Beinlich: "Laufen, kratzen und beißen!"

Wenn der Drittligist Hansa Rostock am kommenden Montag, 14. August (ab 20.45 Uhr, live in der ARD und auf Sky) in der 1. Runde des DFB-Pokals auf den Europa-League-Teilnehmer Hertha BSC trifft, schlagen in der Brust von Stefan "Paule" Beinlich zwei Herzen. Mit den Mecklenburgern schaffte der 45-Jährige als Spieler zweimal den Bundesliga-Aufstieg (1995 und 2007) und feierte zudem als Manager des Klubs 2011 den Sprung in die 2. Liga. Bei der Hertha stand der gebürtige Berliner von 2000 bis 2003 unter Vertrag.

In die Hauptstadt hat Beinlich, der für Hansa, Hertha, Bayer Leverkusen und den Hamburger SV insgesamt 288 Mal in der Bundesliga auflief und fünf Länderspiele bestritt, noch immer viele freundschaftliche und familiäre Verbindungen. Sesshaft geworden ist der frühere Mittelfeldspieler dennoch in Rostock. Nach seinem Rücktritt als Hansa-Manager 2012 ("Ich habe nach dem Abstieg als Verantwortlicher die Konsequenzen gezogen") arbeitete Beinlich zwischenzeitlich als ehrenamtlicher Geschäftsführer für den 1. Leichtathletik Verein Rostock (LAV). Eine Knieoperation sowie eine sechsmonatige Reha zwangen den 45-Jährigen, diese Tätigkeit aufzugeben.

Stadionbesuche gehören nicht mehr zu seinem Alltag. "Ich schaue mir die Spiele gemütlich auf der Couch an", sagt Beinlich. Auch das Duell seiner Ex-Klubs wird er nicht vor Ort verfolgen. Sein Interesse am Werdegang beider Vereine ist aber nach wie vor groß. Im Interview mit DFB.de blickt Beinlich auf die Partie voraus und nimmt Stellung zu den Entwicklungen von Hansa und Hertha.

DFB.de: Herr Beinlich, Sie haben in Ihrer Laufbahn viele DFB-Pokalspiele bestritten. Erinnern Sie sich noch an den 27. November 2001?

Beinlich: (überlegt) Da muss ich zumindest bei Hertha gespielt haben.

DFB.de: Seinerzeit traten Sie mit der Hertha zum Zweitrundenspiel beim Drittligisten Rot-Weiß Erfurt an. Sie trafen zum 1:0, wurden dann in der Pause gegen Pal Dardai ausgwechselt, der in der Verlängerung den 2:1-Siegtreffer erzielte.

Beinlich: Da kann ich mich nicht mehr dran erinnern. Und da habe ich auch noch ein Tor gemacht? Das ist ja eine Katastrophe. (lacht)

DFB.de: Es war eines dieser typischen Duelle David gegen Goliath. Hatten Sie vor solchen Spielen ein mulmiges Gefühl in der Magengegend?

Beinlich: Nein, ein mulmiges Gefühl hatte ich auf keinen Fall. Aber du weißt, du kannst in diesen Spielen nur verlieren. Du musst zu 100 Prozent konzentriert in diese Spiele gehen. Laufen, Kratzen und Beißen können Sie alle bis runter in die 4. Liga. Wenn es da nach 70 Minuten noch 0:0 steht, wird es sehr schwer.

DFB.de: Inzwischen arbeitet Ihr früherer Mitspieler Pal Dardai erfolgreich als Hertha-Trainer und tritt mit dem Klub in der 1. Runde bei Hansa an. Für welchen Verein schlägt Ihr Herz in diesem Duell?

Beinlich: Mit Hansa verbinde ich sehr, sehr viel. Ich bin zweimal als Spieler und einmal als Manager mit dem Klub aufgestiegen. Die Berliner hören es sicher nicht gerne, aber natürlich drücke ich Hansa die Daumen. Es ist eine große Chance für den Verein, etwas fürs Image zu tun und natürlich auch etwas zusätzliches Geld einzunehmen.



Wenn der Drittligist Hansa Rostock am kommenden Montag, 14. August (ab 20.45 Uhr, live in der ARD und auf Sky) in der 1. Runde des DFB-Pokals auf den Europa-League-Teilnehmer Hertha BSC trifft, schlagen in der Brust von Stefan "Paule" Beinlich zwei Herzen. Mit den Mecklenburgern schaffte der 45-Jährige als Spieler zweimal den Bundesliga-Aufstieg (1995 und 2007) und feierte zudem als Manager des Klubs 2011 den Sprung in die 2. Liga. Bei der Hertha stand der gebürtige Berliner von 2000 bis 2003 unter Vertrag.

In die Hauptstadt hat Beinlich, der für Hansa, Hertha, Bayer Leverkusen und den Hamburger SV insgesamt 288 Mal in der Bundesliga auflief und fünf Länderspiele bestritt, noch immer viele freundschaftliche und familiäre Verbindungen. Sesshaft geworden ist der frühere Mittelfeldspieler dennoch in Rostock. Nach seinem Rücktritt als Hansa-Manager 2012 ("Ich habe nach dem Abstieg als Verantwortlicher die Konsequenzen gezogen") arbeitete Beinlich zwischenzeitlich als ehrenamtlicher Geschäftsführer für den 1. Leichtathletik Verein Rostock (LAV). Eine Knieoperation sowie eine sechsmonatige Reha zwangen den 45-Jährigen, diese Tätigkeit aufzugeben.

Stadionbesuche gehören nicht mehr zu seinem Alltag. "Ich schaue mir die Spiele gemütlich auf der Couch an", sagt Beinlich. Auch das Duell seiner Ex-Klubs wird er nicht vor Ort verfolgen. Sein Interesse am Werdegang beider Vereine ist aber nach wie vor groß. Im Interview mit DFB.de blickt Beinlich auf die Partie voraus und nimmt Stellung zu den Entwicklungen von Hansa und Hertha.

DFB.de: Herr Beinlich, Sie haben in Ihrer Laufbahn viele DFB-Pokalspiele bestritten. Erinnern Sie sich noch an den 27. November 2001?

Beinlich: (überlegt) Da muss ich zumindest bei Hertha gespielt haben.

DFB.de: Seinerzeit traten Sie mit der Hertha zum Zweitrundenspiel beim Drittligisten Rot-Weiß Erfurt an. Sie trafen zum 1:0, wurden dann in der Pause gegen Pal Dardai ausgwechselt, der in der Verlängerung den 2:1-Siegtreffer erzielte.

Beinlich: Da kann ich mich nicht mehr dran erinnern. Und da habe ich auch noch ein Tor gemacht? Das ist ja eine Katastrophe. (lacht)

DFB.de: Es war eines dieser typischen Duelle David gegen Goliath. Hatten Sie vor solchen Spielen ein mulmiges Gefühl in der Magengegend?

Beinlich: Nein, ein mulmiges Gefühl hatte ich auf keinen Fall. Aber du weißt, du kannst in diesen Spielen nur verlieren. Du musst zu 100 Prozent konzentriert in diese Spiele gehen. Laufen, Kratzen und Beißen können Sie alle bis runter in die 4. Liga. Wenn es da nach 70 Minuten noch 0:0 steht, wird es sehr schwer.

DFB.de: Inzwischen arbeitet Ihr früherer Mitspieler Pal Dardai erfolgreich als Hertha-Trainer und tritt mit dem Klub in der 1. Runde bei Hansa an. Für welchen Verein schlägt Ihr Herz in diesem Duell?

Beinlich: Mit Hansa verbinde ich sehr, sehr viel. Ich bin zweimal als Spieler und einmal als Manager mit dem Klub aufgestiegen. Die Berliner hören es sicher nicht gerne, aber natürlich drücke ich Hansa die Daumen. Es ist eine große Chance für den Verein, etwas fürs Image zu tun und natürlich auch etwas zusätzliches Geld einzunehmen.

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DFB.de: Hansa ist schon seit einigen Wochen im Punktspielbetrieb, während es für Hertha das erste Pflichtspiel in der neuen Saison ist. Ist das die große Chance für den Außenseiter?

Beinlich: Es ist definitiv ein Vorteil, wenn du schon ein paar Spiele gemacht hast. Du weißt schon, wo du stehst. Das ist schon etwas anderes, als wenn du direkt aus der Vorbereitung kommst. Zudem ist Hansa gut in die 3. Liga gestartet. Ich hoffe, dass sie jetzt nachlegen.

DFB.de: Welche Komponenten müssen zusammenkommen, um die Sensation zu schaffen?

Beinlich: Es muss an so einem Tag alles passen. Wenn Hansa es schafft, Hertha so zu bekämpfen und auch zu bespielen, dass sie anfangen zu überlegen, haben sie natürlich eine Chance. Sie müssen kratzen, beißen und spucken – aber das gilt für Hertha genauso. Wenn es normal läuft, verliert Rostock mit zwei, drei Toren. Aber in einem Spiel kann alles passieren.

DFB.de: Sie haben drei Jahre mit Pal Dardai bei der Hertha zusammengespielt. War es damals schon abzusehen, dass er eine Trainerlaufbahn einschlagen würde? Und wie war er so als Typ?

Beinlich: Nein, das war damals nicht absehbar. Er war ja auch noch ein junger Spieler und hat darüber auch nicht gesprochen. Als Typ war er geradlinig, offen, ehrlich und immer geradeaus.

DFB.de: Am 3. September treten Sie mit den Hansa-Aufstiegshelden von 2007 im Ostseestadion zu einem Spiel gegen eine Allstar-Mannschaft des Klubs an. Was überwiegt bei Ihnen, wenn Sie an die Partie denken? Die Erinnerungen an die erfolgreichen Rostocker Zeiten oder Wehmut, dass der Glanz dieser Tage schon seit geraumer Zeit verblasst ist?

Beinlich: Das ist ja wie ein Klassentreffen, wenn man überlegt, wie alt wir alle geworden sind. Jeder, der da sein wird, gönnt und wünscht es dem Verein, dass er wieder in die 2. Liga aufsteigt. Mehr können wir nicht tun.

DFB.de: Warum gelang es Hansa nicht, sich länger in der Bundesliga oder nach dem Abstieg in der 2. Liga zu etablieren?

Beinlich: Das kann ich von außen nicht sagen. Zunächst einmal Hut ab, dass man zehn Jahre die Bundesliga gehalten hat. Wir haben hier nicht viele Sponsoren, die hier viel Geld in den Verein stecken können. Jetzt geht es darum, den Schritt in die 2. Liga zu gehen. Dann würde es darum gehen, die Klasse zu halten. Du brauchst Zeit, um ein Fundament gießen zu können. Die, die heute im Amt sind, tun bestimmt alles, um den Verein wieder in die 2. Liga zu führen. Man muss probieren, ganz Mecklenburg-Vorpommern mit ins Boot zu bekommen.

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DFB.de: In diesem Sommer gab es im Rostocker Kader zum wiederholten Mal seit dem Zweitliga-Abstieg 2012 einen größeren Umbruch. Was trauen Sie der neu formierten Mannschaft zu?

Beinlich: Sie haben ja gegen den Abstieg gespielt. Insofern finde ich es völlig in Ordnung, einen gewissen Schnitt zu machen. Im Moment ist der Start geglückt. Viele von den neuen Spielern kenne ich nicht. Aber was man so hört, funktioniert das sehr, sehr gut. Schauen wir mal, wie es weitergeht. Man sollte der Mannschaft Zeit geben und gucken, was passiert. In der 3. Liga ist entscheidend, dass du ein kompaktes Team hast, das bei Problemen nicht auseinanderbricht. Die Jungs heutzutage haben es bei Hansa aber auch nicht leicht. Sie werden von den Fans immer wieder mit den Spielern aus der Bundesliga-Zeit verglichen.

DFB.de: Wie schätzen Sie die Aussichten von Hansa für die kommenden Jahre ein?

Beinlich: Die 3. Liga ist schwer zu finanzieren. Es würde mich freuen, wenn sie oben mitspielen könnten. Alles andere ist Spekulation. Wenn man den sportlichen Erfolg hat, kommen die anderen Dinge von selbst.

DFB.de: Gab es von Hansa-Seite nach Ihrem Rücktritt als Manager 2012 noch mal einen Versuch, Sie für eine andere Aufgabe im Verein zu gewinnen?

Beinlich: Nein.

DFB.de: Können Sie sich eine Rückkehr ins Fußball-Geschäft vorstellen?

Beinlich: Man weiß ja nie, was irgendwann mal kommen wird. Ich bin aber eigentlich ganz glücklich mit meinem Leben.

DFB.de: Auch Hertha hatte lange Zeit mit sportlichen und finanziellen Turbulenzen zu kämpfen, stieg nach dem Weggang zwischenzeitlich sogar zweimal in die 2. Liga ab. Was lief dort falsch?

Beinlich: Da bin ich zu weit weg, um das beurteilen zu können.

DFB.de: Inzwischen scheint es, als ob sich die Hertha auf allen Ebenen stabilisiert hat. Können die Berliner mittel- oder langfristig sogar ein Meisterschaftsanwärter werden?

Beinlich: Ich gehe davon aus, dass das immer das Ziel sein wird. Das ist aber ein langer Weg. Da geht es ja auch um ein neues Stadion, in dem dann noch einmal eine andere Atmosphäre sein würde. Zunächst einmal spielen sie jetzt wieder international. Aber die Bundesliga hat natürlich Priorität. Als Manager muss man immer von Halbjahr zu Halbjahr schauen.

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DFB.de: Wo liegen die größten Unterschiede zwischen der Hertha und Hansa?

Beinlich: Die Identifikation der Fans ist bei beiden Vereinen sehr, sehr hoch. Ansonsten kann man beide Vereine nicht vergleichen. Man hat auf der einen Seite Berlin mit 4,3 Millionen Einwohnern und dann auf der anderen ganz Mecklenburg-Vorpommern mit 1,7 Millionen. Das ist wie Äpfel und Birnen zu vergleichen. Hertha hat ganz andere finanzielle Möglichkeiten. Hansa muss es schaffen, mit ganz beschränkten Mitteln das Optimum herauszuholen.

DFB.de: Was in den vergangenen Jahren nur bedingt gelang...

Beinlich: Das Scouting-System ist viel professioneller geworden. Den großen Klubs bleibt kein Talent mehr verborgen. Die wissen doch mittlerweile schon, was Spieler XY zum Mittag isst. (lacht) Es ist für die kleineren Vereine wesentlich schwerer geworden als vor 20 Jahren. Sie müssen sich nach den Spielern umschauen, die übrig bleiben – ob die nun aus den U 23- oder U 19-Mannschaften kommen.

DFB.de: Wie sehr sich das Fußball-Geschäft verändert hat, zeigt sich auch am Transfer von Neymar vom FC Barcelona zu Paris Saint-Germain. Sind 222 Millionen Euro Ablöse für einen Fußballer noch nachvollziehbar?

Beinlich: Es ist utopisch, nicht greifbar und schwierig nachvollziehbar. Aber es ist ein Teil der gesellschaftlichen Entwicklung. Wenn es Angebot und Nachfrage gibt, wird so etwas realisiert. Und im Fußball refinanzieren sich solche Transfers ja durch Trikot-Verkäufe etc. Daher möchte ich da auch nicht mit den Finger drauf zeigen.

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