Bartusiak und Lehmann: "Haben Riesenfortschritte gemacht"

Der Leistungssport verbindet Saskia Bartusiak und Steffi Lehmann. Hier der Fußball-Profi vom 1. FFC Frankfurt und dort der Volleyball-Profi vom VC Wiesbaden. In der hessischen Landeshauptstadt führt sie der Weg vor dem EM-Qualifikationsspiel gegen Kasachstan zusammen. Im Gespräch entdeckten beide unerwartete Gemeinsamkeiten.

DFB.de: Frau Bartusiak, verfolgen Sie die Volleyball-Bundesliga der Frauen?

Saskia Bartusiak: Verfolgen wäre zu viel gesagt. Ich interessiere mich für alle Ballsportarten, aber dass ich mich in der Zeitung informieren würde, ist nicht der Fall. Aber wenn was im Fernsehen zu sehen ist, gucke ich mir das gerne an.

DFB.de: Frau Lehmann, beobachten Sie den Frauen-Fußball?

Steffi Lehmann: Die WM habe ich verfolgt. Wenn Fußball im Fernsehen kommt, sehe ich es mir an. Handball gucke ich auch sehr gerne. In erster Linie Männer-Handball, weil es schneller ist. Auch beim Fußball sehe ich lieber den Männern zu.

DFB.de: Stört Sie das?

Bartusiak: Ich habe damit kein Problem. Es gibt ja einige, die gerne Frauenfußball gucken. Fußball ist nun mal die beliebteste Sportart, da ist es doch normal, dass viele Vergleiche zu den Männern kommen.

DFB.de: Ein Phänomen, das es im Volleyball so nicht gibt!

Lehmann: Nein, das gibt es gar nicht. Es sagen auch viele, dass sie lieber Frauenvolleyball gucken, weil längere Spielzüge zu sehen sind. Bei den Männern geht das eins, zwei, drei, da ist der Punkt. Leider ist es auch im Fußball so, dass mehr Männerspiele gezeigt werden. Ändert sich das, erhält auch der Frauenfußball mehr Aufmerksamkeit.

Bartusiak: Wir haben ja schon Riesenfortschritte gemacht und befinden uns auf einem super Weg. Die Weltmeisterschaft hat das ja gezeigt: Keiner hatte vorher mit der Zuschauerresonanz gerechnet. Alle Stadien waren super voll und die Zuschauer, die gekommen sind, sind auch gerne gekommen und haben tolle Spiele gesehen. Auch die Fernseh-Präsenz ist mittlerweile gut. Unsere Länderspiele werden von ARD und ZDF gezeigt. Und die Vereinsspiele sind auch immer häufiger live zu sehen.

DFB.de: Und dann das frühe Aus im Viertelfinale. Wie sind Sie damit umgegangen?

Bartusiak: Für uns war das sehr bitter. Sehr traurig und dramatisch. Jeder ist erst mal in ein Loch gefallen. Da war eine Leere, weil jeder von uns so viel erwartet hatte. Wir selbst ja auch. Mittlerweile haben wir Abstand gewonnen und konnten auch als Mannschaft die WM gut hinter uns lassen, weil wir jetzt wieder in der EM-Qualifikation stehen und uns neue Ziele gesteckt haben.

DFB.de: Steffi, Sie mussten Rückschläge durch Verletzungen hinnehmen, auch als Sie auf dem Sprung in die Nationalmannschaft waren. Wie haben sie das verarbeitet?

Lehmann: Ich kann das sehr gut verstehen, was Saskia sagt. Meine Motivation war die Haltung der Leute. Viele haben nicht daran geglaubt, dass ich nach meiner Knieverletzung noch mal wiederkomme. Ich wollte es den Leuten beweisen und habe nicht aufgegeben und will es mir auch beweisen, dass ich es in der Bundesliga wieder packe.

Bartusiak: Das kann ich absolut nachvollziehen. Zum Glück war ich noch nie schwer verletzt. Aber Mannschaftskolleginnen sind monatelang durch eine schwere Reha gegangen und haben kein Land gesehen. Die Motivation wird dann größer, wenn man wieder mehr machen kann.

DFB.de: Dennoch haben Sie beide eine Berufsausbildung absolviert oder ein Studium abgeschlossen, um finanziell nicht vom Sport abhängig zu sein.

Bartusiak: Absolut. Ich kann als Profi im Augenblick von meinem Sport leben, bin aber vor der WM mit meinem Studium fertig geworden. Mir war das auch sehr wichtig, einen Abschluss zu erlangen, weil man ein zweites Standbein braucht, wenn man eine schwere Verletzung erleiden sollte oder seine Sportart nicht mehr ausüben kann. Das ist jeder Spielerin bewusst. Man kann halt derzeit im Frauenfußball nicht so viel verdienen, dass man sich mit 33 oder 35 Jahren zurücklehnen kann und finanziell abgesichert ist. Man muss schon die duale Karriere im Kopf haben.

Lehmann: Dem kann ich mich nur anschließen. Mir war auch wichtig, erst eine Ausbildung zu machen und mich dann auf Volleyball zu konzentrieren. Im Moment kann man von dem Sport leben, viel zurücklegen ist aber nicht drin.

DFB.de: Erleben Sie denn in der Bundesliga einen Aufschwung nach der WM im eigenen Land?

Bartusiak: Ich denke schon, dass sich etwas entwickelt. Wir haben Fans hinzugewonnen. Beim 1. FFC Frankfurt hat sich der Zuschauerzuspruch erhöht im Vergleich zum vergangenen Jahr.

DFB.de: Und Berichte über Gewalt liest man Gott sei Dank noch nicht. Gehen Frauen anders mit Aggressionen um?

Bartusiak: Bei den Frauen haben wir eine andere Zuschauerklientel. Da kommen Familien mit Kindern, die lange vor Spielbeginn da sind. Eine Fanszene wie bei den Männern gibt es ja gar nicht.

DFB.de: Akzeptieren Frauen vielleicht eher Grenzen als Männer?

Lehmann: Das ist schwer zu sagen. Es kann sein, dass sich Frauen eher unter Kontrolle haben als Männer.

Bartusiak: Ein gewisses Maß an Respekt muss immer da sein. Ich kann ja nicht einer Schiedsrichterin gegenüber gewalttätig werden. Das würde auch keiner Spielerin in den Sinn kommen. Das geht einfach nicht und zum Glück müssen wir uns auch nicht mit diesem Problem auseinandersetzen.

DFB.de: Wie sehr muss denn ihr Trainer auch Psychologe sein, da Frauen emotionaler sind?

Bartusiak: Weiß ich nicht. Ich glaube aber schon, dass es etwas anderes ist, Frauen anstatt Männer zu trainieren. Frauen muss man die Dinge eher logisch erklären, weil sie sehr viel hinterfragen.

Lehmann: Ja, das sehe ich auch so. Es ist aber schwer zu sagen, ob Männer jetzt die besseren Trainer für Frauen sind oder nicht. So viele Trainer hatte ich bislang noch nicht. Ich hatte bislang nur eine Frau als Trainerin. Da habe ich schlechte Erfahrungen gemacht. Es gibt gewiss auch Trainerinnen, die sich besser in die Frauenrolle reindenken und Probleme von Frauen besser verstehen können.

Bartusiak: Ich mache da keine Unterschiede. Die Qualität muss stimmen und die Kompetenz muss da sein. Wenn die stimmt, spielt es für mich keine Rolle, ob mein Trainer ein Mann oder eine Frau ist.

DFB.de: Wie sieht es denn mit Volleyball-Kenntnissen aus?

Bartusiak: An der Uni habe ich im Grundstudium Handball gewählt. Ich dachte, das kann ich besser, Volleyball ist ja auch gar nicht so einfach – hab ich mir vorgestellt. Da wählte ich lieber Handball, damit ich eine bessere Note bekomme.

DFB.de: Besitzt die Volleyballerin umgekehrt Fußball-Talent?

Lehmann: Wir spielen im Training öfter Fußball zum Aufwärmen. Und es gab bislang noch keine Verletzten. Bei uns heißt es immer: Alt gegen Jung.

Bartusiak: Das spielen wir auch öfters.

Lehmann: Und die Alten gewinnen immer.

Bartusiak: Bei uns auch. Klar, das macht die Erfahrung.

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Der Leistungssport verbindet Saskia Bartusiak und Steffi Lehmann. Hier der Fußball-Profi vom 1. FFC Frankfurt und dort der Volleyball-Profi vom VC Wiesbaden. In der hessischen Landeshauptstadt führt sie der Weg vor dem EM-Qualifikationsspiel gegen Kasachstan zusammen. Im Gespräch entdeckten beide unerwartete Gemeinsamkeiten.

DFB.de: Frau Bartusiak, verfolgen Sie die Volleyball-Bundesliga der Frauen?

Saskia Bartusiak: Verfolgen wäre zu viel gesagt. Ich interessiere mich für alle Ballsportarten, aber dass ich mich in der Zeitung informieren würde, ist nicht der Fall. Aber wenn was im Fernsehen zu sehen ist, gucke ich mir das gerne an.

DFB.de: Frau Lehmann, beobachten Sie den Frauen-Fußball?

Steffi Lehmann: Die WM habe ich verfolgt. Wenn Fußball im Fernsehen kommt, sehe ich es mir an. Handball gucke ich auch sehr gerne. In erster Linie Männer-Handball, weil es schneller ist. Auch beim Fußball sehe ich lieber den Männern zu.

DFB.de: Stört Sie das?

Bartusiak: Ich habe damit kein Problem. Es gibt ja einige, die gerne Frauenfußball gucken. Fußball ist nun mal die beliebteste Sportart, da ist es doch normal, dass viele Vergleiche zu den Männern kommen.

DFB.de: Ein Phänomen, das es im Volleyball so nicht gibt!

Lehmann: Nein, das gibt es gar nicht. Es sagen auch viele, dass sie lieber Frauenvolleyball gucken, weil längere Spielzüge zu sehen sind. Bei den Männern geht das eins, zwei, drei, da ist der Punkt. Leider ist es auch im Fußball so, dass mehr Männerspiele gezeigt werden. Ändert sich das, erhält auch der Frauenfußball mehr Aufmerksamkeit.

Bartusiak: Wir haben ja schon Riesenfortschritte gemacht und befinden uns auf einem super Weg. Die Weltmeisterschaft hat das ja gezeigt: Keiner hatte vorher mit der Zuschauerresonanz gerechnet. Alle Stadien waren super voll und die Zuschauer, die gekommen sind, sind auch gerne gekommen und haben tolle Spiele gesehen. Auch die Fernseh-Präsenz ist mittlerweile gut. Unsere Länderspiele werden von ARD und ZDF gezeigt. Und die Vereinsspiele sind auch immer häufiger live zu sehen.

DFB.de: Und dann das frühe Aus im Viertelfinale. Wie sind Sie damit umgegangen?

Bartusiak: Für uns war das sehr bitter. Sehr traurig und dramatisch. Jeder ist erst mal in ein Loch gefallen. Da war eine Leere, weil jeder von uns so viel erwartet hatte. Wir selbst ja auch. Mittlerweile haben wir Abstand gewonnen und konnten auch als Mannschaft die WM gut hinter uns lassen, weil wir jetzt wieder in der EM-Qualifikation stehen und uns neue Ziele gesteckt haben.

DFB.de: Steffi, Sie mussten Rückschläge durch Verletzungen hinnehmen, auch als Sie auf dem Sprung in die Nationalmannschaft waren. Wie haben sie das verarbeitet?

Lehmann: Ich kann das sehr gut verstehen, was Saskia sagt. Meine Motivation war die Haltung der Leute. Viele haben nicht daran geglaubt, dass ich nach meiner Knieverletzung noch mal wiederkomme. Ich wollte es den Leuten beweisen und habe nicht aufgegeben und will es mir auch beweisen, dass ich es in der Bundesliga wieder packe.

Bartusiak: Das kann ich absolut nachvollziehen. Zum Glück war ich noch nie schwer verletzt. Aber Mannschaftskolleginnen sind monatelang durch eine schwere Reha gegangen und haben kein Land gesehen. Die Motivation wird dann größer, wenn man wieder mehr machen kann.

DFB.de: Dennoch haben Sie beide eine Berufsausbildung absolviert oder ein Studium abgeschlossen, um finanziell nicht vom Sport abhängig zu sein.

Bartusiak: Absolut. Ich kann als Profi im Augenblick von meinem Sport leben, bin aber vor der WM mit meinem Studium fertig geworden. Mir war das auch sehr wichtig, einen Abschluss zu erlangen, weil man ein zweites Standbein braucht, wenn man eine schwere Verletzung erleiden sollte oder seine Sportart nicht mehr ausüben kann. Das ist jeder Spielerin bewusst. Man kann halt derzeit im Frauenfußball nicht so viel verdienen, dass man sich mit 33 oder 35 Jahren zurücklehnen kann und finanziell abgesichert ist. Man muss schon die duale Karriere im Kopf haben.

Lehmann: Dem kann ich mich nur anschließen. Mir war auch wichtig, erst eine Ausbildung zu machen und mich dann auf Volleyball zu konzentrieren. Im Moment kann man von dem Sport leben, viel zurücklegen ist aber nicht drin.

DFB.de: Erleben Sie denn in der Bundesliga einen Aufschwung nach der WM im eigenen Land?

Bartusiak: Ich denke schon, dass sich etwas entwickelt. Wir haben Fans hinzugewonnen. Beim 1. FFC Frankfurt hat sich der Zuschauerzuspruch erhöht im Vergleich zum vergangenen Jahr.

DFB.de: Und Berichte über Gewalt liest man Gott sei Dank noch nicht. Gehen Frauen anders mit Aggressionen um?

Bartusiak: Bei den Frauen haben wir eine andere Zuschauerklientel. Da kommen Familien mit Kindern, die lange vor Spielbeginn da sind. Eine Fanszene wie bei den Männern gibt es ja gar nicht.

DFB.de: Akzeptieren Frauen vielleicht eher Grenzen als Männer?

Lehmann: Das ist schwer zu sagen. Es kann sein, dass sich Frauen eher unter Kontrolle haben als Männer.

Bartusiak: Ein gewisses Maß an Respekt muss immer da sein. Ich kann ja nicht einer Schiedsrichterin gegenüber gewalttätig werden. Das würde auch keiner Spielerin in den Sinn kommen. Das geht einfach nicht und zum Glück müssen wir uns auch nicht mit diesem Problem auseinandersetzen.

DFB.de: Wie sehr muss denn ihr Trainer auch Psychologe sein, da Frauen emotionaler sind?

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Bartusiak: Weiß ich nicht. Ich glaube aber schon, dass es etwas anderes ist, Frauen anstatt Männer zu trainieren. Frauen muss man die Dinge eher logisch erklären, weil sie sehr viel hinterfragen.

Lehmann: Ja, das sehe ich auch so. Es ist aber schwer zu sagen, ob Männer jetzt die besseren Trainer für Frauen sind oder nicht. So viele Trainer hatte ich bislang noch nicht. Ich hatte bislang nur eine Frau als Trainerin. Da habe ich schlechte Erfahrungen gemacht. Es gibt gewiss auch Trainerinnen, die sich besser in die Frauenrolle reindenken und Probleme von Frauen besser verstehen können.

Bartusiak: Ich mache da keine Unterschiede. Die Qualität muss stimmen und die Kompetenz muss da sein. Wenn die stimmt, spielt es für mich keine Rolle, ob mein Trainer ein Mann oder eine Frau ist.

DFB.de: Wie sieht es denn mit Volleyball-Kenntnissen aus?

Bartusiak: An der Uni habe ich im Grundstudium Handball gewählt. Ich dachte, das kann ich besser, Volleyball ist ja auch gar nicht so einfach – hab ich mir vorgestellt. Da wählte ich lieber Handball, damit ich eine bessere Note bekomme.

DFB.de: Besitzt die Volleyballerin umgekehrt Fußball-Talent?

Lehmann: Wir spielen im Training öfter Fußball zum Aufwärmen. Und es gab bislang noch keine Verletzten. Bei uns heißt es immer: Alt gegen Jung.

Bartusiak: Das spielen wir auch öfters.

Lehmann: Und die Alten gewinnen immer.

Bartusiak: Bei uns auch. Klar, das macht die Erfahrung.