Die Statistik spricht für Bayern: sechs Spiele, vier Siege, zwei Niederlagen. Zweimal standen sich BVB und FCB auch schon im Finale gegenüber. 2008 gewannen die Münchner, 2012 ging der Titel nach Dortmund. Die gemeinsame DFB-Pokalgeschichte der beiden begann jedoch schon Mitte der 60er-Jahre.
1966. Viel besser konnte das
neue Jahr kaum anfangen
aus Sicht des FC Bayern – und die
Pokalgeschichte mit Borussia Dortmund
auch nicht. Schon in der ersten
Minute schoss Rainer Ohlhauser am
2. Januar 1966 im Stadion an der
Grünwalder Straße das 1:0 gegen den
BVB, zur Freude der 30.000, die am
Tag nach Neujahr schon wieder
Grund zum Feiern hatten. Denn die
Bayern warfen an diesem Tag den
amtierenden Pokalsieger noch in der
Qualifikation, die damals der
1. Hauptrunde mit 32 Mannschaften
vorgeschaltet war, raus.
2:0 hieß es nach 90 Minuten für den
Aufsteiger, es war das erste Bundesligajahr
der Münchner – und
natürlich durfte ein Müller-Tor nicht
fehlen. In der 40. Minute überwand
der spätere "Bomber der Nation"
BVB-Keeper Hans Tilkowski zum
zweiten Mal. Viel mehr Höhepunkte
gab es nicht auf tiefem Boden zu
einer Jahreszeit, in der heute bestenfalls
Hallenfußball gespielt wird.
Da ahnte noch niemand, dass der
neue den alten Pokalsieger abgelöst
hatte. Bayern-Präsident Wilhelm
Neudecker freute sich: "Das
2:0 war die beste Antwort auf eine
Äußerung von Max Merkel in einem
deutschen Sportblatt, wir hätten
bisher nur mit Glück unsere Spiele
gewonnen." Dass sie vor allem
tüchtig waren, bewiesen sie 1966
noch öfter, über Dortmund führte
der Weg der Bayern zum Pokalsieg
(4:2 gegen den MSV Duisburg).
1981. So war es auch im zweiten
von bisher sechs Pokalduellen
im Dezember 1981, damals verloren
sich nur 8000 Zuschauer im
Olympiastadion. Meister Bayern kam
in der 3. Hauptrunde gegen den BVB
zu einem ungefährdeten 4:0, Karl-
Heinz Rummenigge verschoss sogar
noch einen Elfmeter. Das Tor traf er
trotzdem, zum entscheidenden 3:0.
Die Bayern konnten an diesem Tag
sogar die Ausfälle von Paul Breitner
und Dieter Hoeneß verkraften.
Libero Bertram Beierlorzer schoss
sein erstes Tor überhaupt im FCB-Dress,
auch Wolfgang Dremmler und
Wolfgang Kraus schafften es auf die
Anzeigetafel. Borussias Trainer
Branko Zebec hatte viel Grund, sich
über seine Spieler zu ärgern, von
denen "einige in 90 Minuten keinen
Zweikampf gewonnen haben". Wie
1966 gewann Bayern den Pokal, der
BVB war bis dahin ein gutes Omen
für den Rekordmeister.
1992. Die kleine Serie riss im dritten
Anlauf. Am 12. September
1992 trafen sie sich in der
2. Hauptrunde nun erstmals in Dortmund.
Auch nach zwei Stunden (2:2)
stand kein Sieger fest, zehn Bayern
retteten sich nach dem Platzverweis
für Olaf Thon nach einem Gerangel
mit Flemming Povlsen ins Elfmeterschießen.
Von zehn Schützen scheiterte
nur einer – Bayerns Mazinho verfehlte
das Tor. So blieb es dem
heutigen BVB-Sportdirektor Michael
Zorc vorbehalten, das Spiel zu entscheiden.
Trainer Ottmar Hitzfeld, damals in seiner zweiten BVB-Saison,
wurde von den Fans gefeiert. "Toller
Hit, dramatisches Ende", titelte der
kicker. Die Bayern fanden es weniger
toll, der frisch von Dortmund nach
München gewechselte Thomas Helmer
behauptete: "Mit elf Mann hätten
wir gewonnen." Olaf Thon war
wütend: "Ich weiß nicht, warum ich
runtergeflogen bin."
2008. Danach sahen sich die
Giganten der Gegenwart
zunächst in zwei Endspielen wieder.
2008 jubelten die Bayern im bereits
am 15. April ausgetragenen Finale
von Berlin, wo sie ihrer Favoritenrolle
nur schwer gerecht wurden.
Der in der Liga abgeschlagene BVB
glich nämlich durch Mladen Petrić
noch in der zweiten Minute der
Nachspielzeit aus. So musste Luca
Toni noch ein zweites Tor (Vorarbeit
Lukas Podolski) erzielen, um Held
des Tages zu werden. Insgesamt
sahen 74.244 Zuschauer im Berliner
Dauerregen die Partie. Die Bayern
hielt das nicht ab, zu feiern. Franck
Ribéry klaute im Überschwang
sogar den Pokal und verschwand im
Sprinttempo vom Podest. Oliver
Kahn schraubte seinen Rekord in die
Höhe, es war bereits sein sechster
und letzter Pokalsieg.
Mazinho schoss, Klos flog, der Ball ging nicht ins Tor. Dortmund kam 1992 eine Runde weiter.
Luca Toni hatte im Finale 2008
mächtig viel um die Ohren.
Der Italiener traf gleich zweimal.
2012 war das Finale von Berlin
am 12. Mai auch so etwas
wie das verkappte Finale um die
Meisterschaft. Die hatte der BVB
kurz zuvor dank eines etwas glücklichen
1:0 gegen die Bayern für sich
entschieden, nun wollten die
Münchner Revanche. Aber schon
nach drei Minuten führte Meister
BVB durch Shinji Kagawa. Arjen
Robben, der in der Liga in Dortmund
einen Elfmeter verschossen
hatte, wagte sich in der 25. Minute
erneut an die Aufgabe – und traf
zum 1:1. Doch wie er litten alle Bayern
unter dem, was dann kam: Der
BVB nutzte in der Folge fast jede
Chance, führte zur Pause durch
einen Foulelfmeter von Mats Hummels
(41.) und einen Treffer von
Robert Lewandowski (45.) schon
3:1. Als Lewandowski in der 58.
Minute erneut traf, war das mit
Hochspannung erwartete Gipfel-treffen des deutschen Fußballs
unerwartet früh entschieden. Dem
Polen gelang sogar noch ein drittes
Tor (81.), dazwischen lag das 4:2
von Ribéry (75.), der diesmal nicht
zu Späßen aufgelegt war.
"Alle Fragen sind beantwortet", sagte
BVB-Trainer Jürgen Klopp stolz
nach dem ersten Dortmunder
Double-Gewinn überhaupt.
Die Bayern, die nie zuvor so viele
Tore in einem Finale kassiert hatten,
waren geschockt. "Das war eine Blamage.
Es gibt eine Mannschaft, die
national derzeit über uns steht. Das
müssen wir respektieren, akzeptieren
und korrigieren", sagte Vorstandschef
Karl-Heinz Rummenigge. Da
trösteten sie sich noch mit der Aussicht
auf das "Finale dahoam" eine
Woche später in der Champions
League gegen Chelsea. Doch auch
das endete mit einer Niederlage.
[bild1]
Die Statistik spricht für Bayern: sechs Spiele, vier Siege, zwei Niederlagen. Zweimal standen sich BVB und FCB auch schon im Finale gegenüber. 2008 gewannen die Münchner, 2012 ging der Titel nach Dortmund. Die gemeinsame DFB-Pokalgeschichte der beiden begann jedoch schon Mitte der 60er-Jahre.
1966. Viel besser konnte das
neue Jahr kaum anfangen
aus Sicht des FC Bayern – und die
Pokalgeschichte mit Borussia Dortmund
auch nicht. Schon in der ersten
Minute schoss Rainer Ohlhauser am
2. Januar 1966 im Stadion an der
Grünwalder Straße das 1:0 gegen den
BVB, zur Freude der 30.000, die am
Tag nach Neujahr schon wieder
Grund zum Feiern hatten. Denn die
Bayern warfen an diesem Tag den
amtierenden Pokalsieger noch in der
Qualifikation, die damals der
1. Hauptrunde mit 32 Mannschaften
vorgeschaltet war, raus.
2:0 hieß es nach 90 Minuten für den
Aufsteiger, es war das erste Bundesligajahr
der Münchner – und
natürlich durfte ein Müller-Tor nicht
fehlen. In der 40. Minute überwand
der spätere "Bomber der Nation"
BVB-Keeper Hans Tilkowski zum
zweiten Mal. Viel mehr Höhepunkte
gab es nicht auf tiefem Boden zu
einer Jahreszeit, in der heute bestenfalls
Hallenfußball gespielt wird.
Da ahnte noch niemand, dass der
neue den alten Pokalsieger abgelöst
hatte. Bayern-Präsident Wilhelm
Neudecker freute sich: "Das
2:0 war die beste Antwort auf eine
Äußerung von Max Merkel in einem
deutschen Sportblatt, wir hätten
bisher nur mit Glück unsere Spiele
gewonnen." Dass sie vor allem
tüchtig waren, bewiesen sie 1966
noch öfter, über Dortmund führte
der Weg der Bayern zum Pokalsieg
(4:2 gegen den MSV Duisburg).
1981. So war es auch im zweiten
von bisher sechs Pokalduellen
im Dezember 1981, damals verloren
sich nur 8000 Zuschauer im
Olympiastadion. Meister Bayern kam
in der 3. Hauptrunde gegen den BVB
zu einem ungefährdeten 4:0, Karl-
Heinz Rummenigge verschoss sogar
noch einen Elfmeter. Das Tor traf er
trotzdem, zum entscheidenden 3:0.
Die Bayern konnten an diesem Tag
sogar die Ausfälle von Paul Breitner
und Dieter Hoeneß verkraften.
Libero Bertram Beierlorzer schoss
sein erstes Tor überhaupt im FCB-Dress,
auch Wolfgang Dremmler und
Wolfgang Kraus schafften es auf die
Anzeigetafel. Borussias Trainer
Branko Zebec hatte viel Grund, sich
über seine Spieler zu ärgern, von
denen "einige in 90 Minuten keinen
Zweikampf gewonnen haben". Wie
1966 gewann Bayern den Pokal, der
BVB war bis dahin ein gutes Omen
für den Rekordmeister.
1992. Die kleine Serie riss im dritten
Anlauf. Am 12. September
1992 trafen sie sich in der
2. Hauptrunde nun erstmals in Dortmund.
Auch nach zwei Stunden (2:2)
stand kein Sieger fest, zehn Bayern
retteten sich nach dem Platzverweis
für Olaf Thon nach einem Gerangel
mit Flemming Povlsen ins Elfmeterschießen.
Von zehn Schützen scheiterte
nur einer – Bayerns Mazinho verfehlte
das Tor. So blieb es dem
heutigen BVB-Sportdirektor Michael
Zorc vorbehalten, das Spiel zu entscheiden.
Trainer Ottmar Hitzfeld, damals in seiner zweiten BVB-Saison,
wurde von den Fans gefeiert. "Toller
Hit, dramatisches Ende", titelte der
kicker. Die Bayern fanden es weniger
toll, der frisch von Dortmund nach
München gewechselte Thomas Helmer
behauptete: "Mit elf Mann hätten
wir gewonnen." Olaf Thon war
wütend: "Ich weiß nicht, warum ich
runtergeflogen bin."
[bild2]
2008. Danach sahen sich die
Giganten der Gegenwart
zunächst in zwei Endspielen wieder.
2008 jubelten die Bayern im bereits
am 15. April ausgetragenen Finale
von Berlin, wo sie ihrer Favoritenrolle
nur schwer gerecht wurden.
Der in der Liga abgeschlagene BVB
glich nämlich durch Mladen Petrić
noch in der zweiten Minute der
Nachspielzeit aus. So musste Luca
Toni noch ein zweites Tor (Vorarbeit
Lukas Podolski) erzielen, um Held
des Tages zu werden. Insgesamt
sahen 74.244 Zuschauer im Berliner
Dauerregen die Partie. Die Bayern
hielt das nicht ab, zu feiern. Franck
Ribéry klaute im Überschwang
sogar den Pokal und verschwand im
Sprinttempo vom Podest. Oliver
Kahn schraubte seinen Rekord in die
Höhe, es war bereits sein sechster
und letzter Pokalsieg.
Mazinho schoss, Klos flog, der Ball ging nicht ins Tor. Dortmund kam 1992 eine Runde weiter.
Luca Toni hatte im Finale 2008
mächtig viel um die Ohren.
Der Italiener traf gleich zweimal.
2012 war das Finale von Berlin
am 12. Mai auch so etwas
wie das verkappte Finale um die
Meisterschaft. Die hatte der BVB
kurz zuvor dank eines etwas glücklichen
1:0 gegen die Bayern für sich
entschieden, nun wollten die
Münchner Revanche. Aber schon
nach drei Minuten führte Meister
BVB durch Shinji Kagawa. Arjen
Robben, der in der Liga in Dortmund
einen Elfmeter verschossen
hatte, wagte sich in der 25. Minute
erneut an die Aufgabe – und traf
zum 1:1. Doch wie er litten alle Bayern
unter dem, was dann kam: Der
BVB nutzte in der Folge fast jede
Chance, führte zur Pause durch
einen Foulelfmeter von Mats Hummels
(41.) und einen Treffer von
Robert Lewandowski (45.) schon
3:1. Als Lewandowski in der 58.
Minute erneut traf, war das mit
Hochspannung erwartete Gipfel-treffen des deutschen Fußballs
unerwartet früh entschieden. Dem
Polen gelang sogar noch ein drittes
Tor (81.), dazwischen lag das 4:2
von Ribéry (75.), der diesmal nicht
zu Späßen aufgelegt war.
"Alle Fragen sind beantwortet", sagte
BVB-Trainer Jürgen Klopp stolz
nach dem ersten Dortmunder
Double-Gewinn überhaupt.
Die Bayern, die nie zuvor so viele
Tore in einem Finale kassiert hatten,
waren geschockt. "Das war eine Blamage.
Es gibt eine Mannschaft, die
national derzeit über uns steht. Das
müssen wir respektieren, akzeptieren
und korrigieren", sagte Vorstandschef
Karl-Heinz Rummenigge. Da
trösteten sie sich noch mit der Aussicht
auf das "Finale dahoam" eine
Woche später in der Champions
League gegen Chelsea. Doch auch
das endete mit einer Niederlage.
2013. In der vergangenen Saison
lösten die Bayern den BVB
als Double-Sieger ab, ganz wesentlich
dabei war das Viertelfinale am 27. Februar
2013 in München. Am Morgen der
Partie sagte Mats Hummels verletzt
ab und ließ über Facebook wissen:
"Oh, wie bitter ist das. Ausgerechnet
heute kann ich nicht dabei sein."
71.000 im Stadion und Millionen vor
den Bildschirmen in 170 übertragenden
Ländern verfolgten die Partie und
sahen in der Allianz Arena das vorweggenommene
Finale – und diesmal
jubelten wieder die Bayern.
Geradezu symbolisch für den
Machtwechsel war das Tor des
Tages durch den Mann, der 2012
gegen den BVB noch zur tragischen
Figur geworden war: Arjen Robben
donnerte den Ball kurz vor der
Halbzeit sehenswert aus 18 Metern
unter die Latte. Dass es nur beim
1:0 blieb, hatte Borussia vor allem
Torwart Roman Weidenfeller zu
verdanken. Die Statistiker zählten
11:3 Chancen pro FC Bayern.
Trainer
Jupp Heynckes bilanzierte: "Wir
waren einen Touch gieriger, wir
wollten den Sieg unbedingt." Im
Finale sahen sie sich in jenem Jahr
dennoch, in Wembley ging es am
25. Mai um die Champions League.
Mit dem 2:1 war Bayerns Revanche
perfekt. Nun sieht man sich also
wieder in Berlin. Neues Spiel, neue
Vorzeichen, neues Glück.