Bernd Hollerbach: "Pokalspiel ist unser Sahnehäubchen"

Dass die Würzburger Kickers, frisch gebackener Herbstmeister in der Regionalliga Bayern, am Mittwoch (ab 19 Uhr, live auf Sky) den Zweitligisten Eintracht Braunschweig in der zweiten Runde des DFB-Pokals unter Flutlicht im eigenen Stadion empfangen können, daran ist der Pokalwettbewerb nicht ganz unschuldig. Denn die zusätzlichen Einnahmen durch das 3:2 nach Verlängerung gegen den Braunschweiger Ligakonkurrenten Fortuna Düsseldorf steckte der ambitionierte Viertligist auch in seine Infrastruktur - in diesem Fall in eine neue Flutlichtanlage.

Trainer der Kickers ist seit Saisonbeginn der gebürtige Würzburger und Ex-Profi Bernd Hollerbach, der viele Jahre für den FC St. Pauli und den Hamburger SV aktiv war und später als Co-Trainer unter Felix Magath (FC Schalke 04 und VfL Wolfsburg) sowie als Cheftrainer des VfB Lübeck und des VfL Wolfsburg II Erfahrungen sammelte.

Vor dem Auftritt gegen die Braunschweiger "Löwen" spricht Bernd Hollerbach im aktuellen DFB.de-Interview über die Chancen gegen einen Zweitligisten, die Bedeutung des Pokals und "Trainerfuchs" Torsten Lieberknecht.

DFB.de: Wie groß ist in Würzburg schon die Vorfreude auf das Pokalspiel gegen Eintracht Braunschweig, Herr Hollerbach?

Bernd Hollerbach: Natürlich steigt die Vorfreude immer weiter an, je näher es in Richtung Anstoß geht. So ein Auftritt auf der großen Fußballbühne ist für die Mannschaft, den Verein, seine Sponsoren und Partner sowie die ganze Region ein absoluter Festtag.

DFB.de: Wie haben Sie sich auf die Partie gegen die "Löwen" vorbereitet?

Hollerbach: Mein Trainerteam und ich bereiten uns auf jedes Spiel sehr professionell vor, studieren und analysieren jeden Gegner. Auch Braunschweig haben wir intensiv unter die Lupe genommen.

DFB.de: Kennen Sie Eintracht-Trainer Torsten Lieberknecht?

Hollerbach: Klar kenn ich den. Wir haben uns schließlich Mitte der 90er Jahre auf dem Spielfeld gegenübergestanden in der 2. Liga. Ich war damals bei St. Pauli, er bei Waldhof Mannheim.

DFB.de: Sie waren einige Jahre in Wolfsburg - und damit in unmittelbarer Nähe zu Braunschweig - tätig. Wie schätzen Sie die Eintracht ein?

Hollerbach: Braunschweig leistet seit Jahren sehr gute Arbeit, dazu trägt sicher auch die Kontinuität der führenden Figuren im Verein bei. Sie haben in der Liga einige Probleme, aber die Mannschaft ist sehr gut besetzt und kann auf jeden Fall mehr. Und Torsten Lieberknecht ist ein Fuchs...

DFB.de: Was wollen Sie von Ihrer Mannschaft gegen Eintracht Braunschweig sehen?

Hollerbach: Maximale Leidenschaft und absolute Disziplin.

DFB.de: Was kann die Waage in Richtung Würzburg kippen lassen?

Hollerbach: Auf dem Papier ist Braunschweig der Favorit. Aber der Pokal ist eine Momentaufnahme. Wer an diesem Tag in einer bestimmten Szene einen Tick besser ist oder mehr Glück hat, der kann das Ding gewinnen.

DFB.de: Welche Rolle wird das Publikum spielen?

Hollerbach: Unsere Fans sind für uns ein ganz wichtiger Faktor. Ihre Power treibt die Mannschaft zusätzlich an. Pokalspiele sind besondere Highlights, weil es um Alles oder Nichts geht. Das spürt auch das Publikum.

DFB.de: Wenn Sie an die erste Runde gegen Fortuna Düsseldorf zurückdenken: Was hatte den Ausschlag für den Triumph Ihrer Mannschaft gegeben?

Hollerbach: An diesem Tag hat bei uns einfach alles gepasst. Dann kann man auch eine besser besetzte Truppe schlagen. Die Mannschaft war hochmotiviert, hat alles gegeben und genau das umgesetzt, was wir uns vorgenommen hatten.

DFB.de: Welchen Stellenwert hat der DFB-Pokal in Ihrer Saisonplanung?

Hollerbach: Der Pokal ist für uns Bonus, das Hauptaugenmerk liegt ganz klar auf der Liga. Aber selbstverständlich tun wir alles dafür, um nach dem ersten Streich gegen Düsseldorf einen weiteren Coup zu landen. Das wird verdammt schwer, aber nichts ist unmöglich.

DFB.de: An welches DFB-Pokalspiel aus Ihrer aktiven Karriere denken Sie noch am meisten?

Hollerbach: An eine besondere Pokalpartie als Spieler kann ich mich - ehrlich gesagt - gar nicht mehr erinnern. Dafür sind mir die Pokalerfolge während meiner Zeit als Co-Trainer in Wolfsburg und Schalke noch gut im Gedächtnis. Da sind wir weit gekommen und das waren immer heiße Duelle, je näher man dem Finale kam.

DFB.de: Mit dem Weiterkommen gegen Düsseldorf waren auch zusätzliche Einnahmen verbunden. Können Sie im Winter noch einmal auf Einkaufstour gehen?

Hollerbach: Wir verfügen über einen sehr gut besetzten Kader, deshalb umtreiben mich aktuell keine Personalien. Wie das im Winter aussieht, werden wir dann sehen. Die zusätzlichen Einnahmen kann der Verein aktuell anderweitig sehr gut gebrauchen. Zum Beispiel, um unser Stadion zu optimieren. Wir hatten bisher keine ausreichende Flutlichtanlage. Diese erhebliche Investition konnten wir durch die Einnahmen aus dem Pokal jetzt stemmen. Der sportliche Erfolg hilft damit dem Verein richtig weiter, der bekanntlich lange Zeit nicht auf Rosen gebettet war.

DFB.de: In der Regionalliga Bayern führt Ihre Mannschaft zur Halbzeit der Saison die Tabelle. Sehen Sie die Kickers im Soll?

Hollerbach: Absolut. Unser Plan sieht vor, dass wir in drei Jahren in die 3. Liga aufsteigen wollen. Wir sind im ersten Jahr. Und dafür sind wir aktuell sehr gut platziert.

DFB.de: Kann eine Überraschung gegen Braunschweig auch noch einmal für Rückenwind in der Meisterschaft sorgen?

Hollerbach: Wir benötigen keine Zusatzmotivation für die Liga. Wir gehen professionell in jedes Spiel und wollen immer gewinnen. Das Pokalspiel ist ein Sahnehäubchen. Darauf freuen wir uns. Und wenn wir gewinnen sollten, dann wäre das wie Weihnachten und Ostern an einem Tag.