Bell: "Nur zufrieden, wenn ich am Ende etwas in der Hand halte"

Enttäuschung am letzten Spieltag der Allianz Frauen-Bundesliga, aber Vorfreude auf das Finale der Champions League am Donnerstag. Beim 1. FFC Frankfurt spielen die Gefühle derzeit verrückt. Durch das 1:1 gegen den VfL Wolfsburg hat die Mannschaft von Trainer Colin Bell die Deutsche Meisterschaft nicht gewonnen und auch die direkte Qualifikation für die Champions League verpasst.

Aber am Donnerstag (ab 18 Uhr, live im ZDF und bei Eurosport) im großen Endspiel der Champions League in Berlin haben die Frankfurterinnen doch noch die Möglichkeit, eine komplizierte Saison zu krönen. Im DFB.de-Interview spricht FFC-Trainer Bell über das Endspiel gegen Paris St. Germain. Gleichzeitig wirft der 53-Jährige noch einmal einen Blick zurück auf den dramatischen Endspurt in der Allianz Frauen-Bundesliga.

DFB.de: Herr Bell, bevor wir nach vorne schauen auf das große Endspiel um die Königsklasse, gestatten Sie bitte einen Blick zurück. Nach dem 1:1 in der Allianz Frauen-Bundesliga gegen den VfL Wolfsburg: Was überwiegt bei Ihnen? Der Stolz auf eine starke Rückrunde oder die Enttäuschung über diesen dritten Rang?

Colin Bell: Als Sportler muss man Größe zeigen und auch verlieren können. Heute können wir zusammenfassen, dass zwei Mannschaften einen Tick besser waren als wir. Von daher sage ich ganz deutlich: Herzlichen Glückwunsch dem FC Bayern zur Deutschen Meisterschaft und dem VfL Wolfsburg zum zweiten Platz und der damit verbundenen Qualifikation für die Champions League. Wir würden auch gerne auf einem der ersten beiden Plätze stehen, aber letztlich muss man anerkennen, dass es dafür nicht gereicht hat.

DFB.de: Warum nicht?

Bell: Kurz vor Weihnachten waren wir praktisch weg vom Fenster. Wir hatten sieben Punkte Rückstand auf die Spitze. Es war eine sensationelle Leistung der Mannschaft in den vergangenen Wochen, dass wir überhaupt am letzten Spieltag noch die Chance auf den Titel hatten. Die Entwicklung mit der Aufholjagd stimmt mich glücklich und zuversichtlich. Aber ich bin nur richtig zufrieden, wenn ich am Ende etwas in der Hand halten kann. Das ist uns in der Allianz Frauen-Bundesliga nicht gelungen. Und auch im DFB-Pokal nicht.

DFB.de: Es lag also an der Hinrunde?

Bell: Ja, ganz klar. Wir mussten eine Lernphase durchmachen. Es hat etwas gedauert, bis wir uns gefunden hatten. Man darf nicht vergessen, dass wir trotz aller Qualität einen sehr dünnen Kader haben. Bei uns stehen 15 sehr gute Bundesligaspielerinnen unter Vertrag, danach wird es eng. Einige Ausfälle haben uns sehr weh getan.

DFB.de: Sind Sie also jetzt niedergeschlagen?

Bell: Ja, etwas schon. Wir haben gegen Wolfsburg ein sehr intensives Duell gesehen. In der ersten Halbzeit und in der Schlussphase waren wir die bessere Mannschaft. Ich denke, ein Sieg wäre nicht unverdient gewesen. Aber durch einen krassen individuellen Fehler haben wir uns um den Lohn unserer Mühen gebracht. So ist Fußball. Jetzt sind wir etwas enttäuscht. Aber am Donnerstag steht ja für uns noch der Saisonhöhepunkt auf dem Programm...



Enttäuschung am letzten Spieltag der Allianz Frauen-Bundesliga, aber Vorfreude auf das Finale der Champions League am Donnerstag. Beim 1. FFC Frankfurt spielen die Gefühle derzeit verrückt. Durch das 1:1 gegen den VfL Wolfsburg hat die Mannschaft von Trainer Colin Bell die Deutsche Meisterschaft nicht gewonnen und auch die direkte Qualifikation für die Champions League verpasst.

Aber am Donnerstag (ab 18 Uhr, live im ZDF und bei Eurosport) im großen Endspiel der Champions League in Berlin haben die Frankfurterinnen doch noch die Möglichkeit, eine komplizierte Saison zu krönen. Im DFB.de-Interview spricht FFC-Trainer Bell über das Endspiel gegen Paris St. Germain. Gleichzeitig wirft der 53-Jährige noch einmal einen Blick zurück auf den dramatischen Endspurt in der Allianz Frauen-Bundesliga.

DFB.de: Herr Bell, bevor wir nach vorne schauen auf das große Endspiel um die Königsklasse, gestatten Sie bitte einen Blick zurück. Nach dem 1:1 in der Allianz Frauen-Bundesliga gegen den VfL Wolfsburg: Was überwiegt bei Ihnen? Der Stolz auf eine starke Rückrunde oder die Enttäuschung über diesen dritten Rang?

Colin Bell: Als Sportler muss man Größe zeigen und auch verlieren können. Heute können wir zusammenfassen, dass zwei Mannschaften einen Tick besser waren als wir. Von daher sage ich ganz deutlich: Herzlichen Glückwunsch dem FC Bayern zur Deutschen Meisterschaft und dem VfL Wolfsburg zum zweiten Platz und der damit verbundenen Qualifikation für die Champions League. Wir würden auch gerne auf einem der ersten beiden Plätze stehen, aber letztlich muss man anerkennen, dass es dafür nicht gereicht hat.

DFB.de: Warum nicht?

Bell: Kurz vor Weihnachten waren wir praktisch weg vom Fenster. Wir hatten sieben Punkte Rückstand auf die Spitze. Es war eine sensationelle Leistung der Mannschaft in den vergangenen Wochen, dass wir überhaupt am letzten Spieltag noch die Chance auf den Titel hatten. Die Entwicklung mit der Aufholjagd stimmt mich glücklich und zuversichtlich. Aber ich bin nur richtig zufrieden, wenn ich am Ende etwas in der Hand halten kann. Das ist uns in der Allianz Frauen-Bundesliga nicht gelungen. Und auch im DFB-Pokal nicht.

DFB.de: Es lag also an der Hinrunde?

Bell: Ja, ganz klar. Wir mussten eine Lernphase durchmachen. Es hat etwas gedauert, bis wir uns gefunden hatten. Man darf nicht vergessen, dass wir trotz aller Qualität einen sehr dünnen Kader haben. Bei uns stehen 15 sehr gute Bundesligaspielerinnen unter Vertrag, danach wird es eng. Einige Ausfälle haben uns sehr weh getan.

DFB.de: Sind Sie also jetzt niedergeschlagen?

Bell: Ja, etwas schon. Wir haben gegen Wolfsburg ein sehr intensives Duell gesehen. In der ersten Halbzeit und in der Schlussphase waren wir die bessere Mannschaft. Ich denke, ein Sieg wäre nicht unverdient gewesen. Aber durch einen krassen individuellen Fehler haben wir uns um den Lohn unserer Mühen gebracht. So ist Fußball. Jetzt sind wir etwas enttäuscht. Aber am Donnerstag steht ja für uns noch der Saisonhöhepunkt auf dem Programm...

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DFB.de: ... das Endspiel um die Champions League. Welchen Stellenwert hat dieser mögliche Titel für Sie als Trainer?

Bell: Im Vereinsfrauenfußball ist das Champions-League-Finale das größte Event, das man erreichen kann. Wann steht man schon mal in seiner Karriere in einem europäischen Endspiel? Der Stellenwert ist daher ganz weit oben anzusiedeln.

DFB.de: Wäre es also auch der größte Erfolg ihre Karriere?

Bell: Ja, auf alle Fälle. Ich stand noch nie in solch einem Finale, weder als Spieler noch als Trainer. Von daher ist es auch das bisherige Highlight meiner Karriere.

DFB.de: Und Frankfurt könnte sich als Titelverteidiger doch noch für ein weiteres Jahr in der Champions League qualifizieren.

Bell: Auch das ist jetzt natürlich unser Ziel. Aber in erster Linie geht es um diesen grandiosen Titel, den wir unbedingt holen wollen. Wir brauchen einen sehr, sehr guten Tag - wir müssen mindestens so überzeugend auftreten wie gegen Wolfsburg.

DFB.de: Wie ist die Stimmung im FFC-Umfeld vor der Partie?

Bell: Man merkt sehr deutlich, was es für ganzen Verein bedeutet, zum sechsten Mal in einem Champions-League-Finale zu stehen. Der 1. FFC Frankfurt hat eine lange und erfolgreiche Tradition in diesem Wettbewerb, doch es wird immer schwerer, sich als reiner Frauenfußballverein zu behaupten. Alle FFC-Mitarbeiter - von unserem Manager bis zum U 13-Trainer - sind einfach riesig stolz, dass der Verein wieder bis ins Endspiel gekommen ist.

DFB.de: Wie geht es Ihnen persönlich: Spüren Sie bereits die Anspannung?

Bell: Ich spüre eher eine große Vorfreude auf das, was vor uns liegt. In den letzten Jahren habe ich das Champions-League-Finale vor dem Fernseher verfolgt - diesmal ist meine Mannschaft dabei. Da ist kein Platz für negative Gefühle wie Anspannung oder Druck. Man arbeitet doch dafür, um so etwas erleben zu können.

DFB.de: Was erwarten Sie von der Begegnung mit Paris?

Bell: Ich erwarte eine enge Partie zweier europäischer Topmannschaften, die sich nichts schenken und um jeden Zentimeter kämpfen werden. Es wird möglicherweise auf Kleinigkeiten ankommen, daher ist absolute Konzentration über 90 Minuten gefragt - vielleicht ja auch länger. Und ich erwarte eine tolle Kulisse in einem ausverkauften Stadion in Berlin.

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DFB.de: Wie schätzen Sie den Gegner ein?

Bell: Paris Saint-Germain ist eine äußert zweikampfstarke, aggressive Mannschaft, die über einige schnelle Spielerinnen verfügt. Sie hat das Halbfinalhinspiel in Wolfsburg in allen Belangen dominiert - das war schon sehr beeindruckend. Wir müssen in den Zweikämpfen hellwach sein und versuchen, das Spiel im Mittelfeld an uns zu reißen.

DFB.de: Haben Sie den Pariser Halbfinalerfolg gegen Wolfsburg noch einmal analysiert?

Bell: Die Gegneranalyse ist bei uns ein fester Bestandteil der Vorbereitung - egal, ob wir gegen Herford oder gegen Paris spielen. Natürlich haben wir beide Spiele analysiert, und ich war auch persönlich beim Rückspiel vor Ort, um mir ein Bild von unserem Finalgegner zu machen.

DFB.de: Bei PSG stehen einige deutsche Spielerinnen unter Vertrag, unter anderem Lira Alushi, die Sie in Frankfurt noch betreut haben. Gibt das dem Aufeinandertreffen eine besondere Note?

Bell: Dass bei unserem Gegner eine ehemalige FFC-Spielerin auf dem Platz stehen könnte, spielt für mich überhaupt keine Rolle. Mit Lira habe ich sehr gerne zusammengearbeitet, und wenn es nach mir gegangen wäre, würde sie noch heute bei uns spielen. Aber sie hat sich für eine neue Herausforderung entschieden, und das ist absolut okay.

DFB.de: Ihr Einzug ins Endspiel glich einem Spaziergang: Im Halbfinale in der Gesamtwertung 13:0 gegen Bröndby, vorher kumuliert 12:0 im Viertelfinale gegen Bristol. War der FFC so stark oder die Gegner eher so schwach?

Bell: Wir haben uns auf jeden Gegner professionell vorbereitet und die Spiele nicht zufällig so deutlich gewonnen. Ich sehe es auch nicht so, dass die Gegner so schwach waren: Bröndby IF etwa hat im Viertelfinale Linköpings ausgeschaltet - ein schwedisches Spitzenteam, das in der Liga wiederum zweimal gegen Rosengard gewinnen konnte. Grundsätzlich können wir nichts für die Auslosung und müssen uns daher auch bei niemandem dafür entschuldigen.

DFB.de: In den vergangenen sieben Jahren stand immer ein deutscher Klub im Endspiel, fünfmal kam der Sieger in dieser Zeit aus Deutschland. Zeigt das auch die Dominanz des deutschen Frauenfußballs in Europa?

Bell: Der deutsche Frauenfußball zählt zur absoluten Spitze - in Europa und weltweit. Aber das ist keine Garantie für die Zukunft: Die französischen Topklubs PSG und Olympique Lyon werden auch künftig um den Champions-League-Titel mitspielen, auch in England rüsten einige Klubs momentan auf. Und Schweden war immer schon konkurrenzfähig - man denke an Umea, Malmö, zuletzt Tyresö - und wird es auch weiterhin sein.

DFB.de: Kurz nach dem Endspiel beginnt für viele Ihrer Spielerinnen die Vorbereitung auf die Weltmeisterschaft in Kanada. Was ist bei dem Turnier möglich?

Bell: Deutschland hat das Potenzial, den Titel zu holen, das steht für mich außer Frage. Die Hauptkonkurrenten werden Frankreich und die USA sein.