Bayern gegen Bremen: Prägende Momente

Das wichtigste Spiel

8. Mai 2004: FC Bayern München – SV Werder Bremen 1:3
Rund 150.000 Menschen wollten Karten, 63.000 waren letztlich gekommen, in der Hoffnung, ein packendes Meisterfinale zu sehen. Dabei war der Gast Favorit. Werder Bremen dominierte die Saison und war 22 Spiele ungeschlagen, Bayern hatte im letzten Jahr der ersten Ära Hitzfeld Probleme. Sechs Punkte und zwölf Tore betrug der Rückstand auf die Bremer, als diese am 32. Spieltag im Olympiastadion auftauchten. Werder brauchte im Grunde nur noch einen Punkt für den Titel. Bayerns Selbstbewusstsein war jedoch ungebrochen, Uli Hoeneß forderte: "Die müssen wir wegfegen, niedermachen." Jens Jeremies sagte kämpferisch: "Es ist angerichtet." Doch die in der Rückserie ungeschlagenen Bremer demonstrierten, warum sie Erster waren. Das Finale wurde zum Entsetzen des Großteils der 65.000 Zuschauer ein Langweiler: Schon zur Halbzeit stand es 0:3. Ivan Klasnic (18.) nach einem schweren Fehler von Oliver Kahn, Johan Micoud (26.) und Torschützenkönig Ailton (35.) trafen die Bayern bis ins Mark. Das Ehrentor von Roy Makaay (56.) interessierte nur noch Statistiker. Werder-Manager Klaus Allofs frohlockte: "Den Versuch aus München, uns nervös zu machen, haben wir sensationell standgehalten." Die Mannschaft von Trainer Thomas Schaaf wurde somit ausgerechnet im Stadion des Konkurrenten Meister.

Der besondere Moment

23. November 1985: FC Bayern München – SV Werder Bremen 3:1
Das Finale um die Herbstmeisterschaft blieb vor allem wegen seiner Ruppigkeit in Erinnerung. Wobei die Münchner mit schlechtem Beispiel vorangingen. Nach 28 Minuten fällte Libero Klaus Augenthaler den enteilten Rudi Völler, der sich beim Sturz verletzte und bis zum Rückspiel im April mit Adduktorenabriss ausfiel. Augenthaler bekam nur Gelb, Völler verzieh ihm auf dem Krankenbett ("Er hat es sicher nicht mit Absicht getan"). Aber zwischen beiden Vereinen flogen in den folgenden Wochen die Giftpfeile und Klaus Augenthaler erhielt böse Briefe.

Schon in der Halbzeit sagte Werder-Präsident Franz Böhmert zur Mannschaft: "Wir haben nur noch ein Ziel: gesund nach Hause kommen. Sieg oder Punktgewinn sind völlig unwichtig." Meister Bayern hatte sich selbst total unter Druck gesetzt, fürchtete einen Fünf-Punkte-Rückstand (bei Niederlage), "und dabei sind wohl einige übers Ziel hinaus geschossen" (Dieter Hoeneß). Dazu zählte auch der Kommentar von Trainer Udo Lattek: "Wir spielen ja nicht Tischtennis oder Schach."

Lothar Matthäus war nach einem Tritt gegen Bruno Pezzey (44. Minute) vom Platz geflogen. Das löste bei der Mannschaft von Udo Lattek eine Trotzreaktion aus und der eingewechselte Dieter Hoeneß traf zweimal. Am Saisonende wurde Bayern dank der besseren Tordifferenz Meister, auch weil Michael Kutzop im Rückspiel einen Elfmeter an den Pfosten setzte (0:0), den ausgerechnet Rückkehrer Völler herausgeholt hatte. Mit dem Hinspiel von München wurde die jahrelange Rivalität zwischen Bayern und Werder begründet.

Fakten

Heimbilanz: 49-25-26, 125:53 Tore
Bayern gewann die letzten fünf Heimspiele in der Bundesliga bei 26:4 Toren (4:1, 6:1, 5:2, 6:0, 5:0)
Letzter Bremer Punkt in München: 0:0 am 11. September 2010

[um]


Am Freitag (ab 20.30 Uhr, live in der ARD und auf Sky) geht die Bundesliga mit der Begegnung des deutschen Rekordmeisters Bayern München gegen Werder Bremen in die 54. Saison. Beim Nord-Süd-Duell, dem insgesamt 114., ging es in der Vergangenheit oft hoch her. DFB.de wirft einen Blick in die Historie dieses Duells.

Das erste Bundesligaspiel

18. Dezember 1965: FC Bayern München – SV Werder Bremen 3:1
Als alles begann, lagen formal noch Welten zwischen den Hansestädtern als amtierendem Meister und dem noch unbedeutenden Aufsteiger aus dem Süden. Doch wer siegte? Die Bayern – 3:1 nach 0:1. Damit beendeten sie die Vorrunde sensationell als Zweiter. "Kaiser" Franz Beckenbauer selbst sorgte mit einem verwandelten Elfmeter für die Entscheidung, nachdem Sepp Piontek (24.) das erste von mittlerweile 313 Toren in diesem Duell geköpft hatte. Den ersten Bayern-Treffer in dieser Paarung hatte Rainer Ohlhauser (40.) erzielt, die erste Führung war auf das Konto von Dieter Koulmann (48) gegangen. Die Beobachter waren voll des Lobes über die lebhafte Partie auf tiefem Boden vor 20.000 Zuschauern im Stadion an der Grünwalder Straße, selbst der Schiedsrichter schwärmte: "Eines der temporeichsten, von beiden Mannschaften mit höchstem Einsatz geführten, Spiele die ich je leitete." (Willi Thier). Bayern-Trainer Tschik Cajkovski strahlte übers ganze Gesicht: "3:1 gegen Werder – das schönste Weihnachtsgeschenk für mich." Dann gab er den Weihnachtsmann und verteilte 30 Uhren an Spieler und Vereinsangestellte.

Der höchste Heimsieg

12. April 1980: FC Bayern München – SV Werder Bremen 7:0
Nie lagen die beiden Klubs in der Bundesliga leistungsmäßig weiter auseinander als im Frühjahr 1980. Die Bayern standen kurz vor ihrer sechsten Meisterschaft, Werder vor dem ersten Abstieg. Beides ließ sich an diesem 28. Spieltag noch verhindern, aber nach der Partie sprach einiges mehr für Bayerns Titel und Bremens Abstieg. Die entfesselten Bayern feierten gegen desolate Bremer ein Schützenfest, der kicker titelte: "Schießen nach Herzenslust." Dabei stand im Werder-Kasten mit Dieter Burdenski ein Mann, den Jupp Derwall mit zur EM nach Italien nehmen wollte, letztlich nahm er als Nummer zwei aber das Münchner Pendant Walter Junghans mit. Obwohl der sich an diesem Tag kaum auszeichnen konnte – während "Budde" mehr zu tun bekam, als ihm lieb war. Er selbst verursachte mit einem Foul an Dieter Hoeneß den Elfmeter, der den Torhagel eröffnete. Paul Breitner verwandelte eiskalt (27.), Hoeneß (39.) sorgte für den noch normalen 2:0-Pausenstand. Damit wollte sich Werder nicht abfinden, ging aber dermaßen unkontrolliert in die Offensive, dass sich den Bayern Räume boten, die man in der Bundesliga nicht alle Tage bekam. "Wie die Bremer blind drauf los stürmten…grenzte schon an Masochismus", analysierte der kicker.

Norbert Janzon (53.), Nationalstürmer Karl-Heinz Rummenigge (57., 62.), Breitner (65.) und Hoeneß (88.) nutzten die Freiheiten weidlich aus. Am Ende stand ein 7:0, die bis dahin höchste Bremer Bundesliga-Niederlage (1964 in Frankfurt) wurde eingestellt. Bayern-Trainer Pal Csernai war so zufrieden mit seiner Mannschaft, dass er nicht mal auswechselte. Csernai: "Ich hoffe, dass wir alle Freunde des FC Bayern zufrieden gestellt haben." Kollege Fritz Langner machte auf der Pressekonferenz einen zerknirschten Eindruck: "Wir haben natürlich erwartet, dass wir verlieren. Aber dass wir so eingehen würden, hatten wir nicht gedacht." Torwart Burdenski ahnte schon: "Das gibt der Mannschaft einen moralischen Knacks." Werder holt in den kommenden sechs Partien nur noch zwei Punkte und steigt ab, während Bayern nur noch zwei abgibt und Meister wird.

Der höchste Auswärtssieg

20. September 2008: FC Bayern München – SV Werder Bremen 2:5
Es gibt Leute, die noch heute davon überzeigt sind, diese Partie sei der Anfang vom Ende des Bayern-Trainers Jürgen Klinsmann gewesen. Dabei war es erst seine fünfte in der Bundesliga, aber eine dermaßen derbe Heimschlappe ausgerechnet zur Wiesn – das hinterlässt Spuren bei echten Bayern-Fans. Vor allem die Art und Weise! In der Allianz Arena drohte ein historisches Debakel, as Markus Rosenberg in der 67. Minute das 0:5 erzielte. Zwei Tore fehlten noch zur höchsten Bundesliga-Niederlage der Münchner, die auch 2008 als Meister in die Saison gegangen waren. An diesem Tag aber waren sie Lehrlinge, erhielten eine Lektion nach der anderen. Rosenberg hatte die Jagd aufs Bayern-Tor eröffnet (30.), Naldo (45.) sorgte für Ernüchterung im ausverkauften Rund beim Pausengespräch.

Mesut Özils 0:3 (54.) war schon die Entscheidung gegen taumelnde Bayern, obwohl Klinsmann zur zweiten Hälfte zwei Neue gebracht hatte: Massimo Oddo und Tim Borowski. Es änderte sich nichts, Ex-Bayer Claudio Pizarro erhöhte auf 0:4 (59.), dann kam Rosenbergs zweiter Streich. Erst jetzt gaben die Bremer Ruhe und ihr Ex-Kollege Borowski kam noch zu zwei Treffern (71., 85.), die für ein etwas erträglicheres Ergebnis aus Münchner Sicht sorgten. Mehr nicht. Die erste Niederlage der Klinsmann-Zeit, eine Ära war es nicht, löste ein mittleres Erdbeben aus. Ehrenpräsident Franz Beckenbauer sprach von einer "Blamage", der kicker von einem "Debakel" und die FAZ lästerte: "Bayern wie eine Wiesn-Mannschaft". Klinsmann gab zu, "am Boden" zu sein, suchte dennoch das Positive: "Als Trainer lernt man aus Niederlagen am meisten." Bis zu seiner Entlassung im April 2009 durfte er noch eine Menge lernen. Während Bayern eine seltene Saison ohne Titelgewinne verbuchte, wurde Werder Pokalsieger. Am Rande der Partie wurde bekannt, dass Manager Uli Hoeneß im November 2009 Bayern-Präsident werden und seinen alten Posten nach 30 Jahren abgeben würde. Aber das spielte am Tag des verpatzten Wiesn-Auftakts keine Rolle.

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Das wichtigste Spiel

8. Mai 2004: FC Bayern München – SV Werder Bremen 1:3
Rund 150.000 Menschen wollten Karten, 63.000 waren letztlich gekommen, in der Hoffnung, ein packendes Meisterfinale zu sehen. Dabei war der Gast Favorit. Werder Bremen dominierte die Saison und war 22 Spiele ungeschlagen, Bayern hatte im letzten Jahr der ersten Ära Hitzfeld Probleme. Sechs Punkte und zwölf Tore betrug der Rückstand auf die Bremer, als diese am 32. Spieltag im Olympiastadion auftauchten. Werder brauchte im Grunde nur noch einen Punkt für den Titel. Bayerns Selbstbewusstsein war jedoch ungebrochen, Uli Hoeneß forderte: "Die müssen wir wegfegen, niedermachen." Jens Jeremies sagte kämpferisch: "Es ist angerichtet." Doch die in der Rückserie ungeschlagenen Bremer demonstrierten, warum sie Erster waren. Das Finale wurde zum Entsetzen des Großteils der 65.000 Zuschauer ein Langweiler: Schon zur Halbzeit stand es 0:3. Ivan Klasnic (18.) nach einem schweren Fehler von Oliver Kahn, Johan Micoud (26.) und Torschützenkönig Ailton (35.) trafen die Bayern bis ins Mark. Das Ehrentor von Roy Makaay (56.) interessierte nur noch Statistiker. Werder-Manager Klaus Allofs frohlockte: "Den Versuch aus München, uns nervös zu machen, haben wir sensationell standgehalten." Die Mannschaft von Trainer Thomas Schaaf wurde somit ausgerechnet im Stadion des Konkurrenten Meister.

Der besondere Moment

23. November 1985: FC Bayern München – SV Werder Bremen 3:1
Das Finale um die Herbstmeisterschaft blieb vor allem wegen seiner Ruppigkeit in Erinnerung. Wobei die Münchner mit schlechtem Beispiel vorangingen. Nach 28 Minuten fällte Libero Klaus Augenthaler den enteilten Rudi Völler, der sich beim Sturz verletzte und bis zum Rückspiel im April mit Adduktorenabriss ausfiel. Augenthaler bekam nur Gelb, Völler verzieh ihm auf dem Krankenbett ("Er hat es sicher nicht mit Absicht getan"). Aber zwischen beiden Vereinen flogen in den folgenden Wochen die Giftpfeile und Klaus Augenthaler erhielt böse Briefe.

Schon in der Halbzeit sagte Werder-Präsident Franz Böhmert zur Mannschaft: "Wir haben nur noch ein Ziel: gesund nach Hause kommen. Sieg oder Punktgewinn sind völlig unwichtig." Meister Bayern hatte sich selbst total unter Druck gesetzt, fürchtete einen Fünf-Punkte-Rückstand (bei Niederlage), "und dabei sind wohl einige übers Ziel hinaus geschossen" (Dieter Hoeneß). Dazu zählte auch der Kommentar von Trainer Udo Lattek: "Wir spielen ja nicht Tischtennis oder Schach."

Lothar Matthäus war nach einem Tritt gegen Bruno Pezzey (44. Minute) vom Platz geflogen. Das löste bei der Mannschaft von Udo Lattek eine Trotzreaktion aus und der eingewechselte Dieter Hoeneß traf zweimal. Am Saisonende wurde Bayern dank der besseren Tordifferenz Meister, auch weil Michael Kutzop im Rückspiel einen Elfmeter an den Pfosten setzte (0:0), den ausgerechnet Rückkehrer Völler herausgeholt hatte. Mit dem Hinspiel von München wurde die jahrelange Rivalität zwischen Bayern und Werder begründet.

Fakten

Heimbilanz: 49-25-26, 125:53 Tore
Bayern gewann die letzten fünf Heimspiele in der Bundesliga bei 26:4 Toren (4:1, 6:1, 5:2, 6:0, 5:0)
Letzter Bremer Punkt in München: 0:0 am 11. September 2010

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