Bachor: "In Norwegen total angekommen"

Eigentlich ist die Ausgangslage klar: Die Fußballerinnen des 1. FFC Frankfurt gehen nach dem 2:0 im Achtelfinale der Champions League bei LSK Kvinner als klare Favoritinnen in das Rückspiel an diesem Mittwoch (ab 18 Uhr). Eine Deutsche hat allerdings etwas dagegen – Isabell Bachor. Denn die 32 Jahre alte Mittelfeldspielerin steht bei Frankfurts norwegischem Gegner unter Vertrag.

Im DFB.de-Interview spricht die 30-malige deutsche Nationalspielerin über die Vorfreude vor ihrer Rückkehr nach Deutschland, über die Chancen trotz der ungünstigen Ausgangslage und ein mögliches Comeback in der Allianz Frauen-Bundesliga.

DFB.de: Frau Bachor, nach dem 0:2 im Hinspiel – wie groß schätzen Sie noch die Chance auf das Weiterkommen ein?

Isabell Bachor: Wir müssen nicht drumherum reden: Mit zwei Gegentoren zu Hause haben wir eine schlechte Ausgangsposition für das Rückspiel. Was jedoch nicht heißt, dass ich es für unmöglich halte, in Frankfurt zu gewinnen und das Ding noch zu drehen. Klar ist: Frankfurt war von Anfang in der Favoritenrolle. Und ist es jetzt sicherlich noch mehr. Wir werden im Rückspiel als Außenseiter jedoch alles für eine Überraschung geben.

DFB.de: Wie haben Sie das Hinspiel erlebt?

Bachor: Wir waren taktisch sehr gut eingestellt, haben auch kämpferisch gut dagegen gehalten. Jedoch hat uns im Abschluss die Kaltschnäuzigkeit gefehlt. Im Gegensatz zu den Frankfurterinnen, die ihre Chancen eiskalt genutzt haben. Das ist dann eben die Qualität eines absoluten Top-Teams. Auf diesem Niveau muss man seine wenigen Chancen nutzen, um weiterzukommen.

DFB.de: Sie haben selbst drei Jahren in Frankfurt gespielt. War es daher ein besonderes Spiel für Sie?

Bachor: Damals aber noch für den FSV Frankfurt. Als Deutsche gegen ein deutsches Team in der Champions League zu spielen - das war schon besonders. Ich freue mich, dass ich es jetzt nochmal erleben darf.

DFB.de: Überwiegt also die Vorfreude? Oder doch eher der Respekt?

Bachor: Absolut die Vorfreude! Für mich ist es eine Art Heimspiel. Meine Familie und Freunde werden kommen und mich im Stadion unterstützen.

DFB.de: Wie eng ist Ihr Draht noch nach Deutschland?

Bachor: Schon eng. Ich bin über Internet und Handy eigentlich ständig mit Freunden aus Deutschland im Austausch. Wenn Zeit ist, fliege ich auch mal für ein paar Tage von Oslo nach Frankfurt, um meine Familie zu besuchen. Über Weihnachten bin ich dann wieder länger in der Heimat.

DFB.de: Wie intensiv verfolgen Sie die Entwicklung in der Allianz Frauen-Bundesliga?

Bachor: Ich weiß schon ziemlich genau, was abgeht. Meine ehemaligen Mitspielerinnen halten mich da zuverlässig auf dem Laufenden. Und wenn ich die Möglichkeit habe, schaue ich mir auf DFB-TV auch sehr gerne die Live-Spiele an.

DFB.de: Und was sagen Sie dann zu den Erfolgen des FC Bayern in der jüngeren Vergangenheit?

Bachor: Die Mädels haben eine klasse Saison hingelegt und stehen auch jetzt wieder zurecht an der Tabellenspitze. Generell finde ich es toll zu sehen, welch eine starke Entwicklung der FC Bayern in der jüngsten Vergangenheit vollzogen hat. Man hat das Gefühl, dass der Verein nun wirklich etwas für den Frauenfußball tut, dort auch langfristig Erfolg haben möchte.

DFB.de: Sie selbst sind von München nach Norwegen gegangen und inzwischen seit über zwei Jahren dort. Wie haben Sie die Zeit dort bisher erlebt?

Bachor: Puh. Wieviel Zeit haben wir? Ein neues Land, eine neue Sprache, eine neue Mannschaft - es prasseln gerade am Anfang so viel neue und spannende Dinge auf einen ein. Mittlerweile bin ich in Norwegen total angekommen und kann sagen, dass es damals der absolut richtige Schritt war den Wechsel ins Ausland zu wagen.

DFB.de: Wie ist das Niveau bei SK Kvinner?

Bachor: Das ist hoch. Unsere Mannschaft hat absolut das Niveau, auch international mithalten zu können. Ich glaube, dass wir uns mit unserem Kader auch in der Allianz Frauen-Bundesliga nicht verstecken müssten und eine gute Rolle spielen würden. Zu den absoluten Top-Teams fehlt uns vielleicht noch die ganz große Qualität in der Breite. Außerdem bräuchten wir in der Liga mehr Spiele auf allerhöchstem Niveau, um uns nochmals weiterzuentwickeln.

DFB.de: Sportlich und privat läuft also alles bestens?

Bachor: Privat geht's mir super. Ich bin durch die Auslandserfahrung sicherlich auch in meiner Persönlichkeit nochmal gereift. Und sportlich läuft es ohnehin top. Ich kann meiner Mannschaft als feste Größe im Mittelfeld helfen. Letztes Jahr haben wir die Meisterschaft und den Pokal gewonnen. Und auch in diesem Jahr können wir wieder das Double holen. Die Meisterschaft ist schon fix, am 21. November spielen wir dann im Pokalfinale gegen Avaldsnes.

DFB.de: Wie würden Sie den Frauenfußball in Norwegen mit dem in Deutschland vergleichen?

Bachor: Körperlich geht's in Norwegen noch härter zu als in Deutschland. Hier werden wesentlich weniger Zweikämpfe abgepfiffen. Zudem operieren viele Vereine mit langen Bällen. Dadurch ist das spielerische Niveau in der Bundesliga vielleicht etwas höher. Generell ist der Frauenfußball in Norwegen auf einem richtig guten Weg, aber kann sich insbesondere in Sachen Professionalität in der gesamten Liga noch etwas in Deutschland abschauen. Um international noch erfolgreicher zu werden, müssen national alle Vereine ein gewisses Niveau erreichen.

DFB.de: Könnten Sie sich eine Rückkehr nach Deutschland vorstellen?

Bachor: Ich fühle mich super wohl in Norwegen. Aber meine Heimat ist nun mal Deutschland, wo ich - völlig unabhängig vom Fußball - auch irgendwann wieder leben möchte. Von daher würde ich eine Rückkehr in die Allianz Frauen-Bundesliga nicht ausschließen wollen.

[sw]

Eigentlich ist die Ausgangslage klar: Die Fußballerinnen des 1. FFC Frankfurt gehen nach dem 2:0 im Achtelfinale der Champions League bei LSK Kvinner als klare Favoritinnen in das Rückspiel an diesem Mittwoch (ab 18 Uhr). Eine Deutsche hat allerdings etwas dagegen – Isabell Bachor. Denn die 32 Jahre alte Mittelfeldspielerin steht bei Frankfurts norwegischem Gegner unter Vertrag.

Im DFB.de-Interview spricht die 30-malige deutsche Nationalspielerin über die Vorfreude vor ihrer Rückkehr nach Deutschland, über die Chancen trotz der ungünstigen Ausgangslage und ein mögliches Comeback in der Allianz Frauen-Bundesliga.

DFB.de: Frau Bachor, nach dem 0:2 im Hinspiel – wie groß schätzen Sie noch die Chance auf das Weiterkommen ein?

Isabell Bachor: Wir müssen nicht drumherum reden: Mit zwei Gegentoren zu Hause haben wir eine schlechte Ausgangsposition für das Rückspiel. Was jedoch nicht heißt, dass ich es für unmöglich halte, in Frankfurt zu gewinnen und das Ding noch zu drehen. Klar ist: Frankfurt war von Anfang in der Favoritenrolle. Und ist es jetzt sicherlich noch mehr. Wir werden im Rückspiel als Außenseiter jedoch alles für eine Überraschung geben.

DFB.de: Wie haben Sie das Hinspiel erlebt?

Bachor: Wir waren taktisch sehr gut eingestellt, haben auch kämpferisch gut dagegen gehalten. Jedoch hat uns im Abschluss die Kaltschnäuzigkeit gefehlt. Im Gegensatz zu den Frankfurterinnen, die ihre Chancen eiskalt genutzt haben. Das ist dann eben die Qualität eines absoluten Top-Teams. Auf diesem Niveau muss man seine wenigen Chancen nutzen, um weiterzukommen.

DFB.de: Sie haben selbst drei Jahren in Frankfurt gespielt. War es daher ein besonderes Spiel für Sie?

Bachor: Damals aber noch für den FSV Frankfurt. Als Deutsche gegen ein deutsches Team in der Champions League zu spielen - das war schon besonders. Ich freue mich, dass ich es jetzt nochmal erleben darf.

DFB.de: Überwiegt also die Vorfreude? Oder doch eher der Respekt?

Bachor: Absolut die Vorfreude! Für mich ist es eine Art Heimspiel. Meine Familie und Freunde werden kommen und mich im Stadion unterstützen.

DFB.de: Wie eng ist Ihr Draht noch nach Deutschland?

Bachor: Schon eng. Ich bin über Internet und Handy eigentlich ständig mit Freunden aus Deutschland im Austausch. Wenn Zeit ist, fliege ich auch mal für ein paar Tage von Oslo nach Frankfurt, um meine Familie zu besuchen. Über Weihnachten bin ich dann wieder länger in der Heimat.

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DFB.de: Wie intensiv verfolgen Sie die Entwicklung in der Allianz Frauen-Bundesliga?

Bachor: Ich weiß schon ziemlich genau, was abgeht. Meine ehemaligen Mitspielerinnen halten mich da zuverlässig auf dem Laufenden. Und wenn ich die Möglichkeit habe, schaue ich mir auf DFB-TV auch sehr gerne die Live-Spiele an.

DFB.de: Und was sagen Sie dann zu den Erfolgen des FC Bayern in der jüngeren Vergangenheit?

Bachor: Die Mädels haben eine klasse Saison hingelegt und stehen auch jetzt wieder zurecht an der Tabellenspitze. Generell finde ich es toll zu sehen, welch eine starke Entwicklung der FC Bayern in der jüngsten Vergangenheit vollzogen hat. Man hat das Gefühl, dass der Verein nun wirklich etwas für den Frauenfußball tut, dort auch langfristig Erfolg haben möchte.

DFB.de: Sie selbst sind von München nach Norwegen gegangen und inzwischen seit über zwei Jahren dort. Wie haben Sie die Zeit dort bisher erlebt?

Bachor: Puh. Wieviel Zeit haben wir? Ein neues Land, eine neue Sprache, eine neue Mannschaft - es prasseln gerade am Anfang so viel neue und spannende Dinge auf einen ein. Mittlerweile bin ich in Norwegen total angekommen und kann sagen, dass es damals der absolut richtige Schritt war den Wechsel ins Ausland zu wagen.

DFB.de: Wie ist das Niveau bei SK Kvinner?

Bachor: Das ist hoch. Unsere Mannschaft hat absolut das Niveau, auch international mithalten zu können. Ich glaube, dass wir uns mit unserem Kader auch in der Allianz Frauen-Bundesliga nicht verstecken müssten und eine gute Rolle spielen würden. Zu den absoluten Top-Teams fehlt uns vielleicht noch die ganz große Qualität in der Breite. Außerdem bräuchten wir in der Liga mehr Spiele auf allerhöchstem Niveau, um uns nochmals weiterzuentwickeln.

DFB.de: Sportlich und privat läuft also alles bestens?

Bachor: Privat geht's mir super. Ich bin durch die Auslandserfahrung sicherlich auch in meiner Persönlichkeit nochmal gereift. Und sportlich läuft es ohnehin top. Ich kann meiner Mannschaft als feste Größe im Mittelfeld helfen. Letztes Jahr haben wir die Meisterschaft und den Pokal gewonnen. Und auch in diesem Jahr können wir wieder das Double holen. Die Meisterschaft ist schon fix, am 21. November spielen wir dann im Pokalfinale gegen Avaldsnes.

DFB.de: Wie würden Sie den Frauenfußball in Norwegen mit dem in Deutschland vergleichen?

Bachor: Körperlich geht's in Norwegen noch härter zu als in Deutschland. Hier werden wesentlich weniger Zweikämpfe abgepfiffen. Zudem operieren viele Vereine mit langen Bällen. Dadurch ist das spielerische Niveau in der Bundesliga vielleicht etwas höher. Generell ist der Frauenfußball in Norwegen auf einem richtig guten Weg, aber kann sich insbesondere in Sachen Professionalität in der gesamten Liga noch etwas in Deutschland abschauen. Um international noch erfolgreicher zu werden, müssen national alle Vereine ein gewisses Niveau erreichen.

DFB.de: Könnten Sie sich eine Rückkehr nach Deutschland vorstellen?

Bachor: Ich fühle mich super wohl in Norwegen. Aber meine Heimat ist nun mal Deutschland, wo ich - völlig unabhängig vom Fußball - auch irgendwann wieder leben möchte. Von daher würde ich eine Rückkehr in die Allianz Frauen-Bundesliga nicht ausschließen wollen.

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