Bayern vs. Juventus: Rekordmeister-Treffen

Bayern München gegen Juventus Turin: Diese Paarung gab es im Europapokal schon vier Mal, drei Mal traf man sich in Vorrunden der Champions League, 2013 im Viertelfinale. Aktuell trifft man sich erstmals im Achtelfinale (Mittwoch, ab 20.45 Uhr, live im ZDF und auf Sky), das Hinspiel in Turin endete 2:2. Ein Rückblick auf die früheren Partien:

Vorrunde 2004

Am 19. Oktober 2004 trafen sich die beiden Rekordmeister ihrer Länder erstmals überhaupt. Das an sich war schon ein Kuriosum, wie konnten sie sich so lange aus dem Wege gegangen sein? Das zweite Kuriosum: für die so lang erwartete Premiere interessierten sich im Stade dell Alpi nur 18.100 Zuschauer. Hinterher war man sich indes einig, dass niemand, der weg blieb, etwas versäumt hatte. Der Kicker schrieb: "In einer unattraktiven, von der Taktik geprägten Begegnung, die lange auf ein 0:0 hinauszulaufen schien, wurden die Bayern für ihre einzige Unachtsamkeit in der Abwehr bestraft." Das Tor des Tages fiel durch den Tschechen Pavel Nedved (75.) nach Vorlage von Zlatan Ibrahimovic. Mehr Gesprächsstoff gab es vor dem Spiel, als Sebastian Deisler kurzfristig abreiste. Der an Depression leidende Nationalspieler hatte einen Rückfall erlitten, sein Arzt sprach von "einer kleinen Verschlechterung".

Deisler versprach, im Rückspiel wieder dabei zu sein, doch er war nicht mal im Kader. Wieder taten sich beide Mannschaften schwer das Publikum zu unterhalten, immerhin war das Olympiastadion ausverkauft (59.000). Es spielte ja der Erste gegen den Zweiten. Franz Beckenbauer gab die Order aus: "Auf keinen Fall verlieren." Die hatte bis zur 90. Minute Bestand, da vernaschte Ibrahimovic an der Strafraumkante Owen Hargreaves und prüfte Oliver Kahn mit einem Aufsetzer. Kahn ließ den Ball prallen, del Piero staubte ab. Entsetzen auf den Rängen, auch als Roy Makaay im Gegenzug den Ausgleich vergab. "Jetzt haben wir ein Riesenproblem", fürchtete Uli Hoeneß. Aber die Bayern kamen trotzdem weiter. Ebenso wie Juve endete ihr Weg im Viertelfinale.

Vorrunde 2005

Am 18. Oktober fielen sie, die ersten Bayern-Tore gegen Juventus. Und sie führten auch zu den ersten Punkten. Vor 66.000 im Olympiastadion fügte Sebastian Deisler seinem traurigen Juventus-Kapitel ein schönes hinzu. Er krönte seine starke Leistung mit dem Tor zum 1:0 (33.) und der Vorlage zum 2:0 durch Martin Demichelis (39.). Deisler war der Matchwinner, denn Juventus‘ Tor durch Ibrahimovic fiel erst mit dem Schlusspfiff. Deisler sagte danach: "Das Selbstvertrauen ist wieder da." Auch beim kompletten Magath-Team, das bis dahin alle Vorrundenspiele gewonnen hatte. Gelassenheit zumindest beim Verlierer, wo nun Ex-Bayer Robert Kovac verteidigte. "Kann mal passieren", sagte Ibrahimovic lächelnd. "In zwei Wochen werden die Bayern das wahre Juve sehen", drohte David Trezeguet und keiner hielt besser Wort als der Franzose. Juve gewann das Rückspiel am 2. November 2:1 und Trezeguet schoss beide Tore (63., 85.), dazwischen lag erneut ein Deisler-Treffer per Freistoß (66.). Auch Ibrahimovic hatte wieder seinen Last-Minute-Auftritt, diesmal flog er mit Gelb-Rot vom Platz. Wieder kamen beide Mannschaften weiter, aber nicht ans finale Ziel.

Vorrunde 2009

Unter Louis van Gaal waren die Bayern etwas holprig in die Saison 2009/10 gestartet, in der Liga standen sie auf Platz 7. So kam Juventus Turin am 30. September in der begründeten Absicht, die Allianz Arena zu stürmen. Drei Weltmeister brachten die Italiener mit (Buffon, Grosso und Camoranesi), im Mittelfeld zog der Ex-Bremer Diego die Fäden. 66.000 Zuschauer hofften auf ein Fußball-Fest und wurden enttäuscht, erstmals gingen die beiden torlos auseinander. Für das Chancenplus von 9:4 bekamen die Bayern keinen Punkt mehr, nun bangten sie schon um das Weiterkommen. "Plötzlich müssen die Bayern um das Erreichen des Achtelfinals zittern", schrieb der Kicker.

Und wie sie zitterten. Das Rückspiel am 8. Dezember geriet zu einem Endspiel um Platz zwei und um den Job von van Gaal, der das Team in der Liga nur auf Platz vier navigiert hatte. Die Trennung rückte nach Trezeguets 1:0 (19.) immer näher, ehe der Elfmeter schießende Torwart Hans-Jörg Butt immerhin ausgleichen konnte (30.). Nach der Pause kam die Wende zum Guten, vor allem dank des überragenden Ivica Olic, der schon den Elfmeter herausgeholt hatte. Nun traf er mit links zum 1:2 (52.), zum Entsetzen der 27.044 Tifosi. Mark van Bommel und Bastian Schweinsteiger zogen die Fäden, Bayern war Herr im fremden Haus. Und das, obwohl Arjen Robben und Miroslav Klose auf der Bank schmorten. Es fanden sich andere Torschützen an diesem magischen Abend: Mario Gomez per Abstauber (83.) und sogar Anatoly Tymoschuk (92.) schenkten Buffon zwei weitere Treffer ein. Karl-Heinz Rummenigge schwärmte von "einem historischen Ereignis".

Der Sieg von Turin war die Initialzündung für eine phantastische Rückrunde, die Bayern zum nationalen Double führte und ins Finale der Champions League. Oder, um es mit dem 20jährigen Thomas Müller, der den Vorzug vor Klose erhielt, zu sagen: "Ein Super-Ding für uns alle!"

Viertelfinale 2013

Auf ihrem Weg zum historischen Triple mussten die Bayern im Viertelfinale binnen acht Tagen zweimal mit der "alten Dame" tanzen. Am 2. April stieg das Hinspiel in München, in dem David Alaba den ersten Glanzpunkt schon nach 26 Sekunden lieferte. Sein Distanzschuss schlug hinter dem verdutzten Buffon ein – 1:0. Der war zuvor 490 Minuten in der Champions League ohne Gegentor geblieben. Noch eine Serie riss an diesem Tag: drei Jahre hatte Juve in diesem Wettbewerb kein Auswärtsspiel verloren, aber gegen diese Bayern waren die von Antonio Conte trainierten Italiener machtlos. Auch Arturo Vidal, heute bei den Bayern, musste das akzeptieren. Thomas Müller sicherte nach 63 Minuten das Münchner Wunschergebnis von 2:0, Karl-Heinz Rummenigge schwärmte von der "vielleicht besten Saisonleistung".

Getrübt wurde die Gala der Bayern von der Verletzung für Toni Kroos, der nach einem Muskelbündelriss im Adduktorenbereich für den Rest der Saison ausfiel. So verpasste er drei Tage später den Gewinn der Deutschen Meisterschaft und auch die beiden anderen Titel der Triple-Saison. Dass es endlich was wurde mit der Champions League, lag auch an Bayerns Abgeklärtheit im Turiner Rückspiel am 10. April. Wieder gewannen die Bayern 2:0, nur ging es nicht ganz so schnell mit den Toren. Bis zur 64. Minute hofften die 40.283 Zuschauer abzüglich der Bayern-Fans auf die Wende, dann köpfte Mario Mandzukic das 0:1. Es war das Tor zum Halbfinale. Joker Claudio Pizarro stach in seinem nur siebenminütigen Einsatz und sorgte für den Endstand.

Somit sind die Bayern nunmehr seit fünf Spielen gegen Juventus ungeschlagen. Am Mittwoch wollen sie das halbe Dutzend voll machen.

[um]

Bayern München gegen Juventus Turin: Diese Paarung gab es im Europapokal schon vier Mal, drei Mal traf man sich in Vorrunden der Champions League, 2013 im Viertelfinale. Aktuell trifft man sich erstmals im Achtelfinale (Mittwoch, ab 20.45 Uhr, live im ZDF und auf Sky), das Hinspiel in Turin endete 2:2. Ein Rückblick auf die früheren Partien:

Vorrunde 2004

Am 19. Oktober 2004 trafen sich die beiden Rekordmeister ihrer Länder erstmals überhaupt. Das an sich war schon ein Kuriosum, wie konnten sie sich so lange aus dem Wege gegangen sein? Das zweite Kuriosum: für die so lang erwartete Premiere interessierten sich im Stade dell Alpi nur 18.100 Zuschauer. Hinterher war man sich indes einig, dass niemand, der weg blieb, etwas versäumt hatte. Der Kicker schrieb: "In einer unattraktiven, von der Taktik geprägten Begegnung, die lange auf ein 0:0 hinauszulaufen schien, wurden die Bayern für ihre einzige Unachtsamkeit in der Abwehr bestraft." Das Tor des Tages fiel durch den Tschechen Pavel Nedved (75.) nach Vorlage von Zlatan Ibrahimovic. Mehr Gesprächsstoff gab es vor dem Spiel, als Sebastian Deisler kurzfristig abreiste. Der an Depression leidende Nationalspieler hatte einen Rückfall erlitten, sein Arzt sprach von "einer kleinen Verschlechterung".

Deisler versprach, im Rückspiel wieder dabei zu sein, doch er war nicht mal im Kader. Wieder taten sich beide Mannschaften schwer das Publikum zu unterhalten, immerhin war das Olympiastadion ausverkauft (59.000). Es spielte ja der Erste gegen den Zweiten. Franz Beckenbauer gab die Order aus: "Auf keinen Fall verlieren." Die hatte bis zur 90. Minute Bestand, da vernaschte Ibrahimovic an der Strafraumkante Owen Hargreaves und prüfte Oliver Kahn mit einem Aufsetzer. Kahn ließ den Ball prallen, del Piero staubte ab. Entsetzen auf den Rängen, auch als Roy Makaay im Gegenzug den Ausgleich vergab. "Jetzt haben wir ein Riesenproblem", fürchtete Uli Hoeneß. Aber die Bayern kamen trotzdem weiter. Ebenso wie Juve endete ihr Weg im Viertelfinale.

Vorrunde 2005

Am 18. Oktober fielen sie, die ersten Bayern-Tore gegen Juventus. Und sie führten auch zu den ersten Punkten. Vor 66.000 im Olympiastadion fügte Sebastian Deisler seinem traurigen Juventus-Kapitel ein schönes hinzu. Er krönte seine starke Leistung mit dem Tor zum 1:0 (33.) und der Vorlage zum 2:0 durch Martin Demichelis (39.). Deisler war der Matchwinner, denn Juventus‘ Tor durch Ibrahimovic fiel erst mit dem Schlusspfiff. Deisler sagte danach: "Das Selbstvertrauen ist wieder da." Auch beim kompletten Magath-Team, das bis dahin alle Vorrundenspiele gewonnen hatte. Gelassenheit zumindest beim Verlierer, wo nun Ex-Bayer Robert Kovac verteidigte. "Kann mal passieren", sagte Ibrahimovic lächelnd. "In zwei Wochen werden die Bayern das wahre Juve sehen", drohte David Trezeguet und keiner hielt besser Wort als der Franzose. Juve gewann das Rückspiel am 2. November 2:1 und Trezeguet schoss beide Tore (63., 85.), dazwischen lag erneut ein Deisler-Treffer per Freistoß (66.). Auch Ibrahimovic hatte wieder seinen Last-Minute-Auftritt, diesmal flog er mit Gelb-Rot vom Platz. Wieder kamen beide Mannschaften weiter, aber nicht ans finale Ziel.

###more###

Vorrunde 2009

Unter Louis van Gaal waren die Bayern etwas holprig in die Saison 2009/10 gestartet, in der Liga standen sie auf Platz 7. So kam Juventus Turin am 30. September in der begründeten Absicht, die Allianz Arena zu stürmen. Drei Weltmeister brachten die Italiener mit (Buffon, Grosso und Camoranesi), im Mittelfeld zog der Ex-Bremer Diego die Fäden. 66.000 Zuschauer hofften auf ein Fußball-Fest und wurden enttäuscht, erstmals gingen die beiden torlos auseinander. Für das Chancenplus von 9:4 bekamen die Bayern keinen Punkt mehr, nun bangten sie schon um das Weiterkommen. "Plötzlich müssen die Bayern um das Erreichen des Achtelfinals zittern", schrieb der Kicker.

Und wie sie zitterten. Das Rückspiel am 8. Dezember geriet zu einem Endspiel um Platz zwei und um den Job von van Gaal, der das Team in der Liga nur auf Platz vier navigiert hatte. Die Trennung rückte nach Trezeguets 1:0 (19.) immer näher, ehe der Elfmeter schießende Torwart Hans-Jörg Butt immerhin ausgleichen konnte (30.). Nach der Pause kam die Wende zum Guten, vor allem dank des überragenden Ivica Olic, der schon den Elfmeter herausgeholt hatte. Nun traf er mit links zum 1:2 (52.), zum Entsetzen der 27.044 Tifosi. Mark van Bommel und Bastian Schweinsteiger zogen die Fäden, Bayern war Herr im fremden Haus. Und das, obwohl Arjen Robben und Miroslav Klose auf der Bank schmorten. Es fanden sich andere Torschützen an diesem magischen Abend: Mario Gomez per Abstauber (83.) und sogar Anatoly Tymoschuk (92.) schenkten Buffon zwei weitere Treffer ein. Karl-Heinz Rummenigge schwärmte von "einem historischen Ereignis".

Der Sieg von Turin war die Initialzündung für eine phantastische Rückrunde, die Bayern zum nationalen Double führte und ins Finale der Champions League. Oder, um es mit dem 20jährigen Thomas Müller, der den Vorzug vor Klose erhielt, zu sagen: "Ein Super-Ding für uns alle!"

Viertelfinale 2013

Auf ihrem Weg zum historischen Triple mussten die Bayern im Viertelfinale binnen acht Tagen zweimal mit der "alten Dame" tanzen. Am 2. April stieg das Hinspiel in München, in dem David Alaba den ersten Glanzpunkt schon nach 26 Sekunden lieferte. Sein Distanzschuss schlug hinter dem verdutzten Buffon ein – 1:0. Der war zuvor 490 Minuten in der Champions League ohne Gegentor geblieben. Noch eine Serie riss an diesem Tag: drei Jahre hatte Juve in diesem Wettbewerb kein Auswärtsspiel verloren, aber gegen diese Bayern waren die von Antonio Conte trainierten Italiener machtlos. Auch Arturo Vidal, heute bei den Bayern, musste das akzeptieren. Thomas Müller sicherte nach 63 Minuten das Münchner Wunschergebnis von 2:0, Karl-Heinz Rummenigge schwärmte von der "vielleicht besten Saisonleistung".

Getrübt wurde die Gala der Bayern von der Verletzung für Toni Kroos, der nach einem Muskelbündelriss im Adduktorenbereich für den Rest der Saison ausfiel. So verpasste er drei Tage später den Gewinn der Deutschen Meisterschaft und auch die beiden anderen Titel der Triple-Saison. Dass es endlich was wurde mit der Champions League, lag auch an Bayerns Abgeklärtheit im Turiner Rückspiel am 10. April. Wieder gewannen die Bayern 2:0, nur ging es nicht ganz so schnell mit den Toren. Bis zur 64. Minute hofften die 40.283 Zuschauer abzüglich der Bayern-Fans auf die Wende, dann köpfte Mario Mandzukic das 0:1. Es war das Tor zum Halbfinale. Joker Claudio Pizarro stach in seinem nur siebenminütigen Einsatz und sorgte für den Endstand.

Somit sind die Bayern nunmehr seit fünf Spielen gegen Juventus ungeschlagen. Am Mittwoch wollen sie das halbe Dutzend voll machen.