Aschaffenburg-Trainer Komljenovic: "Die Peitsche bringt nichts"

Slobodan Komljenovic steht gleich in seiner ersten Saison als Trainer im Seniorenbereich vor einer großen Herausforderung. Mit Viktoria Aschaffenburg rangiert der 42-jährige Ex-Profi nach 21 Spieltagen in der Regionalliga Bayern auf dem vorletzten Tabellenplatz. Ein sicherer Nichtabstiegsplatz ist sechs Zähler entfernt. 23 erzielte Tore bedeuten den zweitschwächsten, 49 Gegentreffer den drittschwächsten Wert der Liga.

Bei seiner Arbeit kann Komljenovic auf große Erfahrung zurückgreifen. Insgesamt 210 Erstliga- und 77 Zweitligaeinsätze stehen in seiner Vita. Zu den Vereinen des ehemaligen jugoslawischen Nationalspielers zählten unter anderem Eintracht Frankfurt, der 1. FC Kaiserslautern, 1860 München und der MSV Duisburg. Nach seiner aktiven Karriere arbeitete Komljenovic zunächst als U 19-Trainer beim FSV Frankfurt, ehe er zu Saisonbeginn zum ehemaligen Zweitligisten nach Aschaffenburg wechselte.

Im exklusiven DFB.de-Interview spricht Slobodan Komljenovic mit dem Journalisten Thomas Ziehn über die aktuelle Lage, die Bedeutung von Psychologie, seinen Schwiegervater, den ehemaligen Bundesliga-Kulttrainer Dragoslav Stepanovic, und das Benefizspiel für Olaf Bodden.

DFB.de: Drei Niederlagen in Folge, nur zwei Punkte aus den vergangenen fünf Partien: Ist die Stimmung in Aschaffenburg im Keller, Herr Komljenovic?

Slobodan Komljenovic: Selbstverständlich sind wir aktuell etwas niedergeschlagen. In erster Linie ärgern wir uns über uns selbst. Wir spielen phasenweise guten und konzentrierten Fußball. Uns unterlaufen allerdings zu viele vermeidbare Fehler und wir laden den Gegner regelmäßig zum Toreschießen ein.

DFB.de: Beim jüngsten 1:4 in Ingolstadt war Ihre Mannschaft sogar in Führung gegangen. Was war dann los?

Komljenovic: Wir waren nicht in der Lage, das 1:0 lange zu halten. Der Ausgleich fiel nur wenige Minuten später, begünstigt von einem Aussetzer in unserer Hintermannschaft. Danach haben wir - wie schon häufig in dieser Saison - den Kopf verloren.

DFB.de: Wie kommen die zahlreichen Gegentore zu Stande?

Komljenovic: Es sind meistens individuelle Fehler, die zu Gegentreffern führen. Es ist fast immer ein anderer, der einen Blackout hat. Als Mannschaft schaffen wir es nicht, über 90 Minuten hochkonzentriert zu bleiben. Wir gönnen uns regelmäßig Auszeiten von 20 bis 25 Minuten, in denen der Gegner die Gelegenheit hat, das Spiel zu seinen Gunsten zu entscheiden.

DFB.de: Das sichere "rettende Ufer" ist sechs Zähler entfernt. Wie beurteilen Sie die Lage?

Komljenovic: Wir waren uns schon vor der Saison darüber bewusst, dass es für uns nur um den Klassenverbleib gehen würde. Ganz ehrlich: Mit aktuell sechs Punkten Abstand können wir leben. Bis zur Winterpause sollte der Rückstand aber nicht anwachsen. Im Idealfall gelingt es uns, den Abstand zu verkürzen.

DFB.de: Wo liegen neben der Fehlerquote die Gründe für das bisherige Abschneiden?

Komljenovic: Unsere Torausbeute ist viel zu gering. Wir hatten in fast jeder Partie - mit Ausnahme von vielleicht zwei bis drei Spielen - unsere Chancen. Mit 23 Treffern aus 21 Begegnungen können wir aber nicht zufrieden sein. In nahezu jedem Training arbeiten wir am Abschluss. Durch stetige Wiederholung sollen sich die Stürmer Sicherheit holen.

DFB.de: Was tun Sie gegen die Fehler?

Komljenovic: Die Peitsche bringt in unserer Situation nichts. Die Fehler werden klar angesprochen und analysiert. Dann geht es gleich darum, wieder zu motivieren und die Dinge anzusprechen, die positiv gelaufen sind. Momentan bin ich hauptsächlich als Psychologe gefragt.

DFB.de: Welche Bedeutung hat das Heimspiel am Samstag (ab 14 Uhr) gegen den TSV Buchbach?

Komljenovic: Ich habe die Partie im Vorfeld ganz bewusst als 'Endspiel' bezeichnet. Selbstverständlich weiß ich, dass in der aktuellen Saisonphase noch keine Entscheidung fällt. Sollten wir allerdings verlieren und die Konkurrenz dreifach punkten, würde sich unser Rückstand auf neun Punkte vergrößern. Das wäre dann schon eine Hausnummer. Wir spielen zu Hause, wollen Wiedergutmachung für das 1:4 gegen Ingolstadt betreiben und gewinnen. Meine Spieler sollen durch die Endspiel-Bezeichnung genau wissen, worum es am Samstag geht.

DFB.de: Nach der Partie gegen Buchbach steht nur noch die Begegnung bei Eintracht Bamberg (30. November) auf dem Programm, ehe es in die Winterpause geht. Wie wollen Sie die Unterbrechung nutzen?

Komljenovic: Ich bin froh, dann endlich eine komplette Vorbereitung mit meiner Mannschaft absolvieren zu können. Als ich im Sommer in Aschaffenburg zugesagt hatte, waren es nur noch drei Wochen bis zum Saisonstart und wir hatten fünf Spieler unter Vertrag. Die Mannschaft war dann lediglich eine Woche vor dem Auftaktspiel so gut wie komplett. Es ist uns bis jetzt gelungen, die verschiedenen Spielsysteme reinzubekommen. Körperlich merkt man in jeder Partie den Nachteil, den die quasi nicht vorhandene Vorbereitung verursacht hat. Uns fehlen oft ein paar Prozent, um 90 Minuten ohne zwischenzeitliche Auszeit durchzuziehen.

DFB.de: Denken Sie auch über personelle Verstärkungen nach?

Komljenovic: Das wird schwierig. Unser Finanzrahmen ist eng. Wir müssten Spieler finden, die hineinpassen, uns verstärken und möglicherweise von ihren Vereinen die Freigabe erhalten.

DFB.de: Ist das aktuell die bisher schwerste Zeit für Sie als Trainer?

Komljenovic: Als Trainer der U 19 des FSV Frankfurt hatte ich - mit Ausnahme des Abstiegs aus der A-Junioren-Bundesliga - nur gute Zeiten. Die aktuelle Phase würde ich daher in der Tat als die bisher schwerste Zeit bezeichnen. Ich sehe es aber positiv: Ich sammle derzeit wertvolle Erfahrungen. Außerdem lässt bei uns niemand den Kopf hängen. Die Mannschaft ist willig und in jedem Training sind Fortschritte erkennbar. Der Vorstand zeigt, dass er nach einer Vorsaison mit drei Trainerwechseln Ruhe haben will. Das hilft sehr.

DFB.de: Was ist entscheidend, um am Ende über dem Strich zu landen?

Komljenovic: Ganz wichtig wird sein, wie wir im neuen Jahr aus den Startlöchern kommen. Wenn wir erfolgreich starten, dann schaffen wir auch den Klassenverbleib. Unsere Mannschaft wird im neuen Jahr 2014 stärker sein, weil sie unter anderem an Erfahrung zugelegt haben wird.

DFB.de: Sie waren am vergangenen Sonntag beim Benefizspiel in München für Olaf Bodden dabei. War das eine willkommene Abwechslung?

Komljenovic: Das war eine Riesensache. Bei solchen Spielen merkt man, dass Fußball eben doch nicht nur ein Wirtschaftszweig ist, sondern es auch immer noch familiär zugeht. Es war für mich eine Selbstverständlichkeit, nach München zu fahren - genau wie für viele meiner ehemaligen Weggefährten. Ich habe 90 Minuten durchgespielt. Ein Tor ist mir leider nicht gelungen, aber wir hatten so viel Offensivkräfte auf dem Platz, dass zumindest einer hinten bleiben musste. (lacht)

DFB.de: Was macht eigentlich Ihr bekannter Schwiegervater, der ehemalige Bundesliga-Trainer Dragoslav Stepanovic?

Komljenovic: Ohne Fußball geht es auch bei ihm nicht. Er hat sich zuletzt um eine hessische Auswahlmannschaft für geistig behinderte Menschen gekümmert. Zu Saisonbeginn hat er sich auch einige Heimspiele von Aschaffenburg angeschaut. Sein Urteil damals: Die junge Mannschaft benötigt mehr Erfahrung. Die sammelt sie seitdem in jeder Begegnung. Auch das stimmt mich positiv, dass wir in der Restrunde stärker sein und unser Ziel erreichen werden.

[mspw]

Slobodan Komljenovic steht gleich in seiner ersten Saison als Trainer im Seniorenbereich vor einer großen Herausforderung. Mit Viktoria Aschaffenburg rangiert der 42-jährige Ex-Profi nach 21 Spieltagen in der Regionalliga Bayern auf dem vorletzten Tabellenplatz. Ein sicherer Nichtabstiegsplatz ist sechs Zähler entfernt. 23 erzielte Tore bedeuten den zweitschwächsten, 49 Gegentreffer den drittschwächsten Wert der Liga.

Bei seiner Arbeit kann Komljenovic auf große Erfahrung zurückgreifen. Insgesamt 210 Erstliga- und 77 Zweitligaeinsätze stehen in seiner Vita. Zu den Vereinen des ehemaligen jugoslawischen Nationalspielers zählten unter anderem Eintracht Frankfurt, der 1. FC Kaiserslautern, 1860 München und der MSV Duisburg. Nach seiner aktiven Karriere arbeitete Komljenovic zunächst als U 19-Trainer beim FSV Frankfurt, ehe er zu Saisonbeginn zum ehemaligen Zweitligisten nach Aschaffenburg wechselte.

Im exklusiven DFB.de-Interview spricht Slobodan Komljenovic mit dem Journalisten Thomas Ziehn über die aktuelle Lage, die Bedeutung von Psychologie, seinen Schwiegervater, den ehemaligen Bundesliga-Kulttrainer Dragoslav Stepanovic, und das Benefizspiel für Olaf Bodden.

DFB.de: Drei Niederlagen in Folge, nur zwei Punkte aus den vergangenen fünf Partien: Ist die Stimmung in Aschaffenburg im Keller, Herr Komljenovic?

Slobodan Komljenovic: Selbstverständlich sind wir aktuell etwas niedergeschlagen. In erster Linie ärgern wir uns über uns selbst. Wir spielen phasenweise guten und konzentrierten Fußball. Uns unterlaufen allerdings zu viele vermeidbare Fehler und wir laden den Gegner regelmäßig zum Toreschießen ein.

DFB.de: Beim jüngsten 1:4 in Ingolstadt war Ihre Mannschaft sogar in Führung gegangen. Was war dann los?

Komljenovic: Wir waren nicht in der Lage, das 1:0 lange zu halten. Der Ausgleich fiel nur wenige Minuten später, begünstigt von einem Aussetzer in unserer Hintermannschaft. Danach haben wir - wie schon häufig in dieser Saison - den Kopf verloren.

DFB.de: Wie kommen die zahlreichen Gegentore zu Stande?

Komljenovic: Es sind meistens individuelle Fehler, die zu Gegentreffern führen. Es ist fast immer ein anderer, der einen Blackout hat. Als Mannschaft schaffen wir es nicht, über 90 Minuten hochkonzentriert zu bleiben. Wir gönnen uns regelmäßig Auszeiten von 20 bis 25 Minuten, in denen der Gegner die Gelegenheit hat, das Spiel zu seinen Gunsten zu entscheiden.

DFB.de: Das sichere "rettende Ufer" ist sechs Zähler entfernt. Wie beurteilen Sie die Lage?

Komljenovic: Wir waren uns schon vor der Saison darüber bewusst, dass es für uns nur um den Klassenverbleib gehen würde. Ganz ehrlich: Mit aktuell sechs Punkten Abstand können wir leben. Bis zur Winterpause sollte der Rückstand aber nicht anwachsen. Im Idealfall gelingt es uns, den Abstand zu verkürzen.

DFB.de: Wo liegen neben der Fehlerquote die Gründe für das bisherige Abschneiden?

Komljenovic: Unsere Torausbeute ist viel zu gering. Wir hatten in fast jeder Partie - mit Ausnahme von vielleicht zwei bis drei Spielen - unsere Chancen. Mit 23 Treffern aus 21 Begegnungen können wir aber nicht zufrieden sein. In nahezu jedem Training arbeiten wir am Abschluss. Durch stetige Wiederholung sollen sich die Stürmer Sicherheit holen.

DFB.de: Was tun Sie gegen die Fehler?

Komljenovic: Die Peitsche bringt in unserer Situation nichts. Die Fehler werden klar angesprochen und analysiert. Dann geht es gleich darum, wieder zu motivieren und die Dinge anzusprechen, die positiv gelaufen sind. Momentan bin ich hauptsächlich als Psychologe gefragt.

DFB.de: Welche Bedeutung hat das Heimspiel am Samstag (ab 14 Uhr) gegen den TSV Buchbach?

Komljenovic: Ich habe die Partie im Vorfeld ganz bewusst als 'Endspiel' bezeichnet. Selbstverständlich weiß ich, dass in der aktuellen Saisonphase noch keine Entscheidung fällt. Sollten wir allerdings verlieren und die Konkurrenz dreifach punkten, würde sich unser Rückstand auf neun Punkte vergrößern. Das wäre dann schon eine Hausnummer. Wir spielen zu Hause, wollen Wiedergutmachung für das 1:4 gegen Ingolstadt betreiben und gewinnen. Meine Spieler sollen durch die Endspiel-Bezeichnung genau wissen, worum es am Samstag geht.

DFB.de: Nach der Partie gegen Buchbach steht nur noch die Begegnung bei Eintracht Bamberg (30. November) auf dem Programm, ehe es in die Winterpause geht. Wie wollen Sie die Unterbrechung nutzen?

Komljenovic: Ich bin froh, dann endlich eine komplette Vorbereitung mit meiner Mannschaft absolvieren zu können. Als ich im Sommer in Aschaffenburg zugesagt hatte, waren es nur noch drei Wochen bis zum Saisonstart und wir hatten fünf Spieler unter Vertrag. Die Mannschaft war dann lediglich eine Woche vor dem Auftaktspiel so gut wie komplett. Es ist uns bis jetzt gelungen, die verschiedenen Spielsysteme reinzubekommen. Körperlich merkt man in jeder Partie den Nachteil, den die quasi nicht vorhandene Vorbereitung verursacht hat. Uns fehlen oft ein paar Prozent, um 90 Minuten ohne zwischenzeitliche Auszeit durchzuziehen.

DFB.de: Denken Sie auch über personelle Verstärkungen nach?

Komljenovic: Das wird schwierig. Unser Finanzrahmen ist eng. Wir müssten Spieler finden, die hineinpassen, uns verstärken und möglicherweise von ihren Vereinen die Freigabe erhalten.

DFB.de: Ist das aktuell die bisher schwerste Zeit für Sie als Trainer?

Komljenovic: Als Trainer der U 19 des FSV Frankfurt hatte ich - mit Ausnahme des Abstiegs aus der A-Junioren-Bundesliga - nur gute Zeiten. Die aktuelle Phase würde ich daher in der Tat als die bisher schwerste Zeit bezeichnen. Ich sehe es aber positiv: Ich sammle derzeit wertvolle Erfahrungen. Außerdem lässt bei uns niemand den Kopf hängen. Die Mannschaft ist willig und in jedem Training sind Fortschritte erkennbar. Der Vorstand zeigt, dass er nach einer Vorsaison mit drei Trainerwechseln Ruhe haben will. Das hilft sehr.

DFB.de: Was ist entscheidend, um am Ende über dem Strich zu landen?

Komljenovic: Ganz wichtig wird sein, wie wir im neuen Jahr aus den Startlöchern kommen. Wenn wir erfolgreich starten, dann schaffen wir auch den Klassenverbleib. Unsere Mannschaft wird im neuen Jahr 2014 stärker sein, weil sie unter anderem an Erfahrung zugelegt haben wird.

DFB.de: Sie waren am vergangenen Sonntag beim Benefizspiel in München für Olaf Bodden dabei. War das eine willkommene Abwechslung?

Komljenovic: Das war eine Riesensache. Bei solchen Spielen merkt man, dass Fußball eben doch nicht nur ein Wirtschaftszweig ist, sondern es auch immer noch familiär zugeht. Es war für mich eine Selbstverständlichkeit, nach München zu fahren - genau wie für viele meiner ehemaligen Weggefährten. Ich habe 90 Minuten durchgespielt. Ein Tor ist mir leider nicht gelungen, aber wir hatten so viel Offensivkräfte auf dem Platz, dass zumindest einer hinten bleiben musste. (lacht)

DFB.de: Was macht eigentlich Ihr bekannter Schwiegervater, der ehemalige Bundesliga-Trainer Dragoslav Stepanovic?

Komljenovic: Ohne Fußball geht es auch bei ihm nicht. Er hat sich zuletzt um eine hessische Auswahlmannschaft für geistig behinderte Menschen gekümmert. Zu Saisonbeginn hat er sich auch einige Heimspiele von Aschaffenburg angeschaut. Sein Urteil damals: Die junge Mannschaft benötigt mehr Erfahrung. Die sammelt sie seitdem in jeder Begegnung. Auch das stimmt mich positiv, dass wir in der Restrunde stärker sein und unser Ziel erreichen werden.