Bierhoff: "Ganz unbefangen war ich nicht"

Die Gruppenpaarungen stehen fest: Die deutsche Nationalmannschaft trifft bei der EURO 2016 in Gruppe C auf die Ukraine, Polen und Nordirland. Teammanager Oliver Bierhoff war als Losfee direkt an der Auslosung beteiligt. Im DFB.de-Interview spricht er über die Auslosung in Paris, seine Gefühlslage nach den Terroranschlägen und seine Vorfreude auf den kommenden Sommer.

DFB.de: Herr Bierhoff, wie emotional war die Rückkehr in die französische Hauptstadt für Sie?

Oliver Bierhoff: Ganz unbefangen war ich nicht, das muss ich zugeben. Die Ereignisse waren vom November waren wieder präsent. In der ganzen Stadt ist zu spüren, dass sich die Menschen um Normalität bemühen, dass sie ihr freies, selbstbestimmtes Leben wieder leben wollen. Es ist toll, das zu sehen. Gleichzeitig ist die Trauer noch an vielen Stellen zu spüren. Und das ist beklemmend. Das Gefühl des Mitleids mit den Opfern und den Angehörigen und Freunden war bei mir in Paris sehr ausgeprägt. Ich glaube, dass es vielen von uns so gegangen ist.

DFB.de: Hatten Sie bei der Auslosung Sorge, dass Terroristen diese Bühne für sich nutzen können?

Bierhoff: Natürlich denkt man kurz daran, aber es wäre falsch, sich von solchen Gedanken lähmen oder beeinflussen zu lassen. Mir ist bewusst, dass es hundertprozentige Sicherheit nicht geben kann. Aber ich habe großes Vertrauen in die Behörden und zuständigen Stellen. Und ich weiß, dass viele sehr fähige Menschen sehr viel Aufwand betreiben, um das Risiko maximal zu minimieren.

DFB.de: Die Attentate von Paris und die Absage des Länderspiels in Hannover gegen die Niederlande liegen mittlerweile einige Wochen zurück. Wir ordnen Sie die Erlebnisse heute ein?

Bierhoff: Ich bin der Meinung, dass sich Paris und Hannover nicht vergleichen lassen. Auch in Hannover gab es eine kurze Zeit, in der wir geschockt waren. Als das Spiel abgesagt wurde, waren wir gerade auf dem Weg zum Stadion, und die Nachrichtenlage war sehr diffus. In Hannover wurde aber relativ schnell deutlich, dass für uns an einem sicheren Ort keine konkrete Gefahr bestand. Und zum Glück ist ja auch rund ums Stadion nichts passiert. Natürlich war es enttäuschend, dass das Spiel abgesagt wurde, wir hätten dieses Zeichen für die Freiheit gerne gesetzt. Für mich ist Hannover aber vor allem ein Zeichen, wie verantwortungsvoll und gut die Behörden zusammenarbeiten.

DFB.de: Und Paris?

Bierhoff: Für mich persönlich war es so, dass ich in der Nacht im Stade de France vor allem funktionieren musste. Ich hatte Verantwortung für das gesamte Team. Die Vernunft ist stärker als das Gefühl, wenn sie gefordert ist. Das Hirn lief auf Hochtouren, das Herz hatte Pause. Deswegen war es so, dass ich erst mit einigem Abstand emotional verstanden habe, in welcher Situation wir gewesen sind.

DFB.de: Haben die Attentate von Paris Ihre Vorfreude auf die EM im kommenden Jahr verringert?

Bierhoff: Meine Begeisterung für den Fußball wird immer groß sein. Und damit auch meine Vorfreude auf das Turnier in Frankreich. Es wird sich für uns einiges ändern. Der Sicherheitsaufwand wird enorm sein. Ich denke, dass die Fans auf dem Weg ins Stadion mehr Geduld auf sich nehmen und intensivere Kontrollen akzeptieren müssen. Viele der Maßnahmen wird man aber auch gar nicht sehen. Wie gesagt: Ich habe großes Vertrauen in die Behörden und ich bin sehr optimistisch, dass die EM zu dem wird, was dieses Turnier verdient: ein friedliches, freies, fröhliches Fußballfest.

[sl]

Die Gruppenpaarungen stehen fest: Die deutsche Nationalmannschaft trifft bei der EURO 2016 in Gruppe C auf die Ukraine, Polen und Nordirland. Teammanager Oliver Bierhoff war als Losfee direkt an der Auslosung beteiligt. Im DFB.de-Interview spricht er über die Auslosung in Paris, seine Gefühlslage nach den Terroranschlägen und seine Vorfreude auf den kommenden Sommer.

DFB.de: Herr Bierhoff, wie emotional war die Rückkehr in die französische Hauptstadt für Sie?

Oliver Bierhoff: Ganz unbefangen war ich nicht, das muss ich zugeben. Die Ereignisse waren vom November waren wieder präsent. In der ganzen Stadt ist zu spüren, dass sich die Menschen um Normalität bemühen, dass sie ihr freies, selbstbestimmtes Leben wieder leben wollen. Es ist toll, das zu sehen. Gleichzeitig ist die Trauer noch an vielen Stellen zu spüren. Und das ist beklemmend. Das Gefühl des Mitleids mit den Opfern und den Angehörigen und Freunden war bei mir in Paris sehr ausgeprägt. Ich glaube, dass es vielen von uns so gegangen ist.

DFB.de: Hatten Sie bei der Auslosung Sorge, dass Terroristen diese Bühne für sich nutzen können?

Bierhoff: Natürlich denkt man kurz daran, aber es wäre falsch, sich von solchen Gedanken lähmen oder beeinflussen zu lassen. Mir ist bewusst, dass es hundertprozentige Sicherheit nicht geben kann. Aber ich habe großes Vertrauen in die Behörden und zuständigen Stellen. Und ich weiß, dass viele sehr fähige Menschen sehr viel Aufwand betreiben, um das Risiko maximal zu minimieren.

DFB.de: Die Attentate von Paris und die Absage des Länderspiels in Hannover gegen die Niederlande liegen mittlerweile einige Wochen zurück. Wir ordnen Sie die Erlebnisse heute ein?

Bierhoff: Ich bin der Meinung, dass sich Paris und Hannover nicht vergleichen lassen. Auch in Hannover gab es eine kurze Zeit, in der wir geschockt waren. Als das Spiel abgesagt wurde, waren wir gerade auf dem Weg zum Stadion, und die Nachrichtenlage war sehr diffus. In Hannover wurde aber relativ schnell deutlich, dass für uns an einem sicheren Ort keine konkrete Gefahr bestand. Und zum Glück ist ja auch rund ums Stadion nichts passiert. Natürlich war es enttäuschend, dass das Spiel abgesagt wurde, wir hätten dieses Zeichen für die Freiheit gerne gesetzt. Für mich ist Hannover aber vor allem ein Zeichen, wie verantwortungsvoll und gut die Behörden zusammenarbeiten.

DFB.de: Und Paris?

Bierhoff: Für mich persönlich war es so, dass ich in der Nacht im Stade de France vor allem funktionieren musste. Ich hatte Verantwortung für das gesamte Team. Die Vernunft ist stärker als das Gefühl, wenn sie gefordert ist. Das Hirn lief auf Hochtouren, das Herz hatte Pause. Deswegen war es so, dass ich erst mit einigem Abstand emotional verstanden habe, in welcher Situation wir gewesen sind.

DFB.de: Haben die Attentate von Paris Ihre Vorfreude auf die EM im kommenden Jahr verringert?

Bierhoff: Meine Begeisterung für den Fußball wird immer groß sein. Und damit auch meine Vorfreude auf das Turnier in Frankreich. Es wird sich für uns einiges ändern. Der Sicherheitsaufwand wird enorm sein. Ich denke, dass die Fans auf dem Weg ins Stadion mehr Geduld auf sich nehmen und intensivere Kontrollen akzeptieren müssen. Viele der Maßnahmen wird man aber auch gar nicht sehen. Wie gesagt: Ich habe großes Vertrauen in die Behörden und ich bin sehr optimistisch, dass die EM zu dem wird, was dieses Turnier verdient: ein friedliches, freies, fröhliches Fußballfest.

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