Benedikt Höwedes: "Es war die pure Freude"

Benedikt Höwedes feierte beim 2:1 im Benefizspiel gegen Uruguay am vergangenen Sonntag ein gelungenes Debüt in der deutschen Nationalmannschaft. Der Abwehrspieler von Bundesligist Schalke 04 spricht vor den EM-Qualifikationsspielen in Österreich am Freitag (20.30 Uhr, live in der ARD) und am darauffolgenden Dienstag in Aserbaidschan (19.30 Uhr, live in der ARD) im DFB.de-Interview mit Redakteur Steffen Lüdeke über seinen ersten Einsatz im DFB-Trikot, die Eindrücke von der A-Nationalmannschaft, die Saison mit Schalke und sein soziales Engagement sowie über seine Jugendzeit beim TuS Haltern.

DFB.de: Herr Höwedes, Pokalfinale, Pokalsieg, Nominierung für die Nationalmannschaft, Debüt für die Nationalmannschaft. Es könnte schlechter laufen.

Benedikt Höwedes: Ja, es ist einiges passiert. Für uns war der Sieg im DFB-Pokal natürlich ein wunderbarer Abschluss der Saison. Die Nominierung kam dann überraschend und war für mich etwas ganz Tolles. Ich habe lange davon geträumt, für die A-Nationalmannschaft nominiert zu werden. Dass sich dieser Traum nun erfüllt hat und ich gegen Uruguay mein Debüt geben konnte, ist einfach nur großartig.

DFB.de: Sind Sie bei der A-Mannschaft von irgendetwas überrascht? Oder ist das Dasein als Nationalspieler in etwa so, wie Sie es sich in Ihren Träumen vorgestellt hatten?

Höwedes: Das Gebilde Nationalmannschaft kenne ich ja schon länger. Bei den U-Mannschaften wird man ganz gut darauf vorbereitet, was einen hier erwartet. Auch wenn die Dimensionen beim A-Team viel größer sind. Der Aufwand ist viel höher, der Betreuer-Stab ist wesentlich größer.

DFB.de: Und Sie haben den Luxus, ein Einzelzimmer beziehen zu können. Bei der U 21 mussten Sie sich das Zimmer mit dem Dortmunder Mats Hummels teilen.

Höwedes: Darüber wurde schon viel geschrieben, dabei war ich mit Mats nur einmal in einem Trainingslager auf einem Zimmer. Diese Konstellation mit Dortmund und Schalke ist für manche halt interessant. Um das noch mal klarzustellen: Ich verstehe mich super mit ihm. Wir kommen wunderbar klar und haben immer viel Spaß. Dennoch ist es ein wenig entspannter, wenn man ein Einzelzimmer hat. Man kann sich auch mal zurückziehen und hat mal Ruhe, wenn man Ruhe benötigt. Das macht es leichter, sich auf seine Aufgaben und die Spiele zu konzentrieren.

DFB.de: Erinnern Sie sich noch daran, was Sie in den Sekunden vor Ihrer Einwechslung gegen Uruguay gedacht haben.

Höwedes: Ich hatte vorher schon mit Joachim Löw gesprochen. Er hat mir gesagt, dass ich meine Einsatzzeit bekommen werde. Als er mich dann tatsächlich zur Einwechslung zu sich rüber gewunken hat, war es einfach die pure Freude. Ich habe mir vorgenommen, die ersten Minuten im Trikot des A-Teams zu genießen und versucht, möglichst ruhig zu bleiben.

DFB.de: Ist das gelungen? Oder ist der Puls nach oben gerast?

Höwedes: In den ersten Minuten war ich doch sehr nervös. Leider ist mir zu Beginn auch nicht alles gelungen. Aber dann habe ich nach und nach das Gefühl für das Spiel und zunehmend Sicherheit bekommen.

DFB.de: Zurück noch mal zum Pokalsieg mit Schalke. Ist die abgelaufene Saison durch den Pokalsieg insgesamt als erfolgreich zu bewerten?

Höwedes: Nein. Wir dürfen uns davon nicht blenden lassen und nun schönreden, was nicht schön war. Der Abschluss der Saison war super, positiv war sicherlich auch der Einzug ins Halbfinale der Champions League, aber wir haben in der Bundesliga leider enttäuscht. Wir sind unter den Erwartungen geblieben, wir können viel mehr.

DFB.de: Dabei hat Schalke gezeigt, dass die Mannschaft gut und erfolgreich Fußball spielen kann. Weswegen ist es in der Bundesliga nur selten gelungen, dass Potenzial der Mannschaft abzurufen?

Höwedes: Eine genaue Erklärung für diese Diskrepanz habe ich leider nicht. Wenn wir gewusst hätten, woran es liegt, hätten wir daraus unsere Schlüsse ziehen und die Fehler abstellen können. Aber die Saison ist vorbei, die Vergangenheit zählt nicht mehr. Wir müssen künftig unseren Anspruch in allen Wettbewerben erfüllen. Und für die Bundesliga kann das nur heißen, dass wir wieder oben mitspielen wollen.

DFB.de: Als Sie Profi auf Schalke wurden, hatten Sie und andere junge Spieler gestandene Profis wie Fabian Ernst, Mladen Krstajic, Marcelo Bordon und Heiko Westermann als Ansprechpartner. Diese Spieler sind nicht mehr da. Haben Sie mittlerweile die Rollen getauscht, sind Sie jetzt selber ein Spieler, der den ganz jungen Spielern bei der Integration hilft?

Höwedes: Das würde ich sagen, ja. Ich bin jetzt seit elf Jahren in diesem Verein, meine vierte Saison bei den Profis steht bevor. Gewisse Hilfen kann ich also geben, das mache ich auch sehr gerne. Spieler wie Julian Draxler kommen auf mich zu und fragen mich um Rat.

DFB.de: Julian Draxler hat die Schule abgebrochen, Sie hingegen haben Abitur gemacht. Hat er Sie auch in dieser Angelegenheit um Rat gefragt?

Höwedes: Julian geht ja jetzt wieder zu Schule. Ich habe ihm auch dazu geraten, sein Abitur zu machen. Wobei ich ihm auch gesagt habe, dass ihm diese Entscheidung niemand abnehmen kann. Meine Situation lässt sich mit seiner auch nicht vergleichen.

DFB.de: Warum nicht?

Höwedes: Er ist jetzt schon bei den Profis, hat aber noch zwei Jahre in der Schule bis zum Abitur vor sich. Als ich Profi wurde, hat mir nur noch ein halbes Jahr bis zum Abi gefehlt. Außerdem war ich im ersten Jahr zumeist auch nur Einwechselspieler, deswegen war die Belastung nicht ganz so hoch. Trotzdem war es für mich eine sehr harte Zeit, ich hatte unglaublichen Stress und war sehr froh, als es endlich geschafft war. Julian hätte diese Belastung für einen sehr langen Zeitraum, deswegen kann ich gut nachvollziehen, dass diese Entscheidung für ihn schwer ist. Für mich war es aber wichtig, die Schule zu Ende zu machen. Im Fußball kann es schnell gehen, man kann sich verletzten, deswegen war mir eine gewisse Absicherung wichtig.

DFB.de: Überhaupt scheint Ihnen Bildung sehr wichtig zu sein. Sie engagieren sich für das Projekt "Weitblick", das sich in diversen Bildungsprojekten weltweit um gerechte Bildungschancen kümmert. Wie kam es zu Ihrem Engagement?

Höwedes: Ein Freund von mir ist dort engagiert, er hat mir das Projekt vorgestellt und ich war sofort begeistert. Ich finde es toll, dass ich auf diese Weise einen Teil dazu leisten kann, dass Kinder zu Schule gehen können, die diese Möglichkeit sonst nicht hätten.

DFB.de: Sie wurden gemeinsam mit Sami Khedira, Manuel Neuer, Mesut Özil und anderen aktuellen Nationalspielern im Jahr 2009 in Schweden U 21-Europameister. Diese drei betonen gerne, wie wichtig dieser Titel für ihre Karriere war. Ohne Sie wäre dieser Titel nicht möglich gewesen.

Höwedes: Warum?

DFB.de: Weil Sie im entscheidenden Qualifikationsspiel zur EM gegen Frankreich in letzter Sekunde das entscheidende Tor gemacht haben.

Höwedes: Das stimmt zwar, aber eine Mannschaft gewinnt ja immer zusammen. Manuel hat uns damals mit unglaublichen Paraden im Spiel gehalten. Mir war es vergönnt, den Lucky-Punch zu setzen. Das hat mich sehr gefreut, der Titel war aber eine Leistung der ganzen Mannschaft. Man hat schon auf dem Weg zur EM gesehen, dass wir in der Mannschaft Spieler mit überragender Qualität und einen großen Teamgeist hatten. Auch für mich war diese Erfahrung prägend.

DFB.de: War das Tor gegen Frankreich das wichtigste in ihrer bisherigen Karriere?

Höwedes: Schwer zu sagen, die U 21-EM lässt sich kaum mit der Bundesliga vergleichen. Eines der wichtigsten Tore war es auf jeden Fall.

DFB.de: Sie treffen für einen Abwehrspieler generell relativ häufig. Weil Sie zu Beginn der Karriere Stürmer waren?

Höwedes: Kann sein. Bevor ich nach Schalke gekommen bin, habe ich immer als Stürmer gespielt. Auf Schalke hat mein erster Trainer mich nicht richtig zuordnen können. Er hat mich also dorthin gestellt, wo er Bedarf gesehen hat. Das war in der Defensive. Letztendlich war das mein Glück, ich habe so meine Position gefunden. Und heute Spiele ich unglaublich gerne in der Defensive. Aber…

DFB.de: …der Drang zum Tor ist noch vorhanden.

Höwedes: Ja. Das wird sich auch nicht ändern. Ich weiß, wie es sich anfühlt, Tore zu erzielen. Und bei Standards zieht es mich immer nach vorne.

DFB.de: Sie haben Ihre Karriere beim TuS Haltern begonnen, so wie Christoph Metzelder auch. Warum ist dieser Verein eine so gute Quelle für Abwehrspieler?

Höwedes: TuS Haltern ist ein Traditionsverein, ähnlich wie Schalke, nur alles eine Nummer kleiner und mit weniger Erfolgen. Ich habe dem Verein viel zu verdanken, auch Christoph hat dies. Deswegen haben wir uns auch für den Verein eingesetzt und finanziell ein bisschen geholfen. Er mehr als ich. Wir haben für gute Rahmenbedingungen gesorgt, hauptsächlich für den Nachwuchs, deswegen hoffe ich, dass künftig noch das eine oder andere Talent aus Haltern seinen Weg machen wird.

DFB.de: Ihr Vater ist in Haltern Co-Trainer. War er in Ihrer Jugend auch mal Ihr Trainer?

Höwedes: Nein, das nicht. Aber mein Vater war in fußballerischen Fragen immer ein wichtiger Ansprechpartner für mich. Sein Feedback war und ist für mich sehr wichtig. Seine Kritik war immer ungeschönt, sie war aber immer konstruktiv. Er hat mir immer gesagt, wenn ich etwas falsch gemacht habe. Das war gut und wichtig für meine Entwicklung.

DFB.de: Die Sie bis in die Nationalmannschaft geführt hat. Am Freitag spielen Sie in der EM-Qualifikation in Wien gegen Österreich. Wie groß sind Ihre Hoffnungen, dass der Bundestrainer auf Sie setzen wird?

Höwedes: Zunächst einmal ist klar, dass der Kader und jeder einzelne Spieler hier eine sehr hohe Qualität hat. Ich werde versuchen, mich im Training so gut wie möglich zu präsentieren. Mein Ziel ist es, mich aufzudrängen und es dem Trainer so schwer wie möglich zu machen.

[sl]

[bild1]

Benedikt Höwedes feierte beim 2:1 im Benefizspiel gegen Uruguay am vergangenen Sonntag ein gelungenes Debüt in der deutschen Nationalmannschaft. Der Abwehrspieler von Bundesligist Schalke 04 spricht vor den EM-Qualifikationsspielen in Österreich am Freitag (20.30 Uhr, live in der ARD) und am darauffolgenden Dienstag in Aserbaidschan (19.30 Uhr, live in der ARD) im DFB.de-Interview mit Redakteur Steffen Lüdeke über seinen ersten Einsatz im DFB-Trikot, die Eindrücke von der A-Nationalmannschaft, die Saison mit Schalke und sein soziales Engagement sowie über seine Jugendzeit beim TuS Haltern.

DFB.de: Herr Höwedes, Pokalfinale, Pokalsieg, Nominierung für die Nationalmannschaft, Debüt für die Nationalmannschaft. Es könnte schlechter laufen.

Benedikt Höwedes: Ja, es ist einiges passiert. Für uns war der Sieg im DFB-Pokal natürlich ein wunderbarer Abschluss der Saison. Die Nominierung kam dann überraschend und war für mich etwas ganz Tolles. Ich habe lange davon geträumt, für die A-Nationalmannschaft nominiert zu werden. Dass sich dieser Traum nun erfüllt hat und ich gegen Uruguay mein Debüt geben konnte, ist einfach nur großartig.

DFB.de: Sind Sie bei der A-Mannschaft von irgendetwas überrascht? Oder ist das Dasein als Nationalspieler in etwa so, wie Sie es sich in Ihren Träumen vorgestellt hatten?

Höwedes: Das Gebilde Nationalmannschaft kenne ich ja schon länger. Bei den U-Mannschaften wird man ganz gut darauf vorbereitet, was einen hier erwartet. Auch wenn die Dimensionen beim A-Team viel größer sind. Der Aufwand ist viel höher, der Betreuer-Stab ist wesentlich größer.

DFB.de: Und Sie haben den Luxus, ein Einzelzimmer beziehen zu können. Bei der U 21 mussten Sie sich das Zimmer mit dem Dortmunder Mats Hummels teilen.

Höwedes: Darüber wurde schon viel geschrieben, dabei war ich mit Mats nur einmal in einem Trainingslager auf einem Zimmer. Diese Konstellation mit Dortmund und Schalke ist für manche halt interessant. Um das noch mal klarzustellen: Ich verstehe mich super mit ihm. Wir kommen wunderbar klar und haben immer viel Spaß. Dennoch ist es ein wenig entspannter, wenn man ein Einzelzimmer hat. Man kann sich auch mal zurückziehen und hat mal Ruhe, wenn man Ruhe benötigt. Das macht es leichter, sich auf seine Aufgaben und die Spiele zu konzentrieren.

DFB.de: Erinnern Sie sich noch daran, was Sie in den Sekunden vor Ihrer Einwechslung gegen Uruguay gedacht haben.

Höwedes: Ich hatte vorher schon mit Joachim Löw gesprochen. Er hat mir gesagt, dass ich meine Einsatzzeit bekommen werde. Als er mich dann tatsächlich zur Einwechslung zu sich rüber gewunken hat, war es einfach die pure Freude. Ich habe mir vorgenommen, die ersten Minuten im Trikot des A-Teams zu genießen und versucht, möglichst ruhig zu bleiben.

DFB.de: Ist das gelungen? Oder ist der Puls nach oben gerast?

Höwedes: In den ersten Minuten war ich doch sehr nervös. Leider ist mir zu Beginn auch nicht alles gelungen. Aber dann habe ich nach und nach das Gefühl für das Spiel und zunehmend Sicherheit bekommen.

DFB.de: Zurück noch mal zum Pokalsieg mit Schalke. Ist die abgelaufene Saison durch den Pokalsieg insgesamt als erfolgreich zu bewerten?

Höwedes: Nein. Wir dürfen uns davon nicht blenden lassen und nun schönreden, was nicht schön war. Der Abschluss der Saison war super, positiv war sicherlich auch der Einzug ins Halbfinale der Champions League, aber wir haben in der Bundesliga leider enttäuscht. Wir sind unter den Erwartungen geblieben, wir können viel mehr.

DFB.de: Dabei hat Schalke gezeigt, dass die Mannschaft gut und erfolgreich Fußball spielen kann. Weswegen ist es in der Bundesliga nur selten gelungen, dass Potenzial der Mannschaft abzurufen?

Höwedes: Eine genaue Erklärung für diese Diskrepanz habe ich leider nicht. Wenn wir gewusst hätten, woran es liegt, hätten wir daraus unsere Schlüsse ziehen und die Fehler abstellen können. Aber die Saison ist vorbei, die Vergangenheit zählt nicht mehr. Wir müssen künftig unseren Anspruch in allen Wettbewerben erfüllen. Und für die Bundesliga kann das nur heißen, dass wir wieder oben mitspielen wollen.

DFB.de: Als Sie Profi auf Schalke wurden, hatten Sie und andere junge Spieler gestandene Profis wie Fabian Ernst, Mladen Krstajic, Marcelo Bordon und Heiko Westermann als Ansprechpartner. Diese Spieler sind nicht mehr da. Haben Sie mittlerweile die Rollen getauscht, sind Sie jetzt selber ein Spieler, der den ganz jungen Spielern bei der Integration hilft?

Höwedes: Das würde ich sagen, ja. Ich bin jetzt seit elf Jahren in diesem Verein, meine vierte Saison bei den Profis steht bevor. Gewisse Hilfen kann ich also geben, das mache ich auch sehr gerne. Spieler wie Julian Draxler kommen auf mich zu und fragen mich um Rat.

DFB.de: Julian Draxler hat die Schule abgebrochen, Sie hingegen haben Abitur gemacht. Hat er Sie auch in dieser Angelegenheit um Rat gefragt?

Höwedes: Julian geht ja jetzt wieder zu Schule. Ich habe ihm auch dazu geraten, sein Abitur zu machen. Wobei ich ihm auch gesagt habe, dass ihm diese Entscheidung niemand abnehmen kann. Meine Situation lässt sich mit seiner auch nicht vergleichen.

DFB.de: Warum nicht?

Höwedes: Er ist jetzt schon bei den Profis, hat aber noch zwei Jahre in der Schule bis zum Abitur vor sich. Als ich Profi wurde, hat mir nur noch ein halbes Jahr bis zum Abi gefehlt. Außerdem war ich im ersten Jahr zumeist auch nur Einwechselspieler, deswegen war die Belastung nicht ganz so hoch. Trotzdem war es für mich eine sehr harte Zeit, ich hatte unglaublichen Stress und war sehr froh, als es endlich geschafft war. Julian hätte diese Belastung für einen sehr langen Zeitraum, deswegen kann ich gut nachvollziehen, dass diese Entscheidung für ihn schwer ist. Für mich war es aber wichtig, die Schule zu Ende zu machen. Im Fußball kann es schnell gehen, man kann sich verletzten, deswegen war mir eine gewisse Absicherung wichtig.

DFB.de: Überhaupt scheint Ihnen Bildung sehr wichtig zu sein. Sie engagieren sich für das Projekt "Weitblick", das sich in diversen Bildungsprojekten weltweit um gerechte Bildungschancen kümmert. Wie kam es zu Ihrem Engagement?

Höwedes: Ein Freund von mir ist dort engagiert, er hat mir das Projekt vorgestellt und ich war sofort begeistert. Ich finde es toll, dass ich auf diese Weise einen Teil dazu leisten kann, dass Kinder zu Schule gehen können, die diese Möglichkeit sonst nicht hätten.

DFB.de: Sie wurden gemeinsam mit Sami Khedira, Manuel Neuer, Mesut Özil und anderen aktuellen Nationalspielern im Jahr 2009 in Schweden U 21-Europameister. Diese drei betonen gerne, wie wichtig dieser Titel für ihre Karriere war. Ohne Sie wäre dieser Titel nicht möglich gewesen.

Höwedes: Warum?

DFB.de: Weil Sie im entscheidenden Qualifikationsspiel zur EM gegen Frankreich in letzter Sekunde das entscheidende Tor gemacht haben.

Höwedes: Das stimmt zwar, aber eine Mannschaft gewinnt ja immer zusammen. Manuel hat uns damals mit unglaublichen Paraden im Spiel gehalten. Mir war es vergönnt, den Lucky-Punch zu setzen. Das hat mich sehr gefreut, der Titel war aber eine Leistung der ganzen Mannschaft. Man hat schon auf dem Weg zur EM gesehen, dass wir in der Mannschaft Spieler mit überragender Qualität und einen großen Teamgeist hatten. Auch für mich war diese Erfahrung prägend.

DFB.de: War das Tor gegen Frankreich das wichtigste in ihrer bisherigen Karriere?

Höwedes: Schwer zu sagen, die U 21-EM lässt sich kaum mit der Bundesliga vergleichen. Eines der wichtigsten Tore war es auf jeden Fall.

DFB.de: Sie treffen für einen Abwehrspieler generell relativ häufig. Weil Sie zu Beginn der Karriere Stürmer waren?

Höwedes: Kann sein. Bevor ich nach Schalke gekommen bin, habe ich immer als Stürmer gespielt. Auf Schalke hat mein erster Trainer mich nicht richtig zuordnen können. Er hat mich also dorthin gestellt, wo er Bedarf gesehen hat. Das war in der Defensive. Letztendlich war das mein Glück, ich habe so meine Position gefunden. Und heute Spiele ich unglaublich gerne in der Defensive. Aber… [bild2]

DFB.de: …der Drang zum Tor ist noch vorhanden.

Höwedes: Ja. Das wird sich auch nicht ändern. Ich weiß, wie es sich anfühlt, Tore zu erzielen. Und bei Standards zieht es mich immer nach vorne.

DFB.de: Sie haben Ihre Karriere beim TuS Haltern begonnen, so wie Christoph Metzelder auch. Warum ist dieser Verein eine so gute Quelle für Abwehrspieler?

Höwedes: TuS Haltern ist ein Traditionsverein, ähnlich wie Schalke, nur alles eine Nummer kleiner und mit weniger Erfolgen. Ich habe dem Verein viel zu verdanken, auch Christoph hat dies. Deswegen haben wir uns auch für den Verein eingesetzt und finanziell ein bisschen geholfen. Er mehr als ich. Wir haben für gute Rahmenbedingungen gesorgt, hauptsächlich für den Nachwuchs, deswegen hoffe ich, dass künftig noch das eine oder andere Talent aus Haltern seinen Weg machen wird.

DFB.de: Ihr Vater ist in Haltern Co-Trainer. War er in Ihrer Jugend auch mal Ihr Trainer?

Höwedes: Nein, das nicht. Aber mein Vater war in fußballerischen Fragen immer ein wichtiger Ansprechpartner für mich. Sein Feedback war und ist für mich sehr wichtig. Seine Kritik war immer ungeschönt, sie war aber immer konstruktiv. Er hat mir immer gesagt, wenn ich etwas falsch gemacht habe. Das war gut und wichtig für meine Entwicklung.

DFB.de: Die Sie bis in die Nationalmannschaft geführt hat. Am Freitag spielen Sie in der EM-Qualifikation in Wien gegen Österreich. Wie groß sind Ihre Hoffnungen, dass der Bundestrainer auf Sie setzen wird?

Höwedes: Zunächst einmal ist klar, dass der Kader und jeder einzelne Spieler hier eine sehr hohe Qualität hat. Ich werde versuchen, mich im Training so gut wie möglich zu präsentieren. Mein Ziel ist es, mich aufzudrängen und es dem Trainer so schwer wie möglich zu machen.