Bartusiak: "Die WM wird kein Selbstläufer"

Bartusiak: Ja. Aber uns allen ist klar, dass die Testspiele nur zur Vorbereitung da waren. Die WM wird kein Selbstläufer. Und dass Nadine Angerer wie 2007 bis zum Ende ohne Gegentor bleibt, da bin ich mir nicht wirklich sicher. Ich glaube es eher nicht. Fakt ist, dass wir eine gute Mannschaft haben und dass wir selbstbewusst in das Turnier gehen können.

DFB.de: Der Mannschaft schlägt im Moment eine sehr große Aufmerksamkeit entgegen. Konnte man das so erwarten?

Bartusiak: Wir sind ja jetzt schon ein paar Monate zusammen, und man hat schon diese ganze Vorfreude spüren können. Natürlich ist es für uns überwältigend, zu sehen, wie groß das Medieninteresse ist und wie sehr die Leute uns anfeuern. Das ist auch eine Anerkennung unserer Leistungen in den vergangenen Jahren.

DFB.de: Spürt man bei einer Heim-WM auch so etwas wie eine Verpflichtung?

Bartusiak: Nein, das würde ich nicht sagen. Wir stecken uns selbst hohe Ziele, wollen guten Fußball spielen. Wenn uns das gelingt, sind wir alle zufrieden.

DFB.de: Sie waren schon 2007 bei der WM dabei, damals eher überraschend. Wie würden Sie heute Ihren Stellenwert in der Mannschaft beschreiben?

Bartusiak: Ich bin jetzt seit 2007 eigentlich immer dabei. Und ich denke, dass ich mich als Spielerin weiterentwickelt, dazugelernt und mich in vielen Bereichen verbessert habe. Aber auch als Persönlichkeit bin ich gereift. Ich konnte sehr viel mitnehmen aus den Spielen bei der Nationalmannschaft und versuche das, so gut es gut umzusetzen.

DFB.de: Gibt es Parallelen zu 2007?



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Vier Spiele gab es in der Vorbereitung auf die Weltmeisterschaft, viermal spielte die deutsche Frauen-Nationalmannschaft zu Null. Auch ein Verdienst von Innenverteidigerin Saskia Bartusiak. DFB.de-Redakteur Gereon Tönnihsen hat sich mit der 28-Jährigen unterhalten. Und sie hat erzählt von kurzen Nächten, von ihrer Rolle im Team und von einem ganz besonderen Spiel. Vielleicht sogar von zweien.

DFB.de: Sie gelten als Frühaufsteherin. Waren die Nächte jetzt angesichts der nahenden WM noch kürzer?

Saskia Bartusiak: Nein. Aber ich bin sicher niemand, der lange schläft, sich dann in den Bus setzt und zum Training fährt. Das ist nicht mein Ding. Ich möchte in aller Ruhe frühstücken, dann noch mal aufs Zimmer gehen, mich fertig machen. So mache ich das zu Hause auch.

DFB.de: Und was hält Ihre Zimmerkollegin davon, wenn Sie so früh aus dem Bett steigen?

Bartusiak: Die Simone Laudehr schläft, glaube ich, lieber ein bisschen länger. Aber wenn ich dann aufstehe, macht sie sich auch so langsam fertig. Sie ist morgens ein bisschen gemütlicher, doch wir kommen schon klar.

DFB.de: War man denn noch so konzentriert beim Training, wenn man das Eröffnungsspiel schon im Kopf hat?

Bartusiak: Auf jeden Fall, das ist ja zwangsläufig notwendig. Ich glaube, die Konzentration wird eher noch steigen, weil alles so unmittelbar bevorsteht. Wir sind alle lange genug dabei, um zu wissen, dass wir in den Trainingseinheiten voll konzentriert sein müssen. Und wollen. Es geht um die WM-Eröffnung und nicht um irgendein x-beliebiges Spiel.

DFB.de: Heute gegen Kanada spielen Sie womöglich gegen Christine Sinclair, die als eine der besten Stürmerinnen der Welt gilt. Bereitet man sich auf solch eine Gegenspielerin besonders vor?

Bartusiak: Wir haben schon über Kanada gesprochen, natürlich auch über Christine Sinclair, haben ihr Spiel analysiert. Wir wissen, was uns erwartet.

DFB.de: Im September vorigen Jahres haben Sie und das Team gegen die Kanadierinnen mit 5:0 gewonnen. Ist das noch heute ein Maßstab?

Bartusiak: Sicher nicht. Das kann man nicht vergleichen. Natürlich erinnert man sich noch an das Spiel und das Ergebnis. Aber es hat heute keine Bedeutung mehr, dass wir dieses Spiel damals gewonnen haben. Wir werden eine ganz andere kanadische Mannschaft sehen, die sich genauso gut vorbereitet hat wird wie wir, die gute Testspiele gemacht hat. Wir werden uns von dem Ergebnis von vor ein paar Monaten bestimmt nicht blenden lassen.

DFB.de: Wie fällt Ihr Fazit nach der Vorbereitung aus?

Bartusiak: Ich bin sehr zufrieden. Klar, man hat immer mal Schwankungen drin, aber das ist ganz normal. Wichtig ist, dass man wieder daraus kommt und wieder seine gewohnte Leistung zeigen kann. Das ist mir ganz gut gelungen. Wir sind lange zusammen gewesen, das sind wir ja mittlerweile gewohnt. Ich denke, man hat gesehen, dass wir uns von Lehrgang zu Lehrgang, von Spiel zu Spiel gesteigert haben, dass wir auf vielem aufbauen und immer noch eine Schippe drauflegen konnten.

DFB.de: Erhöhen diese erfolgreichen Testspiele vielleicht auch den Druck auf die Mannschaft?

Bartusiak: Würde ich nicht sagen. Wir sind froh, dass wir diese Spiele gewonnen haben, wissen aber auch, dass noch nicht alles rund lief. Die Ergebnisse stimmen uns zuversichtlich. Doch genauso haben wir nach jedem Spiel eine Analyse gemacht, was gut lief und was nicht.

DFB.de: Aber steigert es nicht auch das Selbstvertrauen als Abwehrspielerin, wenn man vier Spiele hinter sich und alle zu Null bestritten hat?

Bartusiak: Ja. Aber uns allen ist klar, dass die Testspiele nur zur Vorbereitung da waren. Die WM wird kein Selbstläufer. Und dass Nadine Angerer wie 2007 bis zum Ende ohne Gegentor bleibt, da bin ich mir nicht wirklich sicher. Ich glaube es eher nicht. Fakt ist, dass wir eine gute Mannschaft haben und dass wir selbstbewusst in das Turnier gehen können.

DFB.de: Der Mannschaft schlägt im Moment eine sehr große Aufmerksamkeit entgegen. Konnte man das so erwarten?

Bartusiak: Wir sind ja jetzt schon ein paar Monate zusammen, und man hat schon diese ganze Vorfreude spüren können. Natürlich ist es für uns überwältigend, zu sehen, wie groß das Medieninteresse ist und wie sehr die Leute uns anfeuern. Das ist auch eine Anerkennung unserer Leistungen in den vergangenen Jahren.

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DFB.de: Spürt man bei einer Heim-WM auch so etwas wie eine Verpflichtung?

Bartusiak: Nein, das würde ich nicht sagen. Wir stecken uns selbst hohe Ziele, wollen guten Fußball spielen. Wenn uns das gelingt, sind wir alle zufrieden.

DFB.de: Sie waren schon 2007 bei der WM dabei, damals eher überraschend. Wie würden Sie heute Ihren Stellenwert in der Mannschaft beschreiben?

Bartusiak: Ich bin jetzt seit 2007 eigentlich immer dabei. Und ich denke, dass ich mich als Spielerin weiterentwickelt, dazugelernt und mich in vielen Bereichen verbessert habe. Aber auch als Persönlichkeit bin ich gereift. Ich konnte sehr viel mitnehmen aus den Spielen bei der Nationalmannschaft und versuche das, so gut es gut umzusetzen.

DFB.de: Gibt es Parallelen zu 2007?

Bartusiak: Es sind ja viele noch dabei aus diesem Kader. Sie alle haben sich in den vier Jahren seither weiterentwickelt, haben Erfahrungen gesammelt. Parallelen zu ziehen, ist schwierig. Jede Mannschaft hat ihren eigenen Charakter. Unsere aktuelle ist sehr gut, sind vor allem in der Breite sehr gut besetzt. Alle 21 Spielerinnen spielen auf einem ähnlich guten Niveau, das zeichnet uns aus.

DFB.de: Kann man im Moment noch an etwas anderes denken als an die WM?

Bartusiak: Das fällt schwer. Es dreht sich im Grunde alles um die WM und darum, dass wir gegen Kanada ein gutes Spiel machen wollen. Darauf fokussiert sich im Moment alles. Ein bisschen abschalten kann man aber auch noch. Ein Buch lesen, telefonieren.

DFB.de: Heute steigt das Eröffnungsspiel. Das Stadion ist voll. Sind auch Familie und Freunde von Ihnen da?

Bartusiak: Ja, klar. Meine Eltern, meine beiden Schwestern werden da sein. Sie werden uns das ganze Turnier live im Stadion begleiten, so weit, wie wir eben kommen. Auch Freunde sind in Berlin dabei.

DFB.de: Glauben Sie, Sie werden feuchte Hände bekommen, wenn es losgeht?

Bartusiak: Ich glaube eher, dass es mir eiskalt den Rücken herunterlaufen wird, wenn ich ins Stadion komme, wenn die Hymne gespielt wird, mehr als 70.000 Leute um uns herum haben. So richtig kann ich mir das noch nicht vorstellen. Aber das wird bestimmt fantastisch. Man will uns siegen sehen und wird uns anfeuern.

DFB.de: Haben Sie auch ein persönliches Ziel bei der WM?

Bartusiak: Natürlich will ich meine bestmögliche Leistung so oft wie möglich abrufen, um der Mannschaft helfen zu können. Zum Erfolg will doch jeder seinen Teil beitragen. Aber ein persönliches Ziel habe ich nicht.

DFB.de: Ein Tor zu schießen, das könnte doch eins sein. In 41 Länderspielen ist Ihnen das noch nicht gelungen.

Bartusiak: (lacht) Ja, das stimmt. Aber das wird ein bisschen schwierig, weil ich ja in der Innenverteidigung spiele. Auch bei den Standards bin ich eher dafür zuständig, nach hinten abzusichern. Da sind andere einfach torgefährlicher als ich. Und es ist ja auch gut so, dass man die Rollen so verteilt.

DFB.de: Wie reizvoll ist es für Sie, dass das Finale in Frankfurt stattfindet?

Bartusiak: Das wäre natürlich ein schöner Abschluss für uns, aber wir haben ja auch erst mal ein Gruppenspiel dort. Darauf freue ich mich natürlich auch. Frankfurt ist meine Heimatstadt. Da bin ich geboren, da lebe ich immer noch. Das ist etwas Besonderes, dort zu spielen, zumal mir ja auch das Stadion sehr gut gefällt. Erst mal freue ich mich auf das Gruppenspiel in Frankfurt, und dann schauen wir weiter.