Bernhardt: "Worten müssen Taten folgen"

Zwei Aufstiege und einen Abstieg hat Torhüter und Kapitän Daniel Bernhardt (33) mit dem Drittligisten VfR Aalen seit Juli 2009 bereits erlebt. Einen zweiten Abstieg will der erfahrene Schlussmann unbedingt vermeiden. Im DFB.de-Drittligainterview der Woche spricht Bernhardt mit Mitarbeiter Ralf Debat über den Kampf um den Klassenverbleib.

DFB.de: Seit fast zehn Jahren stehen Sie beim VfR Aalen zwischen den Pfosten, jetzt ist Ihr Klub aktuell Schlusslicht. War die Lage schon einmal so brisant, Herr Bernhardt?

Daniel Bernhardt: Gute Frage. Auch wenn wir in der 2. Bundesliga ebenfalls gegen den Abstieg kämpfen mussten, war es in der Tat wohl noch nie so früh in einer Saison so schwierig. Es macht keinen Spaß, seit Wochen nach den Spielen in die Kurve zu gehen und den Frust der Fans zu spüren. Klar, der Unmut ist in unserer Situation verständlich. Aber wir benötigen die volle Unterstützung, um unser Ziel zu erreichen. Es geht nur gemeinsam. Die Mannschaft wird auf jeden Fall alles dafür geben.

DFB.de: Der Rückstand zum rettenden 16. Rang ist auf sechs Punkte angewachsen. Wie bewerten Sie die Ausgangsposition?

Bernhardt: Wir müssen nicht drumherum reden: Die Lage ist angespannt, auch wenn wir im Vergleich zu den meisten Konkurrenten noch eine Nachholpartie in der Hinterhand haben. Für uns muss es jetzt erst einmal darum gehen, so schnell wie möglich den Anschluss an die Nichtabstiegsplätze herzustellen.

DFB.de: Was sind aus Ihrer Sicht die entscheidenden Gründe für den Misserfolg?

Bernhardt: Das hat sich so nach und nach entwickelt. In der Vorrunde hatten wir beispielsweise einige sehr gute Spiele abgeliefert, ohne uns mit den entsprechenden Punkten zu belohnen. Da haben wir durch Unachtsamkeiten oder mangelnde Konsequenz im Abschluss einige Zähler liegengelassen und sind dadurch unten reingerutscht. Ganz hart hat es uns in den vergangenen vier Partien getroffen, in denen wir dreimal erst in der Nachspielzeit Gegentreffer hinnehmen mussten und am Ende mit leeren Händen dastanden. Nach 21 Spieltagen lügt die Tabelle sicher nicht. Dennoch bin ich nach wie vor überzeugt, dass in unserer Mannschaft genügend Potenzial steckt, um die Wende zu schaffen.

DFB.de: Erst zweimal blieb der VfR in dieser Saison ohne Gegentreffer. Wie sehr nervt Sie das?

Bernhardt: Als Torhüter nervt mich das extrem. Es ist schließlich immer mein Ziel, zu Null zu spielen. In den vergangenen Jahren war es immer unsere Stärke, nur wenig Gegentore zu bekommen. Jetzt lassen wir auch zu viele Chancen zu oder der Gegner bestraft unsere Fehler eben sofort. Aus dieser Spirale müssen wir schnellstmöglich herauskommen.

DFB.de: Das 1:2 bei den Würzburger Kickers war bereits das elfte Spiel hintereinander ohne Sieg. Nagt das am Selbstvertrauen?

Bernhardt: Dass wir nach einer solchen Serie nicht gerade vor Selbstvertrauen strotzen, ist normal. Doch es hilft nichts. Wir müssen immer wieder aufstehen, vielleicht noch aggressiver sein und unsere Leistung über 90 Minuten auf den Platz bringen. Sonst wird es nicht reichen.

DFB.de: Wie können Sie als Kapitän und Leistungsträger auf Ihre Mitspieler einwirken?

Bernhardt: Ich versuche, im Training und auch außerhalb des Platzes vorwegzugehen, die Jungs zu pushen. Als Torhüter sind meine Möglichkeiten allerdings während der Spiele eher begrenzt. Umso mehr sind auch andere erfahrene Spieler wie Matthias Morys, Sascha Traut, Patrick Funk, Thomas Geyer oder Nick Fennell, die ebenfalls dem Mannschaftsrat angehören, gefordert. Wir benötigen mehr Leader auf dem Platz.

DFB.de: Argirios Giannikis gehört zu den jüngsten Trainern in der 3. Liga, Sie sind einer der erfahrensten Spieler. Wie ist der Austausch?

Bernhardt: Der Austausch und die Kommunikation sind sehr gut. Der Trainer hört sich an, wie die erfahrenen Spieler denken. Noch im Trainingslager saßen wir lange zusammen und haben alle Probleme angesprochen. Nach dem ersten Spiel im neuen Jahr sollten wir auch jetzt nicht den Fehler machen, in Panik zu verfallen. Aber wir müssen den Worten auch endlich Taten folgen lassen.

DFB.de: Die nächsten Gegner heißen SV Meppen, TSV 1860 München und SG Sonnenhof Großaspach. Muss in den kommenden Wochen die Wende gelingen, um überhaupt noch eine Chance zu haben?

Bernhardt: Wir sollten nicht in die Ferne schauen, sondern den Fokus einzig und allein auf unser erstes Heimspiel nach der Winterpause gegen Meppen richten. Wenn es uns gelingt, die drei Punkte in Aalen zu behalten, dann können wir uns danach mit 1860 München beschäftigen. Wir können unsere Situation nur Schritt für Schritt verbessern.

DFB.de: Was stimmt Sie optimistisch?

Bernhardt: Beim Spiel in Würzburg hatten wir in der ersten Halbzeit Probleme. Das lag meiner Meinung nach auch daran, dass wir durch die kurzfristige Absage des Heimspiels gegen Unterhaching zuvor fast zwei Wochen keinen Wettkampf mehr hatten. Wir haben uns dann aber ins Spiel hineingekämpft, hatten den Gegner im Griff und viele Chancen, um selbst in Führung zu gehen. Umso bitterer war am Ende die Niederlage. Dennoch: Wenn wir an die Leistung der zweiten Halbzeit anknüpfen können, dann ist mir nicht bange.

DFB.de: Sie haben beim VfR seit 2009 schon alle Höhen und Tiefen mitgemacht. Wie würden Sie Ihre Beziehung zum Verein beschreiben?

Bernhardt: Es ist ein familiärer Klub. Man kennt und schätzt sich. Ich habe mit dem Aufstieg in die 2. Bundesliga den größten Erfolg in der Vereinsgeschichte miterlebt, bin nach wie vor sehr gerne hier.

DFB.de: Ihr Vertrag in Aalen läuft noch bis 2021. Wollen Sie Ihre Karriere beim VfR beenden?

Bernhardt: Das ist auf jeden Fall mein Plan. Deshalb habe ich mich vor knapp zwei Jahren auch für einen so langfristigen Vertrag entschieden. Umso wichtiger ist es, dass wir in dieser Saison den Klassenverbleib schaffen.

DFB.de: Der VfR hat sich zum Ziel gesetzt, bis zum 100-jährigen Vereinsjubiläum im Jahr 2021 möglichst wieder in die 2. Bundesliga aufzusteigen. Wie weit weg sind derzeit solche Gedanken?

Bernhardt: Wer jetzt daran denkt, der ist absolut fehl am Platze und hat den Ernst der Lage nicht erkannt. Für uns geht es in dieser Saison nur noch ums sportliche Überleben. Es stehen viele Arbeitsplätze und Profifußball für eine ganze Region auf dem Spiel. Egal wie: Wir müssen in der 3. Liga bleiben - notfalls auch erst am 38. Spieltag.

[mspw]

Zwei Aufstiege und einen Abstieg hat Torhüter und Kapitän Daniel Bernhardt (33) mit dem Drittligisten VfR Aalen seit Juli 2009 bereits erlebt. Einen zweiten Abstieg will der erfahrene Schlussmann unbedingt vermeiden. Im DFB.de-Drittligainterview der Woche spricht Bernhardt mit Mitarbeiter Ralf Debat über den Kampf um den Klassenverbleib.

DFB.de: Seit fast zehn Jahren stehen Sie beim VfR Aalen zwischen den Pfosten, jetzt ist Ihr Klub aktuell Schlusslicht. War die Lage schon einmal so brisant, Herr Bernhardt?

Daniel Bernhardt: Gute Frage. Auch wenn wir in der 2. Bundesliga ebenfalls gegen den Abstieg kämpfen mussten, war es in der Tat wohl noch nie so früh in einer Saison so schwierig. Es macht keinen Spaß, seit Wochen nach den Spielen in die Kurve zu gehen und den Frust der Fans zu spüren. Klar, der Unmut ist in unserer Situation verständlich. Aber wir benötigen die volle Unterstützung, um unser Ziel zu erreichen. Es geht nur gemeinsam. Die Mannschaft wird auf jeden Fall alles dafür geben.

DFB.de: Der Rückstand zum rettenden 16. Rang ist auf sechs Punkte angewachsen. Wie bewerten Sie die Ausgangsposition?

Bernhardt: Wir müssen nicht drumherum reden: Die Lage ist angespannt, auch wenn wir im Vergleich zu den meisten Konkurrenten noch eine Nachholpartie in der Hinterhand haben. Für uns muss es jetzt erst einmal darum gehen, so schnell wie möglich den Anschluss an die Nichtabstiegsplätze herzustellen.

DFB.de: Was sind aus Ihrer Sicht die entscheidenden Gründe für den Misserfolg?

Bernhardt: Das hat sich so nach und nach entwickelt. In der Vorrunde hatten wir beispielsweise einige sehr gute Spiele abgeliefert, ohne uns mit den entsprechenden Punkten zu belohnen. Da haben wir durch Unachtsamkeiten oder mangelnde Konsequenz im Abschluss einige Zähler liegengelassen und sind dadurch unten reingerutscht. Ganz hart hat es uns in den vergangenen vier Partien getroffen, in denen wir dreimal erst in der Nachspielzeit Gegentreffer hinnehmen mussten und am Ende mit leeren Händen dastanden. Nach 21 Spieltagen lügt die Tabelle sicher nicht. Dennoch bin ich nach wie vor überzeugt, dass in unserer Mannschaft genügend Potenzial steckt, um die Wende zu schaffen.

DFB.de: Erst zweimal blieb der VfR in dieser Saison ohne Gegentreffer. Wie sehr nervt Sie das?

Bernhardt: Als Torhüter nervt mich das extrem. Es ist schließlich immer mein Ziel, zu Null zu spielen. In den vergangenen Jahren war es immer unsere Stärke, nur wenig Gegentore zu bekommen. Jetzt lassen wir auch zu viele Chancen zu oder der Gegner bestraft unsere Fehler eben sofort. Aus dieser Spirale müssen wir schnellstmöglich herauskommen.

DFB.de: Das 1:2 bei den Würzburger Kickers war bereits das elfte Spiel hintereinander ohne Sieg. Nagt das am Selbstvertrauen?

Bernhardt: Dass wir nach einer solchen Serie nicht gerade vor Selbstvertrauen strotzen, ist normal. Doch es hilft nichts. Wir müssen immer wieder aufstehen, vielleicht noch aggressiver sein und unsere Leistung über 90 Minuten auf den Platz bringen. Sonst wird es nicht reichen.

DFB.de: Wie können Sie als Kapitän und Leistungsträger auf Ihre Mitspieler einwirken?

Bernhardt: Ich versuche, im Training und auch außerhalb des Platzes vorwegzugehen, die Jungs zu pushen. Als Torhüter sind meine Möglichkeiten allerdings während der Spiele eher begrenzt. Umso mehr sind auch andere erfahrene Spieler wie Matthias Morys, Sascha Traut, Patrick Funk, Thomas Geyer oder Nick Fennell, die ebenfalls dem Mannschaftsrat angehören, gefordert. Wir benötigen mehr Leader auf dem Platz.

DFB.de: Argirios Giannikis gehört zu den jüngsten Trainern in der 3. Liga, Sie sind einer der erfahrensten Spieler. Wie ist der Austausch?

Bernhardt: Der Austausch und die Kommunikation sind sehr gut. Der Trainer hört sich an, wie die erfahrenen Spieler denken. Noch im Trainingslager saßen wir lange zusammen und haben alle Probleme angesprochen. Nach dem ersten Spiel im neuen Jahr sollten wir auch jetzt nicht den Fehler machen, in Panik zu verfallen. Aber wir müssen den Worten auch endlich Taten folgen lassen.

DFB.de: Die nächsten Gegner heißen SV Meppen, TSV 1860 München und SG Sonnenhof Großaspach. Muss in den kommenden Wochen die Wende gelingen, um überhaupt noch eine Chance zu haben?

Bernhardt: Wir sollten nicht in die Ferne schauen, sondern den Fokus einzig und allein auf unser erstes Heimspiel nach der Winterpause gegen Meppen richten. Wenn es uns gelingt, die drei Punkte in Aalen zu behalten, dann können wir uns danach mit 1860 München beschäftigen. Wir können unsere Situation nur Schritt für Schritt verbessern.

DFB.de: Was stimmt Sie optimistisch?

Bernhardt: Beim Spiel in Würzburg hatten wir in der ersten Halbzeit Probleme. Das lag meiner Meinung nach auch daran, dass wir durch die kurzfristige Absage des Heimspiels gegen Unterhaching zuvor fast zwei Wochen keinen Wettkampf mehr hatten. Wir haben uns dann aber ins Spiel hineingekämpft, hatten den Gegner im Griff und viele Chancen, um selbst in Führung zu gehen. Umso bitterer war am Ende die Niederlage. Dennoch: Wenn wir an die Leistung der zweiten Halbzeit anknüpfen können, dann ist mir nicht bange.

DFB.de: Sie haben beim VfR seit 2009 schon alle Höhen und Tiefen mitgemacht. Wie würden Sie Ihre Beziehung zum Verein beschreiben?

Bernhardt: Es ist ein familiärer Klub. Man kennt und schätzt sich. Ich habe mit dem Aufstieg in die 2. Bundesliga den größten Erfolg in der Vereinsgeschichte miterlebt, bin nach wie vor sehr gerne hier.

DFB.de: Ihr Vertrag in Aalen läuft noch bis 2021. Wollen Sie Ihre Karriere beim VfR beenden?

Bernhardt: Das ist auf jeden Fall mein Plan. Deshalb habe ich mich vor knapp zwei Jahren auch für einen so langfristigen Vertrag entschieden. Umso wichtiger ist es, dass wir in dieser Saison den Klassenverbleib schaffen.

DFB.de: Der VfR hat sich zum Ziel gesetzt, bis zum 100-jährigen Vereinsjubiläum im Jahr 2021 möglichst wieder in die 2. Bundesliga aufzusteigen. Wie weit weg sind derzeit solche Gedanken?

Bernhardt: Wer jetzt daran denkt, der ist absolut fehl am Platze und hat den Ernst der Lage nicht erkannt. Für uns geht es in dieser Saison nur noch ums sportliche Überleben. Es stehen viele Arbeitsplätze und Profifußball für eine ganze Region auf dem Spiel. Egal wie: Wir müssen in der 3. Liga bleiben - notfalls auch erst am 38. Spieltag.

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