Baffoe: "Suarez gefällt mir als Spieler ausgesprochen gut"

Baffoe: "Wir haben sehr viele Talente, aber natürlich müssen wir uns noch in einiger Hinsicht verbessern. Ich sehe noch Defizite im mentalen Bereich. Allerdings hat Oliver Kahn vor dem Spiel gegen Deutschland gesagt, dass den afrikanischen Teams die Disziplin fehlt. Das konnte Ghana eindeutig widerlegen."

Frage: "Sie haben Nigeria angesprochen. Was sagen Sie zu der politischen Einmischung durch den Präsidenten, der die Nationalmannschaft für zwei Jahre von internationalen Wettbewerben ausgeschlossen hat?"

Baffoe: "Ich bin mir gar nicht so sicher, dass es sich wirklich um eine politische Einmischung handelt. Ich kann dazu nur sagen, dass die afrikanischen Regierungen den Fußball sehr unterstützen. Deshalb ist Kooperation hier sehr wichtig."

Frage: "Wie fällt Ihr Fazit nach der ersten WM auf dem Schwarzen Kontinent aus?"

Baffoe: "Vor der WM 2006 in Deutschland hatten mich viele gefragt, ob Deutschland denn nicht ein rassistisches Land sei. Ich habe immer geantwortet, dass das ja nicht für alle Städte gelte. Nach der WM haben dann viele gesagt, sie kämen gerne wieder zurück nach Deutschland. Und so wird es diesmal auch sein. Die Menschen werden sagen: Ich komme mit einem guten Gefühl wieder zurück nach Afrika. FIFA-Präsident Joseph S. Blatter hat auf die Frage, ob es einen Plan B gebe, immer gesagt: Südafrika ist Plan A und Plan B und Plan C. Das macht mich sehr, sehr stolz."

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Anthony "Tony" Baffoe, Sohn eines Diplomaten, aufgewachsen in Bad Godesberg, bestritt zwischen 1983 und 1992 in der Bundesliga 74 Spiele für den 1. FC Köln und Fortuna Düsseldorf sowie 92 Spiele in der 2. Bundesliga für Fortuna Köln und die Stuttgarter Kickers aktiv. Darüber hinaus lief Baffoe 16-mal für die ghanaische Fußball-Nationalmannschaft auf.

Baffoe, der heute unter anderem in offizieller Mission für den Fußball-Weltverband FIFA tätig ist, hat selbst schlechte Erfahrungen mit Elfmeterschießen gemacht. Im Finale des Afrika-Cups 1992 gegen die Elfenbeinküste trat der damalige Mannschaftskapitän beim Stand von 11:10 als erster Spieler zum zweiten Mal an - und vergab durch seinen Fehlschuss den möglich Sieg.

Im Gespräch mit dem Sport-Informations-Dienst (SID) sprach er über seine bisherigen Eindrücke von der Weltmeisterschaft in Südafrika.

Frage: "Tony Baffoe, wie haben Sie das dramatische Viertelfinale zwischen Ghana und Uruguay erlebt?"

Anthony Baffoe: "Es war ein Drama, wie in einem Film. Ich war danach sehr traurig. Fußball kann grausam sein. Gestern war er sehr grausam zu Ghana. Doch dann habe ich mir gesagt, dass ich wie die Spieler den Kopf hochhalten muss. Denn diese Jungs haben dennoch etwas Großes erreicht und Afrika stolz gemacht."

Frage: "Asamoah Gyan hat mit dem Schlusspfiff der Verlängerung einen Elfmeter verschossen. Was kommt bei der Rückkehr in die Heimat auf ihn zu?"

Baffoe: "Ich habe 1992 im Finale des Afrika Cups den entscheidenden Elfmeter verschossen. Doch die Menschen in Ghana sind sehr herzlich. Als wir in die Heimat zurückkamen, haben sie mich trotzdem voll unterstützt. Und so wird es diesmal auch sein. Denn Asamoah Gyan hat bei dieser WM einen tollen Job gemacht. Alle Spieler haben einen tollen Job gemacht."

Frage: "Luis Suarez hat Ghana durch sein Handspiel auf der Torlinie um das Halbfinale gebracht. Wie sollte die Strafe dafür ausfallen?"

Baffoe: "Wenn er sagt, dass es das wert war, zeigt das die Bedeutung seiner Aktion. Was soll ich sagen? Er hat Rot gesehen und das ist Strafe genug. Man wird sehen, ob er jetzt für ein oder sogar zwei Spiele gesperrt wird."

Frage: "Fühlen Sie sich von ihm um das Halbfinale betrogen?"

Baffoe: "Als Ghanaer bin ich natürlich nicht glücklich über das, was er getan hat. Aber Suarez gefällt mir als Spieler ausgesprochen gut. Und seine Strafe hat er wie gesagt bekommen."

Frage: "Was sagen Sie zu der WM von Kevin Boateng?"

Baffoe: "Über die Entwicklung von Kevin bin ich persönlich sehr glücklich. Ich habe schon früh alles dafür getan, dass er nach Ghana kommt. Seit 2005 war ich mit ihm in Kontakt. Er hat eine große WM gespielt, hat sich unglaublich schnell in das Team integriert und sich zu einem absoluten Schlüsselspieler entwickelt. Er wird jetzt bei der Rückkehr der Mannschaft zum ersten Mal ghanaischen Boden betreten. Die Frauen dort sind schon ganz verrückt nach ihm. Ich glaube, dass er sehr glücklich ist, nach Ghana zu kommen."

Frage: "Bis auf Ghana haben die afrikanischen Mannschaften nicht überzeugt. Wie bewerten Sie das allgemeine Abschneiden von Afrika bei dieser WM.

Baffoe: "Ghana ist in der Tat als einziges Team in die K.o.-Phase eingezogen. Unser Kontinent ist voller Weltstars wie Samuel Eto'o und Didier Drogba. Aber es hat nicht gereicht. Über das Abschneiden der anderen Teams sind wir schon etwas enttäuscht. Zum Beispiel über Nigeria. Die Elfenbeinküste hatte wieder einmal eine ganz schwere Gruppe. Dennoch ist Afrika auf einem guten Weg. Ghana ist das beste Beispiel dafür."

Frage: "Woran mangelt es den afrikanischen Teams noch?"

Baffoe: "Wir haben sehr viele Talente, aber natürlich müssen wir uns noch in einiger Hinsicht verbessern. Ich sehe noch Defizite im mentalen Bereich. Allerdings hat Oliver Kahn vor dem Spiel gegen Deutschland gesagt, dass den afrikanischen Teams die Disziplin fehlt. Das konnte Ghana eindeutig widerlegen."

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Frage: "Sie haben Nigeria angesprochen. Was sagen Sie zu der politischen Einmischung durch den Präsidenten, der die Nationalmannschaft für zwei Jahre von internationalen Wettbewerben ausgeschlossen hat?"

Baffoe: "Ich bin mir gar nicht so sicher, dass es sich wirklich um eine politische Einmischung handelt. Ich kann dazu nur sagen, dass die afrikanischen Regierungen den Fußball sehr unterstützen. Deshalb ist Kooperation hier sehr wichtig."

Frage: "Wie fällt Ihr Fazit nach der ersten WM auf dem Schwarzen Kontinent aus?"

Baffoe: "Vor der WM 2006 in Deutschland hatten mich viele gefragt, ob Deutschland denn nicht ein rassistisches Land sei. Ich habe immer geantwortet, dass das ja nicht für alle Städte gelte. Nach der WM haben dann viele gesagt, sie kämen gerne wieder zurück nach Deutschland. Und so wird es diesmal auch sein. Die Menschen werden sagen: Ich komme mit einem guten Gefühl wieder zurück nach Afrika. FIFA-Präsident Joseph S. Blatter hat auf die Frage, ob es einen Plan B gebe, immer gesagt: Südafrika ist Plan A und Plan B und Plan C. Das macht mich sehr, sehr stolz."