmen.

DFB.de: Der erste Deutsche in der Serie A war Karl-Heinz Schnellinger. Er spielte in Italien, als Sie noch ein Kind waren. Stimmt die Vermutung, dass Sie zu ihm einen besonderen Bezug hatten?

Bierhoff: Schon, ein bisschen zumindest. Mein Vater ist mit ihm groß geworden, beide haben gemeinsam in der Jugend-Nationalmannschaft gespielt. Ich erinnere mich noch gut, dass ich meinen Vater immer gefragt habe, warum die Karriere von Karl-Heinz Schnellinger nach oben ging und seine eigene nicht.

DFB.de: Und was er gesagt?

Bierhoff: Er hat es auf sein Studium geschoben. (lacht) Die Karriere von Schnellinger war für mich immer interessant. Ich weiß noch, dass ich als kleines Kind im Italien-Urlaub schon auf dem Arm von Karl-Heinz Schnellinger und Gianni Rivera war, eben weil mein Vater Schnellinger kannte. Da ich damals richtig weiß-blonde Haare hatte, wurde viel geflachst, im Scherz wurde unterstellt, dass ich das uneheliche Kind von Karl-Heinz Schnellinger bin.

DFB.de: Ihr Vater war Torwart. Warum sind Sie nicht in seine Fußstapfen getreten?

Bierhoff: Ich hatte von kleinauf Spaß daran, Tore zu erzielen. Außerdem hat mir mein Vater den Job des Torhüters immer vermiest. Ganz am Anfang bin ich bei einigen Spielen im Verein gerne ins Tor gegangen. Aber mein Vater hat immer gesagt, dass ich mich bewegen soll, dass ich laufen soll. Er hat gesagt, dass man als Torhüter die meiste Zeit herumsteht und wartet. Ich war dann zunächst Mittelfeldspieler, bin aber ziemlich schnell in den Sturm gekommen, weil ich die ganze Zeit Tore geschossen habe.

DFB.de: Sie waren in Ascoli der einzige Deutsche und völlig auf sich alleine gestellt. Nur wenige Spieler haben Englisch gesprochen.

Bierhoff: Eigentlich gab es keinen Mitspieler, der Englisch gesprochen hat. Neben mir gab es nur einen weiteren Ausländer: Pedro Troglio, einen Argentinier, der 1990 im WM-Finale gegen Deutschland gespielt hatte. Auch er konnte aber kein Englisch. Für mich war das ein großer Vorteil. So war ich gezwungen, die Sprache zu lernen, so schnell es geht. Hilfreich war dabei, dass ich in der Schule Latein gehabt hatte. Es hat also nicht lange gedauert, bis ich mich einigermaßen verständigen konnte. Und dann ist über die Sprache der Kontakt mit den Mitspielern immer besser geworden. Eigentlich habe ich mich von Beginn an wohl gefühlt.

DFB.de: Es gab aber auch schwierige Zeiten. Sie haben damals sogar Morddrohungen erhalten. Gab es Phasen, in denen Sie überlegt haben, Italien den Rücken zu kehren?

Bierhoff: In meiner Zeit in Ascoli gab es zwei Punkte, an denen ich kurz davor war zu sagen: "So, jetzt reicht es." Ziemlich am Anfang war das so, gleich nach ein paar Monaten. Im November wollte mich der Verein wegschicken, Ascoli wollte den Vertrag fristlos kündigen. Ich saß dann allein in Italien, ohne Berater, und musste mir in meinem gebrochenen Italienisch überlegen, wie es weitergehen sollte. Ich habe dann entschieden, dass es das noch nicht gewesen sein kann, und gesagt: "Nein, ich bleibe."

DFB.de: Und der zweite Punkt?

Bierhoff: War in meinem dritten Jahr in Ascoli. Zwei Jahre lang war ich Publikumsliebling, war Torschützenkönig. Dann wurde es schwierig. Der Präsident des Vereins war gestorben, der Erfolg blieb aus. Und die Stimmung schlug um. Dann gab es diese Morddrohungen und ein paar Erlebnisse, die ich lieber nicht gehabt hätte.

DFB.de: Zum Beispiel?

Bierhoff: Es wurde konkret. Ich wurde auf der Straße angehalten von Gestalten, die man nicht unbedingt treffen will.

DFB.de: Wie haben Sie die Situation gelöst?

Bierhoff: Ich bin ins Auto gesprungen, habe Gas gegeben, mir eine Riesenbeule ins Auto gefahren und bin abgehauen. Ein Spaß war das nicht. Ich habe das Auto dann irgendwo abgestellt und mich von Bekannten auf der Rückbank in die Garage nach Hause fahren lassen. Die Fanszene wurde damals in Italien immer politischer. Und ich war nicht der einzige, dem solche Sachen widerfahren sind. In meinem ersten Jahr dort wurde unserm Trainer eine Briefbombe vors Haus geschmissen. Ascoli war nicht der einzige Verein mit solchen Beispielen, in gewissen Gegenden war es in Italien damals üblich, dass es ein bisschen ruppiger zugeht. Es gab damals eine Phase, in der ich Angst um meine Sicherheit hatte und mir die Frage gestellt habe, ob es sinnvoll ist, in Italien zu bleiben.

DFB.de: Warum sind Sie geblieben?

Bierhoff: Eine große Hilfe waren die Mitspieler, zu vielen hatte ich eine sehr enge Verbindung. Fast die gesamte Mannschaft hat damals in Wohnungen eines großen Hauses gewohnt, das dem Präsidenten gehörte. Ich habe mich viel mit den Spielern unterhalten. Sie haben zwar von ähnlichen Erlebnissen berichtet, aber irgendwie habe ich aus diesen Gesprächen das Vertrauen geschöpft, dass eine gewisse Grenze nicht überschritten wird.

DFB.de: Sie sind also geblieben - eine gute Entscheidung. In Ascoli und später in Udine haben Sie so gut gespielt, dass die großen Vereine angeklopft haben. Wie war das genau, als Juve ein Angebot machte, Berlusconi seinen Privatflieger schickte und Sie zum AC Mailand lockte?

Bierhoff: Es gab einige Überlegungen Richtung Turin. Es gab gute Gespräche, aber es wurde nie konkret. Juve hat sich immer ein Türchen offen gelassen, sie wollten noch ein bisschen pokern. Irgendwann hat sich dann der AC Mailand gemeldet. Sie haben mich gefragt, ob ich bei Juve schon unterschrieben hätte. Als ich verneinte, haben sie mich gefragt, ob ich verhandlungsbereit sein. Noch am selben Tag haben sie mir einen Flieger nach Udine geschickt und mich nach dem Training nach Mailand geflogen. Wir haben drei Stunden geredet, danach war klar, dass ich zum AC Mailand wechseln würde. Dabei hat das Geld nicht die entscheidende Rolle gespielt. Sie wollten mich unbedingt, sie hatten ein klares Bild von dem, was sie von mir erwarteten und was sie sportlich erreichen wollten. Das hat mich überzeugt.

DFB.de: Als Sie 1998 zum AC Mailand wechselten, war Christian Ziege schon da. Wie gut tat es Ihnen, wieder einen deutschen Teamkollegen zu haben?

Bierhoff: Wir haben dort eine kleine deutsche Gemeinschaft gebildet. Jens Lehmann kam später ja auch noch dazu - wenn er auch nicht lange geblieben ist. Wir haben viel gemeinsam unternommen, waren nicht nur während des Trainings zusammen. Mit Christian bin ich dann auch immer zusammen zu den Treffpunkten der Nationalmannschaft gefahren, wenn wieder ein Länderspiel anstand.

DFB.de: Von Ihnen gibt es die Äußerung, dass Sie sehr zufrieden mit Ihrer Karriere sind, aber eine Sache im Rückblick gerne anders gemacht hätten: länger für einen Topverein spielen. Sind Sie zu spät zum AC Mailand gewechselt oder zu früh wieder weg?

Bierhoff: Ich bin 2001 von Mailand weggegangen, weil Fatih Terim dort Trainer wurde und ich mit ihm überhaupt nicht klar kam. Ich Nachhinein hätte ich dies vielleicht aushalten sollen, auch wenn es möglicherweise ein paar Monate Bank oder Tribüne bedeutet hätte. Das Risiko war mir zu groß. Es war die Saison vor der WM 2002, da wollte ich im Verein unbedingt spielen.

DFB.de: Sie sind nach Monaco gewechselt, nach einer Saison in Frankreich aber noch einmal zurück in die Serie A zu Chievo Verona. Warum?

Bierhoff: Nach der WM 2002 habe ich überlegt, ob ich meine Karriere ganz beende. Ich wollte immer einen klaren Schlussstrich ziehen und meine Laufbahn nicht in Katar oder den USA ausklingen lassen. Ich wollte noch einmal etwas machen, wo ich auf hohem Niveau angreifen kann. Durch meine guten Beziehungen nach Italien hat sich dann die Möglichkeit bei Chievo ergeben. In Verona hatte ich kein supertolles Jahr, aber einen für mich persönlich sehr guten Abschluss mit drei Toren in meinem allerletzten Spiel - gegen Juventus Turin. Für mich war dies ein rundes Ende. In meinem ersten Spiel als Lizenzspieler habe ich zwei Tore geschossen, gegen den VfB Stuttgart mit Jürgen Klinsmann, und in meinem letzten Spiel als Profi habe ich dreimal getroffen.

DFB.de: Was bleibt Ihnen neben den sportlichen Erfolgen aus Ihrer Zeit in Italien? Wie hat sich der Mensch Oliver Bierhoff durch die Zeit in Italien verändert?

Bierhoff: Die Erfahrung im Ausland ist sehr prägend. Ich kann allen jungen Menschen nur raten, die Chancen zu ergreifen, sollte sie sich bieten. Italien ist natürlich auch ein Land, in dem es sich aushalten lässt. Das gute Essen, die Lebensfreude der Menschen, die Liebe zur Mode. Mitgenommen habe ich auch die Flexibilität der Italiener. Wenn wir in Deutschland noch planen und organisieren, sind die Italiener schon dreimal losgelaufen. Zweimal in die falsche Richtung, aber auch mit dem dritten Versuch sind sie schneller als die Deutschen, die immer noch überlegen, welcher Weg der richtige ist.

DFB.de: Haben Sie in Italien bleibenden Freundschaften gewonnen?

Bierhoff: Ja. Mein Anwalt ist Italiener, er ist inzwischen einer meiner besten Freunde. Auch zu ehemaligen Mitspielern habe ich noch Kontakt. Über die Jahre wird es ein bisschen weniger, aber wir tauschen uns noch aus und freuen uns, wenn wir uns bei verschiedenen Gelegenheiten über den Weg laufen.

DFB.de: Neben England ist Italien die Nation, gegen die Deutschland im Fußball am häufigsten verloren hat. Liegt das nur an der Qualität der italienischen Spieler und Mannschaften? Oder gibt es darüber hinaus Umstände, die Italien zum Angstgegner der Deutschen machen?

Bierhoff: Als Spieler habe ich erlebt, dass es Mannschaften oder Torhüter gibt, gegen die man eigentlich immer Erfolg hatte. Umgekehrt auch. Dass Italien für Deutschland per se ein Angstgegner ist, möchte ich weder behaupten noch glauben. Aber klar ist auch, dass es Zeit wird, gegen Italien mal wieder bei einem großen Turnier zu gewinnen.

DFB.de: Dann wäre ein Sieg im Spiel am Freitag vor allem psychologisch wichtig - auch im Hinblick auf ein mögliches Aufeinandertreffen bei der WM in Brasilien?

Bierhoff: Die Bedeutung eines Freundschaftsspiels sollte man nicht überbewerten. Natürlich wollen wir die Partie gewinnen, aber ich glaube nicht, dass der Sieger der Partie in Mailand einen Vorteil für die WM ziehen könnte. Die Situation bei einem Turnier ist so speziell, Rückschlüsse aus Testspielen sind nicht möglich.

DFB.de: Sie haben vorhin gesagt, dass ein Schlüssel für die WM-Triumphe Italiens bei den Turnieren 1982 und 2006 die Außenseiterrolle war. Müsste sich der Manager der deutschen Nationalmannschaft dann nicht wünschen, dass das eigene Team im Vorfeld der WM möglichst erfolglos spielt...?

Bierhoff: Nein, natürlich nicht. Aus der Nummer, dass wir bei der WM zu den Favoriten gehören, kommen wir nicht mehr raus. (lacht)

DFB.de: Mit den Spielen gegen Italien und England wird das Länderspieljahr 2013 beschlossen. Wie zufrieden sind Sie mit der Entwicklung der DFB-Auswahl in diesem Jahr?

Bierhoff: Wir haben eine souveräne Qualifikation gespielt. Wir haben es geschafft, auf einige Widrigkeiten zu reagieren. Wenn viele Spieler verletzt waren - gerade im Sturm -, konnten wir das auffangen. Wir haben für viele Aufgaben Lösungen gefunden, an unseren Schwächen gearbeitet und begeisternden und erfolgreichen Fußball gespielt. Es gibt wirklich nicht viel zu meckern - insgesamt bin ich sehr zufrieden.