Ballack: "Keiner von uns nimmt sich selbst zu wichtig"

Im aktuellen Interview spricht Nationalmannschaftskapitän Michael Ballack über die Stimmung im Team, Führungsqualitäten und das zweite Gruppenspiel der DFB-Auswahl am Donnerstag (ab 18 Uhr, live in der ARD) in Klagenfurt gegen Kroatien.

Frage: Herr Ballack, am Montagnachmittag hatte der Bundestrainer den Nationalspielern frei gegeben. Wie haben Sie und Ihre Kollegen die Zeit genutzt?

Michael Ballack: Ich war den ganzen Tag im Hotel, habe den Nachmittag zur Regeneration genutzt und mich behandeln lassen. Einige Spieler waren aber auch unterwegs und haben etwas mit Ihren Familien unternommen.

Frage: Am Abend haben Sie wahrscheinlich im Mannschaftskreis die beiden Begegnungen des gestrigen Tages gesehen. Wie lautet Ihr Fazit?

Ballack: Das waren zwei Topspiele, und vor allem beim Abendspiel waren wir von der starken Vorstellung der Holländer überrascht. Keine Überraschung war dagegen, dass in dieser Gruppe sehr guter Fußball gespielt werden würde. Ein solches Spiel wie das der Holländer gegen die Italiener hat das Turnier wohl auch gebraucht.

Frage: Gemeinsame Mannschaftsabende sind auch ein Zeichen für guten Teamgeist. Wie schätzen Sie den im Vergleich mit früheren DFB-Teams ein?

Ballack: Die Atmosphäre ist ohne Frage sehr gut, ich empfinde das aber auch als ein Stück Normalität. Wir hatten in der letzten Zeit nie Probleme innerhalb der Mannschaft, die seit der WM zusammengewachsen ist. Platzhirschdenken über einen langen Zeitraum, wie vielleicht vor zehn Jahren noch üblich, gibt es heute nicht mehr, weil junge Spieler viel schneller eine Chance bekommen, sich auszuzeichnen.

Frage: Führungsqualitäten sind aber auch heute noch wichtig...

Ballack: Selbstverständlich, aber keiner von uns nimmt sich selbst zu wichtig, was etwa die eigene Stellung in der Öffentlichkeit betrifft.

Frage: Sie sind ohne Frage der Leader des Teams, wie aber sieht die Hierarchie hinter Ihnen aus?

Ballack: Ich bin schon einige Jahre dabei, war aber nie der Typ, der diese Rolle gerade auch verbal beansprucht hätte. In diese Position muss man hinein wachsen, über Leistung und durch Erfahrung. Heute bin ich der Kapitän dieser Mannschaft, aber an meiner Seite stehen beispielsweise Torsten Frings, Jens Lehmann oder Bernd Schneider, der diesmal leider verletzt ist. Solche Stützen braucht jedes Team, das erfolgreich sein will.

Frage: Glauben Sie, dass sich gegen Polen bereits die Stammelf gefunden hat, die Geschichte schreiben kann?

Ballack: Wir haben eine geschlossene Mannschaftsleistung geboten, so dass der Trainer zunächst nur wenig Gründe hat, zu wechseln. Aber natürlich kommen auch noch andere, stärkere Gegner, die möglicherweise eine andere Formation notwendig machen. Wir haben ein großen Kader und gute Spieler in der Hinterhand, so dass wir jederzeit reagieren können.

Frage: Wie schätzen Sie die Kroaten ein?

Ballack: Ich denke, dass die Kroaten offensiver und von Beginn an auf Sieg spielen werden, weil sie selbst sehr hohe Ambitionen haben. Wir werden also vielleicht noch mehr gefordert als gegen die Polen.

Frage: Möglicherweise kommt es dann auch auf Ihre Kopfballstärke an; im Gegensatz zu 2006, als Sie als torgefährlichster Mittelfeldspieler Europas galten, hat sich Ihre Rolle im Spiel der deutschen Mannschaft ein wenig geändert...

Ballack: Heute kommt mir eine große Verantwortung für die Stabilität der Defensive zu. Wenn wir dort im Zentrum ein Loch haben, werden wir anfällig für den Gegner. Deshalb verlassen die beiden Spieler, die dort zum Einsatz kommen, also Torsten und ich, diese Position eher selten und kommen dadurch auch weniger in die Spitze. Da ist es dann nicht immer leicht, es jedem Recht zu machen. Für mich aber ist einzig und allen wichtig, dass ich mich ganz in den Dienst der Mannschaft stelle. Dann müssen offensiv andere in die Bresche springen und ihre Chancen erkennen, so wie Lukas das gegen Polen vorbildlich gemacht hat.

Frage: Überhaupt scheint das deutsche Team offensiv bestens gerüstet, die Variante mit Lukas Podolski im Mittelfeld könnte zum Dauerbrenner werden – zum Nachteil von Bastian Schweinsteiger...

Ballack: Mit Miroslav Klose, Mario Gomez, aber auch Oliver Neuville und Kevin Kuranyi und natürlich Lukas Podolski haben wir ohne Frage ein sehr großes Offensivpotenzial. Und es war sicherlich keine leichte Entscheidung für den Bundestrainer, Bastian zunächst draußen zu lassen. Nach seiner Einwechslung hat er aber sehr gut gespielt und sich auch empfehlen können.

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Im aktuellen Interview spricht Nationalmannschaftskapitän Michael Ballack über die Stimmung im Team, Führungsqualitäten und das zweite Gruppenspiel der DFB-Auswahl am Donnerstag (ab 18 Uhr, live in der ARD) in Klagenfurt gegen Kroatien.

Frage: Herr Ballack, am Montagnachmittag hatte der Bundestrainer den Nationalspielern frei gegeben. Wie haben Sie und Ihre Kollegen die Zeit genutzt?

Michael Ballack: Ich war den ganzen Tag im Hotel, habe den Nachmittag zur Regeneration genutzt und mich behandeln lassen. Einige Spieler waren aber auch unterwegs und haben etwas mit Ihren Familien unternommen.

Frage: Am Abend haben Sie wahrscheinlich im Mannschaftskreis die beiden Begegnungen des gestrigen Tages gesehen. Wie lautet Ihr Fazit?

Ballack: Das waren zwei Topspiele, und vor allem beim Abendspiel waren wir von der starken Vorstellung der Holländer überrascht. Keine Überraschung war dagegen, dass in dieser Gruppe sehr guter Fußball gespielt werden würde. Ein solches Spiel wie das der Holländer gegen die Italiener hat das Turnier wohl auch gebraucht.

Frage: Gemeinsame Mannschaftsabende sind auch ein Zeichen für guten Teamgeist. Wie schätzen Sie den im Vergleich mit früheren DFB-Teams ein?

Ballack: Die Atmosphäre ist ohne Frage sehr gut, ich empfinde das aber auch als ein Stück Normalität. Wir hatten in der letzten Zeit nie Probleme innerhalb der Mannschaft, die seit der WM zusammengewachsen ist. Platzhirschdenken über einen langen Zeitraum, wie vielleicht vor zehn Jahren noch üblich, gibt es heute nicht mehr, weil junge Spieler viel schneller eine Chance bekommen, sich auszuzeichnen.

Frage: Führungsqualitäten sind aber auch heute noch wichtig...

Ballack: Selbstverständlich, aber keiner von uns nimmt sich selbst zu wichtig, was etwa die eigene Stellung in der Öffentlichkeit betrifft.

Frage: Sie sind ohne Frage der Leader des Teams, wie aber sieht die Hierarchie hinter Ihnen aus?

Ballack: Ich bin schon einige Jahre dabei, war aber nie der Typ, der diese Rolle gerade auch verbal beansprucht hätte. In diese Position muss man hinein wachsen, über Leistung und durch Erfahrung. Heute bin ich der Kapitän dieser Mannschaft, aber an meiner Seite stehen beispielsweise Torsten Frings, Jens Lehmann oder Bernd Schneider, der diesmal leider verletzt ist. Solche Stützen braucht jedes Team, das erfolgreich sein will.

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Frage: Glauben Sie, dass sich gegen Polen bereits die Stammelf gefunden hat, die Geschichte schreiben kann?

Ballack: Wir haben eine geschlossene Mannschaftsleistung geboten, so dass der Trainer zunächst nur wenig Gründe hat, zu wechseln. Aber natürlich kommen auch noch andere, stärkere Gegner, die möglicherweise eine andere Formation notwendig machen. Wir haben ein großen Kader und gute Spieler in der Hinterhand, so dass wir jederzeit reagieren können.

Frage: Wie schätzen Sie die Kroaten ein?

Ballack: Ich denke, dass die Kroaten offensiver und von Beginn an auf Sieg spielen werden, weil sie selbst sehr hohe Ambitionen haben. Wir werden also vielleicht noch mehr gefordert als gegen die Polen.

Frage: Möglicherweise kommt es dann auch auf Ihre Kopfballstärke an; im Gegensatz zu 2006, als Sie als torgefährlichster Mittelfeldspieler Europas galten, hat sich Ihre Rolle im Spiel der deutschen Mannschaft ein wenig geändert...

Ballack: Heute kommt mir eine große Verantwortung für die Stabilität der Defensive zu. Wenn wir dort im Zentrum ein Loch haben, werden wir anfällig für den Gegner. Deshalb verlassen die beiden Spieler, die dort zum Einsatz kommen, also Torsten und ich, diese Position eher selten und kommen dadurch auch weniger in die Spitze. Da ist es dann nicht immer leicht, es jedem Recht zu machen. Für mich aber ist einzig und allen wichtig, dass ich mich ganz in den Dienst der Mannschaft stelle. Dann müssen offensiv andere in die Bresche springen und ihre Chancen erkennen, so wie Lukas das gegen Polen vorbildlich gemacht hat.

Frage: Überhaupt scheint das deutsche Team offensiv bestens gerüstet, die Variante mit Lukas Podolski im Mittelfeld könnte zum Dauerbrenner werden – zum Nachteil von Bastian Schweinsteiger...

Ballack: Mit Miroslav Klose, Mario Gomez, aber auch Oliver Neuville und Kevin Kuranyi und natürlich Lukas Podolski haben wir ohne Frage ein sehr großes Offensivpotenzial. Und es war sicherlich keine leichte Entscheidung für den Bundestrainer, Bastian zunächst draußen zu lassen. Nach seiner Einwechslung hat er aber sehr gut gespielt und sich auch empfehlen können.