Bach: "Unsere Fußballstadien sind weltweit führend"

Der Deutsche Sport insgesamt und der Deutsche Fußball-Bund (DFB) sind wieder eng zusammen gerückt und haben viele gemeinsame Ziele.

Schulsport, Verankerung des Sports im Grundgesetz, Integration – bei diesen Themen, ob in Berlin oder in Brüssel, wo man in Nähe der Bundesregierung und des Europäischen Parlaments gemeinsame Büros unterhält, sind DOSB und der DFB mittlerweile eng kooperierende Partner.

Im aktuellen "DFB.de-Gespräch der Woche spricht DOSB-Präsident Dr. Thomas Bach über die Hintergründe der gemeinsam vorangetriebenen Initiativen. Bach spricht in dem Interview mit DFB-Redakteur Thomas Hackbarth aber auch über Probleme, denen sich der DOSB stellen muss, wie etwa die über Jahre entstandenen Defizite beim Bau und bei der Sanierung öffentlicher Sportstätten oder das telegene Abseits mancher Nischensportarten.

Der 54-jährige Jurist wurde 2006 zum zweiten Mal zum Vizepräsidenten des Internationalen Olympischen Komitees gewählt. Bei den Olympischen Spielen 1976 in Montreal gewann Bach mit der Mannschaft Gold im Florett.

Frage: Herr Bach, wie viele Wochenstunden sollten Kinder in der Schule Sport treiben?

Dr. Thomas Bach: Wenn es nach mir ginge, mindestens eine Stunde Schulsport pro Tag. Aber wir wären auch schon zufrieden, wenn drei Stunden pro Woche in der entsprechenden Qualität und ohne Unterrichtsausfall geleistet würden.

Frage: Wie viele Stunden treibt denn der DOSB-Präsident in der Woche Sport?

Bach: Weniger als er möchte.

Frage: Und wenn Sie doch mal Zeit haben, gehen Sie dann Fechten?

Bach: Das habe ich im Gegensatz zu meinen ehemaligen Mannschaftskollegen abgelegt. Nach meiner aktiven Fechtkarriere habe ich mich wieder mehr dem Fußball und dem Tennis zugewendet. Heute versuche ich mich durch Laufen fit zu halten, weil das fast überall und schnell möglich ist.

Frage: DOSB und DFB arbeiten bei vielen Projekten eng zusammen, so unter anderem beim Schulsport. Welche Ziele verfolgen Sie?

Bach: Wir sehen die Defizite in der Bewegungskultur bei Kindern bis hin zur Fettleibigkeit. Gleichzeitig beobachten wir die negativen Ergebnisse der Pisa-Studie. Sprache und Motorik hängen eng zusammen, Sport fördert das kognitive Lernen. Deshalb ist es so eminent wichtig, dass Kinder wieder mehr Sport treiben und sich einfach mehr bewegen. Da sind wir deckungsgleich in der Zielsetzung mit dem DFB.

Frage: Dem Präsidenten des Deutschen Olympischen Sportbundes muss es am Herzen liegen, den Sport auf höchster Ebene anzusiedeln. Sie verfolgen das Ziel, den Sport im Grundgesetz zu verankern. Wie lange wird es noch dauern, bis der Sport in Artikel 20 des Grundgesetzes als Staatsziel festgehalten wird?

Bach: Ein jetzt vorgelegtes Gutachten des Bundesrechnungshofes stellt die Sportförderung seitens des Bundes aus rechtlichen Gründen in Frage und schlägt eine Änderung des Grundgesetzes vor. Diese deutliche Stellungnahme sollte dazu beitragen, noch in dieser Legislaturperiode zu einer Entscheidung zu kommen. Der Sport genießt bereits breite Unterstützung aus den verschiedenen Bundestags-Fraktionen.

Frage: Was versprechen Sie sich von dem Eintrag im Grundgesetz?

Bach: Es ist für den Sport sehr wichtig, als Staatsziel im Grundgesetz zu stehen, damit ihm dort Gerechtigkeit widerfährt, gerade bei den Abwägungsinteressen im Falle von behördlichen und gerichtlichen Entscheidungen. Der Sport braucht diese Abwägungsgerechtigkeit, um seinen gesellschaftspolitischen Aufgaben nachkommen zu können. Die Förderung des Spitzensports hat, wie vom Präsidenten des Bundesrechnungshofes festgehalten, bislang keine gesicherte Rechtsgrundlage. Der Sport mit seiner nationalen und internationalen Repräsentanz, mit seinen gesellschaftspolitischen Aufgaben wie etwa der Integration, als Standortfaktor, mit seinen Beiträgen zur Gesundheit und zur Prävention muss darauf achten, dass seine Förderung entsprechend abgesichert ist. Außerdem wäre ein Eintrag in das Grundgesetz die Anerkennung für die Arbeit von rund 7,5 Millionen ehrenamtlichen Mitarbeitern. Diese Menschen verrichten in vielen Bereichen Aufgaben, die ansonsten der Staat übernehmen müsste. Die getätigte ehrenamtliche Leistung entspricht einem Euro-Betrag im zweistelligen Milliardenbereich. Das könnte der Staat niemals selbst finanzieren.

Frage: Sie gehörten im Vorlauf auf die FIFA WM 2006 dem Aufsichtsrat an und haben sich stark für das Turnier engagiert. Können Sie schon sagen, wie Sie sich für die Frauen-WM 2011 in Deutschland einsetzen werden?

Bach: Aus Begeisterung für den Fußball habe ich sofort zugesagt, als DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger mich fragte, ob ich mithelfen wolle. Und seine Begeisterung für den Frauen-Fußball wirkt ansteckend.

Frage: Die WM hat einen ungeheuren Schub beim Stadionbau bewirkt. Für die Frauen-WM entstehen weitere hochmoderne Fußballarenen. Doch wie schaut es sonst beim Sportstättenbau aus? Sind Sie zufrieden – in der Spitze wie auch an der Basis?

Bach: Beim gegenwärtigen Stand der Fußballstadien nehmen wir weltweit eine Spitzenposition ein, dank der WM 2006 und der Bundesliga. Hier sind wir wirklich glänzend positioniert. In der Breite sieht es allerdings ganz anders aus. Wir haben einen enormen Nachholbedarf in der Sanierung von Sportstätten, der von Experten auf etwa 40 Milliarden Euro beziffert wird. Die Kommunen, Länder, aber auch der Bund sind aufgefordert, mehr zu tun. Hier ist in den vergangenen Jahren vieles vernachlässigt worden. Viele Sportstätten sind in einem nicht mehr zeitgemäßen, teilweise sogar in einem maroden Zustand. Deshalb begrüßen wir Überlegungen, die Mittel zur Sanierung von Sportstätten auf das gesamte Bundesgebiet auszudehnen, denn der Nachholbedarf lässt sich nicht mehr auf einzelne Länder beschränken.

Frage: DFB und DOSB widmen sich seit geraumer Zeit gemeinsam und auch jeder Verband für sich dem Thema Integration, wobei das Schwergewicht auf ein respektvolles Miteinander der verschiedenen kulturellen Gruppen in Deutschland gelegt wird. Stichwort: Integration der Menschen mit Migrationshintergrund. Wie bewerten Sie dieses Thema? Was kann der Sport bewirken?

Bach: Sport bewirkt nicht Integration. Sport ist Integration. Es ist bei den beiden Integrationsgipfeln der Bundesregierung deutlich geworden, dass der Sport das beste Medium ist, um Isolierungen aufzubrechen. Integration im Sport vollzieht sich zunächst ohne Sprache. Es entsteht schnell ein Gemeinschaftsgefühl, die Regeln sind für alle gleich. Der Sport vermittelt positive Werte. Jugendliche kommen einfach leichter zusammen, wenn man sich zum Fußballspielen verabredet. Im nationalen Integrationsplan wird deutlich, dass Sport das bestgeeignete Mittel zur Integration ist. Jetzt kommt es auf eine bessere Vernetzung mit anderen Trägern an. Wir können Isolationen aufbrechen, Menschen zusammenführen, aber es muss dann Sprachvermittlung, es muss berufliche Ausbildung dazukommen.

Frage: Mädchen-Fußball verzeichnet beim DFB momentan Rekordzuwächse. Beobachten Sie bei anderen Sportarten ebenfalls einen Boom gerade bei den Mädchen?

Bach: Jugendliche begeistert man mit Vorbildern. Das beobachten wir beim Frauen-Fußball durch unsere Weltmeisterinnen, ebenso beim Handball durch unser Team. Was wirkt, sind positive Vorbilder. Unter 27 Millionen Mitgliedern im Deutschen Olympischen Sportbund sind rund zehn Millionen Frauen oder Mädchen. Dort liegt also noch ein großes Potenzial. Gerade bei Mädchen aus Familien mit Migrationshintergrund können wir ansetzen. Dort müssen wir den Sport noch viel populärer machen.

Frage: Es gibt heute viele thematische Überschneidungen zwischen DFB und DOSB. Das liegt auch an der guten Arbeitsbeziehung zwischen ihnen und DFB-Präsident Dr. Zwanziger.

Bach: Stimmt. Der DFB hat in Theo Zwanziger einen großartigen Repräsentanten und die Chemie zwischen uns könnte nicht besser sein. Es macht wirklich Spaß, bei den verschiedenen Themen an der Seite von Theo Zwanziger zu stehen.

Frage: Sport ist nicht nur Freizeitaktivität und gesundheitsfördernd, sondern eben auch ein Medienereignis. Sind die kleineren Sportarten nicht inzwischen ins telegene Abseits gerutscht? Können Sie Ihren Einfluss geltend machen, um den Randsportarten zu mehr Sichtbarkeit zu verhelfen?

Bach: Das ist in der Tat ein Problem. Während Olympischer Spiele erzielen diese Sportarten glänzende Einschaltquoten. Doch in den Jahren dazwischen werden Sie nur sehr eingeschränkt übertragen. Das gilt sowohl quantitativ wie auch qualitativ. Es wird wenig gesendet und wenn doch, zu ungünstigen Zeiten. Wir sind im Gespräch mit den Fernsehanstalten. Wir verfolgen die Vision, langfristig einen Kanal einzurichten, wie etwa ein ‚Sport-Phönix’. Wir wollen den Spitzensport in seiner ganzen Vielfalt anbieten. Die Konzentration auf einige wenige Sportarten ist kein guter Zustand. In der Zwischenphase raten wir unseren Verbänden zum Pragmatismus, nämlich die Möglichkeiten der neuen Medien zu nutzen.

Frage: Am 8. August starten die XXIX. Olympischen Spiele in Peking. Mit welchen generellen Erwartungen reist der DOSB-Präsident nach China und werden Sie es schaffen, alle Spiele der deutschen Frauen-Nationalmannschaft zu besuchen?

Bach: Wir werden grandiose olympische Spiele erleben. Die Vorbereitungen in China laufen hervorragend und lassen uns das Beste erhoffen. Was die Spiele der deutschen Fußball-Frauen betrifft: Ich bin jemand, der nur verspricht, was er auch halten kann. Da ich heute noch nicht weiß, welche Aufgaben auf mich zukommen, kann ich nur hoffen, möglichst viele Spiele des DFB-Teams, inklusive des Endspiels, anschauen zu können.

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Der Deutsche Sport insgesamt und der Deutsche Fußball-Bund (DFB) sind wieder eng zusammen gerückt und haben viele gemeinsame Ziele.

Schulsport, Verankerung des Sports im Grundgesetz, Integration – bei diesen Themen, ob in Berlin oder in Brüssel, wo man in Nähe der Bundesregierung und des Europäischen Parlaments gemeinsame Büros unterhält, sind DOSB und der DFB mittlerweile eng kooperierende Partner.

Im aktuellen "DFB.de-Gespräch der Woche spricht DOSB-Präsident Dr. Thomas Bach über die Hintergründe der gemeinsam vorangetriebenen Initiativen. Bach spricht in dem Interview mit DFB-Redakteur Thomas Hackbarth aber auch über Probleme, denen sich der DOSB stellen muss, wie etwa die über Jahre entstandenen Defizite beim Bau und bei der Sanierung öffentlicher Sportstätten oder das telegene Abseits mancher Nischensportarten.

Der 54-jährige Jurist wurde 2006 zum zweiten Mal zum Vizepräsidenten des Internationalen Olympischen Komitees gewählt. Bei den Olympischen Spielen 1976 in Montreal gewann Bach mit der Mannschaft Gold im Florett.

Frage: Herr Bach, wie viele Wochenstunden sollten Kinder in der Schule Sport treiben?

Dr. Thomas Bach: Wenn es nach mir ginge, mindestens eine Stunde Schulsport pro Tag. Aber wir wären auch schon zufrieden, wenn drei Stunden pro Woche in der entsprechenden Qualität und ohne Unterrichtsausfall geleistet würden.

Frage: Wie viele Stunden treibt denn der DOSB-Präsident in der Woche Sport?

Bach: Weniger als er möchte.

Frage: Und wenn Sie doch mal Zeit haben, gehen Sie dann Fechten?

Bach: Das habe ich im Gegensatz zu meinen ehemaligen Mannschaftskollegen abgelegt. Nach meiner aktiven Fechtkarriere habe ich mich wieder mehr dem Fußball und dem Tennis zugewendet. Heute versuche ich mich durch Laufen fit zu halten, weil das fast überall und schnell möglich ist.

Frage: DOSB und DFB arbeiten bei vielen Projekten eng zusammen, so unter anderem beim Schulsport. Welche Ziele verfolgen Sie?

Bach: Wir sehen die Defizite in der Bewegungskultur bei Kindern bis hin zur Fettleibigkeit. Gleichzeitig beobachten wir die negativen Ergebnisse der Pisa-Studie. Sprache und Motorik hängen eng zusammen, Sport fördert das kognitive Lernen. Deshalb ist es so eminent wichtig, dass Kinder wieder mehr Sport treiben und sich einfach mehr bewegen. Da sind wir deckungsgleich in der Zielsetzung mit dem DFB.

Frage: Dem Präsidenten des Deutschen Olympischen Sportbundes muss es am Herzen liegen, den Sport auf höchster Ebene anzusiedeln. Sie verfolgen das Ziel, den Sport im Grundgesetz zu verankern. Wie lange wird es noch dauern, bis der Sport in Artikel 20 des Grundgesetzes als Staatsziel festgehalten wird?

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Bach: Ein jetzt vorgelegtes Gutachten des Bundesrechnungshofes stellt die Sportförderung seitens des Bundes aus rechtlichen Gründen in Frage und schlägt eine Änderung des Grundgesetzes vor. Diese deutliche Stellungnahme sollte dazu beitragen, noch in dieser Legislaturperiode zu einer Entscheidung zu kommen. Der Sport genießt bereits breite Unterstützung aus den verschiedenen Bundestags-Fraktionen.

Frage: Was versprechen Sie sich von dem Eintrag im Grundgesetz?

Bach: Es ist für den Sport sehr wichtig, als Staatsziel im Grundgesetz zu stehen, damit ihm dort Gerechtigkeit widerfährt, gerade bei den Abwägungsinteressen im Falle von behördlichen und gerichtlichen Entscheidungen. Der Sport braucht diese Abwägungsgerechtigkeit, um seinen gesellschaftspolitischen Aufgaben nachkommen zu können. Die Förderung des Spitzensports hat, wie vom Präsidenten des Bundesrechnungshofes festgehalten, bislang keine gesicherte Rechtsgrundlage. Der Sport mit seiner nationalen und internationalen Repräsentanz, mit seinen gesellschaftspolitischen Aufgaben wie etwa der Integration, als Standortfaktor, mit seinen Beiträgen zur Gesundheit und zur Prävention muss darauf achten, dass seine Förderung entsprechend abgesichert ist. Außerdem wäre ein Eintrag in das Grundgesetz die Anerkennung für die Arbeit von rund 7,5 Millionen ehrenamtlichen Mitarbeitern. Diese Menschen verrichten in vielen Bereichen Aufgaben, die ansonsten der Staat übernehmen müsste. Die getätigte ehrenamtliche Leistung entspricht einem Euro-Betrag im zweistelligen Milliardenbereich. Das könnte der Staat niemals selbst finanzieren.

Frage: Sie gehörten im Vorlauf auf die FIFA WM 2006 dem Aufsichtsrat an und haben sich stark für das Turnier engagiert. Können Sie schon sagen, wie Sie sich für die Frauen-WM 2011 in Deutschland einsetzen werden?

Bach: Aus Begeisterung für den Fußball habe ich sofort zugesagt, als DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger mich fragte, ob ich mithelfen wolle. Und seine Begeisterung für den Frauen-Fußball wirkt ansteckend.

Frage: Die WM hat einen ungeheuren Schub beim Stadionbau bewirkt. Für die Frauen-WM entstehen weitere hochmoderne Fußballarenen. Doch wie schaut es sonst beim Sportstättenbau aus? Sind Sie zufrieden – in der Spitze wie auch an der Basis?

Bach: Beim gegenwärtigen Stand der Fußballstadien nehmen wir weltweit eine Spitzenposition ein, dank der WM 2006 und der Bundesliga. Hier sind wir wirklich glänzend positioniert. In der Breite sieht es allerdings ganz anders aus. Wir haben einen enormen Nachholbedarf in der Sanierung von Sportstätten, der von Experten auf etwa 40 Milliarden Euro beziffert wird. Die Kommunen, Länder, aber auch der Bund sind aufgefordert, mehr zu tun. Hier ist in den vergangenen Jahren vieles vernachlässigt worden. Viele Sportstätten sind in einem nicht mehr zeitgemäßen, teilweise sogar in einem maroden Zustand. Deshalb begrüßen wir Überlegungen, die Mittel zur Sanierung von Sportstätten auf das gesamte Bundesgebiet auszudehnen, denn der Nachholbedarf lässt sich nicht mehr auf einzelne Länder beschränken.

Frage: DFB und DOSB widmen sich seit geraumer Zeit gemeinsam und auch jeder Verband für sich dem Thema Integration, wobei das Schwergewicht auf ein respektvolles Miteinander der verschiedenen kulturellen Gruppen in Deutschland gelegt wird. Stichwort: Integration der Menschen mit Migrationshintergrund. Wie bewerten Sie dieses Thema? Was kann der Sport bewirken?

Bach: Sport bewirkt nicht Integration. Sport ist Integration. Es ist bei den beiden Integrationsgipfeln der Bundesregierung deutlich geworden, dass der Sport das beste Medium ist, um Isolierungen aufzubrechen. Integration im Sport vollzieht sich zunächst ohne Sprache. Es entsteht schnell ein Gemeinschaftsgefühl, die Regeln sind für alle gleich. Der Sport vermittelt positive Werte. Jugendliche kommen einfach leichter zusammen, wenn man sich zum Fußballspielen verabredet. Im nationalen Integrationsplan wird deutlich, dass Sport das bestgeeignete Mittel zur Integration ist. Jetzt kommt es auf eine bessere Vernetzung mit anderen Trägern an. Wir können Isolationen aufbrechen, Menschen zusammenführen, aber es muss dann Sprachvermittlung, es muss berufliche Ausbildung dazukommen.

Frage: Mädchen-Fußball verzeichnet beim DFB momentan Rekordzuwächse. Beobachten Sie bei anderen Sportarten ebenfalls einen Boom gerade bei den Mädchen?

Bach: Jugendliche begeistert man mit Vorbildern. Das beobachten wir beim Frauen-Fußball durch unsere Weltmeisterinnen, ebenso beim Handball durch unser Team. Was wirkt, sind positive Vorbilder. Unter 27 Millionen Mitgliedern im Deutschen Olympischen Sportbund sind rund zehn Millionen Frauen oder Mädchen. Dort liegt also noch ein großes Potenzial. Gerade bei Mädchen aus Familien mit Migrationshintergrund können wir ansetzen. Dort müssen wir den Sport noch viel populärer machen.

Frage: Es gibt heute viele thematische Überschneidungen zwischen DFB und DOSB. Das liegt auch an der guten Arbeitsbeziehung zwischen ihnen und DFB-Präsident Dr. Zwanziger.

Bach: Stimmt. Der DFB hat in Theo Zwanziger einen großartigen Repräsentanten und die Chemie zwischen uns könnte nicht besser sein. Es macht wirklich Spaß, bei den verschiedenen Themen an der Seite von Theo Zwanziger zu stehen.

Frage: Sport ist nicht nur Freizeitaktivität und gesundheitsfördernd, sondern eben auch ein Medienereignis. Sind die kleineren Sportarten nicht inzwischen ins telegene Abseits gerutscht? Können Sie Ihren Einfluss geltend machen, um den Randsportarten zu mehr Sichtbarkeit zu verhelfen?

Bach: Das ist in der Tat ein Problem. Während Olympischer Spiele erzielen diese Sportarten glänzende Einschaltquoten. Doch in den Jahren dazwischen werden Sie nur sehr eingeschränkt übertragen. Das gilt sowohl quantitativ wie auch qualitativ. Es wird wenig gesendet und wenn doch, zu ungünstigen Zeiten. Wir sind im Gespräch mit den Fernsehanstalten. Wir verfolgen die Vision, langfristig einen Kanal einzurichten, wie etwa ein ‚Sport-Phönix’. Wir wollen den Spitzensport in seiner ganzen Vielfalt anbieten. Die Konzentration auf einige wenige Sportarten ist kein guter Zustand. In der Zwischenphase raten wir unseren Verbänden zum Pragmatismus, nämlich die Möglichkeiten der neuen Medien zu nutzen.

Frage: Am 8. August starten die XXIX. Olympischen Spiele in Peking. Mit welchen generellen Erwartungen reist der DOSB-Präsident nach China und werden Sie es schaffen, alle Spiele der deutschen Frauen-Nationalmannschaft zu besuchen?

Bach: Wir werden grandiose olympische Spiele erleben. Die Vorbereitungen in China laufen hervorragend und lassen uns das Beste erhoffen. Was die Spiele der deutschen Fußball-Frauen betrifft: Ich bin jemand, der nur verspricht, was er auch halten kann. Da ich heute noch nicht weiß, welche Aufgaben auf mich zukommen, kann ich nur hoffen, möglichst viele Spiele des DFB-Teams, inklusive des Endspiels, anschauen zu können.