Barcelona: Fast Bayerns Lieblingsgegner

2013: Bayern demütigt Barca im Champions-League-Halbfinale

Vier Jahre später sagte das niemand - und wer es gesagt hätte, der hätte sich schwer geirrt. Die Halbfinals vom Frühjahr 2013 gingen in die Geschichte beider Klubs ein. Als Sternstunde in die Bayern-Chronik, als Tiefpunkt in die von Barca, so dass es auf spanischer Seite noch reichlich Veranlassung zur Revanche geben dürfte. Es begann am 24. April in München, als Barcelona im Jahr eins nach Guardiola war und Jupp Heynckes sein letztes Trainerjahr vollendete. Die Mannschaft wollte ihm das Triple schenken, Meister war sie schon 17 Tage zuvor geworden, das DFB-Pokalfinale hatte sie eine Woche zuvor erreicht.

Aus diesem Selbstbewusstsein speiste sich die grandiose Vorstellung der Bayern, die die Spanier regelrecht vorführten. Nun waren sie es, die 4:0 gewannen - ein Resultat, dass es noch in keinem Halbfinale der Königsklasse gegeben hatte. Mann des Tages war Thomas Müller, der das 1:0 (25.) köpfte und das 4:0 (82.) schoss. Dazwischen traf Mario Gomez (49.), und auch Arjen Robben (73.) trug zum Torreigen bei. Nach Chancen hieß es 8:2, nach Ecken 11:4, selten war ein Sieg verdienter. Der Kicker schrieb von der "Demontage eines Weltklubs", bei dem Lionel Messi zwar auf dem Aufstellungsbogen stand, aber auf dem Platz nicht gesichtet wurde.

2013: Messi spielt verletzt - und geht mit unter

Angeblich wurde er mit sanftem Nachdruck zum Spielen gezwungen, er war nicht fit – das sah jeder. Unter Trainer Tito Villanova war Barca nicht wiederzuerkennen, obwohl eines wie immer war: 63 Prozent Ballbesitz für die Spanier. Was vorher Ausdruck von Dominanz war, beschrieb diesmal die Ratlosigkeit der Blau-Roten. Sie hatten auch Grund zur Klage, weil beim 2:0 Gomez im Abseits stand und vor dem 3:0 Müller ein Foul beging. Aber sie klagten nicht, nur über ihre eigene Leistung. Messi: "Bayern war einfach viel stärker, sie waren uns in allem überlegen." Kuriosum am Rande: Weil Gerard Piqué bei der Dopingprobe zu lange brauchte, flog die Mannschaft ohne ihn zurück - er musste in München übernachten.

Im Rückspiel am 1. Mai 2013 gewann Bayern auch das dritte von vier Gastspielen in Camp Nou - mit 3:0 höher denn je. Piqué hatte noch getönt: "Wenn einer gegen Bayern vier Tore schafft, dann dieses Barca." 95.877 Zuschauer teilten diese Hoffnung oder nur den Wunsch auf etwas Wiedergutmachung. Vergebens. Eine Halbzeit blieben Tore aus, dann schlugen die Titelhungrigen aus München wieder zu. 0:1 Robben (48.), 0:2 Pique (76., Eigentor), 0:3 Müller (76.) per Kopf. Nie zuvor verlor Barcelona mit 0:7 in der Summe aus zwei Spielen.

In Deutschland freute man sich auf das Traumfinale von Wembley, denn auch Borussia Dortmund hatte seine spanische Hürde genommen und Real Madrid ausgeschaltet. Der Pokal ging bekanntlich an die Münchner, deren Weg ins Finale wie 1996 und 1999 über Barcelona führte. Ein gutes Omen für den Jahrgang 2015?!

[um]


Im Europapokal traf der FC Bayern München bisher achtmal auf den FC Barcelona, davon drei K.o.-Duelle in Hin- und Rückspiel - und verlor nur einmal. Zumindest die historischen Vorzeichen stehen also gut für den Triplesieger 2013 vor dem Halbfinalhinspiel in der Champions League heute (ab 20.45 Uhr, live im ZDF und bei Sky) im Camp Nou. Für DFB.de blickt der Historiker Udo Muras auf die Geschichte des Duells zweier europäischer Schwergewichte.

1996: Bayern siegt im UEFA-Cup-Halbfinale

Erstmals traf man sich im April 1996 im UEFA-Cup-Halbfinale, obwohl es den Europapokal schon 40 Jahre gab und beide regelmäßig daran teilnahmen. Die Bayern durchlebten mit dem neuen Trainer Otto Rehhagel eine schwere Phase, enttäuschten im Frühjahr 1996 oft vor eigenem Publikum. So war es auch gegen Barca, nach einem 2:2 (Tore: Marcel Witeczek und Mehmet Scholl) vor 63.000 Zuschauern sprach nicht mehr viel für ein Weiterkommen. Zu viel taktisches Wirrwarr und Abwehrchaos wurde den Bayern bescheinigt, Matthäus forderte eine Aussprache und Manager Uli Hoeneß kritisierte die Verbannung von Alain Sutter und Sammy Kuffour. Es waren die letzten Tage der "Ottokratie" in München und viele rechneten damit, dass die Reise ins Camp Nou am 16. April Rehhagels letzte sein würde als Bayern-Trainer.

Aber es kam anders, es kam zum "Wunder von Barcelona" - wie der Kicker titelte. Rehhagel ersetzte den angeschlagenen Lothar Matthäus duch Thomas Helmer und überraschte im Zentrum mit Ciriaco Sforza (für Andreas Herzog). Diese kleinen Korrekturen fruchteten weit mehr als die großen bei Barcelona. Johan Cruyff baute die Elf des Hinspiels auf fünf Positionen um und musste sich hinterher Vorwürfe gefallen lassen. Im Sturm spielte der noch junge Luis Figo neben Cruyffs Sohn Jordi.

Doch Stürmer schossen an diesem Tag keine Tore. Nach 40 Minuten glückte Verteidiger Markus Babbel, der im Hinspiel ein Tor verschuldet hatte, das 0:1. 115.000 Zuschauern schwante Übles, die Führung war verdient und geriet kaum noch in Gefahr. In der 84. Minute schoss Marcel Witeczek das entscheidende 2:0 und erntete von Jürgen Klinsmann das Prädikat "phänomenal" für seine Leistung. Zwei Anti-Helden im Starensemble des FC Bayern rückten an diesem Abend ins Rampenlicht, aus dem sie auch der späte Anschlusstreffer von Iván de la Pena (89.) nicht mehr schob. Bayern zog ins Finale ein und gewann den UEFA-Pokal, dann schon ohne Otto Rehhagel, dessen Kredit trotz des Wunders von Barcelona nach zwei Wochen wieder aufgebraucht war. Franz Beckenbauer übernahm als Teamchef und führte den FCB zum Finaltriumph gegen Girondins Bordeaux um Zinédine Zidane und Bixente Lizarazu.

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1998: Premiere in der Königsklasse - mit zwei Bayern-Siegen

In der Saison 1998/1999 sah man sich erstmals in der Champions League. In der Gruppenphase ging es noch nicht um Sein oder Nichtsein, aber nach einem Fehlstart (ein Punkt aus zwei Spielen) musste am 21. Oktober 1998 ein Bayern-Sieg her. Auch um das Feuer unterm Bayern-Dach zu löschen, denn gerade erst hatte Ottmar Hitzfeld Geldstrafen gegen Mario Basler (Kritik an Mitspielern) und Stefan Effenberg (Alkohol am Steuer) verhängen müssen.

Barcelona kam als Tabellenführer und fuhr als Zweiter wieder nach Hause - denn die Münchner gewannen vor 56.000 Zuschauern im nicht ausverkauften Olympiastadion mit 1:0. Das Tor des Tages schoss Stefan Effenberg Sekunden vor der Halbzeit - und ärgerte damit einen künftigen Bayern-Trainer: Auf der Barca-Bank saß nun Louis van Gaal. Schon damals am Ball: Xavi, der im Kicker die Note vier erhielt. Und Luis Enrique, heute der Trainer. Oliver Kahn rettete mit Glanzparaden gegen Rivaldo und Giovanni den verdienten Sieg, nach dem Uli Hoeneß erleichtert ausstieß: "Jetzt geht’s los!" Und wie es los- und weiterging.

Im Rückspiel am 4. November wiederholten die Bayern das Kunststück von 1996, wenn nun auch keiner mehr von einem Wunder sprach. Wieder gewannen sie 2:1, diesmal gar nach Pausenrückstand - Giovanni traf per Elfmeter (29.). Alexander Zickler schoss kurz nach Wiederbeginn das 1:1, und drei Minuten vor Abpfiff stach der Joker Hasan Salihamidzic. Die zweite Heimpleite gegen Bayern verfolgten nur noch 85.000 Zuschauer, nach der Vorrunde schieden die Spanier aus. Die Bayern marschierten weiter und kehrten am 26. Mai 1999 nach Barcelona zurück - zum Finale gegen Manchester United, das kein Bayern-Fan je vergessen wird. Danach sprach jeder von der "Tragödie von Barcelona".

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2009: Barca deklassiert Bayern im Viertelfinale der Königsklasse

Zehn Jahre später musste ein anderes Etikett gesucht werden. Der Kaiser als Präsident des Gesamtvereins FC Bayern München legte die Messlatte als Co-Kommentator von Premiere schon sehr hoch: "Das ist eine Demütigung. Eine Katastrophe! Schülerhaft! Es stimmt hinten und vorne nicht." So bebte Franz Beckenbauer am 8. April 2009 schon zur Halbzeit des Viertelfinalhinspiels, nach der der Halbfinalteilnehmer praktisch schon feststand. Barcelona führte mit 4:0, die Superstars baten zum Tanz und hatten leichtes Spiel mit freilich auch dezimierten Bayern. Die mussten auf Philipp Lahm und Lucio verzichten. In der Abwehrkette hießen die Namen Massimo Oddo, Martin Demichelis, Breno und Christian Lell. Sie alle erhielten im Kicker eine Sechs für ungenügend, der arme Hans-Jörg Butt, wegen seiner größeren Erfahrung gegenüber Michael Rensing überraschend ins Tor rotiert, tat noch sein Bestes.

Trainer Jürgen Klinsmann hatte noch am Spieltag eine Videoanalyse gemacht und verkündet: "Wir haben die Qualität, gegen Barcelona zu gewinnen." Davon war von Beginn an nichts zu sehen, Lionel Messi (9., 38.), Samuel Eto’o (13.) und Thierry Henry (43.) sorgten für klare Verhältnisse und Freudenfeste auf den mit 93.215 Besuchern gefüllten Rängen. Verantwortlich für die Glanzvorstellung der nach der Pause gnädigen Spanier zeichnete ein gewisser Pep Guardiola, den der Schiedsrichter schon nach 18 Minuten auf die Tribüne verbannte. Sein Team hatte trotzdem die Kontrolle bei 64 Prozent Ballbesitz. Was die Aussage von Mark van Bommel erklärt, der auf den Vorwurf, warum man nicht mal dazwischen gefahren sei, um Zeichen zu setzen, sagte: "Dazu muss man erst mal an den Ball kommen." Die Bayern - 2009 wurden auch sie Opfer des zermürbenden Tiki-Taka-Fußballs.

Das Rückspiel war eine Formalität, selbst Daueroptimist Klinsmann hatte schon vorher aufgegeben ("Wir sind leider nicht weiter"), trotzdem war die Allianz-Arena ausverkauft. Wie viele der 66.000 Zuschauer nach dem 1:0 von Franck Ribery (47.) wohl noch Hoffnungen hegten? Es war ein etwas anderes Spiel, Bayern hatte nun 50 Prozent Ballbesitz, Lahm und Lucio waren zurück, die Abwehr stand weit besser. Aber Barca ließ sich nicht aus der Ruhe bringen und kam durch Seydou Keita (73.) noch zum Ausgleich. Bayerns Titel-Träume 2009 platzten der Reihe nach, wie Rehhagel musste auch Klinsmann zwei Wochen nach den Spielen gegen Barcelona gehen. Nach Abpfiff sagte Ze Roberto, Bayerns Brasilianer im Mittelfeld, offen: "Wir haben eine Mannschaft, die in der Bundesliga Meister werden kann. Für die Champions League reicht es nicht."

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2013: Bayern demütigt Barca im Champions-League-Halbfinale

Vier Jahre später sagte das niemand - und wer es gesagt hätte, der hätte sich schwer geirrt. Die Halbfinals vom Frühjahr 2013 gingen in die Geschichte beider Klubs ein. Als Sternstunde in die Bayern-Chronik, als Tiefpunkt in die von Barca, so dass es auf spanischer Seite noch reichlich Veranlassung zur Revanche geben dürfte. Es begann am 24. April in München, als Barcelona im Jahr eins nach Guardiola war und Jupp Heynckes sein letztes Trainerjahr vollendete. Die Mannschaft wollte ihm das Triple schenken, Meister war sie schon 17 Tage zuvor geworden, das DFB-Pokalfinale hatte sie eine Woche zuvor erreicht.

Aus diesem Selbstbewusstsein speiste sich die grandiose Vorstellung der Bayern, die die Spanier regelrecht vorführten. Nun waren sie es, die 4:0 gewannen - ein Resultat, dass es noch in keinem Halbfinale der Königsklasse gegeben hatte. Mann des Tages war Thomas Müller, der das 1:0 (25.) köpfte und das 4:0 (82.) schoss. Dazwischen traf Mario Gomez (49.), und auch Arjen Robben (73.) trug zum Torreigen bei. Nach Chancen hieß es 8:2, nach Ecken 11:4, selten war ein Sieg verdienter. Der Kicker schrieb von der "Demontage eines Weltklubs", bei dem Lionel Messi zwar auf dem Aufstellungsbogen stand, aber auf dem Platz nicht gesichtet wurde.

2013: Messi spielt verletzt - und geht mit unter

Angeblich wurde er mit sanftem Nachdruck zum Spielen gezwungen, er war nicht fit – das sah jeder. Unter Trainer Tito Villanova war Barca nicht wiederzuerkennen, obwohl eines wie immer war: 63 Prozent Ballbesitz für die Spanier. Was vorher Ausdruck von Dominanz war, beschrieb diesmal die Ratlosigkeit der Blau-Roten. Sie hatten auch Grund zur Klage, weil beim 2:0 Gomez im Abseits stand und vor dem 3:0 Müller ein Foul beging. Aber sie klagten nicht, nur über ihre eigene Leistung. Messi: "Bayern war einfach viel stärker, sie waren uns in allem überlegen." Kuriosum am Rande: Weil Gerard Piqué bei der Dopingprobe zu lange brauchte, flog die Mannschaft ohne ihn zurück - er musste in München übernachten.

Im Rückspiel am 1. Mai 2013 gewann Bayern auch das dritte von vier Gastspielen in Camp Nou - mit 3:0 höher denn je. Piqué hatte noch getönt: "Wenn einer gegen Bayern vier Tore schafft, dann dieses Barca." 95.877 Zuschauer teilten diese Hoffnung oder nur den Wunsch auf etwas Wiedergutmachung. Vergebens. Eine Halbzeit blieben Tore aus, dann schlugen die Titelhungrigen aus München wieder zu. 0:1 Robben (48.), 0:2 Pique (76., Eigentor), 0:3 Müller (76.) per Kopf. Nie zuvor verlor Barcelona mit 0:7 in der Summe aus zwei Spielen.

In Deutschland freute man sich auf das Traumfinale von Wembley, denn auch Borussia Dortmund hatte seine spanische Hürde genommen und Real Madrid ausgeschaltet. Der Pokal ging bekanntlich an die Münchner, deren Weg ins Finale wie 1996 und 1999 über Barcelona führte. Ein gutes Omen für den Jahrgang 2015?!