Australien selbstbewusst: "Wir wollen Gold"

Die australischen Frauen sind mit viel Selbstbewusstsein ins Olympische Fußballturnier gestartet. Das Auftaktspiel haben die Mädels aus Down Under gegen Kanada 2:0 (1:0) gewonnen. Nun wartet heute Abend (ab 23 Uhr MESZ, live in der ARD) in São Paulo die deutsche Nationalmannschaft auf die Matildas. Aus dem Team, das in Sydney 2000 als Gastgeber bei Olympia spielte, ist verständlicherweise niemand im heutigen Team der Matildas für Rio dabei. Wohl aber aus dem Team der Spiele von Athen 2004. "Oldie" Lisa de Vanna belegte damals mit Australien den fünften Platz. Alle anderen 17 Spielerinnen sind das erste Mal bei einem olympischen Turnier dabei.

"Wir wollen eine Medaille gewinnen", sagt die mit 113 Länderspieleinsätzen und 39 Toren erfahrenste Akteurin. In der Asien-Qualifikation in Japan sind die Weltranglistenfünften aus Down Under souverän aufgetreten, haben gleich zu Beginn die Gastgeberinnen und Vizeweltmeisterinnen 3:1 vom Platz gefegt und blieben auch in der Folge ungeschlagen. "Jetzt ist es an der Zeit, ein neues Kapitel im australischen Frauenfußball zu schreiben. Wir können jedes Team der Welt schlagen", meint die 31 Jahre alte Offensivspielerin selbstbewusst und präzisiert ihren Medaillenwunsch: "Natürlich träumen wir von Gold. Das ist es, wofür wir kämpfen. Aber jede Medaille wird unserem Sport zu Hause weiteren massiven Rückenwind verleihen."

Potsdams Kellond-Knight feste Größe im Team

Noch ist die heimische Profiliga nicht stark genug, so dass im Team zahlreiche Legionärinnen zu finden sind - aus den USA, aus Schweden und aus Deutschland. Von Turbine Potsdam ist die 25-jährige Elise Kellond-Knight (71 Länderspiele) eine feste Größe im Mittelfeld. Ebenso Emely van Egmond, die bis zum 30. Juni noch beim 1. FFC Frankfurt unter Vertrag stand. Die 22 Jahre alte Mittelfeldspielerin kommt schon auf 55 Länderspiele und wird im australischen Nationalteam von ihrem eigenen Vater Gary betreut, der als Co-Trainer fungiert - Vater und Tochter im gemeinsamen Kampf um olympische Meriten.

"Ich bin ein absoluter Familienmensch und finde es toll, meinen Vater so sehr in der Nähe zu haben. Er übt einen guten Einfluss aus. Seine Ratschläge sind mir sehr viel wert", so van Egmond: "Olympia ist ein absoluter Traum und mit nur zwölf Teams eine riesige Herausforderung. Wir haben das Potenzial dazu, eine Medaille zu holen und eine tolle Zukunftsperspektive als ein junges Team. Die Chemie im Kader stimmt. Wir kämpfen und haben gute technische Qualitäten. Es stimmt einfach alles bei uns, wenn wir das abrufen können, glaube ich, dass wir sehr weit kommen. Gold ist ein Traumziel – aber es ist keine unerreichbare Illusion. Jede Spielerin in unserem Team träumt vom Gold."

Simon und Williams besonders im Fokus

Zwei weitere Spielerinnen stehen nicht nur aufgrund ihrer indigenen Wurzeln im Fokus. Torhüterin Lydia Williams (55 Länderspiele) ist die eine. Aktuell spielt die 28 Jahre alte Tochter eines Aborigines aus dem westaustralischen Katanning und einer US-amerikanischen Mutter bei Houston Dash in der NWSL-Profiliga. Stürmerin Kyah Simon (66 Spiele, 20 Tore) von den Boston Breakers (NWSL) ist die andere. "Ich bin extrem gespannt und fühle mich geehrt, bei Olympia als Teil unseres Fußballteams starten zu dürfen. Ich kann es kaum erwarten, bis es in Brasilien endlich losgeht", erklärt die 25 Jahre alte Stürmerin, ohne Zweifel ein Star im Team. Simon hat sich längst zu einem Vorbild als Aborigine-Sportlerin entwickelt. "Bei Sydney 2000 habe ich ehrfurchtsvoll vorm Fernseher gesessen, als Cathy Freeman Gold ersprintet hat. Das hat mich dazu inspiriert, dass ich selbst ebenfalls alles erreichen kann. Jetzt hoffe ich, dass ich die nächste Generation indigener Australier inspirieren kann, ihre Träume zu verfolgen."

Simon, die bereits im Alter von 16 Jahren A-Nationalspielerin wurde, stammt aus einer fußballbegeisterten Familie. Auch ihr Vater verstand es, nicht nur mit dem Didgeridoo zu spielen. Geboren und aufgewachsen in den Outbacks, entwickelte sich Simon zu einem Vorbild für zielstrebige und erfolgreiche Aborigines im Sport. Dass sie die erste indigene Fußballerin in Down Under überhaupt ist, die je ein Länderspieltor erzielt hat, kommt ihrer Popularität zugute.

Gemeinsam mit Lydia Williams tritt Kyah Simon heute in zahlreichen Projekten auf, die die Lebensbedingungen der Aborigines verbessern helfen sollen. Ihre WM-Debüts 2011 wurden sogar in dem erfolgreichen und preisgekrönten Dokumentarfilm "No apologies" festgehalten. Auch bei der WM 2015 glänzten beide Spielerinnen.

Ellie Carpenter mit 16 Jahren das Küken im Team

Ein bemerkenswertes Olympia-Debüt geben wird Ellie Carpenter. Die Verteidigerin aus Cowra in New South Wales ist nämlich erst im April 16 Jahre alt geworden und das Teamküken bei den Matildas, hat ihre Karriere im A-Team gerade erst im Frühjahr begonnen. "Ich kann es noch gar nicht glauben, dass ich in so jungen Jahren nominiert bin", sagt sie strahlend: "Das ist schon verrückt. Aber mich macht dieser Erfolg nur noch hungriger auf mehr."

Coach Alen Stajcic (42) sagt: "Unsere Gruppe ist sehr schwer mit Deutschland, Kanada und Simbabwe. Die Afrikanerinnen sind zwar weitgehend unbekannt, aber sie haben sich durchgesetzt und sie werden mit aller Power kämpfen und in keiner Weise vorhersehbar agieren. Ich bin froh, dass wir uns einen ganzen Monat in Brasilien vorbereiten können und auch noch ein Testspiel gegen die Olympia-Gastgeberinnen bestreiten. Das wird eine sehr wichtige Generalprobe gegen ein Team aus der Weltelite. Jetzt ist es Zeit, unsere Position in der Rangliste vom Papier in eine harte Medaille umzuwandeln."

Der Trainer hat gerade erst seinen Vertrag um vier Jahre verlängert. "Als ich 2014 übernommen hatte, war das ein Haufen junger Talente. Bis 2020 sind sie vier Jahre älter, also 24 bis 28. Das ist die Zeit, den nächsten Schritt zu gehen", so Stajcic. Er will die Matildas noch fester in der Weltelite etablieren.

"Die Deutschen spielen wie Maschinen"

Das war bis zur Jahrtausendwende noch völlig anders. Da war Frauenfußball zwar akzeptiert, aber fand in der Öffentlichkeit keine Beachtung. Weder das Nationalteam noch der Ligabetrieb spielten eine nenneswerte Rolle. Auch für Olympia musste die Sportart zusätzlich angeschoben werden. Dazu brachten die Matildas Ende 1999 einen großformatigen Nacktkalender auf den Markt. "Matildas – the new fashion in football" stieß auf weltweit großes mediales Interesse. Die ursprüngliche Auflage musste innerhalb kürzester Zeit auf 45.000 verneunfacht werden. Selbst Belgiens König Philippe, damals noch Prinz, habe ein Exemplar geordert, wird von den Machern des Kalenders stolz kolportiert.

Die Fußballerinnen gingen mit dieser Form der sexualisierten Vermarktung einen ungewöhnlichen Weg, um die Bekanntheit der Mannschaft in der Öffentlichkeit zu erhöhen, da Frauensport generell als zweitklassig wahrgenommen wurde. Was sich heute grundlegend geändert hat. "Die WM 2015 war eine Art Durchbruch in die Spitze. Die Leute in der Öffentlichkeit haben das honoriert. Man kennt uns jetzt und drückt uns für Rio die Daumen", sagt auch Emely van Egmond: "Besonders interessant wird sicherlich die Partie gegen Deutschland, denn dort spielen alte Bekannte, die ich aus der Bundesliga gut kenne."

Größten Respekt vor dem DFB-Team hat Mittelstürmerin Michelle Heyman. "Die Deutschen spielen wie Maschinen", sagt die 28 Jahre alte Torjägerin. "Hoffentlich können wir die stoppen." Vielleicht auch ein wenig Understatement vor dem Olympiaduell in São Paulo.

Australiens Kader: Laura Alleway, Mackenzie Arnold, Tameka Butt, Ellie Carpenter, Stephanie Catley, Larissa Crummer, Lisa De Vanna, Caitlin Foord, Katrina Gorry, Michelle Heyman, Elise Kellond-Knight, Alanna Kennedy, Samantha Kerr, Chloe Logarzo, Clare Polkinghorne, Kyah Simon, Emily Van Egmond, Lydia Williams

[rh]

Die australischen Frauen sind mit viel Selbstbewusstsein ins Olympische Fußballturnier gestartet. Das Auftaktspiel haben die Mädels aus Down Under gegen Kanada 2:0 (1:0) gewonnen. Nun wartet heute Abend (ab 23 Uhr MESZ, live in der ARD) in São Paulo die deutsche Nationalmannschaft auf die Matildas. Aus dem Team, das in Sydney 2000 als Gastgeber bei Olympia spielte, ist verständlicherweise niemand im heutigen Team der Matildas für Rio dabei. Wohl aber aus dem Team der Spiele von Athen 2004. "Oldie" Lisa de Vanna belegte damals mit Australien den fünften Platz. Alle anderen 17 Spielerinnen sind das erste Mal bei einem olympischen Turnier dabei.

"Wir wollen eine Medaille gewinnen", sagt die mit 113 Länderspieleinsätzen und 39 Toren erfahrenste Akteurin. In der Asien-Qualifikation in Japan sind die Weltranglistenfünften aus Down Under souverän aufgetreten, haben gleich zu Beginn die Gastgeberinnen und Vizeweltmeisterinnen 3:1 vom Platz gefegt und blieben auch in der Folge ungeschlagen. "Jetzt ist es an der Zeit, ein neues Kapitel im australischen Frauenfußball zu schreiben. Wir können jedes Team der Welt schlagen", meint die 31 Jahre alte Offensivspielerin selbstbewusst und präzisiert ihren Medaillenwunsch: "Natürlich träumen wir von Gold. Das ist es, wofür wir kämpfen. Aber jede Medaille wird unserem Sport zu Hause weiteren massiven Rückenwind verleihen."

Potsdams Kellond-Knight feste Größe im Team

Noch ist die heimische Profiliga nicht stark genug, so dass im Team zahlreiche Legionärinnen zu finden sind - aus den USA, aus Schweden und aus Deutschland. Von Turbine Potsdam ist die 25-jährige Elise Kellond-Knight (71 Länderspiele) eine feste Größe im Mittelfeld. Ebenso Emely van Egmond, die bis zum 30. Juni noch beim 1. FFC Frankfurt unter Vertrag stand. Die 22 Jahre alte Mittelfeldspielerin kommt schon auf 55 Länderspiele und wird im australischen Nationalteam von ihrem eigenen Vater Gary betreut, der als Co-Trainer fungiert - Vater und Tochter im gemeinsamen Kampf um olympische Meriten.

"Ich bin ein absoluter Familienmensch und finde es toll, meinen Vater so sehr in der Nähe zu haben. Er übt einen guten Einfluss aus. Seine Ratschläge sind mir sehr viel wert", so van Egmond: "Olympia ist ein absoluter Traum und mit nur zwölf Teams eine riesige Herausforderung. Wir haben das Potenzial dazu, eine Medaille zu holen und eine tolle Zukunftsperspektive als ein junges Team. Die Chemie im Kader stimmt. Wir kämpfen und haben gute technische Qualitäten. Es stimmt einfach alles bei uns, wenn wir das abrufen können, glaube ich, dass wir sehr weit kommen. Gold ist ein Traumziel – aber es ist keine unerreichbare Illusion. Jede Spielerin in unserem Team träumt vom Gold."

Simon und Williams besonders im Fokus

Zwei weitere Spielerinnen stehen nicht nur aufgrund ihrer indigenen Wurzeln im Fokus. Torhüterin Lydia Williams (55 Länderspiele) ist die eine. Aktuell spielt die 28 Jahre alte Tochter eines Aborigines aus dem westaustralischen Katanning und einer US-amerikanischen Mutter bei Houston Dash in der NWSL-Profiliga. Stürmerin Kyah Simon (66 Spiele, 20 Tore) von den Boston Breakers (NWSL) ist die andere. "Ich bin extrem gespannt und fühle mich geehrt, bei Olympia als Teil unseres Fußballteams starten zu dürfen. Ich kann es kaum erwarten, bis es in Brasilien endlich losgeht", erklärt die 25 Jahre alte Stürmerin, ohne Zweifel ein Star im Team. Simon hat sich längst zu einem Vorbild als Aborigine-Sportlerin entwickelt. "Bei Sydney 2000 habe ich ehrfurchtsvoll vorm Fernseher gesessen, als Cathy Freeman Gold ersprintet hat. Das hat mich dazu inspiriert, dass ich selbst ebenfalls alles erreichen kann. Jetzt hoffe ich, dass ich die nächste Generation indigener Australier inspirieren kann, ihre Träume zu verfolgen."

Simon, die bereits im Alter von 16 Jahren A-Nationalspielerin wurde, stammt aus einer fußballbegeisterten Familie. Auch ihr Vater verstand es, nicht nur mit dem Didgeridoo zu spielen. Geboren und aufgewachsen in den Outbacks, entwickelte sich Simon zu einem Vorbild für zielstrebige und erfolgreiche Aborigines im Sport. Dass sie die erste indigene Fußballerin in Down Under überhaupt ist, die je ein Länderspieltor erzielt hat, kommt ihrer Popularität zugute.

Gemeinsam mit Lydia Williams tritt Kyah Simon heute in zahlreichen Projekten auf, die die Lebensbedingungen der Aborigines verbessern helfen sollen. Ihre WM-Debüts 2011 wurden sogar in dem erfolgreichen und preisgekrönten Dokumentarfilm "No apologies" festgehalten. Auch bei der WM 2015 glänzten beide Spielerinnen.

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Ellie Carpenter mit 16 Jahren das Küken im Team

Ein bemerkenswertes Olympia-Debüt geben wird Ellie Carpenter. Die Verteidigerin aus Cowra in New South Wales ist nämlich erst im April 16 Jahre alt geworden und das Teamküken bei den Matildas, hat ihre Karriere im A-Team gerade erst im Frühjahr begonnen. "Ich kann es noch gar nicht glauben, dass ich in so jungen Jahren nominiert bin", sagt sie strahlend: "Das ist schon verrückt. Aber mich macht dieser Erfolg nur noch hungriger auf mehr."

Coach Alen Stajcic (42) sagt: "Unsere Gruppe ist sehr schwer mit Deutschland, Kanada und Simbabwe. Die Afrikanerinnen sind zwar weitgehend unbekannt, aber sie haben sich durchgesetzt und sie werden mit aller Power kämpfen und in keiner Weise vorhersehbar agieren. Ich bin froh, dass wir uns einen ganzen Monat in Brasilien vorbereiten können und auch noch ein Testspiel gegen die Olympia-Gastgeberinnen bestreiten. Das wird eine sehr wichtige Generalprobe gegen ein Team aus der Weltelite. Jetzt ist es Zeit, unsere Position in der Rangliste vom Papier in eine harte Medaille umzuwandeln."

Der Trainer hat gerade erst seinen Vertrag um vier Jahre verlängert. "Als ich 2014 übernommen hatte, war das ein Haufen junger Talente. Bis 2020 sind sie vier Jahre älter, also 24 bis 28. Das ist die Zeit, den nächsten Schritt zu gehen", so Stajcic. Er will die Matildas noch fester in der Weltelite etablieren.

"Die Deutschen spielen wie Maschinen"

Das war bis zur Jahrtausendwende noch völlig anders. Da war Frauenfußball zwar akzeptiert, aber fand in der Öffentlichkeit keine Beachtung. Weder das Nationalteam noch der Ligabetrieb spielten eine nenneswerte Rolle. Auch für Olympia musste die Sportart zusätzlich angeschoben werden. Dazu brachten die Matildas Ende 1999 einen großformatigen Nacktkalender auf den Markt. "Matildas – the new fashion in football" stieß auf weltweit großes mediales Interesse. Die ursprüngliche Auflage musste innerhalb kürzester Zeit auf 45.000 verneunfacht werden. Selbst Belgiens König Philippe, damals noch Prinz, habe ein Exemplar geordert, wird von den Machern des Kalenders stolz kolportiert.

Die Fußballerinnen gingen mit dieser Form der sexualisierten Vermarktung einen ungewöhnlichen Weg, um die Bekanntheit der Mannschaft in der Öffentlichkeit zu erhöhen, da Frauensport generell als zweitklassig wahrgenommen wurde. Was sich heute grundlegend geändert hat. "Die WM 2015 war eine Art Durchbruch in die Spitze. Die Leute in der Öffentlichkeit haben das honoriert. Man kennt uns jetzt und drückt uns für Rio die Daumen", sagt auch Emely van Egmond: "Besonders interessant wird sicherlich die Partie gegen Deutschland, denn dort spielen alte Bekannte, die ich aus der Bundesliga gut kenne."

Größten Respekt vor dem DFB-Team hat Mittelstürmerin Michelle Heyman. "Die Deutschen spielen wie Maschinen", sagt die 28 Jahre alte Torjägerin. "Hoffentlich können wir die stoppen." Vielleicht auch ein wenig Understatement vor dem Olympiaduell in São Paulo.

Australiens Kader: Laura Alleway, Mackenzie Arnold, Tameka Butt, Ellie Carpenter, Stephanie Catley, Larissa Crummer, Lisa De Vanna, Caitlin Foord, Katrina Gorry, Michelle Heyman, Elise Kellond-Knight, Alanna Kennedy, Samantha Kerr, Chloe Logarzo, Clare Polkinghorne, Kyah Simon, Emily Van Egmond, Lydia Williams

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