Bayers Berliner: Bellarabis besondere Bindung zum "B"

Regelmäßig stellt DFB.de einen Spieler des A-Teams vor, für den am Wochenende Außergewöhnliches ansteht. Diesmal: Karim Bellarabi, der mit Bayer Leverkusen heute (ab 15.30 Uhr, live bei Sky) in seiner Geburtsstadt Berlin aufschlägt.

Wer die Stationen der Vita von Karim Bellarabi betrachtet, kann eine gewisse Affinität zum Buchstaben B nicht übersehen. Berlin, Bremen, Braunschweig, Bayer, Braunschweig, Bayer - und das sind nur wenige Beispiele, es gibt noch weitere: Sein erstes Champions League-Tor erzielte Bellarabi in Barcelona. Diese Häufung an B's ist bemerkenswert, besonders beim Blick auf diese Statstik: Der Buchstabe B besitzt in deutschen Texten eine durchschnittliche Häufigkeit von 1,89 Prozent. Viel ist das nicht. Ändern würde sich dies, würde noch mehr über Bayers Ballkünstler berichtet. Erst Recht, wenn dieser bei seiner B-Linie bleibt, etwa wenn sich Bellarabi in Bälde nach Belarussland begibt und eine neue Herausforderung bei BATE Borissow beginnt.

100 Prozent ausgeschlossen ist das nicht, wahrscheinlich ist es aber kaum. Wahrscheinlich sogar noch weniger als 1,89 Prozent. Denn Bellarabi fühlt sich in der Bundesliga und in Leverkusen ziemlich gut aufgehoben. Seine Geschichte ist ja nach wie vor bemerkenswert. Die Karriere verlief zunächst mehr oder weniger gradlinig. Mit einer Ausnahme: Die Jugend von Werder verließ er im jugendlichen Trotz, nachdem einem Mitspieler "seine" Nummer neun zugewiesen wurde. Über den FC Oberneuland landete er bei Eintracht Braunschweig und damit im Profibereich. Ungewöhnlich wird seine Vita durch das Tempo seines Aufstiegs und eine Verletzung. Nach nur zwei Jahren in Braunschweig klopfte Leverkusen an, Bellarabi wechselte im Jahr 2011 zur Werkself und fand sich auf einmal in der Champions League wieder. Im Schnelldurchlauf: Vom Bolzplatz aus einem Bremer Problemviertel über die 3. Liga zu einem Spitzenteam der Bundesliga und ab in die Königsklasse.

Erst Bruch, dann Nationalspieler

Dann kam ein Bruch. Genauer: eine Entzündung. Ab Oktober 2012 war Bellarabi für fast ein Jahr durch eine Schambeinentzündung außer Gefecht gesetzt. Im Rückblick sieht er diese Monate als wertvoll an. "Im Nachhinein kann ich sagen, dass ich diese Zeit vielleicht sogar gebraucht habe", sagt er. "Ich habe vor allem gelernt, dankbar zu sein, wenn man wirklich fit ist. Und dass man seinen Körper, sein Kapital, seine Fitness pflegen muss. Ich habe durch die Verletzung zwar Zeit verloren, aber dafür einige Erkenntnisse gewonnen."

Diese Erkenntnisse haben ihn bis in die Mannschaft des Weltmeisters geführt. In der Ära nach dem WM-Titel gehört Bellarabi zu den großen Entdeckungen. Seinen ersten Einsatz für Deutschland gab er am 11. Oktober 2014. Das Debüt war ein Debakel. In Warschau verlor der Weltmeister gegen Polen 0:2. Deutschland hatte verloren, der Debütant aber gewonnen. Denn der Bundestrainer gab ihm nach der Partie sogar eine Einsatzgarantie für das EM-Qualifikationsspiel in Gelsenkirchen gegen Irland drei Tage später. "Karim wird auf jeden Fall spielen", sagte Joachim Löw.

Nationalmannschaft "nicht selbstverständlich"

Und wenn Bellarabi nicht verletzt war, war er seither immer dabei. So sind für ihn mittlerweile zehn Einsätze im DFB-Team notiert, nicht schlecht für einen, der vor gut zwei Jahren das Fußballspielen nach langer Verletzung wieder neu lernen musste. Auch deswegen sieht Bellarabi jede Nominierung und jeden Einsatz im DFB-Team als Geschenk an. "Als selbstverständlich werde ich das nie betrachten", sagt er. Und er weiß, dass dafür die Leistungen im Klub die Grundlage sind.

Heute spielt Bellarabi mit Leverkusen bei Hertha BSC (ab 15.30 Uhr, live auf Sky), ein besonderes Spiel steht an. Wobei sich die Besonderheit für Bellarabi mit Blick auf die Partie beim Hauptstadtklub nicht auf den ersten Blick erschließt. Dafür mit Blick auf die ersten Tage, Wochen und Monate in seinem Leben. Bellarabi ist gebürtiger Berliner, die erste Station seines Daseins ist Charlottenburg. Wer nach Spuren seines Wirkens in der deutschen Hauptstadt fahndet, wird fündig, die Funde sind aber nicht fulminant.

Bellarabi: "Als Kind fand ich Hertha cool"

Das liegt zu großen Teilen daran, dass die Bellarabis Berlin ziemlich schnell verlassen haben. Gen Bremen. Das Fußballspielen hat er auf einem Bolzplatz in Bremen und beim FC Huchting gelernt. Den großen Fußball spürte er bei Werder Bremen - im Weserstadion als Einlaufkind an der Seite der Stars. "Mit Ailton und Bode war es immer etwas Großes für mich", sagt er. Bellarabi hat also nicht viel Zeit in der Hauptstadt verbracht, den Bezug zum Hauptstadtklub hat er aber auch nach dem Wegzug behalten. Über den Verein hat Bellarabi mal gesagt: "Als Kind fand ich Hertha cool." Damals war das leicht. Bellarabis Kindheit, das waren die 1990er Jahre. Zu dieser Zeit erlebte Hertha eine seltene Blüte. Die Berliner spielten sich aus der 2. Liga in die Champions League. Chelsea, AC Mailand und Barcelona waren Gäste im Berliner Olympiastadion.

Vielleicht findet Bellarabi die alte Dame auch heute wieder cool, immerhin sind die Berliner das Überraschungsteam der Saison. Mit 23 Punkten rangiert die Mannschaft von Trainer Pal Dardai nach 14 Spielen auf Platz fünf, zwei Zähler und einen Rang vor den Gästen aus dem Rheinland. Es steht also einiges auf dem Spiel, wenn sich Bayer und die Berliner gegenüberstehen. Bellarabis Statistik gegen die Hertha ist ausgeglichen: Fünf Mal stand er gegen seine erste Heimat auf dem Rasen. Zwei Spiele hat er gewonnen, zwei verloren, einmal, richtig, trennten sich die Teams mit einem Unentschieden. Ein Tor hat er erzielt, ein Tor hat er vorbereitet, eine Gelbe Karte kassiert.

Und am Samstag? Wie sehr fiebert er dem Spiel im Olympiastadion entgegen? "Dadurch, dass ich in Berlin geboren bin, habe ich natürlich noch Verwandtschaft und Freunde dort", sagt er. Und was empfindet er vor Auftritten im Olympiastadion? Die Antwort ist keine große Überraschung: "Ich freue mich einfach darauf."

[sl]

Regelmäßig stellt DFB.de einen Spieler des A-Teams vor, für den am Wochenende Außergewöhnliches ansteht. Diesmal: Karim Bellarabi, der mit Bayer Leverkusen heute (ab 15.30 Uhr, live bei Sky) in seiner Geburtsstadt Berlin aufschlägt.

Wer die Stationen der Vita von Karim Bellarabi betrachtet, kann eine gewisse Affinität zum Buchstaben B nicht übersehen. Berlin, Bremen, Braunschweig, Bayer, Braunschweig, Bayer - und das sind nur wenige Beispiele, es gibt noch weitere: Sein erstes Champions League-Tor erzielte Bellarabi in Barcelona. Diese Häufung an B's ist bemerkenswert, besonders beim Blick auf diese Statstik: Der Buchstabe B besitzt in deutschen Texten eine durchschnittliche Häufigkeit von 1,89 Prozent. Viel ist das nicht. Ändern würde sich dies, würde noch mehr über Bayers Ballkünstler berichtet. Erst Recht, wenn dieser bei seiner B-Linie bleibt, etwa wenn sich Bellarabi in Bälde nach Belarussland begibt und eine neue Herausforderung bei BATE Borissow beginnt.

100 Prozent ausgeschlossen ist das nicht, wahrscheinlich ist es aber kaum. Wahrscheinlich sogar noch weniger als 1,89 Prozent. Denn Bellarabi fühlt sich in der Bundesliga und in Leverkusen ziemlich gut aufgehoben. Seine Geschichte ist ja nach wie vor bemerkenswert. Die Karriere verlief zunächst mehr oder weniger gradlinig. Mit einer Ausnahme: Die Jugend von Werder verließ er im jugendlichen Trotz, nachdem einem Mitspieler "seine" Nummer neun zugewiesen wurde. Über den FC Oberneuland landete er bei Eintracht Braunschweig und damit im Profibereich. Ungewöhnlich wird seine Vita durch das Tempo seines Aufstiegs und eine Verletzung. Nach nur zwei Jahren in Braunschweig klopfte Leverkusen an, Bellarabi wechselte im Jahr 2011 zur Werkself und fand sich auf einmal in der Champions League wieder. Im Schnelldurchlauf: Vom Bolzplatz aus einem Bremer Problemviertel über die 3. Liga zu einem Spitzenteam der Bundesliga und ab in die Königsklasse.

Erst Bruch, dann Nationalspieler

Dann kam ein Bruch. Genauer: eine Entzündung. Ab Oktober 2012 war Bellarabi für fast ein Jahr durch eine Schambeinentzündung außer Gefecht gesetzt. Im Rückblick sieht er diese Monate als wertvoll an. "Im Nachhinein kann ich sagen, dass ich diese Zeit vielleicht sogar gebraucht habe", sagt er. "Ich habe vor allem gelernt, dankbar zu sein, wenn man wirklich fit ist. Und dass man seinen Körper, sein Kapital, seine Fitness pflegen muss. Ich habe durch die Verletzung zwar Zeit verloren, aber dafür einige Erkenntnisse gewonnen."

Diese Erkenntnisse haben ihn bis in die Mannschaft des Weltmeisters geführt. In der Ära nach dem WM-Titel gehört Bellarabi zu den großen Entdeckungen. Seinen ersten Einsatz für Deutschland gab er am 11. Oktober 2014. Das Debüt war ein Debakel. In Warschau verlor der Weltmeister gegen Polen 0:2. Deutschland hatte verloren, der Debütant aber gewonnen. Denn der Bundestrainer gab ihm nach der Partie sogar eine Einsatzgarantie für das EM-Qualifikationsspiel in Gelsenkirchen gegen Irland drei Tage später. "Karim wird auf jeden Fall spielen", sagte Joachim Löw.

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Nationalmannschaft "nicht selbstverständlich"

Und wenn Bellarabi nicht verletzt war, war er seither immer dabei. So sind für ihn mittlerweile zehn Einsätze im DFB-Team notiert, nicht schlecht für einen, der vor gut zwei Jahren das Fußballspielen nach langer Verletzung wieder neu lernen musste. Auch deswegen sieht Bellarabi jede Nominierung und jeden Einsatz im DFB-Team als Geschenk an. "Als selbstverständlich werde ich das nie betrachten", sagt er. Und er weiß, dass dafür die Leistungen im Klub die Grundlage sind.

Heute spielt Bellarabi mit Leverkusen bei Hertha BSC (ab 15.30 Uhr, live auf Sky), ein besonderes Spiel steht an. Wobei sich die Besonderheit für Bellarabi mit Blick auf die Partie beim Hauptstadtklub nicht auf den ersten Blick erschließt. Dafür mit Blick auf die ersten Tage, Wochen und Monate in seinem Leben. Bellarabi ist gebürtiger Berliner, die erste Station seines Daseins ist Charlottenburg. Wer nach Spuren seines Wirkens in der deutschen Hauptstadt fahndet, wird fündig, die Funde sind aber nicht fulminant.

Bellarabi: "Als Kind fand ich Hertha cool"

Das liegt zu großen Teilen daran, dass die Bellarabis Berlin ziemlich schnell verlassen haben. Gen Bremen. Das Fußballspielen hat er auf einem Bolzplatz in Bremen und beim FC Huchting gelernt. Den großen Fußball spürte er bei Werder Bremen - im Weserstadion als Einlaufkind an der Seite der Stars. "Mit Ailton und Bode war es immer etwas Großes für mich", sagt er. Bellarabi hat also nicht viel Zeit in der Hauptstadt verbracht, den Bezug zum Hauptstadtklub hat er aber auch nach dem Wegzug behalten. Über den Verein hat Bellarabi mal gesagt: "Als Kind fand ich Hertha cool." Damals war das leicht. Bellarabis Kindheit, das waren die 1990er Jahre. Zu dieser Zeit erlebte Hertha eine seltene Blüte. Die Berliner spielten sich aus der 2. Liga in die Champions League. Chelsea, AC Mailand und Barcelona waren Gäste im Berliner Olympiastadion.

Vielleicht findet Bellarabi die alte Dame auch heute wieder cool, immerhin sind die Berliner das Überraschungsteam der Saison. Mit 23 Punkten rangiert die Mannschaft von Trainer Pal Dardai nach 14 Spielen auf Platz fünf, zwei Zähler und einen Rang vor den Gästen aus dem Rheinland. Es steht also einiges auf dem Spiel, wenn sich Bayer und die Berliner gegenüberstehen. Bellarabis Statistik gegen die Hertha ist ausgeglichen: Fünf Mal stand er gegen seine erste Heimat auf dem Rasen. Zwei Spiele hat er gewonnen, zwei verloren, einmal, richtig, trennten sich die Teams mit einem Unentschieden. Ein Tor hat er erzielt, ein Tor hat er vorbereitet, eine Gelbe Karte kassiert.

Und am Samstag? Wie sehr fiebert er dem Spiel im Olympiastadion entgegen? "Dadurch, dass ich in Berlin geboren bin, habe ich natürlich noch Verwandtschaft und Freunde dort", sagt er. Und was empfindet er vor Auftritten im Olympiastadion? Die Antwort ist keine große Überraschung: "Ich freue mich einfach darauf."