Aufsteiger Hasenhüttl: "Keine Angst vor der 2. Bundesliga"

Noch ein Aufsteiger, noch eine Premiere: Wie der SV Sandhausen steht auch der VfR Aalen erstmals in seiner Vereinsgeschichte in der 2. Bundesliga. Nach dem 2:2 beim VfB Stuttgart II begann beim Tabellenzweiten die große Aufstiegsparty. Mittendrin einer der Architekten des Erfolges: Trainer Ralph Hasenhüttl (41).

Der frühere österreichische Nationalspieler, der in Deutschland für den 1. FC Köln, die SpVgg Greuther Fürth und die Amateure von Bayern München spielte, hatte sein Amt in Aalen im Januar 2011 angetreten. Damals belegte der VfR in der 3. Liga einen Abstiegsplatz. Hasenhüttl führte den Klub zunächst zum Klassenerhalt und nun ganz hoch hinaus.

Im DFB.de-Interview mit Redakteur Jochen Breideband spricht Ralph Hasenhüttl über außergewöhnliche Leistungen und schwierige Phasen und erklärt, warum er der größte Fan seiner Mannschaft ist.

DFB.de: Herr Hasenhüttl, Sie haben am Tag des Aufstiegs von einem Wunder gesprochen. Was verstehen Sie darunter?

Ralph Hasenhüttl: Als ich hier angefangen habe, standen wir auf einem Abstiegsplatz, zwei Punkte vom rettenden Ufer entfernt. Was danach passiert ist in eineinhalb Jahren, ist außergewöhnlich. Rückblickend weiß ich nicht, was die größere Leistung war: Mit dem alten Kader den Klassenerhalt zu schaffen oder mit der jetzigen Mannschaft aufzusteigen. Beides waren sehr schwere Aufgaben.

DFB.de: Wie hat sich aus Ihrer Sicht die Lage vor der Saison dargestellt?

Hasenhüttl: Wir hatten zu dieser Zeit noch keinen Sportdirektor. Ich habe also mit meinen Kollegen aus dem Trainerstab die Planungen vorgenommen. Ich bin sehr dankbar dafür, dass mir das Präsidium dieses Vertrauen geschenkt hat. Wir haben auf Qualität, nicht auf Quantität gesetzt. Das hat sich ausgezahlt, auch wenn wir einen schlechten Start hatten. Es gab anfangs durchaus Phasen, in denen ich nicht überzeugt war, dass wir weit vorne landen. Ich wusste zwar, dass wir gute Fußballer haben, aber es mussten sich erst einmal Hierarchien bilden und es musste eine Stabilität entstehen. Auch wenn es komisch klingt: Die Niederlagen in dieser Zeit waren das Fundament des Erfolges. Wir haben daraus die richtigen Lehren gezogen.

DFB.de: Gab es bestimmte Knackpunkte?



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Noch ein Aufsteiger, noch eine Premiere: Wie der SV Sandhausen steht auch der VfR Aalen erstmals in seiner Vereinsgeschichte in der 2. Bundesliga. Nach dem 2:2 beim VfB Stuttgart II begann beim Tabellenzweiten die große Aufstiegsparty. Mittendrin einer der Architekten des Erfolges: Trainer Ralph Hasenhüttl (41).

Der frühere österreichische Nationalspieler, der in Deutschland für den 1. FC Köln, die SpVgg Greuther Fürth und die Amateure von Bayern München spielte, hatte sein Amt in Aalen im Januar 2011 angetreten. Damals belegte der VfR in der 3. Liga einen Abstiegsplatz. Hasenhüttl führte den Klub zunächst zum Klassenerhalt und nun ganz hoch hinaus.

Im DFB.de-Interview mit Redakteur Jochen Breideband spricht Ralph Hasenhüttl über außergewöhnliche Leistungen und schwierige Phasen und erklärt, warum er der größte Fan seiner Mannschaft ist.

DFB.de: Herr Hasenhüttl, Sie haben am Tag des Aufstiegs von einem Wunder gesprochen. Was verstehen Sie darunter?

Ralph Hasenhüttl: Als ich hier angefangen habe, standen wir auf einem Abstiegsplatz, zwei Punkte vom rettenden Ufer entfernt. Was danach passiert ist in eineinhalb Jahren, ist außergewöhnlich. Rückblickend weiß ich nicht, was die größere Leistung war: Mit dem alten Kader den Klassenerhalt zu schaffen oder mit der jetzigen Mannschaft aufzusteigen. Beides waren sehr schwere Aufgaben.

DFB.de: Wie hat sich aus Ihrer Sicht die Lage vor der Saison dargestellt?

Hasenhüttl: Wir hatten zu dieser Zeit noch keinen Sportdirektor. Ich habe also mit meinen Kollegen aus dem Trainerstab die Planungen vorgenommen. Ich bin sehr dankbar dafür, dass mir das Präsidium dieses Vertrauen geschenkt hat. Wir haben auf Qualität, nicht auf Quantität gesetzt. Das hat sich ausgezahlt, auch wenn wir einen schlechten Start hatten. Es gab anfangs durchaus Phasen, in denen ich nicht überzeugt war, dass wir weit vorne landen. Ich wusste zwar, dass wir gute Fußballer haben, aber es mussten sich erst einmal Hierarchien bilden und es musste eine Stabilität entstehen. Auch wenn es komisch klingt: Die Niederlagen in dieser Zeit waren das Fundament des Erfolges. Wir haben daraus die richtigen Lehren gezogen.

DFB.de: Gab es bestimmte Knackpunkte?

Hasenhüttl: Ja, zum Beispiel unser 1:2 in Offenbach. Wir wurden über den grünen Klee gelobt für unseren guten Fußball. Danach haben wir uns geschworen: So geht es nicht weiter, wir müssen effektiver werden. Ein Schlüssel für den erfolgreichen Saisonverlauf waren unsere Auswärtssiege, ob in Jena, Chemnitz oder in Darmstadt. Natürlich war auch entscheidend, dass wir später zu Hause Sandhausen und Regensburg geschlagen haben. Wir hatten in der Hinrunde keinen Dreier gegen die Topteams der Liga geholt. Das zu ändern, hatten wir uns im Winter fest vorgenommen. Sonst hätten wir ganz vorne nichts zu suchen gehabt.

DFB.de: Was zeichnet Ihre Mannschaft aus?

Hasenhüttl: Ihre Lernfähigkeit. Jeder Spieler hat sich in dieser Saison weiterentwickelt. Ein weiterer wichtiger Punkt ist der respektvolle Umgang miteinander. Es haben sich Freundschaften gebildet, die man nicht erwartet hätte. Die Jungs unternehmen auch abseits des Platzes einiges zusammen. Das ist keine unbedingte Voraussetzung für Topleistungen, aber es kann nicht schaden. Das Gesamtpaket macht es aus. Wir im Trainerstab haben viel verlangt, und die Jungs haben uns alles zurückgegeben.

DFB.de: Sie geraten regelrecht ins Schwärmen.

Hasenhüttl: Ich bin der größte Fan dieser Mannschaft. Ich habe mich in dieser Saison auf jedes Training gefreut. Ich glaube, der VfR hat lange auf so eine Mannschaft gewartet. Und ich als Trainer habe lange auf einen Verein gewartet, in dem ich mich so verwirklichen kann – obwohl ich auch bei der SpVgg Unterhaching zweieinhalb Jahre lang eine sehr schöne Zeit hatte.

DFB.de: Bei Ihrem Amtsantritt im Januar 2011 herrschte Abstiegsangst. Wie macht man innerhalb von 16 Monaten aus einem Fast-Regionalligisten einen Zweitliga-Aufsteiger?

Hasenhüttl: Es geht nur über viele kleine Schritte. Mittelfristig war das Ziel die 2. Bundesliga. Natürlich ging es brutal schnell, diese Entwicklung war so nicht zu erwarten. Als wir dann vorne standen, mussten wir anders an die Sache herangehen. Es ist schwierig, wenn Du an dem Punkt bist, an dem man den vierten Platz nicht mehr als Erfolg verkaufen kann und Dich oben behaupten musst. Das war eine riesige Leistung der Mannschaft.

DFB.de: Als die Saison lief, wurde mit Markus Schupp ein Sportdirektor installiert.

Hasenhüttl: Der Schritt war richtig, der Zeitpunkt war schwierig. Es gibt viele Beispiele, wo so etwas schief gegangen ist. Es ist nicht unproblematisch, wenn ein Sportdirektor kommt und die Mannschaft ist bereits zusammengestellt. Aufgrund der Vergangenheit beim VfR Aalen gab es anfangs möglicherweise Bedenken im Umfeld. Es hat sich zwischen Markus Schupp und mir aber sehr gut eingespielt. Die frühzeitige Vertragsverlängerung mit mir war dabei sicherlich ein wichtiges Signal.

DFB.de: Sie haben 2011 die Nachfolge von Rainer Scharinger angetreten, der bei den Fans sehr beliebt war. War es ein schweres Erbe?

Hasenhüttl: Rainer Scharinger hat große Verdienste um den Verein. Aber über die negative Stimmung im Stadion, die zu Anfang herrschte, habe ich mich sehr gewundert. Das erste Heimspiel war ein kleiner Schock für mich: Wir spielten 1:1 gegen Bremen II, und die Leute haben schon nach dem zweiten Querpass gepfiffen. Bei der Pressekonferenz habe ich meinem Unmut freien Lauf gelassen. Das war sicherlich mutig, aber richtig. Ich wusste, wir können es nur gemeinsam schaffen.

DFB.de: Wie empfinden Sie die Atmosphäre in Aalen jetzt?

Hasenhüttl: Die Stimmung war zuletzt sensationell. Auch da ist eine deutliche Entwicklung zu sehen. Aber wir sind noch nicht am Ende. Es gibt ein Sprichwort hier in der Ostalb: Nicht geschimpft ist schon gelobt. Das finde ich im Fußball brutal. Im Spiel sollte man jede Ecke feiern, die das eigene Team herausholt.

DFB.de: Im Vorjahr hießen die Direktaufsteiger Braunschweig und Rostock. Für die Rostocker geht es jetzt wieder nach unten. Was muss Aalen unternehmen, damit es anders läuft?

Hasenhüttl: Bei 17 von 18 Klubs werden wir wahrscheinlich als Absteiger genannt. Wir werden bestimmt eine gewisse Zeit brauchen. Jede Woche in der 2. Bundesliga wird ein Highlight. Man muss nur mal bedenken, dass Sandhausen kommende Saison auf dem Papier unser leichtester Gegner ist. In dieser Saison war es unser härtester Gegner. Auf uns wartet also viel Arbeit. Aber wir sind sehr ehrgeizig, bringen eine positive Grundeinstellung mit und werden auch dieses Ziel erreichen.

DFB.de: Wie sehen die Planungen aus?

Hasenhüttl: Ganz ehrlich, bis heute habe ich mich damit nicht so viel beschäftigt. Wir haben eine intakte Mannschaft, aber natürlich werden wir uns verstärken. Mit unserem relativ kleinen Kader haben wir den Luxus, dass wir kaum jemanden wegschicken müssen und trotzdem sechs bis sieben Verstärkungen holen können. Ich hoffe, wir haben dabei das gleiche glückliche Händchen wie im Vorjahr.

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DFB.de: Sandhausen und Aalen steigen auf, Traditionsklubs wie Offenbach, Osnabrück oder Erfurt schauen in die Röhre. Welche Erklärung haben Sie dafür?

Hasenhüttl: Der Grund liegt auf der Hand. In Vereinen wie Sandhausen oder Aalen ist in den vergangenen eineinhalb Jahren überragende Arbeit geleistet worden. Das ist wichtiger als Tradition, das hat man längst auch in der Bundesliga erkannt und verstanden. Wer so arbeitet, steht zurecht soweit oben und steigt absolut verdient auf.

DFB.de: Sie haben bereits am Wochenende davon gesprochen, dass dies erst der Anfang sein soll. Was soll das heißen?

Hasenhüttl: Die Mannschaft weiß noch gar nicht, wie viel sie leisten kann. Wir haben bereits Topleistungen gezeigt. Doch in der 2. Bundesliga sind solche Leistungen Standard, Woche für Woche. Das ist der Unterschied zwischen einem Landesliga- und einem Zweitliga-Fußballer. Wir brauchen weiterhin Fleiß, Ehrgeiz, Leidenschaft. Wenn man meint, sich nicht mehr weiterentwickeln zu können, wird es schwierig. Aber ich habe mit dieser Mannschaft keine Angst in der 2. Bundesliga.