Bierhoff: "Freuen uns auf Britta Heidemann und Oliver Kahn"

Bierhoff: Für die Sicherheit wird von der FIFA in Abstimmung mit den südafrikanischen Gastgebern gesorgt sein. Klar ist aber auch, dass diese WM 2010 ein ganz anderes Turnier wird als die EM 2008 in Österreich und der Schweiz oder die WM 2006 in Deutschland: Die Spieler werden darauf achten müssen, wo und wie sie sich in ihrer Freizeit bewegen können. Die Spielräume sind da schon eingeschränkt, weil die Sicherheit außerhalb des DFB-Quartiers und der offiziellen Areale ein wichtiger Aspekt ist. Daher werden wir uns für unser Mannschaftshotel etwas einfallen lassen.

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Die Fußballreise nach Fernost als Chance: letzter Test vor der WM-Saison, um sich beim Bundestrainer zu empfehlen, und ausgezeichnete Möglichkeit für Nationalmannschaft und Bundesliga, um sich als starke Marke auf dem asiatischen Markt zu präsentieren. So sieht Oliver Bierhoff die Asienreise, die die deutsche Nationalmannschaft am 29. Mai (ab 14 Uhr MESZ, live in der ARD) nach Shanghai zum Duell mit China und am 2. Juni (ab 20 Uhr MESZ, live im ZDF) nach Dubai zur Begegnung mit den Vereinigten Arabischen Emiraten führt.

Der Manager des Nationalteams verteidigt die beiden Testländerspiele am Saisonende und betont ihre Aussagekraft für Bundestrainer Joachim Löw, der das DFB-Aufgebot ohne die auf Grund nationaler Pokalendspiele fehlenden Spieler von Bayer Leverkusen und Werder Bremen sowie Kapitän Michael Ballack am Dienstag bekannt gibt: „Die Asienreise ist ein letzter Test vor der WM-Saison und insofern wichtig, da unsere Trainer den Kader nach der Sommerpause auf etwa 30, maximal 35 WM-Kandidaten reduzieren wollen – nun können sich also noch einige Spieler empfehlen.“

Der 41 Jahre alte Europameister von 1996 redet im "DFB.de-Gespräch der Woche“ mit DFB-Internetredakteur Christian Müller zudem über die geplanten Aktivitäten in Shanghai und Dubai, die gute Zusammenarbeit mit der DFL sowie die Präsenz der sportlichen Leitung der A-Nationalmannschaft bei U 21-EM und Confederations Cup im Juni.

Frage: Herr Bierhoff, Kritiker fragen: Ist die Asienreise wirklich nötig?

Oliver Bierhoff: Generell ist es sicher problematisch, Freundschaftsländerspiele am Ende einer Saison auszutragen. Aber wir wollen jede Begegnung nutzen, um die Spieler weiter zu entwickeln und die Mannschaft zusammen wachsen zu lassen. Es war uns immer bewusst, dass wir auf einige Spieler verzichten müssen. Wir hätten alternativ auch in der offiziellen FIFA-Abstellungsphase die beiden Länderspiele mit allen Akteuren bestreiten können, aber die beginnt erst eine Woche später. Wir haben die Reise daher ganz bewusst vorgezogen, um somit den Nationalspielern im Interesse ihrer Klubs und ihrem eigenen eine Woche mehr Urlaub haben. Das ist in einem Jahr zwischen zwei großen Turnieren wichtig. 2008 war die Sommerpause für die Nationalspieler nach der EM verkürzt, 2010 wird es wieder so sein, wenn wir uns – wie erhofft – für die Weltmeisterschaft qualifizieren. Und es gibt noch weitere gute Gründe für die Asienreise.

Frage: Die da wären?

Bierhoff: Gemäß des 2004 geschlossenen Kooperationsvertrages mit China haben wir nach dem 1:0 im Oktober 2005 in Hamburg noch eine Verpflichtung zum Rückspiel offen, der wir natürlich gern nachkommen. Zudem war es bislang immer so, dass die Länderspielreisen positiv waren für Spieler und Trainer, weil sie die Gemeinschaft gestärkt haben. Stets hat sich auch mindestens ein junger Akteur in den Vordergrund spielen können: Ich erinnere an Lukas Podolski während des Asientrips Ende 2004 oder an das Länderspiel im Herbst 2004 im Iran, als Per Mertesacker und Thomas Hitzlsperger ihr Debüt feierten. Beim Confed-Cup 1999 in Mexiko, der für die DFB-Auswahl wirklich nicht sehr erfolgreich war, hatte Bernd Schneider seine Premiere im Nationaltrikot.

Frage: Welchen sportlichen Stellenwert hat die Asienreise diesmal?

Bierhoff: Sie ist ein letzter Test vor der WM-Saison und insofern wichtig, da unsere Trainer den Kader nach der Sommerpause auf etwa 30, maximal 35 WM-Kandidaten reduzieren wollen. Es können sich also in Shanghai und Dubai nochmals alle empfehlen, und besonders für diejenigen, die zum ersten Mal dabei sind, ist es eine echte Chance, zumal es in der neuen Spielzeit gleich im ersten Länderspiel am 12. August in Aserbaidschan um WM-Qualifikationspunkte geht. Klar ist außerdem: Wir wollen den deutschen Fußball in China und den Vereinigten Arabischen Emiraten würdig repräsentieren. Wir treten mit einer starken und attraktiven Mannschaft an, denn von den Top-Acht der Bundesliga sind alle Spieler dabei und können somit weitere internationale Erfahrung sammeln.

Frage: Welche Kriterien wird die sportliche Leitung bei der Nominierung des Kaders anlegen, und wie wird das Fehlen von Michael Ballack sowie der Spieler von Bayer 04 Leverkusen und Werder Bremen bewertet?

Bierhoff: Unsere Trainer werden nur Spieler einladen, die für die WM Perspektive haben. Wenn Neulinge dabei sein sollten, dann solche mit dem Potenzial, um Nationalspieler auf Dauer zu werden. Natürlich hätten wir gern alle dabei, vor allem Michael Ballack, der als Kapitän eine sehr wichtige Führungsfigur ist und seit der WM 2002 in Asien einen großen Namen hat.

Frage: Als Manager legen Sie ja besonders bei solchen Fernreisen großen Wert darauf, dass die Spieler auch über den Tellerrand des Fußballs schauen und sich einen Eindruck von Land und Leuten verschaffen. Welche Aktivitäten sind diesmal in Fernost geplant?

Bierhoff: Wir werden das ganz flexibel gestalten. Im Vordergrund steht der sportliche Aspekt, und wir müssen sehen, wie der Fitnesszustand der Spieler auf dieser Reise ist. Generell werden wir ihnen wieder im Rahmenprogramm einige kulturelle Angebote machen.

Frage: Die Asienreise ist auch eine Chance, auf dem wichtigen asiatischen Markt für den deutschen Fußball zu werben. Was plant der DFB – und wie sieht die Kooperation mit der DFL aus?

Bierhoff: Diese Kooperation ist wertvoll, eine gemeinsame Arbeitsgruppe hat entsprechende Planungen umgesetzt. DFB und DFL haben das gemeinsame Interesse, den deutschen Fußball optimal zu präsentieren, bestehende Kontakte zu pflegen und neue zu gewinnen. Wir werden vor Ort nicht nur die Nationalmannschaft, sondern auch die starke Bundesliga vorstellen können in vielen Gesprächen mit Offiziellen und Wirtschaftsvertretern.

Frage: In Shanghai wird es eine Gala von DFB und DFL geben – welche Prominenten stehen auf der Gästeliste?

Bierhoff: Wir freuen uns, mit der Fecht-Olympiasiegerin Britta Heidemann und Oliver Kahn zwei Persönlichkeiten dabei zu haben, die in China äußerst populär sind. Kahn ist als ehemaliger Nationalmannschaftskapitän und überragender Torwart der WM 2002 in Japan und Korea in Asien enorm präsent und für unsere chinesischen Gastgeber eine echte Attraktion. Das Gleiche gilt für die in diesem Riesenreich sehr populäre Britta Heidemann¸ die für Leistung, Charme und die schöne Seite des Sports steht.

Frage: Gibt es über die offiziellen Termine wie die Gala hinaus weitere Begegnungen oder offizielle Kontakte mit Sponsoren oder Fußballfans?

Bierhoff: Wir bieten unseren Fans in Shanghai und Dubai jeweils am Tag vor dem Länderspiel ein öffentliches Nationalmannschaftstraining an. Außerdem gibt es Aktionen für unsere Partner adidas, Mercedes-Benz und Lufthansa, die wir vor Ort unterstützen wollen.

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Frage: Nach der Rückkehr von der Asienreise stehen noch die U 21-EM in Schweden und der Confederations Cup in Südafrika an. Sie selbst und weitere Mitglieder der sportlichen Leitung des Nationalteams werden jeweils vor Ort sein. Wie sehen die Reiseplanungen für diese beiden Termine aus?

Bierhoff: Die U 21-EM ist ein ganz wichtiges Turnier für den DFB und die Junioren-Nationalmannschaft, die wir nicht nur mit der Abstellung der jüngeren A-Nationalspieler für den Kader von U 21-Trainer Horst Hrubesch unterstützen wollen. Joachim Löw, Hansi Flick, Andreas Köpke und ich werden zunächst die drei Vorrundenspiele gegen Spanien, Finnland und England beobachten. Beim Confed-Cup sind wir nach jetzigem Stand der Planung bei den beiden Halbfinalspielen vor Ort. Darüber hinaus ist die Reise auch wichtig, um bei diesem Turnier einen Eindruck von den Abläufen und den Gegebenheiten in Südafrika zu dieser Jahreszeit zu bekommen.

Frage: Was sind die nächsten konkreten Schritte in der Vorbereitung auf die WM 2010 in Südafrika?

Bierhoff: Wir hoffen, dass wir nach den Spielen im Oktober gegen Russland in Moskau und Finnland in Hamburg direkt für die WM qualifiziert sind, so dass wir uns konkret um die sportlichen Planungen kümmern können. Was die Quartiersuche und Organisationsebene angeht, haben wir unsere Hausaufgaben in den vergangenen Wochen und Monaten gemacht.

Frage: Wie gehen Sie mit dem sensiblen Thema der Sicherheit in Südafrika um?

Bierhoff: Für die Sicherheit wird von der FIFA in Abstimmung mit den südafrikanischen Gastgebern gesorgt sein. Klar ist aber auch, dass diese WM 2010 ein ganz anderes Turnier wird als die EM 2008 in Österreich und der Schweiz oder die WM 2006 in Deutschland: Die Spieler werden darauf achten müssen, wo und wie sie sich in ihrer Freizeit bewegen können. Die Spielräume sind da schon eingeschränkt, weil die Sicherheit außerhalb des DFB-Quartiers und der offiziellen Areale ein wichtiger Aspekt ist. Daher werden wir uns für unser Mannschaftshotel etwas einfallen lassen.