Beckenbauer: "Zwanziger ist ein würdiger Nachfolger"

DFB.de: Halten Sie die europäische Besetzung des FIFA-Präsidenten für die richtige Lösung?

Beckenbauer: Klar, man kennt sich. Sepp Blatter ist ein Freund der Deutschen und des deutschen Fußballs. Er hat uns, wie umgekehrt wir Deutschen ihn, immer unterstützt. Viele Europäer sehen das genauso. Doch die FIFA besteht nicht nur aus Europa.

DFB.de: Die europäische Lösung könnte dann heißen: Noch vier Jahre Blatter und dann Michel Platini?

Beckenbauer: Es ist sicherlich so angedacht, dass Michel Platini nach Sepp Blatters letzter Amtszeit 2015 als FIFA-Präsident antritt. Ich traue Michel dies zu. Er hat sich unglaublich entwickelt und die UEFA, die ja nicht einfach zu führen ist, in einen sehr, sehr stabilen Zustand gebracht. Ich denke, er wäre auch ein guter FIFA-Präsident. Doch man muss abwarten. Wenn Sepp Blatter am 1. Juni wiedergewählt wird, dann könnte dieser Plan aufgehen. Wenn nicht, dann wird es für die FIFA eine andere Zukunft geben.

DFB.de: Sepp Blatter strebt mit 75 Jahren seine vierte Amtszeit als Präsident an. Sie treten mit 65 Jahren aus allen nationalen und internationalen Führungsgremien zurück. Warum eigentlich?

Beckenbauer: Einzig und allein aus privaten Gründen. Ich habe eine junge Familie mit zwei kleinen Kindern, zehn und sieben Jahre alt. Ich möchte ganz einfach nicht mehr so viel unterwegs sein. 2010 war ich allein zweieinhalb Monate für die FIFA und UEFA auf Reisen. Die Zeit möchte ich in Zukunft mit meiner Familie verbringen, nachdem mich der Fußball während meiner ersten Ehe daran gehindert hatte, meine drei Söhne aufwachsen zu sehen. Wenn ich keine Familie hätte, würde ich genauso handeln wie Sepp Blatter und wäre bei der FIFA und UEFA geblieben, weil es mir dort sehr gut gefällt.

Wie Franz Beckenbauer seine private Zukunft mit und ohne Fußball sieht und was er von der Frauen-WM 2011 in Deutschland erwartet, lesen Sie im noch diese Woche erscheinenden DFB-Journal!

[wt]


[bild1]

Im November 2009 dankte er als Präsident des FC Bayern ab. In diesen Wochen legt Franz Beckenbauer auch seine anderen Ämter in den nationalen und internationalen Führungsgremien nieder.

Im DFB.de-Gespräch der Woche mit Redakteur Wolfgang Tobien nennt der 65-Jährige die Gründe für seine Abschiedstournee und erklärt, was seinen Nachfolger Dr. Theo Zwanziger bei der FIFA erwartet. Außerdem spricht Beckenbauer über Joseph S. Blatter und Michel Platini, die wichtigsten Fußballfunktionäre.

DFB.de: Herr Beckenbauer, am 22. März hat man Sie in Paris zum letzten Mal in der offiziellen UEFA-Uniform gesehen. Was machen Sie jetzt mit dem schicken dunklen Anzug und der modisch gestreiften Krawatte?

Franz Beckenbauer: Der Anzug ist wirklich elegant. Gerne würde ich ihn hin und wieder mal privat anziehen, muss ihn aber leider in Zukunft im Schrank hängen lassen.

DFB.de: Wieso das?

Beckenbauer: Weil das UEFA-Wappen nicht aufgenäht, sondern irgendwie eingestickt ist. Es lässt sich nicht abtrennen. Ich glaube, das ist Absicht, damit du den Anzug nicht anderweitig verwendest.

DFB.de: Ihre Verabschiedung aus der UEFA-Exekutive im Grand Palais an den Champs-Élysées war für alle Beobachter sehr stilvoll. Empfanden Sie das auch so?

Beckenbauer: Absolut. Das haben sie sehr schön gemacht. Michel Platini hat sehr nette Worte gefunden, zusammen mit dem Videobeitrag, den sie für mich extra zusammengestellt haben. Ich war ja nur vier Jahre im Exko dabei. Und dann eine solche Verabschiedung! Ich habe mich sehr darüber gefreut.

DFB.de: Ihre rasante Abschiedstournee, die am 11. März vor dem DFB-Präsidium in Frankfurt begann, wird nach dem Zwischenstopp in Paris nunmehr am 1. Juni bei der FIFA in Zürich enden. Mit welchem persönlichen Resümee werden Sie dort Ihr Amt im Exekutivkomitee niederlegen?

Beckenbauer: Es waren auf keinen Fall vier verlorene Jahre. Im Gegenteil! Ich denke, dass wir vor allem in der Fußballkommission viele wichtige Themen auf den Weg und einige sogar zur Verabschiedung gebracht haben. Das Wichtigste für mich persönlich war, dass ich ein sehr gutes und teilweise sogar freundschaftliches Verhältnis mit vielen Exko-Mitgliedern aufbauen konnte. Das wird so bleiben.

DFB.de: DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger wird Sie in der "FIFA-Regierung" beerben. Was erwartet ihn dort?

Beckenbauer: Er selbst hat mir auch schon diese Frage gestellt. Er wird dort in ein sehr vielschichtiges und dennoch homogenes Gremium eintreten, das unglaublich zusammenhält. Es kommt mir immer vor wie ein Extrakt der Vereinten Nationen, in dem alle Kulturen, alle Religionen der Welt vertreten sind. Ich finde das spannend, spannender als in der UEFA, deren Charakter im Prinzip europäisch ist. Ich kann nur Positives über das FIFA-Exekutivkomitee berichten. Wie ich Theo Zwanziger kenne, wird er dort mit seiner Art sehr gut ankommen. Er ist der richtige Mann für solch eine Aufgabe, ein würdiger Nachfolger.

DFB.de: Mit welchen konkreten Aufgaben könnte Zwanziger dort betraut werden?

Beckenbauer: Das muss er mit Sepp Blatter besprechen. Da er ja ein Verfechter des Frauenfußballs ist, könnte er meine Aufgabe als Vorsitzender der Organisationskommission für die U 20- und U 17-Frauen-Welmeisterschaften übernehmen. Diesen Job habe ich sehr gerne gemacht, da tut sich was. Oder er übernimmt mit seinem juristischen Background eine Führungsaufgabe im Rechts- oder Finanzbereich.

DFB.de: In Zürich wird der FIFA-Kongress am 1. Juni vor allem über den künftigen Präsidenten entscheiden. Was glauben Sie: Wiederwahl von Blatter oder Inthronisierung von Bin-Hammam?

Beckenbauer: Wenn Mohamed Bin-Hammam sich entscheidet zu kandidieren, und er hat sich ja entschieden, dann macht er dies nicht ohne das Wissen, Freunde, Unterstützer und eine reelle Chance zu haben. Deswegen sage ich: Sepp Blatter wird um seine Wiederwahl kämpfen müssen.

DFB.de: Halten Sie die europäische Besetzung des FIFA-Präsidenten für die richtige Lösung?

[bild2]

Beckenbauer: Klar, man kennt sich. Sepp Blatter ist ein Freund der Deutschen und des deutschen Fußballs. Er hat uns, wie umgekehrt wir Deutschen ihn, immer unterstützt. Viele Europäer sehen das genauso. Doch die FIFA besteht nicht nur aus Europa.

DFB.de: Die europäische Lösung könnte dann heißen: Noch vier Jahre Blatter und dann Michel Platini?

Beckenbauer: Es ist sicherlich so angedacht, dass Michel Platini nach Sepp Blatters letzter Amtszeit 2015 als FIFA-Präsident antritt. Ich traue Michel dies zu. Er hat sich unglaublich entwickelt und die UEFA, die ja nicht einfach zu führen ist, in einen sehr, sehr stabilen Zustand gebracht. Ich denke, er wäre auch ein guter FIFA-Präsident. Doch man muss abwarten. Wenn Sepp Blatter am 1. Juni wiedergewählt wird, dann könnte dieser Plan aufgehen. Wenn nicht, dann wird es für die FIFA eine andere Zukunft geben.

DFB.de: Sepp Blatter strebt mit 75 Jahren seine vierte Amtszeit als Präsident an. Sie treten mit 65 Jahren aus allen nationalen und internationalen Führungsgremien zurück. Warum eigentlich?

Beckenbauer: Einzig und allein aus privaten Gründen. Ich habe eine junge Familie mit zwei kleinen Kindern, zehn und sieben Jahre alt. Ich möchte ganz einfach nicht mehr so viel unterwegs sein. 2010 war ich allein zweieinhalb Monate für die FIFA und UEFA auf Reisen. Die Zeit möchte ich in Zukunft mit meiner Familie verbringen, nachdem mich der Fußball während meiner ersten Ehe daran gehindert hatte, meine drei Söhne aufwachsen zu sehen. Wenn ich keine Familie hätte, würde ich genauso handeln wie Sepp Blatter und wäre bei der FIFA und UEFA geblieben, weil es mir dort sehr gut gefällt.

Wie Franz Beckenbauer seine private Zukunft mit und ohne Fußball sieht und was er von der Frauen-WM 2011 in Deutschland erwartet, lesen Sie im noch diese Woche erscheinenden DFB-Journal!