Auerbach-Trainer Richter: "Wir sind an unser Limit gestoßen"

Beim Namen der Stadt Auerbach dürfte Literatur-Liebhabern wohl höchstens die Leipziger Gaststätte "Auerbachs Keller" aus Johann Wolfgang von Goethes Meisterwerk "Faust. Eine Tragödie" in den Sinn kommen. Alles andere als im Keller der Regionalliga Nordost befindet sich jedoch seit einigen Monaten der VfB Auerbach aus der 19.300-Einwohner-Stadt im Vogtland. Vielmehr sorgt der knapp 136 Kilometer von Leipzig entfernte Verein trotz seiner bescheidenen finanziellen Mittel als beste Rückrundenmannschaft für Furore, ist schon bis auf Platz sieben geklettert.

Den Aufschwung in Auerbach leitete mit Andreas Richter ausgerechnet ein Trainerneuling ein. Der frühere Abwehrspieler, der für Rot-Weiß Erfurt und die TuS Koblenz 89 Partien in der 2. Bundesliga absolviert hatte, ist mit seinen 36 Jahren der zweitjüngste Trainer der Liga (nach Babelsbergs Cem Efe/35). Im September 2011 veränderte ein Herzinfarkt abrupt das Leben des damaligen Kapitäns beim Drittligisten Chemnitzer FC.

Wie Andreas Richter, der gebürtig aus Cottbus stammt, dem VfB Auerbach quasi neues Leben einhauchte, erklärt er im aktuellen DFB.de-Interview - und spricht mit dem Journalisten Dominik Sander auch über seine Nahtoderfahrung und eine mögliche Wachablösung des benachbarten VFC Plauen.

DFB.de: Aus dem Abstiegskandidaten VfB Auerbach formten Sie nach der Winterpause die beste Rückrundenmannschaft. Verraten Sie uns Ihren Zaubertrick, Herr Richter?

Andreas Richter: Eigentlich gibt es keinen. Der aktuellen Mannschaft ist einfach anzusehen, wie lange sie schon zusammenspielt und auch als Einheit zusammenhält. Dass mit einem neuen System Anfangsschwierigkeiten auftreten, kann passieren. Beispielsweise waren Peter Otte und Steffen Vogel über Jahre an eine Dreierkette in der Abwehr gewöhnt. Sie mussten sich deshalb zu Saisonbeginn erst einmal umstellen.

DFB.de: Wurden Sie nicht nervös, als der VfB im ersten halben Jahr unter Ihrer Regie nur einen Punkt vor der Abstiegszone lag?

Richter: Weil im Umfeld keine Unruhe herrschte, konnte ich auch in dieser Zeit entsprechend ruhig weiterarbeiten. Selbst als wir beim 3:3 gegen Viktoria Berlin kurz vor der Winterpause innerhalb von sechs Minuten eine 3:1-Führung verspielten, habe ich immer an meine Mannschaft geglaubt. Ich bin ein Typ, der schon als Spieler oft hingefallen und immer wieder aufgestanden bist. Das verlange ich auch als Trainer. Als einen Knackpunkt für die Trendwende sehe ich unser Wintertrainingslager in der Türkei. Diese eine Woche mit perfekten Bedingungen haben wir extrem gut genutzt.

DFB.de: Die insgesamt 36 erzielten Tore verteilen sich auf 13 verschiedenen Schützen. Ist es ein gewollter Trumpf, dass Ihre Mannschaft so schwer auszurechnen ist?



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Beim Namen der Stadt Auerbach dürfte Literatur-Liebhabern wohl höchstens die Leipziger Gaststätte "Auerbachs Keller" aus Johann Wolfgang von Goethes Meisterwerk "Faust. Eine Tragödie" in den Sinn kommen. Alles andere als im Keller der Regionalliga Nordost befindet sich jedoch seit einigen Monaten der VfB Auerbach aus der 19.300-Einwohner-Stadt im Vogtland. Vielmehr sorgt der knapp 136 Kilometer von Leipzig entfernte Verein trotz seiner bescheidenen finanziellen Mittel als beste Rückrundenmannschaft für Furore, ist schon bis auf Platz sieben geklettert.

Den Aufschwung in Auerbach leitete mit Andreas Richter ausgerechnet ein Trainerneuling ein. Der frühere Abwehrspieler, der für Rot-Weiß Erfurt und die TuS Koblenz 89 Partien in der 2. Bundesliga absolviert hatte, ist mit seinen 36 Jahren der zweitjüngste Trainer der Liga (nach Babelsbergs Cem Efe/35). Im September 2011 veränderte ein Herzinfarkt abrupt das Leben des damaligen Kapitäns beim Drittligisten Chemnitzer FC.

Wie Andreas Richter, der gebürtig aus Cottbus stammt, dem VfB Auerbach quasi neues Leben einhauchte, erklärt er im aktuellen DFB.de-Interview - und spricht mit dem Journalisten Dominik Sander auch über seine Nahtoderfahrung und eine mögliche Wachablösung des benachbarten VFC Plauen.

DFB.de: Aus dem Abstiegskandidaten VfB Auerbach formten Sie nach der Winterpause die beste Rückrundenmannschaft. Verraten Sie uns Ihren Zaubertrick, Herr Richter?

Andreas Richter: Eigentlich gibt es keinen. Der aktuellen Mannschaft ist einfach anzusehen, wie lange sie schon zusammenspielt und auch als Einheit zusammenhält. Dass mit einem neuen System Anfangsschwierigkeiten auftreten, kann passieren. Beispielsweise waren Peter Otte und Steffen Vogel über Jahre an eine Dreierkette in der Abwehr gewöhnt. Sie mussten sich deshalb zu Saisonbeginn erst einmal umstellen.

DFB.de: Wurden Sie nicht nervös, als der VfB im ersten halben Jahr unter Ihrer Regie nur einen Punkt vor der Abstiegszone lag?

Richter: Weil im Umfeld keine Unruhe herrschte, konnte ich auch in dieser Zeit entsprechend ruhig weiterarbeiten. Selbst als wir beim 3:3 gegen Viktoria Berlin kurz vor der Winterpause innerhalb von sechs Minuten eine 3:1-Führung verspielten, habe ich immer an meine Mannschaft geglaubt. Ich bin ein Typ, der schon als Spieler oft hingefallen und immer wieder aufgestanden bist. Das verlange ich auch als Trainer. Als einen Knackpunkt für die Trendwende sehe ich unser Wintertrainingslager in der Türkei. Diese eine Woche mit perfekten Bedingungen haben wir extrem gut genutzt.

DFB.de: Die insgesamt 36 erzielten Tore verteilen sich auf 13 verschiedenen Schützen. Ist es ein gewollter Trumpf, dass Ihre Mannschaft so schwer auszurechnen ist?

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Richter: Nicht gewollt, aber doch ganz angenehm. Eigentlich verfügen wir mit Marcel Schuch durchaus über einen eiskalten Knipser. Für ihn läuft es in dieser Saison zwar persönlich nicht wie erhofft, doch er arbeitet immer für die Mannschaft. Ich freue mich, dass wir aus allen Mannschaftsteilen Torgefahr entwickeln und uns dadurch auf Augenhöhe mit vielen Vereinen in der Liga bewegen.

DFB.de: Nach dem jüngsten 1:0 gegen den VFC Plauen steht Auerbach in seiner zweiten Regionalligasaison inzwischen vier Punkte vor dem Nachbarn, der bereits seit einigen Jahren in der vierthöchsten Spielklasse mitmischt. Gibt es eine Wachablösung im Vogtland?

Richter: Ob es jetzt schon die Wachablösung war, weiß ich nicht. Aus meiner Sicht sind wir mit dem VFC gleichgezogen, was für sich schon eine kleine Sensation ist. Plauen kämpft in dieser Saison sicherlich mit Problemen, die nicht im sportlichen Bereich liegen. Eine gewisse Rivalität zwischen den Vereinen ist da, doch wir hoffen auch in der kommenden Saison auf dieses reizvolle Duell. Vor einem Spiel gegen Plauen ist die Motivation so groß, dass ich in der Kabine eigentlich nur die Mannschaftsaufstellung vorlesen muss.

DFB.de: Am Sonntag kommt es gegen den Aufsteiger und Tabellensechsten Wacker Nordhausen zum Aufeinandertreffen zweier Überraschungsmannschaften. Schielen Sie in der Tabelle noch weiter nach oben?

Richter: Der fünfte Platz wäre machbar. Bei unserer 2:3-Hinspielniederlage gegen Nordhausen haben wir zwar erst in der Nachspielzeit verloren, aber uns insgesamt schlecht verkauft. Wir besitzen den nötigen Ehrgeiz und wollen also etwas gutmachen. Wie die vergangenen Wochen zeigen, sind wir trotz des feststehenden Klassenverbleibs weit davon entfernt, etwas abzuschenken.

DFB.de: Erst vor knapp drei Jahren beendete ein plötzlicher Herzinfarkt während des Trainings Ihre aktive Karriere beim Chemnitzer FC. Durchleben Sie aktuell Ihre glücklichste Zeit?

Richter: Der Einstieg in das Trainergeschäft war ein neuer Lebensabschnitt, an dem ich auch während der Hinserie Spaß hatte. Als Spieler habe ich immer gerne Verantwortung übernommen und mich gefreut, wenn ich beispielsweise als Kapitän beim Chemnitzer FC bestimmte Dinge auch mitgestalten durfte. Jetzt geht es mir ähnlich, weil wir beim VfB Auerbach durch harte Arbeit und vor allem den Glauben an uns viel bewegen konnten.

DFB.de: Wie sehr hat sich Ihre Lebensweise nach dieser Nahtoderfahrung verändert?

Richter: Ganz entscheidend. Wenn mir jetzt etwas über den Kopf wächst oder mich zu sehr beansprucht, nehme ich mir bewusst eine kurze Auszeit, um runterzukommen. Im Vergleich zu meiner aktiven Karriere kann ich jetzt auch viele Dinge gelöster sehen. Der Fall meines Trainerkollegen Ingo Kahlisch, der erst kürzlich nach einem Spiel seines FSV Optik Rathenow einen Schlaganfall erlitten hat, zeigt einmal mehr, dass der Fußball nicht alles ist. Bei mir passierte es damals sogar beim Warmlaufen. Nach zwei Minuten bekam ich Schweißausbrüche und spürte einen großen Druck auf dem Brustkorb. Als ich später im Krankenhaus wieder aufwachte und meine Eltern sah, habe ich alles nur bröckchenweise mitbekommen.

DFB.de: Würden Sie gerne die Zeit zurückdrehen, um noch einmal in der 3. Liga spielen zu können, oder macht das Trainergeschäft mehr Spaß?

Richter: Jeder Fußballer sollte seine Karriere so lange wie möglich auskosten. Einige Spieler vergessen das ab einem gewissen Alter. Ich hätte damals gerne noch gespielt. Für mich ist diese Sache aber nun mal passiert, und ich habe mich damit abgefunden.

DFB.de: Ist der Sprung in Liga drei denn mittelfristig für Sie mit Auerbach ein Thema?

Richter: Als reiner Amateurklub, bei dem alle Spieler arbeiten oder studieren, könnten wir in der 3. Liga nicht mithalten. Daher sind wir mit dem VfB aktuell schon an unser Limit gestoßen. Abgesehen davon gibt es in unserer Liga mit dem FC Carl Zeiss Jena, dem 1. FC Magdeburg oder auch dem FSV Zwickau genug Vereine, die größere Ambitionen besitzen. Wir vergessen nicht, wo wir vor zwei bis drei Monaten standen und werden auch in den kommenden Jahren den Klassenverbleib als Ziel ausgeben.