"Auch für Ärzte gibt es eine WM-Vorbereitung"

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Einmal im Jahr versammelt sich der medizinische Sachverstand des deutschen Fußballs in der Zentrale des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) - am Mittwoch war es wieder soweit.

Die Teamärzte der Klubs aus Bundesliga, 2. Bundesliga und Frauen-Bundesliga sind dabei zum wichtigen Erfahrungsaustausch mit den DFB-Ärzten nach Frankfurt gekommen.

Im aktuellen DFB.de-Interview mit Onlineredakteur Thomas Hackbarth spricht Dr. Josef Schmitt, der Vorsitzende der Kommission Sportmedizin, über die WM 2010, seine drei Jahrzehnte als Mediziner der DFB-Auswahlmannschaften und Flugangst bei Fußballprofis.

DFB.de: Herr Dr. Schmitt, Sie sind seit 1996 Teamarzt der deutschen Nationalmannschaft. Bereits 1984 betreuten Sie im Auftrag des DFB die deutsche Olympiamannschaft. Wie hat sich die medizinische Arbeit verändert?

Dr. Josef Schmitt: Das ist gar nicht mit damals vergleichbar, wenn ich da nur an die Diagnostik und die verfeinerten Computerverfahren denke. Entsprechend punktgenau kann die Therapie ansetzen. Die Spieler gehen heute hochprofessionell mit ihrem Körper um, es wird viel intensiver im präventiven Bereich gearbeitet, etwa durch ein gezieltes Fitness- und Gymnastiktraining.

DFB.de: Und dennoch schlägt manchmal die Seuche zu. Wie vor der WM in Südafrika.

Schmitt: Eine schlimme Verletzungsserie - erst Michael Ballack, dann Simon Rolfes und Rene Adler, im Trainingslager noch Christian Träsch und schließlich beim Länderspiel in Budapest Heiko Westermann. Träsch verletzte sich damals in Südtirol, er blieb ohne Gegnereinwirkung auf einer stumpfen Stelle des Rasens hängen. Daran kann man wenig ändern.

DFB.de: Kann denn ein Profi vorsichtig trainieren oder spielen, um sich vor Verletzungen zu schonen?

Schmitt: Sicher nicht auf diesem Niveau.

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DFB.de: Sie sind Orthopäde und beim Team unter anderem für die Primärversorgung bei Verletzungen zuständig. Gibt es bei einem großen Turnier auch einen Vorlauf für das Ärzteteam?

Schmitt: Klar, eine Welt- oder Europameisterschaft muss akribisch vorbereitet werden. Auch für Ärzte gibt es eine WM-Vorbereitung. Wir müssen vor Ort im jeweiligen Gastgeberland Kontakte knüpfen. In Südafrika waren die Bedingungen überragend, wir haben mit einer Privatklinik in unmittelbarer Nähe zum Teamquartier zusammengearbeitet. Aber genauso muss auch klar sein, dass man sofort Zugriff auf einen Kinderarzt hat, schließlich sind auch mal die Familien auf Besuch. Der Impfschutz muss stimmen, die Hygiene vor Ort hundertprozentig sein. Die Checkliste für das Ärzteteam ist lang, aber es läuft hervorragend. Wir sind ein eingespieltes Team.

DFB.de: Der Impfschutz ist beim heutigen Erfahrungsaustausch der DFB-Kommission Sportmedizin auch ein Thema.

Schmitt: Dieses jährliche Treffen ist sehr wichtig. Toll, dass der DFB hierfür die Voraussetzung schafft. Wir hatten heute verschiedene fachspezifische Themen auf der Tagesordnung stehen: die WADA-Liste 2011, Diagnostik und Therapie der Gesichtsschädelverletzungen, Impfungen im Leistungssport und Informationen über flugmedizinisch relevante Aspekte.

DFB.de: Worum ging es konkret?

Schmitt: Dabei wurde untersucht, wie der Schlafrhythmus durch das Fliegen etwa bei späten Abreisen beeinflusst wird, wie die Getränkeversorgung sein sollte, wie man mit Flugangst umgeht. Fritz Walter war so ein Fall, der flog sehr ungern - und auch heute noch gibt es betroffene Spieler.

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Einmal im Jahr versammelt sich der medizinische Sachverstand des deutschen Fußballs in der Zentrale des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) - am Mittwoch war es wieder soweit.

Die Teamärzte der Klubs aus Bundesliga, 2. Bundesliga und Frauen-Bundesliga sind dabei zum wichtigen Erfahrungsaustausch mit den DFB-Ärzten nach Frankfurt gekommen.

Im aktuellen DFB.de-Interview mit Onlineredakteur Thomas Hackbarth spricht Dr. Josef Schmitt, der Vorsitzende der Kommission Sportmedizin, über die WM 2010, seine drei Jahrzehnte als Mediziner der DFB-Auswahlmannschaften und Flugangst bei Fußballprofis.

DFB.de: Herr Dr. Schmitt, Sie sind seit 1996 Teamarzt der deutschen Nationalmannschaft. Bereits 1984 betreuten Sie im Auftrag des DFB die deutsche Olympiamannschaft. Wie hat sich die medizinische Arbeit verändert?

Dr. Josef Schmitt: Das ist gar nicht mit damals vergleichbar, wenn ich da nur an die Diagnostik und die verfeinerten Computerverfahren denke. Entsprechend punktgenau kann die Therapie ansetzen. Die Spieler gehen heute hochprofessionell mit ihrem Körper um, es wird viel intensiver im präventiven Bereich gearbeitet, etwa durch ein gezieltes Fitness- und Gymnastiktraining.

DFB.de: Und dennoch schlägt manchmal die Seuche zu. Wie vor der WM in Südafrika.

Schmitt: Eine schlimme Verletzungsserie - erst Michael Ballack, dann Simon Rolfes und Rene Adler, im Trainingslager noch Christian Träsch und schließlich beim Länderspiel in Budapest Heiko Westermann. Träsch verletzte sich damals in Südtirol, er blieb ohne Gegnereinwirkung auf einer stumpfen Stelle des Rasens hängen. Daran kann man wenig ändern.

DFB.de: Kann denn ein Profi vorsichtig trainieren oder spielen, um sich vor Verletzungen zu schonen?

Schmitt: Sicher nicht auf diesem Niveau.

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DFB.de: Sie sind Orthopäde und beim Team unter anderem für die Primärversorgung bei Verletzungen zuständig. Gibt es bei einem großen Turnier auch einen Vorlauf für das Ärzteteam?

Schmitt: Klar, eine Welt- oder Europameisterschaft muss akribisch vorbereitet werden. Auch für Ärzte gibt es eine WM-Vorbereitung. Wir müssen vor Ort im jeweiligen Gastgeberland Kontakte knüpfen. In Südafrika waren die Bedingungen überragend, wir haben mit einer Privatklinik in unmittelbarer Nähe zum Teamquartier zusammengearbeitet. Aber genauso muss auch klar sein, dass man sofort Zugriff auf einen Kinderarzt hat, schließlich sind auch mal die Familien auf Besuch. Der Impfschutz muss stimmen, die Hygiene vor Ort hundertprozentig sein. Die Checkliste für das Ärzteteam ist lang, aber es läuft hervorragend. Wir sind ein eingespieltes Team.

DFB.de: Der Impfschutz ist beim heutigen Erfahrungsaustausch der DFB-Kommission Sportmedizin auch ein Thema.

Schmitt: Dieses jährliche Treffen ist sehr wichtig. Toll, dass der DFB hierfür die Voraussetzung schafft. Wir hatten heute verschiedene fachspezifische Themen auf der Tagesordnung stehen: die WADA-Liste 2011, Diagnostik und Therapie der Gesichtsschädelverletzungen, Impfungen im Leistungssport und Informationen über flugmedizinisch relevante Aspekte.

DFB.de: Worum ging es konkret?

Schmitt: Dabei wurde untersucht, wie der Schlafrhythmus durch das Fliegen etwa bei späten Abreisen beeinflusst wird, wie die Getränkeversorgung sein sollte, wie man mit Flugangst umgeht. Fritz Walter war so ein Fall, der flog sehr ungern - und auch heute noch gibt es betroffene Spieler.