Bayer gegen Bayern: Hattricks und Fairplay

Werkself gegen Rekordmeister: Wenn Bayer Leverkusen am Samstag (ab 18.30 Uhr, live bei Sky) den FC Bayern München empfängt, träumen die Leverkusener Fans von den Dreierpacks von Ulf Kirsten und Arne-Larsen Ökland. Doch in der Bilanz hatten die Bayern meist die Nase vorn, bleibt das auch an diesem 20. Bundesliga-Spieltag so? DFB.de blickt zurück auf die prägnantesten Spiele am Rhein.

Erstes Duell: Am 23. Mai 1963 kam es zum ersten Treffen. In Leverkusen und in Freundschaft. Die Bayern gewannen mit 3:2, alle Tore fielen nach der Pause. Das Sport Magazin druckte zwar einen kurzen Bericht, verschwieg aber sämtliche Torschützen. Immerhin wurde vermeldet: "Bayern München hatte den Erfolg durch die größere Entschlossenheit des Angriffs verdient."

Bundesliga-Premiere: Bayern München war der allererste Bundesliga-Gegner von Bayer Leverkusen, das 1979 aufstieg. Gleich zur Premiere musste der Aufsteiger am 11. August ins Münchner Olympiastadion und kam beim kommenden Meister noch glimpflich davon – die Bayern führten nach einer Stunde durch Tore von Bernd Dürnberger, Karlheinz Rummenigge und Norbert Janzon mit 3:0. "Bayern tanzten nur eine Halbzeit", titelte die Münchner TZ. Das erste Leverkusener Bundesliga-Tor erzielte Dietmar Demuth per Elfmeter zum 3:1-Endstand. Im Rückspiel am 19. Januar 1980 stand Demuth nach einem Handspiel von Gäste-Libero Hans Weiner wieder am Elfmeterpunkt und wieder hatte Walter Junghans das Nachsehen. Diesmal war es folgenreicher, es blieb das Tor des Tages und Herbstmeister FC Bayern verlor Spiel und Tabellenführung. 20.000 Zuschauer im Ulrich-Haberland-Stadion feierten die Elf von Trainer Willibert Kremer. Der langjährige Heynckes-Assistent Franz-Peter Hermann, der für beide Klubs arbeitete, neutralisierte Bayern-Kapitän Paul Breitner, der süßsauer kommentierte: "Das neue Jahr fängt ja heiter an." Trainer Pal Csernai wollte keine Ausreden gelten lassen: "Der Platz war in Ordnung, man konnte Fußball spielen."

Der höchste Heimsieg: Immerhin dreimal glückte Leverkusen ein Heimsieg mit einem Drei-Tore-Vorsprung, aber am 9. März 1997 fielen die meisten Tore und schon zur Pause schien alles entschieden. Die Bayern kamen als Tabellenführer zum Dritten und hatten – typisch in der Trapattoni-Zeit – die wenigsten Gegentore. Zu den 17 kamen an diesem 21. Spieltag jedoch gleich fünf dazu, und das in Zeiten eines Oliver Kahn. Der hatte schon früh Grund zu toben, denn der spätere Münchner Paulo Sergio traf bereits in der dritten Minute. René Rydlewicz (37.) und Markus Feldhoff (43.) sorgten für einen schier sensationellen Pausenstand von 3:0 für die Elf von Christoph Daum. Der beruhigte gemeinsam mit Manager Reiner Calmund die eigenen Fans, die Kahn übermütig mit Sitzkissen beworfen hatten. Bayern-Präsident Franz Beckenbauer nannte die Vorstellung seines Teams "desolat" und warnte: "Die müssen aufpassen, dass sie nicht untergehen." Doch kampflos gab sich der Rekord-Meister nicht geschlagen. Christian Nerlinger (64.) verkürzte und Mario Basler (71.) machte die Partie mit einem für ihn typischen Freistoßtor nochmal spannend. Nun kam der größte Auftritt in der Karriere des Stürmer-Talents Markus Feldhoff, der Ulf Kirsten vertrat und seinem ersten Treffer noch zwei folgen ließ (80., 84.). Das Stadion verwandelte sich in eine Kapelle und der sonst so laute Daum in ein Lamm: "Es waren wieder drei Punkte für den UEFA-Cup. Mehr nicht." Dabei fehlten nur noch zwei zu Platz eins. Den verloren die Bayern an diesem schwarzen Sonntag an Borussia Dortmund – wieder mal nach einer Pleite in Leverkusen.



Werkself gegen Rekordmeister: Wenn Bayer Leverkusen am Samstag (ab 18.30 Uhr, live bei Sky) den FC Bayern München empfängt, träumen die Leverkusener Fans von den Dreierpacks von Ulf Kirsten und Arne-Larsen Ökland. Doch in der Bilanz hatten die Bayern meist die Nase vorn, bleibt das auch an diesem 20. Bundesliga-Spieltag so? DFB.de blickt zurück auf die prägnantesten Spiele am Rhein.

Erstes Duell: Am 23. Mai 1963 kam es zum ersten Treffen. In Leverkusen und in Freundschaft. Die Bayern gewannen mit 3:2, alle Tore fielen nach der Pause. Das Sport Magazin druckte zwar einen kurzen Bericht, verschwieg aber sämtliche Torschützen. Immerhin wurde vermeldet: "Bayern München hatte den Erfolg durch die größere Entschlossenheit des Angriffs verdient."

Bundesliga-Premiere: Bayern München war der allererste Bundesliga-Gegner von Bayer Leverkusen, das 1979 aufstieg. Gleich zur Premiere musste der Aufsteiger am 11. August ins Münchner Olympiastadion und kam beim kommenden Meister noch glimpflich davon – die Bayern führten nach einer Stunde durch Tore von Bernd Dürnberger, Karlheinz Rummenigge und Norbert Janzon mit 3:0. "Bayern tanzten nur eine Halbzeit", titelte die Münchner TZ. Das erste Leverkusener Bundesliga-Tor erzielte Dietmar Demuth per Elfmeter zum 3:1-Endstand. Im Rückspiel am 19. Januar 1980 stand Demuth nach einem Handspiel von Gäste-Libero Hans Weiner wieder am Elfmeterpunkt und wieder hatte Walter Junghans das Nachsehen. Diesmal war es folgenreicher, es blieb das Tor des Tages und Herbstmeister FC Bayern verlor Spiel und Tabellenführung. 20.000 Zuschauer im Ulrich-Haberland-Stadion feierten die Elf von Trainer Willibert Kremer. Der langjährige Heynckes-Assistent Franz-Peter Hermann, der für beide Klubs arbeitete, neutralisierte Bayern-Kapitän Paul Breitner, der süßsauer kommentierte: "Das neue Jahr fängt ja heiter an." Trainer Pal Csernai wollte keine Ausreden gelten lassen: "Der Platz war in Ordnung, man konnte Fußball spielen."

Der höchste Heimsieg: Immerhin dreimal glückte Leverkusen ein Heimsieg mit einem Drei-Tore-Vorsprung, aber am 9. März 1997 fielen die meisten Tore und schon zur Pause schien alles entschieden. Die Bayern kamen als Tabellenführer zum Dritten und hatten – typisch in der Trapattoni-Zeit – die wenigsten Gegentore. Zu den 17 kamen an diesem 21. Spieltag jedoch gleich fünf dazu, und das in Zeiten eines Oliver Kahn. Der hatte schon früh Grund zu toben, denn der spätere Münchner Paulo Sergio traf bereits in der dritten Minute. René Rydlewicz (37.) und Markus Feldhoff (43.) sorgten für einen schier sensationellen Pausenstand von 3:0 für die Elf von Christoph Daum. Der beruhigte gemeinsam mit Manager Reiner Calmund die eigenen Fans, die Kahn übermütig mit Sitzkissen beworfen hatten. Bayern-Präsident Franz Beckenbauer nannte die Vorstellung seines Teams "desolat" und warnte: "Die müssen aufpassen, dass sie nicht untergehen." Doch kampflos gab sich der Rekord-Meister nicht geschlagen. Christian Nerlinger (64.) verkürzte und Mario Basler (71.) machte die Partie mit einem für ihn typischen Freistoßtor nochmal spannend. Nun kam der größte Auftritt in der Karriere des Stürmer-Talents Markus Feldhoff, der Ulf Kirsten vertrat und seinem ersten Treffer noch zwei folgen ließ (80., 84.). Das Stadion verwandelte sich in eine Kapelle und der sonst so laute Daum in ein Lamm: "Es waren wieder drei Punkte für den UEFA-Cup. Mehr nicht." Dabei fehlten nur noch zwei zu Platz eins. Den verloren die Bayern an diesem schwarzen Sonntag an Borussia Dortmund – wieder mal nach einer Pleite in Leverkusen.

###more###

Der höchste Auswärtssieg:Uli Hoeneß gab sich erst gar keine Mühe, seine Schadenfreude zu verbergen. „Stuttgart hat verloren, Stuttgart hat verloren“ hörte man ihn am 21.1.1984 im Haberland-Stadion jubilieren. Somit wurde ein schöner Fußball-Tag zu einem perfekten für die Bayern, die sich durch ein 5:1 in Leverkusen auch dank des Ausrutschers des Herbstmeisters die Spitze zurückeroberten. Meisterlich war ihr Auftreten allemal in Leverkusen, wo sie in den ersten vier Jahren erst einmal gewonnen hatten. Es lag, Fußballer sind ja abergläubisch, angeblich auch an Udo Latteks Tochter Sabine, die vor Ort war und dem Vater zurief: „Siehst Du, es bringt Dir doch Glück, wenn wir dabei sind.“

Dabei hatte es wenig mit Glück zu tun, was die Bayern im Westen der Republik boten. Zwischen der 26. und der 69. Minute schossen sie eine 5:0-Führung heraus, an deren Berechtigung keiner zweifelte. Der „große“ und der „kleine“ Rummenigge sorgten für drei Tore, wobei Karl-Heinz zwei davon erzielte. Wolfgang Grobe und Hansi Pflügler überwanden Rüdiger Vollborn ebenfalls und erst als alles gelaufen war, trafen auch die Schützlinge von Ex-Bayern-Coach Dettmar Cramer – durch Wolfgang Vöge. „Für einen solchen Sieg müsste es doch eigentlich drei Punkte geben“, war Nationalspieler Wolfgang Dremmler seiner Zeit schon voraus. Dabei gaben auch die Bayern zu, dass erst ein grober Fehler von Vollborn Rummenigges 0:1 per Kopf und damit die Leistungs-Explosion der Gäste auslöste. Für Leverkusen war es die erste Heimniederlage nach 14 Monaten, für Bayern der höchste Sieg in diesem Stadion. Bis heute.

Der besondere Moment: Erst zum zweiten Mal in seiner Bundesliga-Historie empfing Bayer 04 Leverkusen den FC Bayern München. Das Ulrich-Haberland-Stadion meldete an diesem Samstag, dem 7. März 1981, Rekordbesuch (16.000), aber keineswegs ausverkauft. Ein volles Haus war damals noch keine Selbstverständlichkeit. Pal Csernai bot alle Stars jener Epoche, der man später das Etikett der "Breitnigge-Zeit" anhaftete, auf. Die Nationalspieler Paul Breitner und Karl-Heinz Rummenigge verkörperten Weltklasse und regierten den FC Bayern in den frühen Achtzigern. Und Leverkusen? Eine Ansammlung von Namenlosen. Nur Thomas Hörster sollte es viele Jahre später zum Nationalspieler bringen, mit Dieter Herzog saß noch ein gealterter Weltmeister von 1974 auf der Bank. Zehn Deutsche und ein Ausländer trugen das Trikot der Werkself, völlig normal in diesen Zeiten. Mehr als zwei Legionäre erlaubten die Statuten nicht. Aber der Exot, für den Bayer im Sommer 200.000 D-Mark hingelegt hatte um ihn vom FK Bryne aus Norwegen auszulösen, war sein Geld wert. Spätestens seit jenem Samstag, als die Fußballwelt Arne-Larsen Ökland kennen lernen sollte. Schlagartig wurde er berühmt. Binnen 24 Minuten schoss der Norweger unter den Augen seines eigens angereisten Nationaltrainers gegen desolat verteidigende Bayern drei Tore und damit einen klassischen Hattrick. Nach 24 Minuten stand es schon 3:0 – erbost wechselte Csernai beide Innenverteidiger aus und stellte Klaus Augenthaler und Jan-Einar Aas, der noch am selben Tag verkauft wurde, an den Pranger.

Ökland dagegen stand noch lange im Rampenlicht – aber durch ein Tor, das nicht zählte. Durch ein absolutes Bundesliga-Novum, das ihm den Fairplay-Preis der FIFA eingebracht hätte, wenn es den schon gegeben hätte. Es lief die 72. Minute, als etwas geschah "was es in der Bundesliga so noch nie gegeben hat", wie ARD-Kommentator Fritz von Thurn und Taxis sagte. Wieder einmal kam von rechts eine Flanke von Wolfgang Vöge vor das Bayern-Tor und Ökland war schneller als sein Widersacher. Aus kurzer Distanz schoss er den Ball ans Außennetz, das sich kräftig beulte. Die Zuschauer auf der Tribüne jubelten und auch Schiedsrichter Werner Horeis hatte aus seiner Perspektive den Eindruck, der Ball sei im Tor gewesen. Er zeigte zur Mitte, wo alsbald auch der Ball zum Wiederanstoß lag. Doch die Bayern-Leader Breitner und Rummenigge protestierten so heftig, dass Ökland das Gewissen plagte. Der 26-Jährige ging zu Horeis und will ihm gesagt haben: "Ich will Ihnen helfen, weil Sie so gut gepfiffen haben. Es war kein Tor, ich habe nur das Außennetz getroffen." Horeis drückte Ökland dankbar die Hand und annullierte das Tor. Rummenigge schüttelte den Kopf, bedankte sich dann aber auch bei Ökland, der hinterher natürlich von der Presse umringt war. "Wenn es kein Tor war, muss ich das auch sagen", sagte er Ungewöhnliches für Reporterohren, die solche Sätze im harten Bundesligageschäft wohl noch nie gehört hatten. Natürlich kam dann die Frage auf, ob er auch beim Stande von 0:0 auf sein Tor verzichtet hätte. "Doch, ich glaube schon", sagte Ökland. Das Medien-Echo war gewaltig. "Seit Samstag darf man wieder an die Fairness in der Bundesliga glauben", schrieb etwa die Münchner TZ. Und Schiedsrichter Horeis lobte: "Ich habe Hochachtung vor einem Spieler, der so wie Ökland handelt."

Ein besonderer Tag war auch der 30. November 1997, als Bayer nach dem Platzverweis gegen Christian Wörns (33.) in Unterzahl 0:2 zurücklag und noch 4:2 gewann. Auch da gab es einen Dreifachschützen: Ulf Kirsten glückte der erste Hattrick eines Spielers, dessen Elf keine mehr war.

###more###

Das wichtigste Spiel: Am 5. Mai 2001 kamen die Bayern als Zweiter nach Leverkusen, das auf Platz vier ebenfalls noch Titelchancen hatte. Fünf Teams hatten reelle Titelchancen. Hinterher sind es nur noch zwei – Schalke und die punktgleichen Bayern. Dass sie im Rennen blieben, verdankten sie Joker Roque Santa Cruz, der in der 87. Minute das einzige Tor des Tages köpft. Dabei wäre auch ein Remis verdient gewesen. Trainer Ottmar Hitzfeld stellte fest: "Ein Pflichtspiel, wenn man Deutscher Meister werden will.“ Wie wahr - ohne dieses Tor des 19-jährigen Paraguayers nach Effenberg-Vorlage wären die Bayern zwei Wochen später nicht Meister geworden.

Serien und Fakten:

Leverkusen verlor nur eins der letzten sechs Heimspiele (1:2 am 16.3. 2013).

Trotzdem ist die Heimbilanz negativ (13-8-15).

Gesamtbilanz Bundesliga: 16-14-43, 87:139 Tore.

Wichtigstes Spiel außerhalb der Bundesliga: Am 4. März 2009 trafen sich die Klubs zum DFB-Pokalviertelfinale in Düsseldorf, wohin Leverkusen wegen des Stadionumbaus ausweichen musste. Was in der Liga ein Problem war (kein Sieg in sieben Spielen), erwies sich im Pokal nicht als Nachteil. Auch in der zweiten Heimat war Leverkusen im Vorteil und fegte die von Jürgen Klinsmann gecoachten Münchner nach torloser Halbzeit mit 4:2 aus dem Pokal. Unter den Torschützen auch der heutige Münchner Arturo Vidal. Das Pokalaus vor 50.500 Zuschauern war der Anfang vom Ende des Bayern-Trainers Jürgen Klinsmann.