Bergheim 2000: Poldis Klub der alten Herren

Der kleine Fußball ist in Deutschland riesengroß. In fast 26.000 Vereinen wird unter dem Dach des DFB Fußball gespielt. Das Rampenlicht gehört normalerweise den Stars aus der Bundesliga und der Nationalmannschaft. Die heimlichen Helden aber spielen und engagieren sich woanders, in der Verbands-, Bezirks- oder Kreisliga, auf kleinen Sportplätzen.

Ihnen widmet sich DFB.de jeden Dienstag in seiner Serie. Sie zeigt, wie besonders der deutsche Fußballalltag ist. Heute: die Ü 40-Mannschaft von Bergheim 2000. Anfang der 90er Jahre lernte der kleine Lukas Podolski in diesem Klub das Fußballspielen.

Wieder ein DFB-Finale

Als Ilkay Gündogan und Diego Contento sich Mitte Mai im DFB-Pokalfinale mit bekanntem Ausgang gegenüberstanden, war der Bayern-Profi kurz zuvor 22 Jahre alt geworden, der BVB-Mittelfeldspieler noch nicht. Nun fahren wieder einige Fußballer nach Berlin. Wieder wird ein DFB-Finale ausgespielt. Ganz sicher wieder mit Ehrgeiz und Biss. Nur so gaaanz jung sind diese Jungs nicht mehr.

Der Deutsche Fußball-Bund lädt ein zum DFB-Ü 40-Cup (15. und 16. September), die zehn besten Altherrenteams des Landes haben sich im harten Wettkampf über Landes- und Regionalebene qualifiziert. Eines dieser Teams ist die Ü 40-Mannschaft von Bergheim 2000.

"Wir fahren nach Berlin"

"Wir freuen uns riesig", sagt Holger Gleitsmann, Kassierer des Klubs und Cheforganisator des Hauptstadt-Trips. Den skandierten Fanruf "Wir fahren nach Berlin" nehmen die Bergheimer – anders als im Mai Gündogan und Contento – durchaus wörtlich. Acht Stunden wird die Busfahrt vom beschaulichen Kölner Vorstädtchen ins daueraufgeregte Berlin schon brauchen. "Macht nichts", sagt Gleitsmann, "wir sind einfach froh, endlich dabei sein zu können."

Fünfmal war die Mannschaft Kreismeister, immer war Schluss beim Vorentscheid des Landesverbands Mittelrhein. Diesmal ging die Reise weiter. Bei den Westdeutschen Meisterschaften holten sich die Bergheimer souverän den Titel. Sie waren damit qualifiziert für den DFB-Ü 40-Cup, ein nationales Finalturnier für über 40 Jahre alte Fußballer, zu dem der DFB seit 2007 einlädt. Rolf Hocke, für den Breitensport zuständiger DFB-Vizepräsident, sagt: "Wir schaffen hochwertige Rahmenbedingungen für die besten Alten Herren des Landes. Das darf ausdrücklich auch als Auszeichnung und Anerkennung verstanden werden."

"Nehmt ihr mich als Fan mit?" Na klar!

Anreise und Aufenthalt in einem Berliner Kongresshotel bezahlt der DFB, der Empfang beim Berliner Senat gehört zum Programm, die medizinische Versorgung durch Turnierarzt und mehrere Physiotherapeuten zum angesprochenen Rahmen. Erstmals wird dieses Jahr auch ein nationaler Ü50-Titel ausgespielt. Fast 800 Personen fahren zum Cup nach Berlin – Rekord.

Bergheim reist mit 50 Personen an, nur 17 davon sind Spieler. Holger Gleitsmann erklärt: "Viele Spielerfrauen wollen mitfahren, außerdem nimmt Jakob Baumgartner die Reise auf sich". Der ist 85 Jahre alt, hatte vor langer Zeit im Verein, der damals noch Bergheim 07 hieß, den Altherrenbereich gegründet, und fragte nun: "Nehmt ihr mich als Fan mit?" Na klar. Egal wie es ausgeht, zurück geht es erst am Montag, am Sonntagabend wird gefeiert. "Uns oder andere", sagt Gleitsmann lachend. Auch der Bundestagsabgeordnete soll noch besucht werden. Ehrgeiz ja, doch beim DFB-Ü 40-Cup geht’s eben auch um das Miteinander. Gleitsmann: "Auf der Hinfahrt gibt es Alkohol im Bus – aber nicht für die Spieler."

"Poldi hat uns nie vergessen"

Bergheim – da war doch mal was? Lukas Podolski hat hier, knapp 25 Kilometer entfernt vom Kölner Stadion, das Fußballspielen erlernt, bevor er später in die D-Jugend des FC wechselte. "Aber vergessen hat er uns nie. Er hat sich wirklich, wirklich gekümmert", sagt der Klubkassierer. Auch finanziell. 2010 spendete der Nationalspieler rund 160.000 Euro für den Bau eines Kunstrasenplatzes, es entstand der "Lukas-Podolski-Sportpark".

"Beim Spiel unserer 1. Mannschaft stand er früher sonntags oft bei uns auf dem Platz", sagt Gleitsmann und bedauert natürlich Poldis Umzug nach London. Doch die immense Spende zahlt Dividende. Die 1. Mannschaft ist endlich in die Bezirksliga aufgestiegen. Und die Alten Herren spielen in Berlin.

Fußball für Ältere: Ein wichtiges Projekt

Fußball für Ältere ist nicht zufällig ein wichtiges Projekt im Förderplan des DFB. Der Blick auf die Demografie verrät alles. Noch vor zehn Jahren war nur jeder vierte Mensch in Deutschland 65 Jahre oder älter. 2050 wird es jeder zweite Bundesbürger sein. Die Fitness im Alter hat sich verbessert. Und immer mehr Ältere wollen immer länger Fußball spielen. Auch im Wettbewerb.

Holger Gleitsmann schaut ebenfalls in die Zukunft - bis ins Jahr 2025. Dann nämlich wird Lukas Podolski spielberechtigt sein für die Ü 40-Mannschaft von Bergheim 2000. "Ich denke mal", sagt Holger Gleitsmann, "dann fahren wir wieder nach Berlin."

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Der kleine Fußball ist in Deutschland riesengroß. In fast 26.000 Vereinen wird unter dem Dach des DFB Fußball gespielt. Das Rampenlicht gehört normalerweise den Stars aus der Bundesliga und der Nationalmannschaft. Die heimlichen Helden aber spielen und engagieren sich woanders, in der Verbands-, Bezirks- oder Kreisliga, auf kleinen Sportplätzen.

Ihnen widmet sich DFB.de jeden Dienstag in seiner Serie. Sie zeigt, wie besonders der deutsche Fußballalltag ist. Heute: die Ü 40-Mannschaft von Bergheim 2000. Anfang der 90er Jahre lernte der kleine Lukas Podolski in diesem Klub das Fußballspielen.

Wieder ein DFB-Finale

Als Ilkay Gündogan und Diego Contento sich Mitte Mai im DFB-Pokalfinale mit bekanntem Ausgang gegenüberstanden, war der Bayern-Profi kurz zuvor 22 Jahre alt geworden, der BVB-Mittelfeldspieler noch nicht. Nun fahren wieder einige Fußballer nach Berlin. Wieder wird ein DFB-Finale ausgespielt. Ganz sicher wieder mit Ehrgeiz und Biss. Nur so gaaanz jung sind diese Jungs nicht mehr.

Der Deutsche Fußball-Bund lädt ein zum DFB-Ü 40-Cup (15. und 16. September), die zehn besten Altherrenteams des Landes haben sich im harten Wettkampf über Landes- und Regionalebene qualifiziert. Eines dieser Teams ist die Ü 40-Mannschaft von Bergheim 2000.

"Wir fahren nach Berlin"

"Wir freuen uns riesig", sagt Holger Gleitsmann, Kassierer des Klubs und Cheforganisator des Hauptstadt-Trips. Den skandierten Fanruf "Wir fahren nach Berlin" nehmen die Bergheimer – anders als im Mai Gündogan und Contento – durchaus wörtlich. Acht Stunden wird die Busfahrt vom beschaulichen Kölner Vorstädtchen ins daueraufgeregte Berlin schon brauchen. "Macht nichts", sagt Gleitsmann, "wir sind einfach froh, endlich dabei sein zu können."

Fünfmal war die Mannschaft Kreismeister, immer war Schluss beim Vorentscheid des Landesverbands Mittelrhein. Diesmal ging die Reise weiter. Bei den Westdeutschen Meisterschaften holten sich die Bergheimer souverän den Titel. Sie waren damit qualifiziert für den DFB-Ü 40-Cup, ein nationales Finalturnier für über 40 Jahre alte Fußballer, zu dem der DFB seit 2007 einlädt. Rolf Hocke, für den Breitensport zuständiger DFB-Vizepräsident, sagt: "Wir schaffen hochwertige Rahmenbedingungen für die besten Alten Herren des Landes. Das darf ausdrücklich auch als Auszeichnung und Anerkennung verstanden werden."

"Nehmt ihr mich als Fan mit?" Na klar!

Anreise und Aufenthalt in einem Berliner Kongresshotel bezahlt der DFB, der Empfang beim Berliner Senat gehört zum Programm, die medizinische Versorgung durch Turnierarzt und mehrere Physiotherapeuten zum angesprochenen Rahmen. Erstmals wird dieses Jahr auch ein nationaler Ü50-Titel ausgespielt. Fast 800 Personen fahren zum Cup nach Berlin – Rekord.

Bergheim reist mit 50 Personen an, nur 17 davon sind Spieler. Holger Gleitsmann erklärt: "Viele Spielerfrauen wollen mitfahren, außerdem nimmt Jakob Baumgartner die Reise auf sich". Der ist 85 Jahre alt, hatte vor langer Zeit im Verein, der damals noch Bergheim 07 hieß, den Altherrenbereich gegründet, und fragte nun: "Nehmt ihr mich als Fan mit?" Na klar. Egal wie es ausgeht, zurück geht es erst am Montag, am Sonntagabend wird gefeiert. "Uns oder andere", sagt Gleitsmann lachend. Auch der Bundestagsabgeordnete soll noch besucht werden. Ehrgeiz ja, doch beim DFB-Ü 40-Cup geht’s eben auch um das Miteinander. Gleitsmann: "Auf der Hinfahrt gibt es Alkohol im Bus – aber nicht für die Spieler."

[bild2] "Poldi hat uns nie vergessen"

Bergheim – da war doch mal was? Lukas Podolski hat hier, knapp 25 Kilometer entfernt vom Kölner Stadion, das Fußballspielen erlernt, bevor er später in die D-Jugend des FC wechselte. "Aber vergessen hat er uns nie. Er hat sich wirklich, wirklich gekümmert", sagt der Klubkassierer. Auch finanziell. 2010 spendete der Nationalspieler rund 160.000 Euro für den Bau eines Kunstrasenplatzes, es entstand der "Lukas-Podolski-Sportpark".

"Beim Spiel unserer 1. Mannschaft stand er früher sonntags oft bei uns auf dem Platz", sagt Gleitsmann und bedauert natürlich Poldis Umzug nach London. Doch die immense Spende zahlt Dividende. Die 1. Mannschaft ist endlich in die Bezirksliga aufgestiegen. Und die Alten Herren spielen in Berlin.

Fußball für Ältere: Ein wichtiges Projekt

Fußball für Ältere ist nicht zufällig ein wichtiges Projekt im Förderplan des DFB. Der Blick auf die Demografie verrät alles. Noch vor zehn Jahren war nur jeder vierte Mensch in Deutschland 65 Jahre oder älter. 2050 wird es jeder zweite Bundesbürger sein. Die Fitness im Alter hat sich verbessert. Und immer mehr Ältere wollen immer länger Fußball spielen. Auch im Wettbewerb.

Holger Gleitsmann schaut ebenfalls in die Zukunft - bis ins Jahr 2025. Dann nämlich wird Lukas Podolski spielberechtigt sein für die Ü 40-Mannschaft von Bergheim 2000. "Ich denke mal", sagt Holger Gleitsmann, "dann fahren wir wieder nach Berlin."