Bayern-Schreck Klasnic: "Warum sollte Bremen es nicht schaffen?"

DFB.de: Vielleicht, weil Werder damals noch mutiger gegen Bayern München aufgetreten ist? Beim letzten Aufeinandertreffen in der Bundesliga, als Bayern mit 5:0 gewann, schien es Werder höchstens um Schadensbegrenzung zu gehen.

Klasnic: Es ist einfach schwierig gegen die Bayern. Wenn die einen Lauf haben, kann es acht Gegentore geben. Wenn eine Mannschaft heutzutage nach München fährt, lassen sich keine Punkte oder Siege planen. Umso toller, wenn es vereinzelten Mannschaften gelingt.

DFB.de: Gehen Sie davon aus, dass Werder im Pokal ein anderes Gesicht zeigen wird als bei dem 0:5?

Klasnic: Warten wir einmal ab. Alle denken, das wird ein Kinderspiel für Bayern. Vielleicht ist das die Chance für Werder. Das Spiel ist für Werder ähnlich wie ein Champions-League-Finale. Wenn sie gewinnen, fahren sie nach Berlin. Das wäre ein wahnsinniger Erfolg. Aber natürlich hat es die Auslosung mit Werder nicht gut gemeint. Gegen Bayern München antreten zu müssen, dann auch noch auswärts, sind zwei große Handicaps. Zu Hause wäre es vielleicht einfacher gewesen.

DFB.de: Darf Werder sich überhaupt voll auf das Pokalhalbfinale konzentrieren? Oder lenkt das zu sehr von dem Abstiegskampf ab? Nur drei Tage später geht es im Nordderby zum Hamburger SV.

Klasnic: Ich sehe das nicht so negativ. Macht Werder ein gutes Spiel in München, wäre das unabhängig vom Ergebnis eine zusätzliche Motivation für das Derby in Hamburg. Werder hat ohnehin gegen den HSV meist gut ausgesehen. Das Bundesligaspiel ist natürlich wichtiger als das Pokalspiel.

DFB.de: Sie haben mit Werder Bremen im Jahr 2004 das Double geholt. Welche Erinnerungen haben Sie an das Pokalfinale gegen Alemannia Aachen?

Klasnic: Die Partie war nicht ganz so prickelnd, weil wir auf einen Zweitligisten trafen. Aber es war ähnlich wie jetzt bei den Bayern: Man darf den Gegner nicht unterschätzen.

DFB.de: Was hat Werder Bremen damals so stark gemacht?

Klasnic: Wir waren eine intakte Mannschaft. Ob junge Spieler oder alte Spieler - alle haben gut zusammengepasst. Wir haben Spiele gedreht, wo niemand mehr damit rechnen konnte. Ein gutes Beispiel war damals das Pokalspiel bei Greuther Fürth. Wir lagen nach 90 Minuten mit 1:2 zurück und haben das Spiel dann in der Nachspielzeit gedreht. Einerseits hatten wir Glück, andererseits waren wir auch clever und diszipliniert genug, weil wir jedes Spiel gewinnen wollten.



Ivan Klasnic hat die große Zeit des SV Werder Bremen miterlebt. Sieben Jahre verbrachte er bei dem Traditionsverein. Der größte Erfolg: In der Saison 2003 / 2004 gelang das Double mit Meisterschaft und DFB-Pokalsieg. Im Jahre 2008 verließ der ehemalige Stürmer Bremen, spielte daraufhin für den FC Nantes, Bolton Wanderers und den 1. FSV Mainz 05. Vor zwei Jahren beendete er seine Karriere.

Die Verbundenheit zu Werder Bremen ist geblieben. Auch im DFB-Pokalhalbfinale gegen Bayern München am Dienstag (ab 20.30 Uhr, live in der ARD und bei Sky) wird er seinem Ex-Verein die Daumen drücken. Im aktuellen DFB.de-Interview spricht der 36-Jährige mit Mitarbeiter Oliver Jensen über die Chancen von Werder Bremen.

DFB.de: Herr Klasnic, wie und wo werden Sie das DFB-Pokalhalbfinale zwischen Bayern München und Werder Bremen verfolgen?

Ivan Klasnic: Ich werde natürlich vor dem Fernseher sitzen.

DFB.de: Und auf eine Sensation hoffen?

Klasnic: Ganz genau. Werder hat im Pokal tolle Auswärtsspiele abgeliefert - ob nun in Leverkusen oder in Gladbach. Da hätte auch niemand mit einem Sieg gerechnet. Natürlich ist Werder gegen Bayern der große Underdog. Aber auch Mainz ist es gelungen, in München zu gewinnen. Warum sollte das Bremen nicht auch schaffen? Im Pokal gibt es nur ein Spiel. Da heißt es hopp oder top.

DFB.de: Haben Sie Ihre eigene Bilanz gegen Bayern München im Kopf?

Klasnic: Ich habe jedenfalls nicht häufig gegen Bayern verloren.

DFB.de: Das stimmt. Es gab drei Siege, zwei Unentschieden und zwei Niederlagen. War Bayern damals möglicherweise nicht so übermächtig wie heute?

Klasnic: Es ist schon richtig, dass Bayern seit einigen Jahren sehr übermächtig ist. Aber letztendlich war Bayern immer top drauf - auch zu meiner Zeit. Wenn wir früher auf Bayern trafen, standen wir Spielern wie Roy Makaay, Michael Ballack oder Bastian Schweinsteiger gegenüber. Das sind ebenfalls Weltklassespieler gewesen. Ein Weltmeister wie Bixente Lizarazu war auch darunter. Aber wir hatten mit Werder ebenfalls eine gute Mannschaft, haben gut gespielt und gerade gegen die Bayern gut ausgesehen.

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DFB.de: Vielleicht, weil Werder damals noch mutiger gegen Bayern München aufgetreten ist? Beim letzten Aufeinandertreffen in der Bundesliga, als Bayern mit 5:0 gewann, schien es Werder höchstens um Schadensbegrenzung zu gehen.

Klasnic: Es ist einfach schwierig gegen die Bayern. Wenn die einen Lauf haben, kann es acht Gegentore geben. Wenn eine Mannschaft heutzutage nach München fährt, lassen sich keine Punkte oder Siege planen. Umso toller, wenn es vereinzelten Mannschaften gelingt.

DFB.de: Gehen Sie davon aus, dass Werder im Pokal ein anderes Gesicht zeigen wird als bei dem 0:5?

Klasnic: Warten wir einmal ab. Alle denken, das wird ein Kinderspiel für Bayern. Vielleicht ist das die Chance für Werder. Das Spiel ist für Werder ähnlich wie ein Champions-League-Finale. Wenn sie gewinnen, fahren sie nach Berlin. Das wäre ein wahnsinniger Erfolg. Aber natürlich hat es die Auslosung mit Werder nicht gut gemeint. Gegen Bayern München antreten zu müssen, dann auch noch auswärts, sind zwei große Handicaps. Zu Hause wäre es vielleicht einfacher gewesen.

DFB.de: Darf Werder sich überhaupt voll auf das Pokalhalbfinale konzentrieren? Oder lenkt das zu sehr von dem Abstiegskampf ab? Nur drei Tage später geht es im Nordderby zum Hamburger SV.

Klasnic: Ich sehe das nicht so negativ. Macht Werder ein gutes Spiel in München, wäre das unabhängig vom Ergebnis eine zusätzliche Motivation für das Derby in Hamburg. Werder hat ohnehin gegen den HSV meist gut ausgesehen. Das Bundesligaspiel ist natürlich wichtiger als das Pokalspiel.

DFB.de: Sie haben mit Werder Bremen im Jahr 2004 das Double geholt. Welche Erinnerungen haben Sie an das Pokalfinale gegen Alemannia Aachen?

Klasnic: Die Partie war nicht ganz so prickelnd, weil wir auf einen Zweitligisten trafen. Aber es war ähnlich wie jetzt bei den Bayern: Man darf den Gegner nicht unterschätzen.

DFB.de: Was hat Werder Bremen damals so stark gemacht?

Klasnic: Wir waren eine intakte Mannschaft. Ob junge Spieler oder alte Spieler - alle haben gut zusammengepasst. Wir haben Spiele gedreht, wo niemand mehr damit rechnen konnte. Ein gutes Beispiel war damals das Pokalspiel bei Greuther Fürth. Wir lagen nach 90 Minuten mit 1:2 zurück und haben das Spiel dann in der Nachspielzeit gedreht. Einerseits hatten wir Glück, andererseits waren wir auch clever und diszipliniert genug, weil wir jedes Spiel gewinnen wollten.

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DFB.de: Auch gegen Bayern München haben Sie in der Saison 2003/2004 gut ausgesehen. Sie gewannen in München mit 3:1 und haben ein Tor dazu beigesteuert.

Klasnic: Das war sicherlich das schönste Bayern-Spiel. Ich hatte zwar auch im Ligapokal ein tolles Spiel gegen Bayern, als ich beide Tore zum 2:0 gemacht habe. Aber das war noch vor der Saison und daher nicht relevant.

DFB.de: Wie groß ist heute Ihre Verbundenheit zu Werder Bremen?

Klasnic: Ich lebe in Hamburg, spiele aber für die Traditionsmannschaft von Werder. Natürlich verfolge ich die Spiele meines Ex-Vereins. Ich hoffe sehr, dass Bremen die Klasse halten wird. Das Spiel am Freitag in Hamburg wird viel aussagen. Wichtig ist, dass man nie aufgibt und immer weiterkämpft.

DFB.de: Was würde ein Abstieg für Werder Bremen bedeuten?

Klasnic: Darüber darf man gar nicht nachdenken. Ich glaube, im Falle eines Abstiegs wäre es schwierig, wieder aufzusteigen.

DFB.de: Werder Bremen hat trotz der oftmals schlechten Ergebnisse immer an Trainer Viktor Skripnik festgehalten. War das die richtige Entscheidung?

Klasnic: Ja. Ich habe vollstes Vertrauen in Skripnik und Lutscher (Spitzname von Torsten Frings; Anm. d. Red.). Das sind noch immer die richtigen Leute. Auch wenn die Ergebnisse das nicht immer gezeigt haben. Was hätte es gebracht, vor einer Woche noch schnell den Trainer zu wechseln? Der neue Trainer hätte ohnehin nicht die Zeit, seine eigene Spielidee einzubringen. Das aktuelle Trainerteam wird es schaffen.

DFB.de: Sie haben Ihre Karriere im Sommer 2013 beendet. Was machen Sie momentan?

Klasnic: Ich bin als Spielerberater tätig. Nebenbei trainiere ich Kinder und Jugendliche und helfe bei verschiedenen Charity-Aktionen mit.