Barez: Bundesliga-Trainer und Chefredakteur

Arne Barez (42), U 19-Cheftrainer beim SC Preußen Münster, wartet mit seinem Team in der West-Staffel der A-Junioren-Bundesliga noch auf den ersten Sieg in dieser Spielzeit. Dennoch haben die "Adlerträger" noch alle Möglichkeiten, den Klassenverbleib zu schaffen. Im DFB.de-Interview spricht Arne Barez mit Mitarbeiter Peter Haidinger über seine Jobs als Fußball-Lehrer und Chefredakteur.

DFB.de: Im Spiel beim direkten Konkurrenten FC Viktoria Köln kam ihr Team erneut nicht über ein 1:1 hinaus. Was hatte zum ersten Saisonsieg gefehlt, Herr Barez?

Arne Barez: Es war insgesamt eine offene Partie, die in beide Richtungen hätte laufen können. Nach unserem Ausgleichstreffer war es ein offener Schlagabtausch. Letztlich sind wir an unserer mangelhaften Chancenverwertung gescheitert. Es war ein typischer Abstiegskampf mit viel Krampf und wenig Lockerheit.

DFB.de: Die U 19 des SC Preußen Münster stellt mit nur elf Toren den harmlosesten Angriff der Liga. Wie ist die Torflaute zu erklären?

Barez: Verschiedene Faktoren sind dafür verantwortlich. Wir kommen zum einen erst gar nicht in so viele Abschlusssituationen wie andere Mannschaften. Das liegt vor allem daran, dass wir uns nicht so viel Ballbesitz erarbeiten können. Die Durchsetzungsfähigkeit im Strafraum oder bei Kontersituationen im Eins-gegen-Eins fehlt uns oft. Unsere Offensivbemühungen müssen auf mehrere Schultern verteilt werden.

DFB.de: Lag darauf auch während der Vorbereitung der Fokus?

Barez: Der Fokus lag auf den Abläufen in allen Spielphasen, um das noch einmal zu schärfen. Zugegeben: Die aktuelle Tabellensituation nagt schon ein wenig am Nervengerüst der Spieler. Auch da müssen wir gegensteuern.

DFB.de: Seit sechs Jahren spielt die Münsteraner U 19 ununterbrochen in der A-Junioren-Bundesliga. Worauf wird es ankommen, damit weitere Jahre hinzukommen?

Barez: Positiv ist, dass wir bislang weniger Spiele als unsere direkten Konkurrenten verloren haben. Wir wollen auch weiterhin unangenehm bleiben und ein Gegner sein, der nur schwer zu besiegen ist. Wir müssen die Situation annehmen und in den kommenden Spielen das richtige Maß an Konzentration und Lockerheit finden, um endlich erfolgreich zu sein. Ohne Siege wird es nicht gehen.

DFB.de: Am Samstag geht es gegen den Tabellendritten Bayer 04 Leverkusen, zuletzt 4:0-Sieger gegen den FC Schalke 04. Wie könnte eine Überraschung gelingen?

Barez: Klar ist: Wir müssen uns als Außenseiter gut organisiert präsentieren, um überhaupt bestehen zu können. Über Ballbesitzphasen, gute Umschaltmomente und Standardsituationen wollen wir versuchen, in Richtung Bayer-Tor zu kommen. Vor allem müssen wir hochkonzentriert gegen den Ball arbeiten.

DFB.de: Sie sind bereits seit fast 13 Jahren im Verein. Welche Aufgaben haben Sie bereits wahrgenommen?

Barez: Ich habe bei der U 16 angefangen und inzwischen fast alle Mannschaften aufwärts betreut. Fünf Jahre lang war ich außerdem als Jugend-Cheftrainer und Sportlicher Leiter der Nachwuchsabteilung tätig, hatte also ein etwas anderes Aufgabenfeld. Ab 2018 war ich dann zunächst Cheftrainer der U 17. Seit Saisonbeginn bin ich für die U 19 verantwortlich.

DFB.de: Außerdem sprangen Sie in dieser Saison auch für drei Spiele als Interimstrainer der Profis in der 3. Liga ein. Was ist Ihnen am meisten in Erinnerung geblieben?

Barez: Für mich war es eine sehr intensive und gute Erfahrung. Ich bin froh, dass wir uns in dieser Phase stabilisieren konnten und mit dem 2:0-Heimsieg gegen den 1. FC Magdeburg eine kleine Trendwende hinbekommen hatten.

DFB.de: Sie sind ausgebildeter Fußball-Lehrer. Ist es Ihr Ziel, irgendwann einmal Trainer einer Profimannschaft zu werden?

Barez: Ich habe den Bereich kennengelernt und damit jetzt noch eine bessere Vorstellung, was mich dort erwartet. Ich denke, dass ich für diese Position ganz gut vorbereitet wäre, fühle mich im Nachwuchsbereich aber ganz gut aufgehoben und sehr wohl.

DFB.de: Als aktiver Spieler wurden Sie beim FC St. Pauli ausgebildet. Warum hat es bei Ihnen nicht für eine Profikarriere gereicht?

Barez: Ich komme aus Hamburg und stand beim FC St. Pauli an der Schwelle, durfte einige Trainingseinheiten bei den Profis mitmachen. Am Ende war nicht mehr drin. Ich habe danach im höheren Amateurbereich als Innenverteidiger oder defensiver Mittelfeldspieler in der Oberliga für den TSV Altenholz gespielt.

DFB.de: 2001 wechselten Sie in die USA. Wie kam es dazu und wie lehrreich war diese Zeit für ihre spätere Laufbahn?

Barez: In den USA habe ich mein Studium der Sportwissenschaften und Betriebswirtschaftslehre zu Ende gebracht und parallel im College bei den Pacific Grove United gespielt. Auch wenn es kulturell sehr nahe Verbindungen zu Europa gibt, habe ich einen anderen Teil der Welt und eine andere Mentalität kennenlernen dürfen. Der USA-Aufenthalt hat mein persönliches Spektrum in vielen Facetten des Lebens erweitert und mir insgesamt sehr gutgetan.

DFB.de: Warum haben Sie die Trainerlaufbahn eingeschlagen?

Barez: Parallel zu meiner Spielerkarriere habe ich früh gemerkt, dass mir die Aufgabe Spaß und Freude bereitet und dass ich dafür irgendwie auch ein Händchen habe. (lacht)

DFB.de: Was fasziniert Sie an der Aufgabe als Trainer im Nachwuchsbereich?

Barez: Es geht darum, eine Mannschaft zu formen und ihr eine Spielidee mitzugeben. Diese Dinge mit einer Mannschaft zu erarbeiten und einzuspielen und ihr dabei ein Gesicht zu geben, ist die große Herausforderung - neben der persönlichen Weiterentwicklung der Spieler.

DFB.de: Worauf legen Sie im Training am meisten Wert?

Barez: Für mich geht es darum, intensiv zu trainieren, was die körperliche Beanspruchung, aber auch die Nähe zum Spiel angeht. Ich möchte möglichst viele Situationen herstellen, in denen die Spieler Entscheidungen treffen müssen. Ich glaube, dass sich die Spieler über solche Aktionen am Ball verbessern. Dann geht es darum, methodisch gut auszuwählen, wie isoliert man diese Dinge trainiert.

DFB.de: Was muss ein Nachwuchsspieler mitbringen, um den Sprung bis ganz nach oben zu schaffen?

Barez: Die fußballerische Qualität und der nachhaltige Ehrgeiz sind Grundvoraussetzungen für eine mögliche Profikarriere. Den Ball zu beherrschen und durchsetzungsfähiger zu sein als der Gegner, sind ebenfalls wichtige Faktoren. Dafür ist Disziplin gefragt. Ein Spieler muss auch lernen, mit Rückschlägen umzugehen, darf in schwierigen Phasen nicht nachlassen.

DFB.de: Wer steht denn aus Ihrem Team vor dem Sprung in den Profibereich?

Barez: Ein Beispiel ist unser Mittelfeldspieler Marvin Mika, der auch zuletzt im Spiel bei Viktoria Köln den Ausgleich erzielte. Er hat bereits bei den Profis reingeschnuppert sowie einige Trainingseinheiten und Testspiele mit dem Drittligakader absolviert.

DFB.de: Sie sind hauptberuflich auch noch Chefredakteur für Fußball-Publikationen bei einem Verlag. Lesen Sie Berichte über sich oder Ihr Team daher besonders kritisch?

Barez: Das nicht. (lacht) Unsere Arbeit ist auch etwas anders ausgerichtet. Wir verfassen Texte in erster Linie für Fachpublikationen wie Trainerzeitschriften oder Buchprojekte, die zum Beispiel mit Trainingslehre zu tun haben.

DFB.de: Da können Sie doch bestimmt auch ein wenig aus dem "Nähkästchen" plaudern, oder?

Barez: Seit 2006 bin ich unter anderem für die Herausgabe der DFB-Trainerzeitschrift "Fußballtraining" verantwortlich. Sie erscheint monatlich sowie mit zwei Doppelausgaben im Sommer. Dort werden alle Aspekte rund um den Trainingsbetrieb berücksichtigt. Die Aufarbeitung wissenschaftlicher Hintergründe sowie der Austausch mit Trainerkollegen sind auch Inspiration und Quelle für meine eigene Trainertätigkeit.

[mspw]

Arne Barez (42), U 19-Cheftrainer beim SC Preußen Münster, wartet mit seinem Team in der West-Staffel der A-Junioren-Bundesliga noch auf den ersten Sieg in dieser Spielzeit. Dennoch haben die "Adlerträger" noch alle Möglichkeiten, den Klassenverbleib zu schaffen. Im DFB.de-Interview spricht Arne Barez mit Mitarbeiter Peter Haidinger über seine Jobs als Fußball-Lehrer und Chefredakteur.

DFB.de: Im Spiel beim direkten Konkurrenten FC Viktoria Köln kam ihr Team erneut nicht über ein 1:1 hinaus. Was hatte zum ersten Saisonsieg gefehlt, Herr Barez?

Arne Barez: Es war insgesamt eine offene Partie, die in beide Richtungen hätte laufen können. Nach unserem Ausgleichstreffer war es ein offener Schlagabtausch. Letztlich sind wir an unserer mangelhaften Chancenverwertung gescheitert. Es war ein typischer Abstiegskampf mit viel Krampf und wenig Lockerheit.

DFB.de: Die U 19 des SC Preußen Münster stellt mit nur elf Toren den harmlosesten Angriff der Liga. Wie ist die Torflaute zu erklären?

Barez: Verschiedene Faktoren sind dafür verantwortlich. Wir kommen zum einen erst gar nicht in so viele Abschlusssituationen wie andere Mannschaften. Das liegt vor allem daran, dass wir uns nicht so viel Ballbesitz erarbeiten können. Die Durchsetzungsfähigkeit im Strafraum oder bei Kontersituationen im Eins-gegen-Eins fehlt uns oft. Unsere Offensivbemühungen müssen auf mehrere Schultern verteilt werden.

DFB.de: Lag darauf auch während der Vorbereitung der Fokus?

Barez: Der Fokus lag auf den Abläufen in allen Spielphasen, um das noch einmal zu schärfen. Zugegeben: Die aktuelle Tabellensituation nagt schon ein wenig am Nervengerüst der Spieler. Auch da müssen wir gegensteuern.

DFB.de: Seit sechs Jahren spielt die Münsteraner U 19 ununterbrochen in der A-Junioren-Bundesliga. Worauf wird es ankommen, damit weitere Jahre hinzukommen?

Barez: Positiv ist, dass wir bislang weniger Spiele als unsere direkten Konkurrenten verloren haben. Wir wollen auch weiterhin unangenehm bleiben und ein Gegner sein, der nur schwer zu besiegen ist. Wir müssen die Situation annehmen und in den kommenden Spielen das richtige Maß an Konzentration und Lockerheit finden, um endlich erfolgreich zu sein. Ohne Siege wird es nicht gehen.

DFB.de: Am Samstag geht es gegen den Tabellendritten Bayer 04 Leverkusen, zuletzt 4:0-Sieger gegen den FC Schalke 04. Wie könnte eine Überraschung gelingen?

Barez: Klar ist: Wir müssen uns als Außenseiter gut organisiert präsentieren, um überhaupt bestehen zu können. Über Ballbesitzphasen, gute Umschaltmomente und Standardsituationen wollen wir versuchen, in Richtung Bayer-Tor zu kommen. Vor allem müssen wir hochkonzentriert gegen den Ball arbeiten.

DFB.de: Sie sind bereits seit fast 13 Jahren im Verein. Welche Aufgaben haben Sie bereits wahrgenommen?

Barez: Ich habe bei der U 16 angefangen und inzwischen fast alle Mannschaften aufwärts betreut. Fünf Jahre lang war ich außerdem als Jugend-Cheftrainer und Sportlicher Leiter der Nachwuchsabteilung tätig, hatte also ein etwas anderes Aufgabenfeld. Ab 2018 war ich dann zunächst Cheftrainer der U 17. Seit Saisonbeginn bin ich für die U 19 verantwortlich.

DFB.de: Außerdem sprangen Sie in dieser Saison auch für drei Spiele als Interimstrainer der Profis in der 3. Liga ein. Was ist Ihnen am meisten in Erinnerung geblieben?

Barez: Für mich war es eine sehr intensive und gute Erfahrung. Ich bin froh, dass wir uns in dieser Phase stabilisieren konnten und mit dem 2:0-Heimsieg gegen den 1. FC Magdeburg eine kleine Trendwende hinbekommen hatten.

DFB.de: Sie sind ausgebildeter Fußball-Lehrer. Ist es Ihr Ziel, irgendwann einmal Trainer einer Profimannschaft zu werden?

Barez: Ich habe den Bereich kennengelernt und damit jetzt noch eine bessere Vorstellung, was mich dort erwartet. Ich denke, dass ich für diese Position ganz gut vorbereitet wäre, fühle mich im Nachwuchsbereich aber ganz gut aufgehoben und sehr wohl.

###more###

DFB.de: Als aktiver Spieler wurden Sie beim FC St. Pauli ausgebildet. Warum hat es bei Ihnen nicht für eine Profikarriere gereicht?

Barez: Ich komme aus Hamburg und stand beim FC St. Pauli an der Schwelle, durfte einige Trainingseinheiten bei den Profis mitmachen. Am Ende war nicht mehr drin. Ich habe danach im höheren Amateurbereich als Innenverteidiger oder defensiver Mittelfeldspieler in der Oberliga für den TSV Altenholz gespielt.

DFB.de: 2001 wechselten Sie in die USA. Wie kam es dazu und wie lehrreich war diese Zeit für ihre spätere Laufbahn?

Barez: In den USA habe ich mein Studium der Sportwissenschaften und Betriebswirtschaftslehre zu Ende gebracht und parallel im College bei den Pacific Grove United gespielt. Auch wenn es kulturell sehr nahe Verbindungen zu Europa gibt, habe ich einen anderen Teil der Welt und eine andere Mentalität kennenlernen dürfen. Der USA-Aufenthalt hat mein persönliches Spektrum in vielen Facetten des Lebens erweitert und mir insgesamt sehr gutgetan.

DFB.de: Warum haben Sie die Trainerlaufbahn eingeschlagen?

Barez: Parallel zu meiner Spielerkarriere habe ich früh gemerkt, dass mir die Aufgabe Spaß und Freude bereitet und dass ich dafür irgendwie auch ein Händchen habe. (lacht)

DFB.de: Was fasziniert Sie an der Aufgabe als Trainer im Nachwuchsbereich?

Barez: Es geht darum, eine Mannschaft zu formen und ihr eine Spielidee mitzugeben. Diese Dinge mit einer Mannschaft zu erarbeiten und einzuspielen und ihr dabei ein Gesicht zu geben, ist die große Herausforderung - neben der persönlichen Weiterentwicklung der Spieler.

DFB.de: Worauf legen Sie im Training am meisten Wert?

Barez: Für mich geht es darum, intensiv zu trainieren, was die körperliche Beanspruchung, aber auch die Nähe zum Spiel angeht. Ich möchte möglichst viele Situationen herstellen, in denen die Spieler Entscheidungen treffen müssen. Ich glaube, dass sich die Spieler über solche Aktionen am Ball verbessern. Dann geht es darum, methodisch gut auszuwählen, wie isoliert man diese Dinge trainiert.

DFB.de: Was muss ein Nachwuchsspieler mitbringen, um den Sprung bis ganz nach oben zu schaffen?

Barez: Die fußballerische Qualität und der nachhaltige Ehrgeiz sind Grundvoraussetzungen für eine mögliche Profikarriere. Den Ball zu beherrschen und durchsetzungsfähiger zu sein als der Gegner, sind ebenfalls wichtige Faktoren. Dafür ist Disziplin gefragt. Ein Spieler muss auch lernen, mit Rückschlägen umzugehen, darf in schwierigen Phasen nicht nachlassen.

DFB.de: Wer steht denn aus Ihrem Team vor dem Sprung in den Profibereich?

Barez: Ein Beispiel ist unser Mittelfeldspieler Marvin Mika, der auch zuletzt im Spiel bei Viktoria Köln den Ausgleich erzielte. Er hat bereits bei den Profis reingeschnuppert sowie einige Trainingseinheiten und Testspiele mit dem Drittligakader absolviert.

DFB.de: Sie sind hauptberuflich auch noch Chefredakteur für Fußball-Publikationen bei einem Verlag. Lesen Sie Berichte über sich oder Ihr Team daher besonders kritisch?

Barez: Das nicht. (lacht) Unsere Arbeit ist auch etwas anders ausgerichtet. Wir verfassen Texte in erster Linie für Fachpublikationen wie Trainerzeitschriften oder Buchprojekte, die zum Beispiel mit Trainingslehre zu tun haben.

DFB.de: Da können Sie doch bestimmt auch ein wenig aus dem "Nähkästchen" plaudern, oder?

Barez: Seit 2006 bin ich unter anderem für die Herausgabe der DFB-Trainerzeitschrift "Fußballtraining" verantwortlich. Sie erscheint monatlich sowie mit zwei Doppelausgaben im Sommer. Dort werden alle Aspekte rund um den Trainingsbetrieb berücksichtigt. Die Aufarbeitung wissenschaftlicher Hintergründe sowie der Austausch mit Trainerkollegen sind auch Inspiration und Quelle für meine eigene Trainertätigkeit.

###more###