Bayern-Sieg bei Real Madrid: Kein Wunder, sondern Geschichte

Das wichtigste Spiel

25. April 2012: Real Madrid – FC Bayern München 1:3 i.E. (2:1 n.V.)

Das "Finale dahoam" spukte den Bayern schon die ganze Saison im Kopf herum, an diesem Tag entschied sich, ob sie dabei sein würden. Das Finale der Champions League sollte am 19. Mai 2012 in München stattfinden, um dann in der heimischen Allianz-Arena dabei zu sein, musste der FC Bayern "nur" noch Real Madrid rauswerfen. Im Hinspiel gab es dank eines Last-Minute-Treffers von Mario Gomez ein 2:1. Kein beruhigendes Polster, wie sich bald zeigen sollte.

Madrids Superstar Cristiano Ronaldo nutzte gleich die ersten beiden Chancen des Spiels (6., 14.) zum 2:0, es drohte ein Debakel. Dann holte Mario Gomez einen Elfmeter heraus, den Arjen Robben trocken verwandelte (27.) - keine Selbstverständlichkeit in jenen Tagen. Das Hinspiel-Resultat war nun egalisiert, und obwohl die Erzrivalen noch fast 100 Minuten auf hohem Niveau weiter- und sich viele Chancen erspielten, fielen keine Tore mehr. Bayern bot nach dem frühen Schock eine abgeklärte Leistung, die nur wenigen in Bernabeu gelingt. Bastian Schweinsteiger, frisch aus der Reha gekommen, ordnete die Reihen. Jupp Heynckes brachte ihn, "weil ich nicht auf Bastians Coolness verzichten wollte. Einen wie ihn braucht man, um in solchen Spielen dagegenzuhalten." Er wechselte in der Verlängerung noch Thomas Müller für Franck Ribéry ein, Real-Coach Jose Mourinho nahm Mesut Özil raus.

Dann kam es zum Elfmeterschießen, in dem auf beiden Seiten namhafte Spieler Nerven zeigten. Nach David Alabas Führung scheiterte Cristiano Ronaldo an Manuel Neuer, nach dem 2:0 durch Mario Gomez parierte er auch den Schuss von Weltmeister Kaka. Doppelter Vorteil für Bayern, doch nun packte sich auch Real-Keeper Iker Casillas einen Elfmeter, den von Toni Kroos. Xabi Alonso, heute ein Münchner, verkürzte auf 1:2, danach scheiterte Philipp Lahm am spanischen Weltmeister. Sergio Ramos sollte auf 2:2 stellen, drosch aber übers Tor.

Ein Tor noch, dann hatten die Bayern ihr "Finale dahoam". Wer sollte es machen? Bastian Schweinsteiger schnappte sich Punkt 22.32 Uhr den Ball und brachte die 80.000 in Bernabeu abzüglich der Bayern-Fans zum Schweigen. Karl-Heinz Rummenigges Kommentar: "Das war fantastisch, eine unglaublich emotionale Partie. Das war Fußball auf höchstem Niveau." Das Glück, das der FC Bayern an diesem Tag auch hatte, sollte ihn vier Wochen später gegen den FC Chelsea vor allem vom Elfmeterpunkt verlassen, aber das ist eine andere Geschichte...

Der besondere Moment

1. Mai 2001: Real Madrid – FC Bayern München 0:1

Der zweite Münchner Sieg in Bernabeu hatte einen Namen: Giovane Elber. Torschützen sind immer Matchwinner, auch wenn sie oft nicht mal besonders viel leisten und einfach nur richtig stehen. Bei Elber war das doch etwas anders. 21 Tage zuvor war der Brasilianer erst am linken Knie operiert worden, bei der Arthroskopie waren Knorpelteile entfernt worden. Sein Einsatz von Beginn an überraschte alle. Und sein Tor erst recht. Aus 18 Metern drosch er aus der Drehung mit links in Iker Casillas' Kasten, eher untypisch für den Strafraumspieler. Danach küsste Elber spontan sein operiertes Knie.

Die Bild titelte: "Elber - Ein Tor zum Knutschern. Ist das schon das Finale?" Es war das einzige Tor des Tages und führte zu Bayerns zweitem Sieg binnen eines Jahres in Bernabeu. Danach sprach Spaniens Presse erstmals von der "bestia negra", der schwarzen Bestie. Heute muss sie ihrem Ruf wieder gerecht werden, wenn es noch was werden soll mit dem Halbfinale. Nach einer Heimniederlage mussten die Bayern noch nie nach Madrid.

Die Fakten

Gesamtbilanz: 9-2-12 34:37 Tore

Heimbilanz: 7-1-3 24:14 Tore

Bilanz in den K.o.-Duellen: 5:5

[um]


Die Aufgabe scheint fast unlösbar, zumindest aber maximal schwierig: Wenn der FC Bayern München heute (ab 20.45 Uhr, live bei Sky) im Champions-League-Viertelfinale bei Real Madrid antritt, braucht der deutsche Rekordmeister ein großes Europacupspiel, um das 1:2 aus dem Hinspiel wettzumachen. Die Paarung der beiden Spitzenklubs steigt im Europapokal bereits zum zwölften Mal in Madrid. Was macht den Münchnern noch Hoffnung nach dem Hinspiel? Zum Beispiel ein Blick in die jüngere Gechichte. DFB.de blickt zurück.

Die Premiere

31. März 1976: Real Madrid – FC Bayern München 1:1

Das schwerste Los im Topf traf die Bayern zur Unzeit. Seit der WM 1974 im eigenen Land brachte das Starensemble in der Bundesliga kein Bein mehr auf die Erde. Trotz sechs Weltmeistern im Kader, die legendäre Achse Maier-Beckenbauer-Müller garantierte keine Siege mehr. 1975 kämpfte Bayern lange gegen den Abstieg, und auch 1976 war der Titel Ende März bereits in unerreichbarer Ferne. Und ausgerechnet jetzt stand das Spiel bei Real Madrid auf dem Programm, im Halbfinale des Landesmeisterpokals. Nichts war wahrscheinlicher als das Ausscheiden, die letzte Titelhoffnung wäre dahin gewesen. In seiner Not bat Trainer Dettmar Cramer den Präsidenten Wilhelm Neudecker vor dem Anpfiff im Stadion Santiago Bernabeu in die Kabine, um die müden Krieger munter zu machen. Und Neudecker wählte pathetische Worte: "Es geht um das Schicksal des Vereins und der Mannschaft für ein Jahr." Und um das einmalige Kunststück, den Europapokal-Hattrick zu schaffen.

Die Premiere gegen Real war das Duell der Königlichen gegen die Könige Europas, und sie hatte eine pikante Note. Denn bei Real spielten zwei deutsche Weltstars - Günter Netzer und Paul Breitner waren die ersten deutschen Legionäre in Madrid. Breitner war beim Hinspiel nur Reservist und gedanklich irgendwie immer noch ein Münchner. So half er beim Koffertragen, fuhr im Bayern-Bus mit und lud die Ex-Kollegen Sepp Maier, Rainer Zobel und Uli Hoeneß auf einen Umtrunk sogar zu sich nach Hause ein - nach dem Spiel wohlgemerkt.

Es gab viel auszudiskutieren, denn die Premiere des Klassikers vor 120.000 Zuschauern sorgte für internationale Schlagzeilen. Im doppelten Sinne. Nach dem 1:1, natürlich hatte Gerd Müller getroffen (43.) und die frühe Real-Führung durch Martinez (9.) egalisiert, flogen die Fäuste. Ein wild gewordener Teenager hatte alle Absperrungen überwunden und aus Frust die vermeintlichen Übeltäter niedergeschlagen: Torschütze Müller und Schiedsrichter Erich Linemayr. "Ich wollte gerade auf Sepp Maier zulaufen, da machte es rumms", erinnerte sich Müller. Der "Bomber" wurde unter dem Auge getroffen und ging ebenso zu Boden wie der Schiedsrichter. Erst Uli Hoeneß und Torwart Sepp Maier stoppten den Amokläufer. "Ich habe mich todesmutig dazwischen gehechtet, den Hund in den Schwitzkasten genommen und der Polizei übergeben", sagte Maier. "Der Bursche hat bekommen, was er verdient." Uli Hoeneß meldete auch die Teilnahme von Real-Spielern am Tumult und identifizierte Verteidiger Camacho als Rädelsführer. So also fing es an. Die UEFA sperrte Real in erster Instanz für die nächste Saison, ließ dann aber doch Gnade walten. Den Bayern war's egal. Präsident Wilhelm Neudecker hielt abends im Hotel "Don Quijote" seine zweite Rede an diesem Tag ("Ich sage Ihnen Dank für diese Leistung"), und zu Hause warfen die Bayern die Königlichen 14 Tage später sportlich raus (2:0).

Die höchste Heimniederlage

29. Februar 2000: Real Madrid – FC Bayern München 2:4

Aus Bayern-Sicht gab es kein größeres Spiel gegen Real als das am 29. Februar 2000, als sie als erste deutsche Mannschaft überhaupt im Estadio Bernabeu gewannen. Nach dem grandiosen 4:2 (3:1) vor 60.000 Zuschauern durch Tore von Mehmet Scholl (21.), Stefan Effenberg (24.), Thorsten Fink (39.) und Paulo Sergio (67.) - die spanischen Tore erzielten Morientes (25.) und Raul (47.) - fragte FCB-Präsident Franz Beckenbauer auf dem Bankett: "Habt ihr schon mal so ein tolles Spiel gesehen?" Alle schwiegen stolz. Der damals die Champions League übertragende Privatsender tm3 verbuchte einen Quotenrekord: 7,41 Millionen Zuschauer hatten eine gute Wahl getroffen. In einem Jahr, in dem der deutsche Fußball viele Tiefschläge einstecken musste, tat dieses Spiel allen gut. "Danke, Bayern!" titelte der Kicker und klebte das Etikett "Super-Gala bei Real" auf den Spielbericht. Trainer Ottmar Hitzfeld war glücklich: "Das beste Spiel, seit ich bei Bayern bin."

Auch von Seiten des Verlierers gab es viel Lob. Die spanische Zeitung El Mundo: "Gegen den FC Bayern zu gewinnen, wäre genauso leicht gewesen, wie den Amazonas im Kanu zu überqueren." Und Marca fand sogar: "So tut es nicht weh. Die Weißen verloren ein großes Spiel mit europäischem Geist gegen einen mächtigen FC Bayern. Real hat erhobenen Hauptes verloren."

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Die höchsten Heimsiege

16. März 1988: Real Madrid – FC Bayern München 2:0

Im März 1988 hatten die Bayern im Landesmeister-Pokal ihr Viertelfinalhinspiel 3:2 gewonnen. Nur 3:2, muss man sagen, die Real-Treffer fielen in den letzten beiden Minuten. Der dünne Vorsprung hielt - wie befürchtet - nicht. Schon nach 27 Minuten war er geschwunden, als Hansi Flick einen Jankovic-Freistoß unhaltbar für Jean-Marie Pfaff abfälschte. Nationalspieler Michel erhöhte nach 41 Minuten auf 2:0, was dem Spielverlauf allerdings nicht entsprach. Nach dem 0:1 verloren die bis dahin mutigen Bayern jedoch die Spielkontrolle - und letztlich auch die Partie.

100.000 Zuschauer feierten ihre Königlichen für den Einzug ins Halbfinale. Die Bayern waren nach den Erfahrungen des Vorjahres, als Steine und Messer geflogen waren, zumindest froh, unversehrt geblieben zu sein. Nur eine Bombendrohung im Hotel der Gastgeber sorgte für Aufregung. Im Stadion blieb es friedlich, 400 Polizisten und 250 Ordner machten wohl Eindruck. Uli Hoeneß lobte: "Die Spanier haben sehr viel getan. Das läuft viel besser als im vergangenen Jahr. Ich hatte allerdings auch das Gefühl, dass die Bösartigkeit der Fans diesmal nicht so stark ist wie im Vorjahr."

3. Mai 2000: Real Madrid – FC Bayern München 2:0

Am 3. Mai 2000 war das Münchner Gastspiel in Bernabeu ein Halbfinale in der Champions League. Das Hinspiel war trotzdem schon das dritte Treffen im Wettbewerb, man hatte sich im Februar schon in der Zwischenrunde gesehen. An diesem Abend kam es zur einzigen Niederlage gegen Real bei drei Siegen, aber die besiegelte das Münchner Aus. Bayern wurde kalt erwischt, Nicolas Anelka traf nach vier Minuten. Es spielte nur Real, aber das nächste Tor machte ein Münchner: Jens Jeremies traf bei einem Rettungsversuch gegen Salgado ins eigene Tor - 2:0 (33.).

95.000 sahen einen verdienten Real-Sieg, den nur noch ein Lizarazu-Schuss in Gefahr brachte, aber Casillas parierte (87.). Ohne den verletzten Stefan Effenberg konnten sie nicht an das 4:2 vom 29. Februar anknüpfen. "Jetzt hilft nur ein neues Wunder", titelte der Kicker. Doch es blieb aus, das folgende 2:1 von München war zu wenig.

10. April 2002: Real Madrid – FC Bayern München 2:0

Am 10. April 2002 kamen die Bayern als Titelverteidiger. Und sie mussten in diesem Viertelfinalrückspiel einen 2:1-Vorsprung verteidigen - was misslang. Immerhin dauerte es bis zur 69. Minute, ehe Abwehrchef Ivan Helguero die lange Zeit sichere Bayern-Abwehr überwand. Joker Guti erhöhte auf 2:0 (80.). Das Aus beendete auch eine Serie von 19 Spielen ohne Niederlage in der Champions League.

Diesmal ging es nicht ohne hitzige Szenen ab. Stefan Effenberg wurde von einem Feuerzeug am Kopf getroffen (67.), Hasan Salihamidzic flog in der Nachspielzeit nach grobem Foul an Solari vom Platz. Die Bayern verloren verdient, auch nach Chancen (2:8) und Ecken (5:16) hatten sie klar das Nachsehen gegen das Team um den überragenden französischen Weltmeister Zinedine Zidane, der Real später zum Finalsieg gegen Bayer Leverkusen schießen sollte.

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Das wichtigste Spiel

25. April 2012: Real Madrid – FC Bayern München 1:3 i.E. (2:1 n.V.)

Das "Finale dahoam" spukte den Bayern schon die ganze Saison im Kopf herum, an diesem Tag entschied sich, ob sie dabei sein würden. Das Finale der Champions League sollte am 19. Mai 2012 in München stattfinden, um dann in der heimischen Allianz-Arena dabei zu sein, musste der FC Bayern "nur" noch Real Madrid rauswerfen. Im Hinspiel gab es dank eines Last-Minute-Treffers von Mario Gomez ein 2:1. Kein beruhigendes Polster, wie sich bald zeigen sollte.

Madrids Superstar Cristiano Ronaldo nutzte gleich die ersten beiden Chancen des Spiels (6., 14.) zum 2:0, es drohte ein Debakel. Dann holte Mario Gomez einen Elfmeter heraus, den Arjen Robben trocken verwandelte (27.) - keine Selbstverständlichkeit in jenen Tagen. Das Hinspiel-Resultat war nun egalisiert, und obwohl die Erzrivalen noch fast 100 Minuten auf hohem Niveau weiter- und sich viele Chancen erspielten, fielen keine Tore mehr. Bayern bot nach dem frühen Schock eine abgeklärte Leistung, die nur wenigen in Bernabeu gelingt. Bastian Schweinsteiger, frisch aus der Reha gekommen, ordnete die Reihen. Jupp Heynckes brachte ihn, "weil ich nicht auf Bastians Coolness verzichten wollte. Einen wie ihn braucht man, um in solchen Spielen dagegenzuhalten." Er wechselte in der Verlängerung noch Thomas Müller für Franck Ribéry ein, Real-Coach Jose Mourinho nahm Mesut Özil raus.

Dann kam es zum Elfmeterschießen, in dem auf beiden Seiten namhafte Spieler Nerven zeigten. Nach David Alabas Führung scheiterte Cristiano Ronaldo an Manuel Neuer, nach dem 2:0 durch Mario Gomez parierte er auch den Schuss von Weltmeister Kaka. Doppelter Vorteil für Bayern, doch nun packte sich auch Real-Keeper Iker Casillas einen Elfmeter, den von Toni Kroos. Xabi Alonso, heute ein Münchner, verkürzte auf 1:2, danach scheiterte Philipp Lahm am spanischen Weltmeister. Sergio Ramos sollte auf 2:2 stellen, drosch aber übers Tor.

Ein Tor noch, dann hatten die Bayern ihr "Finale dahoam". Wer sollte es machen? Bastian Schweinsteiger schnappte sich Punkt 22.32 Uhr den Ball und brachte die 80.000 in Bernabeu abzüglich der Bayern-Fans zum Schweigen. Karl-Heinz Rummenigges Kommentar: "Das war fantastisch, eine unglaublich emotionale Partie. Das war Fußball auf höchstem Niveau." Das Glück, das der FC Bayern an diesem Tag auch hatte, sollte ihn vier Wochen später gegen den FC Chelsea vor allem vom Elfmeterpunkt verlassen, aber das ist eine andere Geschichte...

Der besondere Moment

1. Mai 2001: Real Madrid – FC Bayern München 0:1

Der zweite Münchner Sieg in Bernabeu hatte einen Namen: Giovane Elber. Torschützen sind immer Matchwinner, auch wenn sie oft nicht mal besonders viel leisten und einfach nur richtig stehen. Bei Elber war das doch etwas anders. 21 Tage zuvor war der Brasilianer erst am linken Knie operiert worden, bei der Arthroskopie waren Knorpelteile entfernt worden. Sein Einsatz von Beginn an überraschte alle. Und sein Tor erst recht. Aus 18 Metern drosch er aus der Drehung mit links in Iker Casillas' Kasten, eher untypisch für den Strafraumspieler. Danach küsste Elber spontan sein operiertes Knie.

Die Bild titelte: "Elber - Ein Tor zum Knutschern. Ist das schon das Finale?" Es war das einzige Tor des Tages und führte zu Bayerns zweitem Sieg binnen eines Jahres in Bernabeu. Danach sprach Spaniens Presse erstmals von der "bestia negra", der schwarzen Bestie. Heute muss sie ihrem Ruf wieder gerecht werden, wenn es noch was werden soll mit dem Halbfinale. Nach einer Heimniederlage mussten die Bayern noch nie nach Madrid.

Die Fakten

Gesamtbilanz: 9-2-12 34:37 Tore

Heimbilanz: 7-1-3 24:14 Tore

Bilanz in den K.o.-Duellen: 5:5

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