Baum und der Augsburger Aufschwung: Ausbildung mit Einheitlichkeit

Schaut man sich die Tabellen der Süd/Südwest-Staffel in der A- und B-Junioren-Bundesliga an, muss man bei der Suche nach dem FC Augsburg nicht weit nach unten blicken. Die U 19 rangiert als Neuling überraschend auf Platz zwei hinter Mitaufsteiger 1. FC Kaiserslautern, die Augsburger U 17 ist Tabellenführer. Beides sehr zur Freude von Manuel Baum, der seit Sommer 2014 Cheftrainer Nachwuchs beim FCA ist. In dieser Funktion ist der 37-Jährige bis hinunter zur U 10 für alle Juniorenteams verantwortlich. Als Trainer war der Realschul- und Fußball-Lehrer unter anderem schon in der 3. Liga für die SpVgg Unterhaching gemeinsam mit Claus Schromm tätig.

Im aktuellen DFB.de-Interview spricht Manuel Baum mit Mitarbeiter Thomas Ziehn über seinen Wochenablauf, die einheitliche Spielidee beim FCA und die nächsten Ziele.

DFB.de: Die U 19 als Aufsteiger auf Rang zwei, die U 17 Tabellenführer: Kann gerade irgendetwas ihre Laune verderben, Herr Baum?

Manuel Baum: Wir sind alle, von Trainer und Spielern bis hin zu unserem Präsidenten Klaus Hofmann und Sport-Geschäftsführer Stefan Reuter, sehr glücklich über diese Momentaufnahme. Abheben werden wir aber ganz sicher nicht. Wir bleiben demütig.

DFB.de: Wo liegen die Gründe dafür, dass es bei zwei der Aushängeschilder des Nachwuchsbereiches so gut läuft?

Baum: Die sind in der Vergangenheit zu suchen. Vor einigen Jahren hatten der ehemalige Präsident Walther Seinsch, sein Nachfolger Klaus Hofmann und Stefan Reuter den Startschuss gegeben. Im ersten Schritt sollte die erste Mannschaft in die Bundesliga aufsteigen, im zweiten Schritt der Nachwuchs gestärkt werden. Hofmann hat es so formuliert: In einigen Jahren möchte er bei einer Augsburger Bundesliga-Partie in der Fankurve stehen und vier Spieler, die seit der D-Jugend für den FCA aktiv ist, beobachten können.

DFB.de: Wie nah sind Sie als Cheftrainer Nachwuchs an den A- und B-Junioren dran?

Baum: Wir haben beim FC Augsburg eine übergeordnete Spielidee. Die wird vom Verein vorgegeben. Es ist die Aufgabe der Trainer, sie für ihre Mannschaften anzupassen. Wir stehen dafür im ständigen Austausch.

DFB.de: Wie sieht die Spielidee genau aus?

Baum: Wir wollten von der U 10 bis hoch zu den Profis einen roten Faden einführen und festigen. Grob gesagt geht es darum, bei Ballbesitz flexibel sein und zielstrebig den Weg zum Tor zu suchen. Bei einem Ballverlust wollen wir schnell umschalten und versuchen, den Ball zügig zurückzuerobern. Befindet sich der Gegner in Ballbesitz, versuchen wir, durch ein aggressives und variables Pressing den Ball zu erobern. Nach der Balleroberung wollen wir schnell in Richtung gegnerisches Tor umschalten.

DFB.de: Warum hatten Sie sich dafür entschieden?

Baum: Es geht zum einen darum, nach außen mit allen Mannschaften zu zeigen, wofür der FC Augsburg steht. Die Wahrscheinlichkeit, irgendwann vier oder mehr Spieler aus dem eigenen Nachwuchs bei einer Bundesliga-Begegnung zu sehen, erschien den Verantwortlichen mit der Einheitlichkeit am ehesten erreichbar. Schon zu meiner Zeit bei der SpVgg Unterhaching hatte ich ähnlich gearbeitet. So kamen der FCA und ich auch zusammen.

DFB.de: Ist der Rahmen, den Sie den Trainern vorgeben, nicht manchmal ein wenig zu eng?

Baum: Die Annahme haben nicht wenige. Wir halten aber nicht nur strikt an unserer Idee fest, sondern passen sie immer wieder neu an. Die Ideen und Impulse gehen nicht nur von mir aus, sondern auch von den Trainern und der Sportlichen Leitung des Lizenzbereichs.

DFB.de: Kümmern Sie sich nur um das Sportliche?

Baum: Bei uns im Nachwuchsleistungszentrum gibt es eine Doppelspitze. Roy Stapelfeld ist für den kaufmännisch-organisatorischen Teil verantwortlich, ich für das Sportliche.

DFB.de: Gibt es einen typischen Tagesablauf bei Ihrem Job?

Baum: Es gibt zumindest klare Abläufe während einer Woche. An den Wochenenden versuche ich, so viele Spiele wie möglich zu sehen. Der Montag gehört dann meistens der Nachbereitung. Außerdem bekomme ich die Wochentrainingspläne auf den Tisch, die ich mit den Trainern durchgehe. In der Wochenmitte tauschen wir uns unter anderem über einzelne Spieler aus. Schließlich ist eine unserer wichtigsten Aufgaben, Spieler für ganz oben zu entwickeln. Dafür tausche ich mich in der Regel täglich mit Stefan Reuter und der ersten Mannschaft aus. Ab Donnerstag geht es dann an die Spielvorbereitung.

DFB.de: Als Trainer waren Sie unter anderem in der 3. Liga bei der SpVgg Unterhaching tätig. Vermissen Sie das manchmal?

Baum: Ich bin gerade in der glücklichen Situation, dass ich genau deshalb enorm viele Erfahrungen sammle, weil ich nicht nur eine Mannschaft betreue, sondern ein Auge auf mehrere Teams gleichzeitig habe.

DFB.de: Was sind Ihre nächsten Ziele mit dem Nachwuchs des FCA?

Baum: Mit nahezu allen Mannschaften gehen wir in den höchstmöglichen Ligen an den Start. Das wollen wir beibehalten und stabilisieren. Außerdem ist es entscheidend, Qualität für die Bundesligaprofis zu erzeugen. Dabei wollen wir die Spieler bereits in der U 10 oder U 11 bei uns haben und nicht erst später zu uns holen. Erreichen wollen wir das mit gut ausgebildeten Trainern und möglichst wenig Fluktuation.

DFB.de: Welche Rolle spielt die U 23, die bei einigen Klubs bereits abgeschafft wurde?

Baum: Für uns ist sie nach wie vor sehr wichtig, gehört ebenfalls zum Nachwuchsbereich. Rekonvaleszenten aus dem Profibereich können in der Regionalliga Bayern Praxis sammeln, U 19-Spieler ihre ersten Schritte bei den Senioren machen.

DFB.de: In welchen Bereichen sehen Sie Luft nach oben?

Baum: Ganz ehrlich: Riesenbaustellen fallen mir da nicht ein. Zuletzt haben wir mit dem Ausbau des Fahrservices einen wichtigen Schritt getan, der dazu geführt hat, dass wir die Kaderqualität noch einmal erhöhen konnten. Am Trainingsfeld wird aktuell gearbeitet. Wir freuen uns auf die Fertigstellung. Dann stehen uns fünf große Plätze zur Verfügung.

DFB.de: Mit welchen Vereinen müssen Sie sich beim Kampf um Talente in erster Linie auseinandersetzen?

Baum: Das ist nicht auf einige wenige Klubs aus der Region wie Branchenführer FC Bayern München oder VfB Stuttgart beschränkt. Auch RB Leipzig gehört zum Beispiel zu den Mitbewerbern. Für uns ist wichtig, dass unsere Spieler merken, wieviel sie uns wert sind. Wir arbeiten mit ihnen, bei uns können sie sich entwickeln - und werden nicht sofort ausgetauscht, wenn es vielleicht einmal hakt. Nicht nur weil ich Realschullehrer bin, legen wir auch viel Wert auf die schulische Ausbildung. Unter dem Strich wollen wir, dass sich unsere Spieler bei uns wohl fühlen und Spaß haben.

[mspw]

Schaut man sich die Tabellen der Süd/Südwest-Staffel in der A- und B-Junioren-Bundesliga an, muss man bei der Suche nach dem FC Augsburg nicht weit nach unten blicken. Die U 19 rangiert als Neuling überraschend auf Platz zwei hinter Mitaufsteiger 1. FC Kaiserslautern, die Augsburger U 17 ist Tabellenführer. Beides sehr zur Freude von Manuel Baum, der seit Sommer 2014 Cheftrainer Nachwuchs beim FCA ist. In dieser Funktion ist der 37-Jährige bis hinunter zur U 10 für alle Juniorenteams verantwortlich. Als Trainer war der Realschul- und Fußball-Lehrer unter anderem schon in der 3. Liga für die SpVgg Unterhaching gemeinsam mit Claus Schromm tätig.

Im aktuellen DFB.de-Interview spricht Manuel Baum mit Mitarbeiter Thomas Ziehn über seinen Wochenablauf, die einheitliche Spielidee beim FCA und die nächsten Ziele.

DFB.de: Die U 19 als Aufsteiger auf Rang zwei, die U 17 Tabellenführer: Kann gerade irgendetwas ihre Laune verderben, Herr Baum?

Manuel Baum: Wir sind alle, von Trainer und Spielern bis hin zu unserem Präsidenten Klaus Hofmann und Sport-Geschäftsführer Stefan Reuter, sehr glücklich über diese Momentaufnahme. Abheben werden wir aber ganz sicher nicht. Wir bleiben demütig.

DFB.de: Wo liegen die Gründe dafür, dass es bei zwei der Aushängeschilder des Nachwuchsbereiches so gut läuft?

Baum: Die sind in der Vergangenheit zu suchen. Vor einigen Jahren hatten der ehemalige Präsident Walther Seinsch, sein Nachfolger Klaus Hofmann und Stefan Reuter den Startschuss gegeben. Im ersten Schritt sollte die erste Mannschaft in die Bundesliga aufsteigen, im zweiten Schritt der Nachwuchs gestärkt werden. Hofmann hat es so formuliert: In einigen Jahren möchte er bei einer Augsburger Bundesliga-Partie in der Fankurve stehen und vier Spieler, die seit der D-Jugend für den FCA aktiv ist, beobachten können.

DFB.de: Wie nah sind Sie als Cheftrainer Nachwuchs an den A- und B-Junioren dran?

Baum: Wir haben beim FC Augsburg eine übergeordnete Spielidee. Die wird vom Verein vorgegeben. Es ist die Aufgabe der Trainer, sie für ihre Mannschaften anzupassen. Wir stehen dafür im ständigen Austausch.

DFB.de: Wie sieht die Spielidee genau aus?

Baum: Wir wollten von der U 10 bis hoch zu den Profis einen roten Faden einführen und festigen. Grob gesagt geht es darum, bei Ballbesitz flexibel sein und zielstrebig den Weg zum Tor zu suchen. Bei einem Ballverlust wollen wir schnell umschalten und versuchen, den Ball zügig zurückzuerobern. Befindet sich der Gegner in Ballbesitz, versuchen wir, durch ein aggressives und variables Pressing den Ball zu erobern. Nach der Balleroberung wollen wir schnell in Richtung gegnerisches Tor umschalten.

DFB.de: Warum hatten Sie sich dafür entschieden?

Baum: Es geht zum einen darum, nach außen mit allen Mannschaften zu zeigen, wofür der FC Augsburg steht. Die Wahrscheinlichkeit, irgendwann vier oder mehr Spieler aus dem eigenen Nachwuchs bei einer Bundesliga-Begegnung zu sehen, erschien den Verantwortlichen mit der Einheitlichkeit am ehesten erreichbar. Schon zu meiner Zeit bei der SpVgg Unterhaching hatte ich ähnlich gearbeitet. So kamen der FCA und ich auch zusammen.

DFB.de: Ist der Rahmen, den Sie den Trainern vorgeben, nicht manchmal ein wenig zu eng?

Baum: Die Annahme haben nicht wenige. Wir halten aber nicht nur strikt an unserer Idee fest, sondern passen sie immer wieder neu an. Die Ideen und Impulse gehen nicht nur von mir aus, sondern auch von den Trainern und der Sportlichen Leitung des Lizenzbereichs.

DFB.de: Kümmern Sie sich nur um das Sportliche?

Baum: Bei uns im Nachwuchsleistungszentrum gibt es eine Doppelspitze. Roy Stapelfeld ist für den kaufmännisch-organisatorischen Teil verantwortlich, ich für das Sportliche.

DFB.de: Gibt es einen typischen Tagesablauf bei Ihrem Job?

Baum: Es gibt zumindest klare Abläufe während einer Woche. An den Wochenenden versuche ich, so viele Spiele wie möglich zu sehen. Der Montag gehört dann meistens der Nachbereitung. Außerdem bekomme ich die Wochentrainingspläne auf den Tisch, die ich mit den Trainern durchgehe. In der Wochenmitte tauschen wir uns unter anderem über einzelne Spieler aus. Schließlich ist eine unserer wichtigsten Aufgaben, Spieler für ganz oben zu entwickeln. Dafür tausche ich mich in der Regel täglich mit Stefan Reuter und der ersten Mannschaft aus. Ab Donnerstag geht es dann an die Spielvorbereitung.

DFB.de: Als Trainer waren Sie unter anderem in der 3. Liga bei der SpVgg Unterhaching tätig. Vermissen Sie das manchmal?

Baum: Ich bin gerade in der glücklichen Situation, dass ich genau deshalb enorm viele Erfahrungen sammle, weil ich nicht nur eine Mannschaft betreue, sondern ein Auge auf mehrere Teams gleichzeitig habe.

DFB.de: Was sind Ihre nächsten Ziele mit dem Nachwuchs des FCA?

Baum: Mit nahezu allen Mannschaften gehen wir in den höchstmöglichen Ligen an den Start. Das wollen wir beibehalten und stabilisieren. Außerdem ist es entscheidend, Qualität für die Bundesligaprofis zu erzeugen. Dabei wollen wir die Spieler bereits in der U 10 oder U 11 bei uns haben und nicht erst später zu uns holen. Erreichen wollen wir das mit gut ausgebildeten Trainern und möglichst wenig Fluktuation.

DFB.de: Welche Rolle spielt die U 23, die bei einigen Klubs bereits abgeschafft wurde?

Baum: Für uns ist sie nach wie vor sehr wichtig, gehört ebenfalls zum Nachwuchsbereich. Rekonvaleszenten aus dem Profibereich können in der Regionalliga Bayern Praxis sammeln, U 19-Spieler ihre ersten Schritte bei den Senioren machen.

DFB.de: In welchen Bereichen sehen Sie Luft nach oben?

Baum: Ganz ehrlich: Riesenbaustellen fallen mir da nicht ein. Zuletzt haben wir mit dem Ausbau des Fahrservices einen wichtigen Schritt getan, der dazu geführt hat, dass wir die Kaderqualität noch einmal erhöhen konnten. Am Trainingsfeld wird aktuell gearbeitet. Wir freuen uns auf die Fertigstellung. Dann stehen uns fünf große Plätze zur Verfügung.

DFB.de: Mit welchen Vereinen müssen Sie sich beim Kampf um Talente in erster Linie auseinandersetzen?

Baum: Das ist nicht auf einige wenige Klubs aus der Region wie Branchenführer FC Bayern München oder VfB Stuttgart beschränkt. Auch RB Leipzig gehört zum Beispiel zu den Mitbewerbern. Für uns ist wichtig, dass unsere Spieler merken, wieviel sie uns wert sind. Wir arbeiten mit ihnen, bei uns können sie sich entwickeln - und werden nicht sofort ausgetauscht, wenn es vielleicht einmal hakt. Nicht nur weil ich Realschullehrer bin, legen wir auch viel Wert auf die schulische Ausbildung. Unter dem Strich wollen wir, dass sich unsere Spieler bei uns wohl fühlen und Spaß haben.

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